Ich stimme eigentlich allen Posts hier zu. Es wurde schon viel echt Gutes geschrieben finde ich bzw. ich sehe es genauso.
Ergänzen möchte ich noch eine mMn wichtige Sache:
Ein wirklich guter Therapeut schafft eine sehr gute Balance zwischen Verständnis/ Einfühlvermögen und dem leider auch so nötigen A....tritt.
Was meine ich damit? - Es gibt Therapeuten, die immer nur voll Verständnis für den Patienten haben, ihm gut zuhören, tolle Gespräche führen, sich aber nicht richtig trauen, auch mal Dinge anzusprechen, die der Patient nicht so gerne hören will. Das ist aber wichtig finde ich, gleichzeitig aber sehr schwer, weil viele Patienten in Abwehrhaltung gehen, sobald ihnen sozusagen Vorwürfe gemacht werden. Und genau dann entscheidet sich aber oftmals, ob die Therapie wirklich gut wirkt oder sich was tut.
Wenn ein Therapeut diese Balance nicht schafft (und das ist glaube ich wirklich nicht einfach), dann dauert es länger oder man kommt am Ende doch nicht richtig weiter.
Dinge also so rüberzubringen, dass der Patient nicht abspringt und das Handtuch wirft (z.B. Patient sagt: Mein Therapeut hat mich nur kritisiert und mir Vorwürfe gemacht!), gleichzeitig aber kapiert, dass er (der Patient) der ist, der aktiv werden muss, auch schmerzliche und anstrengende Schritte gehen muss und (sehr wichtig) aus seiner reinen Opferrolle herauskommen muss - DAS ist die Königsdisziplin glaube ich in Sachen Therapeuten-Qualität.
Ich habe in meiner Laufbahn mittlerweile an die Dutzend Therapeuten kennengelernt (manche nur mit den 5 probatorischen Sitzungen, einige sehr lange und auch Heilpraktiker für Psychotherapie waren dabei) und die meisten haben diesen schweren Spagat nicht geschafft. Das wundert aber nicht, weil die Gefahr, in den üblichen, systemischen Fliesbandmodus zu verfallen, leider sehr groß ist (zu viele Patienten, zu viel Stress, zu wenig Kraft aus Sicht der Therapeuten). Interessant, aber auch irgendwo logisch war übrigens, dass Heilpraktiker (auch da gibt es echt miese, aber auch ein paar Perlen) diesem Fliesbandmodus weitaus weniger unterliegen als die akademischen Psychotherapeuten/Psychiater mit Therapie-Sternchen. Das System halt...ist oft wie eine Zange.
Wer einen Therapeut findet, der diese beschriebene Königsdisziplin beherrscht, hat enormes Glück finde ich und ja .... es ist dann nicht immer angenehm (manche Stunden tun weh und man muss AUSHALTEN), aber das Ergebnis am Ende ist dann meist besser als z.B. mit Therapeuten, die immer nur gutmütig sind und das sagen, was man hören und ertragen kann.
Heute 10:21 •
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