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Zitat von psychomum:
ich überlege aber die Rentenversicherung zu informieren. Ich hab wirklich ganz viel Negatives dort erlebt...


Das würde ich an deiner Stelle auch tun. In einer Rehaklinik dürfte so etwas nicht vorkommen. Ich habe vor 12 Jahren eine Reha gemacht. Das war wie in einem Hotel. Man konnte kommen und gehen wie man wollte, nur musste man um 22 Uhr drin sein, weil man sonst nicht mehr reinkam. Nur die Patienten, die wegen Spielsucht da waren, durften die ersten 4 Wochen das Gelände nicht verlassen. Die Zimmer wurden täglich vormittags geputzt, aber sonst kam keiner rein. Man konnte sich auch außerhalb der Therapien in sein Zimmer zurückziehen und dort stundenlang ungestört sein, was ich auch praktiziert habe.

@Natascha40

also ich darf meinen sohn theoretisch jeden tag sehen, ich habe keine auflage oder sowas...ich wohne nur 700 km entfernt von ihm und die reha ist 9 km von meinem sohn entfernt... das zerreißt mich und zermürbt mich, ich weiß nichr ein noch aus...ich hatte mich aus einer gewaltbeziehung gelöst und mein ex hat gedroht mir mein kind zu nehmen...jetzt hat er es geschafft und ich bin einfach am ende, weil ich mir mehr hilfe auf reha gewünscht hatte diesbezüglich...

ich war jetzt 11 stunden unterwegs nach hause...ich muss freitag wieder los...ich kann nicht mehr

A


Wie viel Privatsphäre benötigt ihr?

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Hallo Psychomum,

es tut mir wirklich leid, dass das so gelaufen ist bzw. noch läuft, ich wünsche Dir ganz viel Kraft dafür, die restliche Reha gut zu Ende zu bringen!

In Anbetracht Deiner Gesamtsituation denke ich persönlich auch, dass es das Beste wäre, die Reha jetzt einfach in der Klinik da bis zum Ende durchzuziehen, nach 10 Wochen und der Situation mit Deinem Sohn macht ein Wechsel wirklich wenig Sinn.

Vielleicht wäre ja Folgendes ein hilfreicher Gedanke für Deine aktuelle Situation: Trenne die zwei Themenbereiche gedanklich voneinander ab. Themenbereich 1 ist Dein Sohn, ihn zu sehen etc., Themenbereich 2 ist Deine persönliche Therapie mit Traumabearbeitung usw..

Du kannst die Zeit in der Reha dort nutzen, um weiter Zeit mit Deinem Sohn zu verbringen / ihn dort nochmal zu treffen. Du konzentrierst Dich einfach nur darauf, klammerst alle anderen (therapeutischen) Themen gedanklich erstmal aus. Durch die geographische Nähe zu Deinem Sohn kannst Du zumindest etwas Profit aus dem Aufenthalt ziehen, die Aufarbeitung therapeutischer Themen (wie Trauma etc.) kannst Du auf einen anderen Aufenthalt (in einer anderen Klinik während eines anderen Aufenthalts) verschieben. Therapeutisch wird in Deiner aktuellen Klinik nicht so mit Dir gearbeitet, wie Du es gebraucht hättest. Daran wird sich wohl auch nichts mehr ändern, was schade ist, aber wenn Du Dich auf Deinen Sohn konzentrierst, ist das vielleicht leichter auszuhalten.

Für Dich persönlich kannst Du dann, wenn sich die Situation mit Deinem Sohn etwas mehr geklärt hat, einen Klinikaufenthalt planen, in dem es primär um Deine Traumabearbeitung geht. Und dafür kannst Du Dir dann eine Klinik suchen, die darauf spezialisiert ist, geographisch unabhängig von der Nähe zu Deinem Sohn, weil es in dem Aufenthalt dann primär um Deine Traumata und deren Behandlung geht.

Was ich damit meine: Auch wenn Du aktuell noch in der Reha bist: Richte Deinen Blick schonmal auf die therapeutische Möglichkeiten nach diesem Aufenthalt. Der jetzige Aufenthalt war ja nicht ganz umsonst, Du schriebst ja auch, dass Du trotz allem etwas stabiler geworden bist, und Du konntest Deinen Sohn sehen. Mehr ist hier vielleicht einfach nicht zu erreichen.

