Hallo Lila,
ich war bis jetzt 5x stationär in einer psychosomatischen Klinik und habe somit einige Erfahrungen mit diesen Genehmigungsverfahren, sowohl persönlich als auch durch viele Erzählungen von Mitpatienten.
Ich versuche mal, diese Erfahrungen auf eine Quintessenz einzudampfen.
Zunächst einmal die Antwort auf Deine Frage: Es kann leider durchaus passieren, dass Dir die Krankenkasse mit der Genehmigung das Leben erstmal schwer macht. Die meisten Kliniken unterstützen ihre Patienten aber in dem Prozess. Beim ersten psychosomatischen Klinikaufenthalt kann es gut sein, dass die Krankenkasse wenig Probleme macht. Die meisten Krankenkassen fordern eine Einweisung vom Facharzt (Hausarzt reicht oftmals nicht) samt schriftlicher Begründung.
Krankenkassen versuchen gerne alles, die Genehmigung zu vermeiden oder bis zum Exzess herauszuzögern, da diese Klinikaufenthalte sehr teuer sind. Es ist hilfreich, wenn man in ambulanter Therapie ist und Medikamente nimmt, denn ansonsten versuchen die Krankenkassen gerne, erstmal ambulante Maßnahmen bzw. Medikamente vorzuschlagen. Es geht aber auch ohne, nur muss dann oftmals besonders begründet werden, warum man nicht erstmal diese Maßnahmen nutzen kann, sondern trotzdem stationär behandelt werden muss.
Häufig habe ich Folgendes gehört oder erlebt:
Manchmal geht alles gut, man schickt die Einweisung zur Krankenkasse und die genehmigt. Hat man keine schriftliche Begründung mitgeschickt, wird diese oft angefordert. Manchmal schickt einem die Krankenkasse dann nochmal einen weiteren Fragebogen zu, der vom Arzt auszufüllen ist. Wenn zu diesem Punkt die Krankenkasse erneut ablehnt, schaltet sich manchmal die Klinik ein, man geht dort zum Gespräch und die Klinik schickt einen sehr ausführlichen Bericht, der dann meistens genehmigt wird. Es kommt aber auch vor, dass auch der nochmal abgelehnt wird, dann kommen zumeist Anwälte ins Spiel.
Es gibt Kliniken, die das Verfahren abkürzen und gleich selber die Begründung schreiben.
Wie gesagt, darauf möchte ich ganz deutlich hinweisen: Es kann auch alles ganz unproblematisch laufen!
Es hängt von Deiner Krankenkasse, den Diagnosen und der Klinik ab.
Ich möchte Dich auf gar keinen Fall entmutigen, im Gegenteil, ich halte es nur für hilfreich, wenn Du weißt, was auf Dich zukommen kann (nicht muss) und Du dann nicht aus allen Wolken fällst.
Und Du hast Deine Frage ja gestellt, um realistisch zu erfahren, was passieren kann.
Ich habe durchaus mitbekommen, dass Patienten ein Jahr lang (und länger) mit ihrer Krankenkasse gestritten haben. Am Ende stand dann oft die Genehmigung, aber wenn es schwierig wird, muss man abwägen, ob man die Kraft für diesen Kampf aufbringen will. Manche Krankenkassen setzen richtig auf diese Zermürbungs-Taktik und hoffen, dass man den Kampf irgendwann aufgibt. Es muss nicht dazu kommen, aber es kann passieren.
Das Problem bei psychosomatischen Kliniken ist, dass man zwar krank und behandlungsbedürftig ist, aber keine direkte Gefahr im Verzug ist, denn dann müsste man eh in die Psychiatrie (das läuft ohne Genehmigungsverfahren). In psychosomatischen Kliniken muss man ja noch ein gewisses Funktionsniveau haben, um an den Therapien teilnehmen zu können und in einem relativ offenen Setting zurechtzukommen (man muss absprachefähig sein etc.). Hat man dies nicht, wird man von der Psychosomatik gar nicht erst aufgenommen oder wird zum Eigenschutz von dort aus in die Psychiatrie verlegt.
In der Psychosomatik gibt es stationär zwei Bereiche: Reha und Akut. Eine Akut-Einweisung bedeutet hier also nur: nicht Reha.
Ich kenne Leute, die mit ihrem Genehmigungsverfahren und der Warteliste der Klinik bis zu 2 Jahre auf ihren Aufenthalt gewartet haben (vor allem dann, wenn es sich um eine stark nachgefragte, spezialisierte Station in einer beliebten Klinik handelt). Einige haben es durchgezogen, andere irgendwann abgebrochen, und wieder andere haben die Wartezeit teilweise in der Psychiatrie überbrückt.
Aber ich kenne auch Leute, bei denen von der Einweisung bis zu Aufnahme nur 3 Wochen vergangen sind.
Man kann also keine allgemeingültigen Aussagen machen, viel ist möglich.
Ich drücke Dir alle Daumen, dass Deine Kasse schnell genehmigt!
Viel Glück,
LG Silver