Zitat von Polly:Einerseits denke ich vielleicht ist es seine Methode mich dazuzubringen wirklich Nein zu sagen, wenn ich auch NEIN meine.
Die tiefenpsychologisch fundierte Therapie hat keine Methoden, den Patienten zu irgendetwas zu bringen.
Zitat von Polly:Nach meiner ersten Therapiestunde konnte ich mich entscheiden, ob ich bei ihm die Therapie machen will oder nicht.
Ursprünglich wollte ich die Therapie nicht bei ihm machen. Allerdings musste ich in der zweiten Therapiestunde 60 Minuten lang meine Entscheidung begründen.
Habe mich dann vielleicht auch ein wenig überreden lassen und auch Angst nicht besonders schnell einen neuen Therapieplatz zu finden. In der ländlichen Gegend ja meist etwas schwierig.
Ist das üblich, dass man seine Entscheidung in einer einstündigen Sitzung begründen muss?
Nein, das ist überhaupt nicht üblich. Man kann in dieser Situation doch nicht viel mehr als ein vages Gefühl fehlenden Vertrauens oder fehlender Sympathie haben. Dann ist es von Patientenseite vielleicht sinnvoll, die vollen fünf probatorischen Sitzungen durchzuziehen, bevor man sich endgültig entscheidet. Wegen der lausigen Bezahlung finden das die Therapeuten nicht so toll. Aber auch nach fünf Sitzungen dürfte es schwer werden, die Entscheidung (pro oder kontra) vernünftig zu begründen. In der Hoffnung darauf, dass die Therapeuten alle auf einem vergleichbaren Qualitätsniveau arbeiten, kann das immer nur eine Bauchentscheidung sein. Interessant übrigens, dass Dein Therapeut noch keine Stunde darauf verwendet hat, wieso Du Dich nun für die Therapie bei ihm entschieden hast. BTW: TP ist die Therapieform, bei der der Patient entscheidet, was Thema wird. Das gibt es einfach nicht, dass man da irgendetwas muss.
Zitat von Polly:Meine größte Angst ist es auch, dass mein Therapeut großen Schaden anrichtet anstatt mir zu helfen. Ich finde es sehr schwierig die Therapie noch neben der Arbeit zu machen, da mich manche Therapiestunden noch Tage lang belasten bevor ich irgendeine Wirkung erkennen kann.
Wenn Du
wirklich eine
positive Wirkung (= nicht nur Selbsterkenntnis, sondern auch Besserung Deines Befindens) feststellen kannst, ist es das vielleicht wert. Wenn die Wirkung aber nur das Nachlassung der Belastung oder Verunsicherung ist, würde ich an Deiner Stelle die Sache nochmal überdenken.
Zitat von Polly:Wie lange bist du schon in therapeutischer Behandlung und wieviele Therapien hast du gemacht? Arbeitest du neben der Therapie noch?
Meine Angststörung hat vor 19 Jahren angefangen. Damals machte ich sofort eine VT, mit der ich ruckzuck wieder weiter studieren und selbständig leben konnte. Leider wurde ich von der Therapeutin extrem unter Druck gesetzt (um es kurz zu fassen), was nach zwei Jahren zu einem gravierenden Rückfall führte. Es ging gar nichts mehr. Dann begann ich eine tiefenpsychologisch fundierte Therapie, die später in eine Psychoanalyse umgewandelt wurde. Nach der Probestunde hatte ich ein ungutes Gefühl, befürchtete aber auch, so schnell niemand anderes zu finden. Außerdem traute ich meiner Wahrnehmung nicht so, dachte, das müsse alles so sein. Die Analytikerin machte diverse Fehler, beeinflusste mich sehr subtil (deswegen reagiere ich auf so etwas heute ziemlich allergisch). Die Symptome verschlimmerten sich, insgesamt war ich mehrere Jahre wie ein Grundschulkind auf meine Eltern angewiesen, das Studium konnte ich vergessen in dieser Zeit. Ich merkte in der Therapie, wie schwer gestört ich wohl sein musste, denn sonst hätte ich die therapeutischen Bemühungen ja besser nutzen können. Dem wurde mit mehr Stunden begegnet. Zum Schluss war ich bei einer hochfrequenten Analyse mit drei Stunden pro Woche. Irgendwann konnten meine Eltern nicht mehr und stellten mich vor die Wahl Rauswurf oder Klinik. Notgedrungen ging ich in eine Klinik (leider psychodynamisch arbeitend), die ich - was die Symptome betrifft - als geheilt verließ. Ich nahm mein Studium wieder auf, wohnte wieder allein und ging weiter einmal pro Woche zu derselben Therapeutin wie vorher (auf Anraten der Klinik nur noch einmal). Das war begleitend, rückblickend mitunter auch Smalltalk und allgemeine Lebensberatung. Wieder leider, denn dass ich nur funktionierte und Normen erfüllte, aber nichts tat, wo ich mit dem Herzen dabei war, kam nie ans Licht. Jahre später hatte ich dann einen zweiten Rückfall. Wieder vernichtend. Ich versuchte es wieder mit TP, diesmal bei einem anderen Therapeuten. Und da gingen mir die Augen auf, was therapeutische Abstinenz und all die anderen Regeln, die die Analytikerin verletzt hatte, in der Praxis und für mich als Patientin überhaupt bedeuteten. Ich war so frustriert, dass ich erstmal gar keine Therapie mehr machte und dafür versuchte, die Analytikerin zu verklagen. Das konnte ich wegen der Beweislage natürlich vergessen. Aber ihren Reaktionen auf die Anwaltsschreiben konnte ich immerhin entnehmen, dass sie kein so ganz reines Gewissen haben konnte. Meine jetzige Therapeutin habe ich mir dann von meiner Ärztin empfehlen lassen. TP deshalb, weil ich die Geschichte mit der Analytikerin aufarbeiten wollte und weil ich mich mit VT-Methoden selbst sehr gut auskenne (nein, nicht aus meiner anfänglichen VT). Trotzdem war ich Anfang dieses Jahres in einer verhaltenstherapeutisch arbeitenden Klinik, um der Entwicklung nochmal Schub zu verleihen. Das war mit der Therapeutin abgesprochen und wurde von ihr unterstützt. Ich arbeite zu Hause, und ich empfinde die Therapiestunden nicht als Belastung, das sollten sie auch nicht sein. Natürlich kann einem ein belastendes Thema nachgehen, aber die therapeutische Beziehung sollte dabei so etwas wie einen sicheren Hafen darstellen. Am Anfang war es noch so, dass ich mir über Äußerungen der Therapeutin Gedanken gemacht habe, befürchtete, dass sie mich auch wieder manipuliert. Deshalb habe ich einige Zeit lang immer nachgefragt, was wie gemeint war, habe kaum etwas unwidersprochen stehen lassen können. Jetzt ist das geklärt. Und da musste die Therapeutin durch, dafür war sie u.a. da. Hätte ich bei der etwas begründen müssen, hätte sie mich nie wieder gesehen. Der Therapeut vorher übrigens auch nicht. Aber die arbeiten beide korrekt...
Liebe Grüße
Christina