Vielleicht nimmt Dir die gedankliche Trennung dieser Themen etwas von dem Druck, unter dem Du stehst.

Klar, solche Klinikaufenthalte fallen einem nicht einfach in den Schoß, der Weg von Beantragung-Genehmigung-Aufnahme kann mühsam und zäh sein, aber es ist machbar, und auch wenn man mal etwas länger warten muss, irgendwann kommt die Aufnahme.

Vielleicht war der Plan, die Traumatherapie und die Situation/ die Treffen mit Deinem Sohn zu kombinieren, zwar theoretisch sinnvoll, aber für die praktische Umsetzung vielleicht eh etwas ambitioniert. Man neigt ja dazu, solche Klinikaufenthalte sehr vollzupacken, was die therapeutischen Ziele angeht (gerade weil er Weg dorthin recht steinig sein kann), aber mit dieser Überfrachtung tut man sich meistens keinen Gefallen.

Mir passiert das auch immer wieder, ich war schon mehrmals über 12 Wochen in Kliniken, und jedesmal wieder nehme ich mir für einen Aufenthalt einfach zu viel vor und verzweifele dann daran, dass ich nicht alles umgesetzt bekomme, setzte mich damit unter Druck.
Dass jetzt zusätzlich die Klinik so eigenartige Vorgehensweisen hat, ist natürlich echt doof, aber jetzt aktuell auch nicht zu ändern, da ein Wechsel keine realistische Möglichkeit ist. Du hast jetzt 10 Wochen durchgehalten, den Rest schaffst Du auch noch, ganz bestimmt !
(Und die Möglichkeit, die Rentenversicherung hinterher über diese Klinik zu informieren, bleibt Dir ja auch noch immer.)

Alles Liebe
LG Silver

Mir wäre das definitiv auch zu viel. Urinprobe okay, aber einfach so ins Zimmer kommen, oder kontrolliert werden wenn man nicht da ist. Ne, das hat nicht mal meine Mutter gemacht, als ich 12 war !
Regeln schön und gut, aber das ginge mir viel zu weit !

@Lottimotti:

Ich verstehe total, was Du meinst, in diesem Krankenhaus scheint der Umgang mit den Patienten wirklich nicht ideal zu sein. Was Psychomum beschrieben hat, klingt an so einigen Stellen wirklich suboptimal und lässt Fingerspitzengefühl vermissen.
Machtmissbrauch ist immer furchtbar und verabscheuungswürdig.

Aber auch in Krankenhäusern, in denen respektvoll mit den Patienten umgegangen wird, gelten viele Regeln.
Man sollte grundsätzlich nicht vergessen (und damit beziehe ich mich ganz ausdrücklich nicht auf Psychomum):

Man ist dort in einem Krankenhaus. Das Krankenhaus hat eine gewisse Verantwortung für einen. Und ist, ganz nebenbei, auch haftbar für bestimmte Dinge, die passieren. Man begibt sich (im Rahmen von Psychosomatik/Reha/offenen Stationen) freiwillig für eine bestimmte Zeit in ein gesichertes Umfeld, in welchem bestimmte Regeln gelten müssen. Diese Regeln stellen sicher, dass alle Patienten sich dort sicher fühlen können.

Das Problem ist, dass viele dieser Einrichtungen wirklich eher wie Hotels aussehen und genau dieses Gefühl vermitteln wollen, aber es sind trotzdem immer noch Krankenhäuser. Manche Patienten vergessen das dort manchmal leider (nochmal: damit beziehe ich mich in keinster Weise auf irgendjemanden aus diesem Forum) und benehmen sich dementsprechend auf eine Art und Weise, die andere Patienten damit in Problemlagen bringen.

Es ist für Erwachsene teilweise schwierig, plötzlich wieder Regeln befolgen zu müssen als sei man ein Teenager (vor allem dann, wenn diese schlecht kommuniziert und unsensibel umgesetzt werden), aber es geht an einigen Stellen nicht anders. Ich betone nochmal: Ich denke auch, dass das alles mit Fingerspitzengefühl erfolgen sollte, aber im Grundsatz sind bestimmte Regeln einfach notwendig. Auf engem Raum leben dort viele Menschen mit verschiedensten psychischen Problemen zusammen, das geht nur mit ein paar Regeln und leider auch nur mit Kontrollen.
Es dient der Sicherheit aller.
Wie gesagt, nochmal: Ja, Fingerspitzengefühl ist wichtig, das sehe ich definitiv auch so!

