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Vielleicht schreibst du es lieber in eine Art Tagebuch. Dann kannst du in schlechten Momenten mal nachlesen wie du in guten Momenten gedacht hast. Du könntest das zum nächsten Termin mitnehmen und vorlesen.
Freu dich doch erstmal nur für dich, dass du es nun soweit geschafft hast.
Sei stolz und freu dich auf den nächsten Termin.

Ich kann mich nicht freuen so wirklich, weil ich ja noch nichts getan habe und ich Angst habe vor heftigen Übertragungsgefühlen wie bei meiner Sozialarbeiterin...da bin ich aufm Gute Wege hin, und dass ich am Ende noch mehr verletzt bin und Angst habe vorm Alleine dastehen, das ich abhängig werde....

A


Wie schätzt ihr meine Therapeutin ein/Situation ein?

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Zitat von Julia10000:
Ich kann mich nicht freuen so wirklich, weil ich ja noch nichts getan habe und ich Angst habe vor heftigen Übertragungsgefühlen wie bei meiner ...

Du bist auf dem richtigen Weg. Das ist der erste Schritt. Du hast eine gute Entscheidung getroffen. Vertrau dir.
Alles andere findet sich in vielen kleinen Schritten. Nach und nach. Das ist heute noch nicht dran.

Welche Entscheidung?

Wenn ich Übertragungsgefühle habe?

Zitat von Julia10000:
Welche Entscheidung? Wenn ich Übertragungsgefühle habe?


Du hast dich heute für deine Therapeutin entschieden.
Das ist der erste und richtige Schritt.

Zitat von Julia10000:
@silverleaf, Danke für deine Antwort. Heißt das ich sollte z.B. ein Impuls aushalten, wenn ich ihr schreiben will also z.B. - nur wegen ihr hätte ich diesen Fortschritt gemacht und weil ich so viele Glückhormone habe, sollte ich es trotzdem ihr nicht schreiben dass ich dankbar bin? Also sollte ich auch nicht ...


Ja, genau das heißt es. Dankbarkeit kann und sollte bis zur nächsten Stunde warten, und in dieser übersteigerten Form sollte sie gar nicht geäußert werden.
(Und Du kannst mir glauben: Ich kann das alles nachempfinden, ich weiß um den unendlichen Leidensdruck, der hinter all diesen Verhaltensweisen und Bedürfnissen steht. Ich sage Dir diese Dinge nur so deutlich, weil ich es nachempfinden kann. Ich möchte Dir helfen, und eines habe ich in der Klinik gelernt: ganz offen über diese Dinge zu sprechen ist der Weg, sie irgendwann in den Griff zu bekommen und nicht mehr so darunter zu leiden. )

