Hallo Max,
es gibt ja drei offizielle Therapieformen, nach denen alle zugelassenen Psychotherapeuten arbeiten:
Verhaltenstherapie, tiefenpsychologisch fundierte Therapie und Analyse.
Alle 3 Therapieformen sind nur Dächer, unter denen dann alles Mögliche gemacht werden kann. Auch wenn es offiziell alles Gesprächstherapien sind, können alle möglichen Elemente einfließen. Du kannst auch im Rahmen einer Verhaltenstherapie eine Traumatherapie machen. Welche Methoden zum Einsatz kommen, liegt ein bisschen an den individuellen Schwerpunkten und Zusatzausbildungen der Therapeuten.
Die Verhaltenstherapie hat ihren Schwerpunkt im Hier und Jetzt, was aber nicht heißt, dass die Vergangenheit nicht angeschaut wird. Es wird auch hier eine ganz normale Anamnese gemacht, die Deine Biographie mit einschließt.
Man kann sagen, dass am Anfang der Therapie wenig Unterschiede zwischen einer Verhaltenstherapie (VT) und einer tiefenpsychologisch fundierten Therapie (TP) sind (Analyse lasse ich mal kurz beiseite),
beide beschäftigen sich zunächst mit den Problemen, die Dich in die Therapie gebracht haben und schauen dann Deine Biographie an. Es wird eine Anamnese gemacht und ein Störungsmodell erstellt.
Der Unterschied entsteht zumeist danach: Während die TP ihren Fokus ganz stark auf der Vergangenheit hat und sich anschaut, welche Muster damals wie entstanden sein könnten, orientiert sich die VT dann mehr an der Gegenwart: Was kannst Du heute ganz konkret machen, damit Deine Symptome sich verbessern?
Es kommt also in beiden Therapieformen beides vor, Gegenwart und Vergangenheit, nur der Schwerpunkt unterscheidet sich. Und unter beiden Therapieformen können verschiedenste Therapiemethoden zum Einsatz kommen.
Wenn man jetzt mal beide Therapieformen etwas kritisch gegenüberstellt,
dann wird der VT oftmals vorgeworfen, etwas zu oberflächlich zu sein, weil die Vergangenheit vielleicht nicht genug beachtet wird (und VT-Therapeuten oftmals auch recht zackig in ihren Ansagen sind und ihren Patienten gegenüber manchmal etwas fordernd auftreten),
und der TP wird häufig vorgeworfen, einfach zu lange in der Vergangenheit zu verweilen, ohne dass sich in der Gegenwart irgendetwas ändert (also keine Antwort auf die Frage Und was machen wir jetzt mit diesen Erkenntnissen hat).
Aber im Endeffekt hängt es sehr von der individuellen Persönlichkeit des Therapeuten ab, ob die Therapie funktioniert oder nicht. Und viele Therapeuten verbinden in der Praxis die beiden Therapieformen auch durchaus miteinander (natürlich inoffiziell, da aus Abrechnungsgründen natürlich getrennt werden muss).
Die persönliche Chemie zwischen Patient und Therapeut ist zumeist der entscheidende Faktor, ob der Patient von der Therapie profitieren und Fortschritte machen kann oder nicht.
LG Silver
15.05.2022 22:54 •
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