Die Gratwanderung zwischen Sicherheit/ Fürsorge auf der einen Seite und Kontrolle/ unverhältnismäßiger Bevormundung auf der anderen Seite ist schwierig.

Ich habe sehr, sehr viel Zeit stationär verbracht, und ich habe auch die Kehrseite dieses Aspekts kennengelernt.
Sprich: Was passieren kann, wenn nicht ausreichend kontrolliert wird.
Ich habe Mitpatienten erlebt, die
- sich betrunken geprügelt haben
- die Tabletten in ihrem Zimmer gehortet haben und dann, im Affekt, Mist damit gebaut haben
- die aus dem Fenster springen wollten
- die unter Dro. andere Mitpatienten angegriffen haben (schwer)
- die der Meinung waren, sie könnten verordnete Klinik-Medikamente mit selbstständig dazugekauften Medis
mischen (ging schief)
- die in ihrem Zimmer zusammengebrochen sind, dort sehr lange lagen und es erst sehr spät entdeckt wurde,
eben weil niemand überprüft hat, wo derjenige war
- die in einem Zustand von Verzweiflung die Klinik verlassen haben, mit dem Vorsatz, sich etwas anzutun, hätte
man das nicht bemerkt und die Person nicht gesucht, wäre das schiefgegangen
- die sich nachts durch mehrer Betten
Trigger

geschlafen

haben, weil sie keine Kontrolle über sich hatten und andere das
ausgenutzt haben
- die in ihren Zimmern total ausgerastet sind oder versuchten, sich schwer zu verletzen oder
Trigger

umzubringen



Für die eigene Sicherheit und die Sicherheit der Mitpatienten haben viele der Regeln, die bestehen, ernsthafte und sinnvolle Hintergründe, auch wenn die sich manchmal nicht auf den ersten Blick erkennen lassen.
Gerade als schwer traumatisierter Mensch ist es wichtig, dass man sich im stationären Umfeld sicher fühlen kann, auch wenn viele andere Patienten mit psychischen Problemen um einen herum sind. Es ist mehr als unangenehm, wenn man nachts auf dem Gang auf dem Weg zur Pflege-Station auf einen Patienten trifft, von dem man weiß, dass er Impuls-Kontroll-Probleme hat und dabei zu merken, dass dieser total betrunken ist. Es ist sehr belastend, wenn man weiß, dass ein gefährdeter Mitpatient große Mengen an Medikamenten auf dem Zimmer gelagert hat usw. usw....

Und trotzdem sollte es selbstverständlich sein (was es leider nicht immer ist), das das Klinikpersonal die Anstandsregeln normalen menschlichen Umgangs miteinander einhält, die Patienten als normale erwachsene Menschen wahrnimmt und dementsprechend behandelt. Respekt ist das Zauberwort. Übrigens gegenseitig. Ich habe auch andersherum erlebt, wie sich Patienten unglaublich schlecht benommen haben und die Verantwortung dann einfach auf ihre Erkrankung geschoben haben, als sei diese ein allgemeingültiger Freifahrtschein für schlechtes Benehmen. Das geht auch nicht.

Es bedingt sich gegenseitig.

Ich finde es oftmals echt interessant, wie man schon nach kurzer Zeit spüren kann, wie das allgemeine Klima in einer Klinik ist. Wie der Umgang zwischen Menschen ein Klima schafft, in das alle einstimmen. Wenn das Personal untereinander respektvoll und höflich miteinander umgeht, vom Chefarzt bis zur Reinigungskraft, und so auch der Ton gegenüber den Patienten ist, so sind auch die Patienten viel entspannter und zugänglicher, neigen eher dazu, sich ebenfalls freundlich und höflich zu benehmen. Ist die Stimmung gestresst und angespannt (Überarbeitung des Personals, schlechte Kommunikation von den Chefs nach unten usw.), dann führt das oftmals auch schnell zu Spannungen zwischen den Patienten oder den Patienten und dem Personal. Man kennt den Effekt aus dem normalen Leben ja auch, aber in einer Klinik ist der Effekt nochmal stärker, da viele psychisch belastete Menschen oftmals empfänglicher für solche Schwingungen sind und oftmals stark darauf reagieren.