Also: Es ist imho unangemessen, Dankbarkeit in dieser Form zu äußern und zeigt der Therapeutin im Wesentlichen nur, dass (bzw. in welchem Ausmaß) Dein Interaktions-Verhalten gestört ist, wie ausgeprägt dieses Symptom ist. Es geht um etwas, was für Dich sehr wichtig ist, für sie hat es aber nicht diese Bedeutung. Es ist die extreme Art der Formulierung, dieses starke Bedürfnis, sie für Dich positiv einzunehmen/einzustimmen und ihr zu beweisen, dass Du eine bemühte und dankbare Patientin bist (vermutlich weil Du Angst hast, dass Dein negatives Verhalten in und außerhalb der Therapie für Dich vielleicht doch noch negative Konsequenzen hat), damit sie Dich nicht doch fallen lässt. Ein Mensch, der nicht an dieser Störung leidet, hätte gar nicht das Bedürfnis, sich für so etwas in so überschwänglicher Form zu bedanken/zu äußern. Du erreichst damit nicht, was Du glaubst zu erreichen. Im Endeffekt zeigt es nur einen weiteren Wunsch nach Aufmerksamkeit und Kontakt, nach Beziehungssicherheit, und als solchen wird sie eine solche Mail sehr wahrscheinlich werten.
Als Patient sollte man sich bei jeder Mail bewusst machen und berücksichtigen: Die Therapeutin muss außerhalb Deiner Sitzung diese Email lesen, eventuell darauf antworten, das alles vielleicht in ihrer Pause, die sie vielleicht bräuchte, sich auf einen anderen Patienten vorzubereiten. Oder sie muss es nach Feierabend tun, egal wann, sie muss außerhalb Deiner Sitzung Zeit für Dich aufwenden. Das kann völlig in Ordnung gehen, wenn es wirklich unverzichtbar wichtig ist, aber da muss man ehrlich zu sich selber sein, sollte nur in ganz wichtigen (Ausnahme)Fällen zu diesem Medium greifen und sich dann kurzfassen. Damit zeigt man Respekt für die therapeutische Beziehung und betreibt positive Beziehungs-Arbeit.
(Anderes Beispiel: Du hast ja auch schon selber vermutet, dass die Nachfrage nach einer Mailadresse, an welche Du ihr Deine Gefühle und Gedanken schicken möchtest, unangemessen ist. Du wünscht Dir, es wäre anders, aber im Endeffekt war Dir vor der Stellung dieser Frage schon bewusst, dass das nicht in Ordnung und grenzüberschreitend ist. Es ist Deine Erkrankung, durch die Du diese Wünsche und Bedürfnisse hast. Daran ist nichts Verwerfliches, es ist ein Symptom, aber deswegen darf man diesem nicht nachgeben. )

Ich habe in der Klinik so einige sehr interessante Gruppensitzungen zu diesem Thema erlebt, in welchen die Therapeuten ihre Sicht auf das Kontakt-Verhalten und die therapeutische Beziehungs-Gestaltung emotional-instabiler Patienten ganz offen dargelegt haben. Das waren für viele Patienten (mich inbegriffen) extrem harte Stunden, einfach weil die Wahrheit an dieser Stelle sehr wehtut. Es geht aber darum, genau diesen Schmerz zu verstehen und sich mit diesem auseinanderzusetzen.
Was ich geschrieben habe, sind also keine Spekulationen, sondern wörtliche Zitate von Therapeuten.

Man sollte einfach die Therapeuten-Seite im Auge behalten und berücksichtigen. Das zeigt Respekt und Dankbarkeit. Man nimmt Rücksicht auf die Ressourcen des Therapeuten. Denn es sind ja leider genau diese Verhaltensweisen und Probleme emotional-instabiler Patienten, die dazu führen, dass so wenige Therapeuten mit dieser Klientel entweder gar nicht arbeiten wollen oder in der Arbeit recht schnell ausbrennen.

Quintessenz:
Solche Sachen wie Erkenntnisse aus der letzten Stunde, Dankbarkeitsbekundungen, Gefühle und Gedanken gehören an den Anfang der nächsten Sitzung. Ich weiß, dass das ganz schwer auszuhalten ist und das man es sich anders wünscht, aber das ist die Realität. Die Therapeutin hat ein Interesse daran, dass es Dir besser geht, weil es Ihr Job ist, das zu tun. Es ist ein Arbeitsverhältnis. Und natürlich darfst Du Dich dafür bedanken, aber in angemessener Form. Mein Rat wäre:
Lerne, Deinen Kontakt-Wunsch unter Kontrolle zu bringen und Dich emotional selber zu versorgen. Lerne, es auszuhalten, bis zur nächsten Sitzung warten zu müssen. Das ist für keinen Patienten schön, auch die ohne Persönlichkeitsstörung, aber man stelle sich einfach mal vor, jeder Patient würde dem Therapeuten in diesem Umfang schreiben wollen. Das geht einfach nicht.
Organisatorische Dinge wie Terminverschiebungen o.ä. sind davon natürlich ausgenommen.
Für wirklich schwere Krisen vereinbaren die meisten Therapeuten, dass man einen telefonischen Termin zur Krisenintervention machen kann, und ja, da geht es dann wirklich nur darum, die aktuelle Krise zu beenden, da wird nichts besprochen, sondern oftmals nur geskillt, evtl. Medikamente-Einnahme besprochen oder in eine Klinik überwiesen, es ist keine zusätzliche therapeutische Einheit.

