Ich habe mehrere Verhaltenstherapien gemacht und eine tiefenpsychologische Therapie.
Bei der tiefenpsychologischen Therapie hatte ich wohl das Konzept nicht verstanden. Die Therapeutin schwieg, schrieb Dinge auf, ich redete und sie schwieg weiter.
Ich hatte mir das anders vorgestellt, nahm aber fast alles was mir komisch vorkam zähneknirschend so hin. Ich sagte mir immer wieder dass die schon wissen was sie tun.
Ich schrieb, bevor ich die Therapie begann, viel über mein Leben, meine Problematik etc. auf. Ich nahm einen Fragebogen aus einer anderen Klinik als Vorlage und füllte diesen Fragebogen sehr ausführlich aus. Das fiel mir total schwer weil mich meine Probleme natürlich geballt ansprangen und ich nicht wusste wie sich meine Offenheit auswirkte. Das war nicht leicht auszuhalten. Ich kam dann auf knapp 30 Seiten.
Am Anfang der Therapie gab ich dann alles meiner Therapeutin. Ich sprach sie mehrmals auf den Fragebogen an und sie meinte sie sei noch nicht damit durch. War ja auch viel zu lesen.
Eines Tages war es dann soweit und ich fragte sie, ob ihr als Psychologin etwas aufgefallen sei, was mir dadurch dass ich ja selbst betroffen bin, bis dahin verborgen blieb.
Sie sagte: Sie hatten eine schwere Kindheit.
Okay, bin mal gespannt, wo das jetzt hinführt.
Es führte nirgends hin. Das war der einzige Satz den sie sagte.
Sie redete in den Einzelstunden nicht mit mir und jetzt das. Es war für mich wie ein Schlag ins Gesicht. Ich konnte mir nicht erklären wie mir dauerhaftes Anschweigen helfen könnte. Eins war jetzt jedenfalls klar: Von der Therapeuten selbst bräuchte ich nichts zu erwarten. Gar nichts. Also fragte ich sie ob sie mir Bücher über Angststörungen geben könnte. Sie sagte: Das ist doch hier keine Leihbücherei.
Da rastete ich aus und brüllte sie an. Dass ich nicht verstehe, warum sie so handelt. Was das soll. Wie mir das helfen soll. Wohin das führt.
Wohin es führte bekam ich dann ziemlich schnell raus. Ich bin nicht therapierbar, mir ist nicht zu helfen. Ich soll in ein Heim und das wäre mit meiner Rechtsbetreuerin auch schon alles abgesprochen.
Da brach ich dann richtig in Panik aus. Ich ging zu einem Arzt, der die Statonsärztin während ihres Urlaubs vertreten hatte und erhoffte mir dort Unterstützung. Ich wusste nicht an wen ich mich wenden sollte. Der Arzt wollte sich da aber raushalten.
Jetzt, wo ich das alles aufschreibe, geht's mir schlecht.
Ich packte ganz schnell ein paar Sachen, sah zu dass ich vom Klinikgelände runterkam und fuhr dann per Anhalter fast 100 km nach Hause.
Wieviel Schiss ich bei dieser Fahrt hatte kann man sich glaub ich nur vorstellen wenn man weiß, dass meine Ängste so groß sind dass ich froh war wenn ich mal den Weg durch den Hausflur zum Briefkasten geschafft habe.
Dass meine Rechtsbetreuerin in die Heim-Sache involviert war stimmte übrigens nicht. Da kannte ich sie noch nicht lange / gut genug um zu wissen dass sie immer persönlich mit mir sprechen würde wenn es um sowas wichtiges gehen würde. Tja, und die Psychologin war so überzeugend und ich so in Panik dass ich garnicht darüber nachdachte dass es gelogen sein könnte.
Das Ende vom Lied ist dass ich seitdem nie wieder eine stationäre Therapie gemacht habe. Ich war vorher schon misstrauisch gegenüber Therapeuten und fühlte mich oft unverstanden oder nicht ernstgenommen.
Bei der tiefenpsychologischen Therapie wollte ich alles richtig machen. Das war der wichtigste Grund, warum ich der Therapeutin soviel aufschrieb bevor ich überhaupt in die Klinik kam. Ich wollte mein Misstrauen aushebeln, auf die Therapeutin nicht meine bisherigen Erfahrungen übertragen und mir dadurch irgendwas versauen. Übrigens schrieb ich in dem Fragebogen auch von meinen Erfahrungen mit Therapeuten. Ich wollte mal alles anders machen.
Hat mich echt nach vorne gebracht, meine tolle Idee.
Jetzt bin ich völlig ratlos wie ich eine stationäre Therapie angehen könnte.
Ich möchte lieber eine ambulante Therapie machen. Einen Therapeuten hätte ich auch schon. Dem gegenüber bin ich auch misstrauisch aber er hat mich schon ein paar Mal positiv überrascht.
Das Problem ist nur dass meine Ängste zu groß sind um den Termin einmal pro Woche zu schaffen. Nach Rumgezerre mit meinem Arzt bekam ich dann 0,5 mg Tavor um die Termine wahrzunehmen. Mein innerer Widerstand scheint aber so groß zu sein dass meine Psyche sozusagen die Wirkung des Tavors ausgehebelt hat.
Ich musste die Therapie abbrechen bevor sie überhaupt angefangen hat.
13.04.2014 13:05 • • 21.04.2014 #1