LG Silver

Zitat von silverleaf:
@Lottimotti: Ich verstehe total, was Du meinst, in diesem Krankenhaus scheint der Umgang mit den Patienten wirklich nicht ideal zu sein. Was ...

Du hast absolut recht !
Warscheinlich liegt es wirklich daran, das die Chemie dort nicht stimmt, zwischen Klinik/Therapeuten und dem Threadersteller ?!

Zitat von silverleaf:
Gerade als schwer traumatisierter Mensch ist es wichtig, dass man sich im stationären Umfeld sicher fühlen kann, auch wenn viele andere Patienten mit psychischen Problemen um einen herum sind. Es ist mehr als unangenehm, wenn man nachts auf dem Gang auf dem Weg zur Pflege-Station auf einen Patienten trifft, von dem man weiß, dass er Impuls-Kontroll-Probleme hat und dabei zu merken, dass dieser total betrunken ist. Es ist sehr belastend, wenn man weiß, dass ein gefährdeter Mitpatient große Mengen an Medikamenten auf dem Zimmer gelagert hat usw. usw....

In Rehakliniken werden solche Patienten gar nicht es aufgenommen. Dort geht es um die Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit und dafür muss man rehafähig sein. Wer akut psychisch krank ist, wird nicht zugelassen.

Zitat von Schlaflose:
In Rehakliniken werden solche Patienten gar nicht es aufgenommen. Dort geht es um die Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit und dafür muss man rehafähig sein. Wer akut psychisch krank ist, wird nicht zugelassen.


Das ist so, wie Du es formuliert hast, leider nicht ganz zutreffend oder zu wenig differenziert dargestellt:

1) Die häufig anzutreffende Klinikgestaltung:
In sehr vielen Kliniken sind mehrere Klinikbereiche unter einem Dach, nur durch eine offene Flurtür (und nur bei den Schlafbereichen) getrennt. Das bedeutet, das Reha-Patienten mit Patienten aus den akut-psychosomatischen Abteilungen durchaus viel gemeinsame Zeit verbringen und viele Berührungspunkte haben, man geht zur selben Rezeption, in denselben Speisesaal, sitzt in derselben Lobby/ im selben Café zusammen, nutzt dieselben Außenanlagen und dieselbe Pflege-Zentrale, zum Teil hat man sogar gemeinsam Therapien (bestimmte Gruppentherapien). Bei dieser häufig anzutreffenden Klinik-Gestaltung greift Dein Argument also nicht.

2) Es stimmt einfach nicht, dass es unter den Reha-Patienten keine traumatisierten Patienten gibt. Viele traumatisierte Menschen sind trotz ihres Traumas arbeitsfähig bzw. Reha-fähig, arbeiten in einer Reha an der Wiederherstellung ihrer Arbeitsfähigkeit. Ein Trauma-Patient in einer Klinik macht nicht immer nur Trauma-Therapie, oftmals werden auch andere komorbide Erkrankungen wie z.B.Depressionen behandelt. Nicht wenige traumatisierte Menschen haben ein Arbeitsumfeld, dass sich auch mit einer PTBS oder ähnlichen Traumafolgestörungen durchaus vereinbaren lässt, und solche Patienten findet man durchaus auf Reha-Stationen, ich kenne mehrere davon persönlich. Eine Traumafolgestörung produziert nicht immer akut 24h am Tag nicht-aushaltbare Symptome. Sie ist zwar immer da, aber, ähnlich einer Persönlichkeitsstörung, durchaus auch phasenweise gut zu bewältigen, was es nicht wenigen traumatisierten Menschen durchaus möglich macht, ihrem Beruf nachzugehen und somit auch für diesen in einer Reha-Maßnahme wieder fit gemacht zu werden.

@silverleaf dankeschön, genauso hab ich mir es die tage auch schon überlegt...

vielen dank!