Ich weiß, wie schwer das alles ist und fühle mit Dir! Alles Gute,

LG Silver

P.S.:
Mir hat folgende Sicht auf die Dinge geholfen:

Als emotional-instabiler Mensch wird man immer sehr starken Gefühle erleben, es liegt im Wesen dieser Störung.

Diese Gefühle fühlen sich oft sehr überwältigend an, wie eine Flutwelle, die einen umreißt und manchmal sogar in die Tiefe reißt.

Das Erleben von überwältigenden Gefühlen kann man erstmal nicht ändern, und gegen Gefühle anzukämpfen funktioniert nicht wirklich gut, stattdessen hilft es aber, diese genau anzusehen, sich ihnen zuzuwenden und genau hinzuspüren und sie anzunehmen.

Jedes Gefühl teilt uns etwas mit und löst einen Handlungsimpuls aus.

Wir können unsere Gefühle nicht kontrollieren (nur regulieren), aber auf den Handlungsimpuls haben wir Einfluss. Diesen können wir kontrollieren und uns bewusst anders entscheiden.

Es ist ein Prozess, dies zu erlernen, aber ich persönlich empfand das als sehr hilfreich.

Es hat mir gezeigt, an welcher Stelle ich ansetzen kann, wo ich Einfluss nehmen und Kontrolle zurückgewinnen kann.
Die Gefühle werden auch weiterhin kommen (darauf habe ich keinen Einfluss), aber ich bin ihnen nicht ausgeliefert, ich kann den Handlungsimpuls, den sie mir geben, kontrollieren (lernen).

@silverleaf Ich darf Aber schon noch diese Dankbarkeit im privaten Bereich ausleben oder sollte man das auch nicht tun?


Ja, es geht darum auszuhalten. Aber was ich nicht machen werde, wenn ich total fix und fertig bin wenn's richtig ans Eingemachte geht nach einen weiteren Termin fragen, die Frequenz liegt hier bei uns bei 14. Tagen und sie sagte selber Mal, sie kann auch Mal außerhalb der Arbeitszeit Termine machen.

Sie ist schon sehr emphatisch. Ich bringe aber dann nur in der Stunde ,,ein Danke rüber. Wie wird sie wohl auf den Brief reagieren, das war aus dem Impuls heraus um auch mein Kopf den Kampf anzusagen, und ja das hat Beziehung weiter nach vorne gebracht?

Vielleicht nutze ich dann einfach dieses Forum für die Dankbarkeeit und Erkenntnisse .

Ich werde ihr glaube ich sagen, ich bereue den Text nicht weil ich so empfinde. Dann werde ich sagen, dass ich es an ihre E-Mail gesendet hätte, aber das ich Lernen muss das Gefühl von Dankbarkeit ihr Gegenüber aushalten muss, auch wenn es schwer wird .Aber einsam fühle ich mich ,,nicht direkt sondern nicht gehört/akzeptiert.

Irgendwie möchte ich gar nicht mehr (Moment) im denken diese Abhängigkeit erleben. weil ich ja immer und seid Jahren meine gleichen denk/Verhaltensmuster habe.

Hallo Julia,

Natürlich kannst Du Deine Dankbarkeit im privaten Bereich ausleben, wie Du möchtest, da gehört es ja hin und dort gelten einfach etwas andere Grundsätze, was den Umgang miteinander angeht, als in einer professionellen therapeutischen Beziehung.

Man sollte es nur in professionellen Beziehungen nicht tun, eben weil es eine geschäftliche Beziehung ist, in der die Grenzen etwas anders liegen als im privaten Bereich.

