Werner, auch GAS soll gut behandelbar sein! Habe ich erst die Tage gelesen.
@ Shan: Ja wie lebe ich damit? Früher wusste ich doch gar nicht, was es war. Ich ging auch immer davon aus, dass ich das seit rund zehn Jahren habe. Aber bei näherer Recherche ist mir nun aufgefallen, dass es schon sage und schreibe ca. 17 Jahre sind. Aber Ende der 90er Jahre war das doch noch gar kein Thema. Da war kaum jemand im Internet unterwegs und auch in den Zeitungen stand nichts über psychische Krankheiten. Jedenfalls waren solche Informationen für 13-14jährige Teenies nicht vorhanden! Aber es muss seither bestehen. Denn schon damals hatte ich Angst, die Straße entlang zu Laufen und hegte die Befürchtung, ich könnte umfallen ehe der Schulbus vorfährt, ich könnte VOR den Schulbus fallen oder IM Schulbus umfallen ODER mich wahlweise auf der Fahrt übergeben.
Aber ich hatte immer lange Phasen, in denen es mir gut ging. So in meiner Berufsschulzeit, während meiner Ausbildung, während langer Jahre beruflicher Tätigkeit, während meiner Fortbildungszeit. Nun habe ich es aber wie gesagt wieder.
Ich lebe halt damit. Mal gut, mal schlecht. Immer mit Symptomen. Immer mit Ängsten. Ich zwinge mich Tag für Tag raus zu gehen. Ich muss es manchmal auch unvermeidlich. So wie die meisten Leute hier. Arbeiten gehen ist derzeit nicht möglich. D. h. ich war seit ca. 2 Jahren nicht mehr arbeiten. Mit dem Ende meiner beruflichen Tätigkeit fingen auch die Panikattacken wieder an. Und das volle Kanone. Was ich im letzten Jahr mit gemacht habe... Egal. Es muss wieder aufwärts gehen. Egal, wie.
Lebst du ganz alleine? Das ist ja noch schlimmer. Ich bin zwar oft alleine. Aber immer mit der Aussicht, dass mein Mann irgendwann im Laufe des Tages heim kehrt. Mein Mann ist die einzige Person, die ich habe. Freunde? Ja. Aber alle berufstätig. Wohnen auch nicht hier. Bekanntschaften einige. Aber bis auf Betroffene, die ich im Internet kennengelernt habe, weiß niemand, was mit mir los ist. Ich möchte das auch nicht. Denn ich bin im Moment nicht ich. Ich bin im Moment nicht der Mensch, der ich eigentlich bin. Ich bin eigentlich fröhlich, ich habe eigentlich Pläne, ich ging früher mit Freude spazieren und in Geschäfte, ich interessierte mich brennend für Mode, ich saß stundenlang beim Friseur unter der Haube, ich reiste, ich lag an Stränden, ich traf viele Leute, ich hatte Mitarbeiter unter mir, ich schaffte was, ich ging in Discotheken, ich fuhr mit dem Auto rum, ich flog allein in Urlaub.
Heute: Ich mache meinen Haushalt, ich lese, ich backe, ich schaue Fernseh, ich surfe im Internet, ich halte SMS-Kontakt mit Freundinnen oder Bekannten, ich hantiere etwas im Garten, in sitze im Garten, ich gehe zum Mülleimer, zum Briefkasten und bewege mich alleine sage und schreibe in einem Radius von 2-3 km! Und weiter schaffe ich es nicht, die Schranke zu durchbrechen.
Ich kann, wenn es sein muss, alleine einkaufen gehen. Aber eben nur in der Nähe. Ich kann zum Arzt und zum Zahnarzt. Stehe dabei aber schlimmste Zustände aus. Ich kann zur Post, zur Apotheke, zur Bank oder zur Tankstelle.
Mit meinem Mann kann ich, als Beifahrer, auch weiter weg fahren und ich kleinere Geschäfte gehen. In große Geschäfte schaffe ich es aufgrund meiner Angst nicht.
Ich war zuletzt aber wieder bei Kaufland, in Einzelhandelsgeschäften wie Tchibo, Bonprix, Schuhgeschäften und bei Mc Donald´s. Beim Friseur war ich zuletzt im Sommer. Ebenfalls unter Ausstehen schlimmer Ängste.
Ich schaffe es aber nicht, einen Spaziergang zu machen. Ich schaffe es nicht, weiter als wenige km mit dem Auto alleine zu fahren. Ich schaffe es nicht, in ein Shoppingcenter, wo viele Geschäfte sind, ich schaffe es nicht in ein großes Kaufhaus, ich schaffe es nicht in eine große Fußgängerzone. Das ist so meine Situation.
Was meint ihr eigentlich anhand dieser Schilderungen?
Wo sollte ich ansatzen und kann ich es überhaupt schaffen meinen Radius weiter ausubauen?
03.01.2013 13:26 •
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