@silverleaf genau...ich bin jetzt auch in einer traumagruppe dort...es geht aber nur um stabilisierung...ich könnte mich dort aber niemals öffnen bezüglich solcher themen...

die klinik nimmt auch traumapatienten auf...kann aber nicht damit umgehen leider

ich konnte mich zuhause sehr gut erholen, und würde so gerne hieebleiben...es ist sooo angenehm..

gestern stieß mein sohn einen Hilfeschrei aus, ihm gehts schlecht er hat klebstoff geschnüffelt und hat nun halluzinationen...seit 3 wochen, er meinte er hat mich lieb und ich soll nichts seinem vater sagen...er wollte es heute ansprechen, hats noch nicht gemacht, aber morgen dann...

das zerreißt mich ebenfalls, niemand wollte sehen wie es ihm geht, ich hatte ja übertrieben hieß es und nun ist alles eskaliert...der arme, ich hoffe alles wird gut.

ich fahr morgen wieder zurück in die horrorklinik...FÜR meinen Sohn.

viele grüße

Zitat von silverleaf:
2) Es stimmt einfach nicht, dass es unter den Reha-Patienten keine traumatisierten Patienten gibt.

Aber nicht solche, die akut an den Folgen eines Traumas leiden und dadurch gar nicht in der Lage sind, das stramme Rehaproramm mutzumachen.
Ich war 8 Wochen in einen reinen Rehaklinik und habe nichts Derartiges, wie du es beschrieben hast, erlebt. Bei vielen Patienten habe ich mich sogar gefragt, was sie da überhaupt suchten. Da gab es viele, die abends in die nahegelegene Kneipe gingen, andere die jeden Tag in die Stadt zum Shopping fuhren, die klinikeigene Cafeteria waren immer voll mit vergnügten Menschen usw.

Ich empfand es immer als lästig, von vielen Menschen umgehen zu sein. Und weitergebracht hat mich eine Reha auch nicht, vielleicht für den Moment, weil ich mich irgendwie sicher fühlte, aber diese Gruppengeschichten waren für mich immer der Horror. Allerdings konnte ich mich zurück ziehen und es wurde auch nicht kontrolliert, außer einmal nach einer Aufgabe, die mir aufgetragen wurde:
Wegen meinen Zwänge sollte ich zerknülltes Zeitungspapier überall im Zimmer verteilen und bis morgens liegen lassen...am nächsten Tag kamen etwa 4 oder 5 Ärzte/Therapeuten, wer auch immer und haben mich sehr gelobt. Ich hatte ein großes Fragezeichen und musste innerlich lachen. Wie das war's jetzt und meine Zwänge sind erledigt... ich habe sie immer noch, aber sie machen mir nichts aus. Ich mache gern sauber und habe es gern ordentlich, es ist fast wie bei Monk, aber nicht ganz so extrem. Ich frage mich, ob das überhaupt Zwänge sind...für mich ist es schon normal und ich leide nicht darunter...
Die Privatsphäre hielt sich in Grenzen, aber in seiner Freizeit konnte man machen, was man wollte..

Zitat von Schlaflose:
Aber nicht solche, die akut an den Folgen eines Traumas leiden und dadurch gar nicht in der Lage sind, das stramme Rehaproramm mutzumachen. Ich war 8 Wochen in einen reinen Rehaklinik und habe nichts Derartiges, wie du es beschrieben hast, erlebt. Bei vielen Patienten habe ich mich sogar gefragt, was sie da überhaupt ...


Leider wieder zu verallgemeinert und geht leider auch am eigentlichen Punkt der Diskussion etwas vorbei.

Was ich schrieb war Folgendes: In vielen Kliniken (nicht in allen!) gibt es gemischte Patientengruppen aus Reha-Patienten und akut-psychosomatischen Patienten, womit ich mich explizit auf diese allgemein sehr verbreitete Mischform bezogen habe.

Was ich des Weiteren schrieb, war, dass nicht alle traumatisierten Patienten gleich sind (logischerweise). Es gibt welche, bei denen die Symptome gerade sehr akut sind, die wären dann wohl eher im psychosomatischen Teil einer Klinik anzutreffen, und es gibt welche, die ihre Trauma-Symptome gerade gut im Griff haben und die sich auf die Wiedereingliederung vorbereiten, die wären dann wohl eher im Reha-Teil der Klinik anzutreffen.