Aufgrund der empfundenen Intimität einer psychotherapeutischen Beziehung fällt es vielen Patienten nur schwer, diese Beziehungsformen auseinanderzuhalten (auf emotionaler, nicht auf kognitiver Ebene) und tendieren dazu, diese Ebenen miteinander zu vermischen. Durch die sensiblen Inhalte, die man mit einem Therapeuten teilt, entsteht einfach eine gewisse Nähe, die das Gefühlsleben diesbezüglich durcheinanderwirbeln kann.

Du sollst Deinen Text gar nicht bereuen, darum geht es gar nicht. Du sollst Dich auch für nichts entschuldigen, auch darum geht es nicht. Es geht um zukünftiges Handeln. Ich denke, dass es Dir helfen könnte, Dir bestimmte Dinge einfach bewusst zu machen, das ist alles, damit Du in der Zukunft reflektierter handeln kannst. Es geht darum, dass Du langfristig anders handeln kannst und es Dir langfristig besser gehen kann und Du weniger leidest, sich Beziehungen weniger gefährlich für Dich anfühlen. Wenn Du reflektiert handelst, brauchst Du auch nicht so viel Angst vor Übertragungsgefühlen und Abhängigkeiten haben.

Ein Danke in einer Stunde ist völlig ausreichend und ok, da brauchst Du Dir keine Gedanken darüber zu machen, dass das evtl. nicht ausreichen könnte. Sie bekommt ja bereits jede Stunde eine Validierung ihrer Leistung, sie wird nämlich dafür bezahlt.
Natürlich freut sich jeder Mensch, wenn die Arbeit, die er leistet, anerkannt wird. Und ein Danke hier und da ist völlig ok und sicher eine gute Sache, dann freuen sich auch Therapeuten darüber. (Sie freuen sich nur nicht mehr, wenn es einen bestimmten Rahmen sprengt. Dann macht es ihnen ein unangenehmes Gefühl.)

Die Idee, sich im privaten Bereich wie z.B. diesem Forum hier einen Ort zu suchen, wo man mit all diesen Gedanken und Gefühlen hin kann und mit Menschen drüber reden kann, finde ich sehr gut. Du kannst dort erleben, gehört und akzeptiert zu werden, wie Du schreibst. Das ist eine gute Sache und eröffnet Dir auch Freiräume für Deine Therapie, dann kannst Du dort nämlich intensiv an Deinen Inhalten arbeiten, ohne wiederholt die Beziehung mit ihr thematisieren zu müssen.

Gerade wenn Du schon weißt, dass Du in Dingen der Beziehungsgestaltung Probleme hast, ist es gut, dass Du sagst, Du möchtest keine Abhängigkeit. Das ist eine gesunde Einstellung, die nicht nur im Moment, wie Du geschrieben hast, gelten sollte, sondern immer.
Kleiner Haken an der Sache: Das sagen alle emotional-instabilen Patienten. Immer. Du wirst nie von einem emotional-instabilen Patienten hören, dass er eine Abhängigkeit vom Therapeuten möchte. Sie sagen alle, dass sie keine Abhängigkeit wollen und verhalten sich dann trotzdem ungünstig. Nicht absichtlich, es ist leider auch ein Symptom der Erkrankung.
Du schreibst, dass Du diese Abhängigkeit im Denken nicht möchtest. Ich denke, es ist eher ein Problem des Fühlens und weniger des Denkens. Das Gefühl ist einfach schwerer in den Griff zu kriegen, ist schwer zu regulieren, aber man mit seinen Gedanken und seinem Handeln Einfluss auf seine Gefühle nehmen. Das erfordert etwas Übung, aber es ist möglich, und in dem Bereich Verbesserung zu spüren ist eine tolle Erfahrung, die ich Dir sehr wünsche!

Ich wünsche Dir weiterhin alles Gute, ganz viel Kraft und Durchhaltevermögen für Deinen Weg!

LG Silver

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Prof. Dr. med. Thomas Hillemacher
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