Nachdem mich ein unschöner Termin bei meiner Psychiaterin am Montag komplett aus der Bahn geworfen hat, suche ich nach Rat von euch. Ich hoffe, irgendjemand liest sich das noch durch. Es wird vermutlich etwas länger werden, wofür ich schonmal Sorry sage.
Also...nach der Reha war ich ja sehr motiviert und zuversichtlich, dass ich zumindest bis Ende des Jahres wieder arbeiten gehen kann. Jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher und komplett mit Selbstzweifeln zerfressen.
Durch Corona war es natürlich so, dass ich sehr unregelmäßig meine Therapie hatte und wirklich Verhaltenstherapie haben wir auch nicht gemacht. Muss aber sagen, dass sich mein Verhältnis zu meinem Therapeuten total geändert hat und ich mittlerweile auch gerne zu ihm gehe. Trotzdem ist es manchmal einfach nur frustrierend, da er das Tempo irgendwo bestimmt und mir es nicht schnell genug geht - was vielleicht ein Fehler ist. Aber in bestimmten Dingen komm ich alleine nicht vorwärts. Ich traue mich zwar etwas mehr zu und meine Stimmung kippt nicht mehr so schnell wie noch vor ein paar Monaten bzw. wie vor einem Jahr. Meine Albträume und Flashbacks sind auch besser geworden, da ich in der Hinsicht viel Eigenarbeit mach um die Vergangenheit zu akzeptieren und nicht dort die ganze Zeit zurück zu driften.
Die größten Probleme sind einfach immer noch, dass ich alleine nicht wirklich aus dem Haus komme (bis zur Haustür meiner Vermieterin ist das Maximum z.B.), gerade durch die Maskenpflicht nicht einkaufen gehe weil ich unter dem Mundschutz Atemnot bekomme und eine Panikattacke schiebe und einfach nur ungern unter Leuten bin. Es fühlt sich alles einfach nur fremd an.
Trotzdem gibt es immer wieder Fortschritte, da ich so echt nicht weitermachen will, z.B. kann ich in kleine Geschäfte gehen und meine Begleitung geht von mir weg, ich kann wieder alleine im Wartezimmer sitzen und immer öfters geht es auch, dass ich alleine zu den Terminen laufe (also vom Parkplatz aus). Vor 2 oder 3 Wochen war ich auch das erste Mal, seitdem ich krankgeschrieben bin, 12 Stunden außer Haus und hatte mich mit 5 Leuten getroffen. Aber selbst da - obwohl es Familie und 2 Bekannte waren - hab ich Panik bekommen. Das schlaucht mich auch immer wahnsinnig.
Mein Therapeut hat sich über die Fortschritte schon total gefreut, da ich eine sehr lange Zeit am Anfang einfach nur im Bett lag und gar nichts gemacht hab. Da bin ich auch mit einem guten Gefühl zu meiner Psychiaterin gegangen. Aber mit jedem Termin wird es immer schlimmer mit ihr. Versteht micht nicht falsch, im Grunde hat sich auch recht - aber wie sie mit mir redet geht gar nicht.
Beispiele:
Sie haben null erreicht, Nur die Arbeit wird sie heilen, Sie sollten sich einweisen lassen, Sie haben keinen Plan von ihrem Leben, Sie liegen doch eh nur faul im Bett rum, Sie sind jung und haben zu arbeiten, Sie sind nur auf Frührente aus, Gehen Sie überhaupt noch zur Therapie oder liegen sie faul rum?, Sie sind auf einem absteigenden Ast und befinden sich bald in der Unterschicht - Hartz 4 Empfänger gehören doch nicht mehr zur Gesellschaft, Gehen Sie endlich arbeiten!, Wieso haben sie keinen Partner?! Nichtmal da haben sie einen Plan. Leute in ihrem Alter haben da schon Kind und Haus!, Was Ihnen passiert ist,, passiert Frauen tagtäglich und die reißen sich auch zusammen, Wissen Sie, das liegt alles nur daran, dass sie ein Frühchen waren und geboren wurden Mir fehlen einfach nur die Worte. Ich war so unfassbar schockiert als sie mir das alles gesagt hat. Und dadurch sind die Ängste noch größer geworden. Sie hat es nichtmal interessiert was ich hinbekommen hab, während der Zeit jetzt. Ihre Aussage Das ist mir egal, Sie arbeiten ja immer noch nicht und das ist, was zählt mehr nicht ...
Dadurch hab ich einfach nur noch Versagensgedanken und weiß noch weniger wie ich das alles schaffen soll. Mein Therapeut hat sich auch fürchterlich aufgeregt und meinte auch, ich soll mir eine/n neue/n Psychiater/in suchen.
Ich weiß, mir bringt es nichts, in dem Selbstzweifel zu versinken aber die Worte taten unglaublich weh. An sich hat sie auch mit vielen Dingen recht, aber wie sie das alles gesagt hat war in meinen Augen einfach nur unter aller Kanone.
Wie kann ich mein Selbstvertrauen stärken? Ich versuche zwar, jeden Fortschritt zu feiern, aber im Hinterkopf sitzt dann doch ihre Stimme mit Das ist nicht genug!
Ich hab mich ja noch während ich im Wartezimmer gewartet hatte voll gefeiert, dass ich alleine hingelaufen bin, im Wartezimmer mit Mundschutz saß und mit 3 weiteren Patienten geredet hab. Das wär letztes Jahr nicht möglich gewesen.
Ich hab mir jetzt für die nächsten 2-3 Wochen Ziele gesetzt - besonders im Bereich soziale Angst und dem Angehen davon. Am Freitag kommt ein Cousin aus Bayern vorbei - mit dem möchte ich zumindest mal in die Stadt oder in einen Park. Sonntag möchte ich bei meinen Eltern alte Bekannte treffen. Ich hab sogar vor 4 Wochen aus Jux (und verdammt, das hatte echt geklappt!) n Videochat-Date gemacht um bissl die Angst zu verlieren. Ist auch soweit gut gelaufen, aber der Kontakt brach dann ab. Jetzt ist es so, dass ich vor einer Woche mit jemanden Kontakt hab, soweit läuft das auch gut, er hat mir heute Morgen nach seinem Nachtdienst angerufen um mir einen guten Morgen zu wünschen bzw. mich zu wecken. Jetzt kam es zur Sprache, dass man sich ja mal treffen könnte. An sich möchte ich das auch aber ich hab unfassbar Angst Erstens wie ich hinkomme, dann dass ich eventuell eine Panikattacke bekomme (er weiß bisher noch nichts von meiner Erkrankung) usw. Ich hatte es mit meinem Therapeuten darüber, er möchte, dass ich das Durchziehe als Übung. Wo er auch Recht hat..da grätschen aber meine Selbstzweifel wieder dazwischen von wegen Das krieg ich nicht hin, Was will er denn überhaupt von mir?, Was wenn er enttäuscht ist usw.
Habt ihr irgendwelche Tipps?
25.06.2020 08:36 •
x 1 #132