Der Ausgangspunkt der Diskussion war ja aber die Fragestellung, inwieweit in Kliniken die Balance zwischen Regeln, Kontrollen, Selbstverantwortung und Fürsorge handhaben, wieviel Kontrolle für das Sicherheitsgefühl aller notwendig ist, wann Regeln und Kontrolle vielleicht in Bevormundung und Übergriffigkeit umschlagen und wann sie hilfreich und haltgebend sind.

Und mein Punkt war: In Kliniken mit gemischten Patientengruppen ist ein gewisser Grad an Regeln und Kontrolle notwendig, damit alle sich sicher aufgehoben fühlen können. Damit jeder weiß, dass er/sie nachts ohne Angst zur Pflegezentrale gehen kann. Damit man sich nicht ständig Sorgen um die Mitpatienten haben muss, denen es gerade schlecht geht, weil man weiß, dass das Team das im Blick und im Griff hat. Damit jeder weiß, dass alle sich an die Regeln für Medikamente, Alk. und Dro.gen etc. halten.

Und natürlich kann in einer reinen Rehaklinik, die z.B. keine Substanzmissbrauchler oder sonstwie schwierige Patienten aufnimmt, ein etwas lockereres Regelwerk gelten und die Kontrollen geringer ausfallen als in einer gemischten Klinik mit Patienten mit leicht erhöhten Risiko-Faktoren (Risiko mal in Anführungszeichen, da die wirklichen Risiko-Patienten eher in der Psychiatrie anzutreffen sind, in einer psychosomatischen Klinik muss noch immer eine gewisse Funktionalität und Eigenverantwortlichkeit des Patienten gegeben sein, ist das nicht der Fall, wird man verlegt). Aber wenn man als Reha-Patient in einer gemischten Klinik ist, findet man es doch sicherlich auch beruhigend, wenn man weiß, dass auf die Patienten aus dem akut-psychosomatischen Teil ein Auge gehabt wird.

Und andersherum kann es für den stabilen traumatisierten Patienten, der in der Reha-Maßnahme seine Arbeitsfähigkeit wieder herstellen möchte, durchaus zum Problem werden, wenn die anderen stabileren Patienten sich benehmen, als seien sie auf Urlaub, ständig über die Strenge schlagen und niemand das kontrolliert oder jemand vom Personal etwas dagegen tut. Das ist einfach unangenehm und therapieschädigend.

(Und, nur am Rande erwähnt: Was das stramme Reha-Program angeht: Hast Du mal die Therapiepläne von Reha-Patienten und Patienten einer psychosomatischen Station miteinander verglichen? Du würdest Dich wundern! Die psychosomatischen Patienten haben sehr viel vollere Therapiepläne als die Reha-Patienten, sehr viel vollere. Da ich viel Zeit in gemischten Kliniken verbracht habe, kann ich sagen, dass das auf jeden für diese Klinik galt, wir haben da häufiger mal Therapiepläne miteinander verglichen, einige Reha-Patienten haben echt mit dem Gedanken gespielt, die Reha abzubrechen und als Akut-Patient wiederzukommen, da das Therapieprogramm der Akut-Patienten so viel intensiver war. Der Kostenträger ist ja ein anderer, und der Kostenträger der Reha-Maßnahmen hat pro Tag deutlich weniger Therapie-Bausteine genehmigt, von der Gesamtdauer des Aufenthalts ganz zu schweigen. Die Reha-Patienten fühlten sich dort echt wie Schmalspur-Patienten, was mir immer sehr leid tat.
Der Grundgedanke dahinter war wohl so ähnlich wie (es hat mal jemand nachgefragt, warum das so ist): Die Reha-Patienten sind ja alle recht stabil, stehen alle kurz vor der Wiedereingliederung und brauchen daher keine so intensive Therapie wie die akut-Patienten. Ob das so wirklich zutrifft oder gerecht ist, sei dahingestellt, das war auf jeden Fall die Antwort, die gegeben wurde.)

