Hi Kyra,
Ich hoffe ich schüre deine Wut auf die RV nicht mit meinem Beitrag
Ich bin vor 3 Wochen von meiner (orthopädischen) Reha zurückgekehrt und bin eigentlich so gemischt raus gegangen...
Die Antragsstellung war so lala. Ich hatte einen Bericht von meiner Haus Ärztin und die Befunde vom Orthopäden (und diverse andere Befunde). Meine Reha wurde im ersten Durchgang bewilligt, vielleicht ist meine Skoliose schon schlimm genug dass sie nicht mehr diskutieren wollten. Ich gehe mal davon aus dass du auch etwas chronisches hast... da verstehe ich nicht wie die RV einen da einfach ablehnen kann...
Das witzige daran ist: ich bin selbstständig und zahle seit 3 Jahren nicht mehr in die RV ein (kann es mir einfach nicht leisten). ABER ich habe sie bekommen weil ich letztes Jahr noch einen 400€ Job nebenbei hatte wo ich monatlich knapp 13€ eingezahlt habe. Das hat wohl ausgereicht. Die Jahre vor der Selbstständigkeit werden ja nicht berücksichtigt. Deshalb finde ich es um so krasser dass du keine bekommen sollst. Allerdings meinte meine Ärztin damals auch dass es wohl Gang und Gebe bei der RV ist erst mal abzulehnen und sich dann erst mit dem Antrag richtig zu beschäftigen... NAAAAAJAAAA, jetzt jedenfalls mein Bericht zu meiner Reha:
Ich hatte auf meinem Antrag eine Wunschklinik angegeben, die sich auf Orthopädie und Psychologie spezialisiert hat. Die habe ich auch bekommen. Als Probleme gab ich die Skoliose an, dass ich schmerzhafte Verspannungen habe, hohen Stress durch Beruf und Familie und halt Hypochonder bin.
Am Abend vor der Abreise wurde mir mulmig, ich hatte plötzlich Angst drei Wochen nicht zuhause zu sein und nichts kontrollieren zu können. Die letzte Nacht war ich auch noch alleine weil mein Man Nachtschicht hatte. Am Morgen brachte er mich dann zum Bahnhof und ich hatte ordentlich mit den Tränen zu kämpfen. Unterwegs wurde es etwas besser und ich beruhigte mich. Ich war dann plötzlich neugierig was mich da erwartet.
In Bad Doberan angekommen wurde ich zur Klinik gefahren, checkte ein und wurde direkt zum Mittag essen geschickt. Dort war es so dass man die drei Wochen den immer gleichen Platz im Speisesaal hat, sodass man einfach Leute KENNENLERNEN MUSSTE. Es stellte sich aber heraus dass das genau richtig war, denn mit diesen Leuten hab ich dann die ganze Reha verbracht.
Am nächsten Tag gab es dann einen Rundgang durchs Haus mit der Oberschwester sowie den Therapieplan für die kommenden zwei Tage.
Prinzipiell bestand die Reha aus:
- täglich um 7:30 zur ersten Einheit antreten
- schnelles Frühstück für ca. 30 Minuten
- Anwendungen bis zum Mittag
- etwas entspannteres Mittagessen
- Anwendungen bis ca. 16 Uhr
- mit Reha-Leuten Zeit bis zum Abendbrot vertreiben
- Abendbrot um 18:00 (damit hatte ich Anfangs tierisch Probleme)
- Abendprogramm entweder selbst gestalten oder Veranstaltungen von der Klinik besuchen
Meine Anwendungen waren:
- Nordic Walking
- Gymnastik Gruppe Osteoporose
- Gymnastik Gruppe Halswirbelsäule
- Ergometer
- Einzelgymnastik
- Moorvollbad
- Progressive Muskelentspannung
- Wasser Gymnastik Wirbelsäule
- Mass.
- Muckibude
- Strom (Endosan)
- Rückenschule
- Koordinationstraining
Weitere Termine waren:
- wöchentliche Visite vom Chefarzt
- Arbeitsplatzberatung
- psychologisches Einzelgespräch
- Gruppe Stressbewältigung (3x)
- Vorträge über Gelenke, Rückenerkrankungen und Ernährung
Alles in allem bist du eigentlich immer gut beschäftigt und kommst manchmal gar nicht richtig zum erholen. Was ich schade fand war dass der psychologische Teil nur so nebenbei abfiel, auf den Hypochonder oder anderes ist niemand eingegangen. Es tat aber allgemein schon ganz gut mal aus dem Alltag zu kommen. Und ich habe den Spiegel vorgehalten bekommen dass es mir ja eigentlich doch nicht soll schlecht geht. Wenn ich da nur an die eine denke die mit 34 schon Rheuma hatte und sich ständig spritzen muss
Was ich schmerzlich lernen musste: nur mit Bewegung geht es mir wirklich besser. Mache ich mal einen Tag meine Übungen nicht macht sich mein Rücken gleich wieder bemerkbar.
Was allerdings wirklich Gold wert ist ist der Abstand zum Alltag und dem gewohnten Umfeld. Ich hatte auch sehr Glück tolle Menschen kennenzulernen. Ich habe schon lange nicht mehr so viel und ausgiebig gelacht wie in diesen drei Wochen. Die ersten Tage hatte ich noch ein wenig Heimweh, aber am Ende der Reha haben mein Mann und ich nur noch alle drei Tage mal telefoniert
Allerdings zahlt man die letzten drei Tage dann schon wenn man wieder heim darf. Es ist einfach toll sich wieder auf seine Couch zu freuen sich darauf zu freuen was leckeres zu kochen oder einfach nur seine lieben Menschen wieder zusehen.
Langfristig bin ich tatsächlich etwas entspannter. Ich habe auch das Gefühl, dass ich nach einem Jahr wider die Oberhand über meine Arbeit habe, nicht die Arbeit über mich. Ich habe letzte Woche alles geschafft was ich sonst in drei Wochen geschafft hätte.
Deshalb mein Fazit: man darf keine Wunderheilung erwarten, aber an sich ist es schon gut so gewesen. Klar hab ich ab und an mal noch angst (siehe nur meine Beiträge von heute...) aber es hat sich extrem gebessert. Die Schmerzen sind auch minimal besser und zum reflektieren was man am Leben hat war es alle male gut
Ich drücke dir ganz fest die Damen dass du diese Erfahrung auch machen darfst. Probiere es zur Not noch mal bei der KV, denn davon hatten wir auch sehr viele dabei.
Alles Gute und gute Naaaacht,
Die Mon
11.04.2016 21:56 •
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