Mit strammem Programm meinte ich nicht nur das Therapieprogramm an sich, sondern auch die Teilnahmepflicht. Wer nicht regelmäßig bei seinen Veranstaltungen erschien, wurde vorzeitig heimgeschickt. Und dann auch die Tatsache, dass nur wenige Ärzte und Psychiater da waren, hauptsächlich Psychologen. Nachts war niemand, da außer einer Nachtschwester. Das kann man bei akut psychisch Kranken nicht bringen. Wenn jemand nachts eine Panikattacke oder so bekam, war niemand da. Im Notfall musste ein Krankenwagen geholt werden und den Patienten ins nächste Krankenhaus oder in die Psychiatrie bringen. Kam wohl zwei,dreimal vor, während ich da war. Aber ich bin halt davon ausgegangen, dass Rehakliniken immer alleinstehend sind, so wie meine es war. Zum Glück, sonst wäre ich ausgerastet. Ich hätte manche Mitpatienten auch so schütteln können, so wie sie sich angestellt haben

Zitat:
Schlaflose: Nachts war niemand, da außer einer Nachtschwester.


@Schlaflose
Wow, nur eine Nachtschwester , das ist wirklich heftig!

Bei uns war abends und nachts zum Glück immer ein Arzt (mit psychologischer Ausbildung) vor Ort, den man in Notfällen ansprechen konnte (auch nicht gerade viel für eine sehr große Klinik, aber immerhin ), die Pflegestation war mit ungefähr 6 Krankenschwestern/-pflegern besetzt, die auch regelmäßig ihre Runden durch das Krankenhaus gedreht haben. Der Großteil des therapeutischen Personals (Therapeuten, Ärzte, Co-Therapeuten) hatte gegen frühen Abend Feierabend. Falls jemand heftigere Probleme bekommen hat, wurde derjenige auch, nach einem ersten Gespräch mit dem Arzt, oftmals per Krankenwagen in die Psychiatrie überstellt (kam häufiger vor, eigentlich so gut wie jeden zweiten Tag).

Eine Teilnahmepflicht hatten wir auch, man konnte sich aber von den Therapeuten auch mal freistellen lassen (man musste dann halt den Therapeuten erklären, warum man nicht teilnehmen kann). Wenn das aber häufiger vorkam, gab es Gespräche und dann wurde auch oft entlassen, mit der Begründung: aktuell nicht therapiefähig (oder therapiewillig, das gab es auch).

Und definitiv hätte ich in der Klinik nachts nicht ohne entsprechendes Personal sein wollen, das hätte mir Angst gemacht, das gebe ich zu. Auch wenn es nur eine psychosomatische Klinik und keine Psychiatrie war, gab es da öfters mal den einen oder anderen Mitpatienten, bei dem ich mir einfach unsicher war, was die Eigen- oder Fremdgefährdung anging. Es war einfach gut zu wissen, dass im Notfall Leute da waren, die sofort helfen konnten. Auch bei mir selber kann es mal wirklich schwierig werden, da stehe ich auch zu, gerade nachts. Eigengefährdung ist da durchaus ein Thema. Ohne anwesenden Arzt wäre das tatsächlich nicht machbar, da gebe ich Dir absolut recht.

Oftmals ist es ja nur ein Gefühl, das einen verunsichert, aber manchmal halt auch nicht (so wie in meinen beschriebenen Beispielen).
Inzwischen habe ich tatsächlich auch die andere Seite kennengelernt, gehöre inzwischen zu einer der Station, vor der die anderen Stationen fast Angst haben (oder zumindest gewisse Vorbehalte, um es vorsichtig auszudrücken), da erlebt man auch schräge Sachen. Als wäre jeder Patient mit Persönlichkeitsstörung eine tickende Zeitbombe . Ich bin nun wirklich harmlos (und sehe auch harmlos aus ), und trotzdem habe ich manchmal recht heftige Reaktionen auf mich erlebt (ohne etwas gemacht zu haben, nur den Raum betreten bei einer stationsübergreifenden Gruppe), von Mitpatienten, die einfach nur voller Vorurteile waren. Ich versuche, das mit Humor zu nehmen, habe durchaus einige Kontakte zu Patienten von anderen Stationen, und es ist immer recht amüsant, wenn ich mit denen irgendwo zusammenstehe/ mich unterhalte, dann jemand von deren Station hinzukommt und erstmal schön über meine Station herzieht (ohne zu wissen, dass ich dort Patientin bin), bis dann die Frage kommt: Und, von welcher Station kommst Du? Die Gesichter sind oftmals unbezahlbar...

Hallo, sehr interessant was hier so geschrieben wird, danke für die Erfahrungsberichte.

Zu mir und dem Thema Privatsphäre folgendes:

Ich konnte mich gestern doch noch überwinden zur Klinik zu fahren, aber nur um mit meinem Sohn zu sprechen, weil er ja diesen Hilferuf an mich abgesetzt hatte, wegeb seinen Halluzinationen als ich Zuhause war.

Nun war es so, dass ich Zuhause wegen meines Nervenzusammenbruches eine Beruhigungstablette genommen hatte (Tavor) sonst hätte ich das alles nicht geschafft... nach 9 Stündiger Fahrt kam ich gestern abend in der Reha Klinik an. Meine Therapeutin wollte eigentlich warten, musste dann aber wohl doch los und rief mich per Telefon an, ich teilte ihr mit, dass ich eine Tavor nehmen musste, und sie sagte sie sagt der medizinischen Zentrale bescheid und die reden dann mit mir darüber....

Ich kam dann hier an und mir wurde gesagt ich bekomm meine Zimmerkarte erstmal nicht wieder(die Karte wird auch benötigt um ins Haus zu kommen usw....) und muss das ganze Wochenende im Wachzimmer verbringen. Dort wird das Handy abgegeben, man darf nur unter Aufsicht rauchen, man darf nicht zum Essen gehen, nur auf dem Zimmer und nicht mit den Mitpatienten....

Ich fing an zu weinen, weil ich meinte ich muss zu meinem Sohn etc. und wenn ich das Wochenende ins Wachzimmer muss, fahr ich sofort nach Hause....ich wär dann zu meinem Sohn und dann zurückgefahren...

Es wurden dann Lockerungen vereinbart, ich darf essen gehen und heute zu meinem Sohn.

Mir gehts aber wieder schlechter, ich will auf mein Zimmer...mir gehts hier noch dreckiger, ich fühl mich in diesem Zimmer nicht wohl und dann diese Kameras, die Nachts auch noch leuchten...Hilfe

Die beiden Mitpatientinnen mit denen ich mich gut verstehe kommen erst Sonntag abend wieder, ich wollte mich dann irgendwie ablenken und jetzt fühl ich mich richtig schlecht gerade und muss gleich zu meinem Sohn, mir geht die Kraft aus...

liebe Grüße
Sponsor-Mitgliedschaft

sie meinten ich habe einen Rückfall gehabt...ich habe die Tabletten aber für Notfälle verschrieben bekommen...und bin NICHT abhängig...lächerlich einfach....ich konnte die Angstzustände aber nicht mehr aushalten zuhause in die Psychiatrie hätte ich auch nicht gehen können Zuhause, da meine Koffer ja noch hier stehen und mal eben zurückfahren geht auch nicht, wegen der langen Fahrt und ich hatte die Fahrkarte schon gebucht gehabt... ich hab auch keine Bedarfsmedis mitbekommen, weil man das vorher beantragen hätte müssen...das hat mir aber niemand gesagt

Die Mitpatienten stehen zu mir...

Ich bin ausgelaugt und könnte nur schlafen gerade...

viele Grüße

Achso ja das Zimmer hier wird von 2 Kameras überwacht...ich fühl mich nicht wohl hier...

Zitat von psychomum:
ich teilte ihr mit, dass ich eine Tavor nehmen musste, und sie sagte sie sagt der medizinischen Zentrale bescheid und die reden dann mit mir darüber....

Warum hast du es ihr denn überhaupt gesagt?
Als ich in der Reha war, hat man uns unsere eigenen Medikamente abgenommen, die man mithatte, und man bekam täglich seine Ration von ADs ausgeteilt und bei den Schlaftabletten und Benzos musste man betteln gehen. Ich habe mir dann einfach wieder von zuhause welche mitgebracht und einfach genommen, wenn ich sie brauchte.

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Prof. Dr. med. Thomas Hillemacher
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