Ich hab keine Probleme mit Einsamkeit, aber eine Therapie hinter mir wegen einer Panikstörung.
Und während einer Therapie, egal welcher Art, muss man sich immens mit sich selber auseinander setzen.
Und das bringt dich automatisch dazu, dass du dich entwickelst.
Ich selber hab mich durch die Therapie viel besser kennen gelernt, ich mag mich noch mehr als vorher, akzeptiere nun Dinge, über die ich mich früher stundenlang aufregen konnte -ich bin einfach gelassener, bejahe das Leben mehr als jemals zuvor, bin offen und positiv eingestellt
Man könnte sagen, dass die Therapie meine Persönlichkeit mehr fokusiert hat. Ich bin jetzt selber mehr im Fokus, früher war ich verschwommen und mit mir selber nicht im Reinen, heute komm ich mit mir selber und Anderen besser zurecht
Allerdings vermute ich, dass bei dir die Absenz von Freunden zu einem großen Teil auch von deiner Depression her rührt.
Daher würde ich auf alle Fälle eine Therapie angehen, denn seelische Probleme sollte auch der Seelendoktor angehen.
Da hilft es wenig, jahrelang Tabletten zu schlucken, wenn man nicht an der Wurzel des Übels zu arbeiten beginnt.
Tabletten sollen nur als Hilfe dienen, als Stütze auf Zeit, um zu stabilisieren.
Aber stabil scheinst du mir schon zu sein -nun ist es an der Zeit, an dir selber zu arbeiten, um die depressionen auch in den Griff zu kriegen, und dabei kann dir nur ein Therapeut helfen.
Alleine schafft man das nicht.
ixmugl hat übrigens sehr recht mit dem, was er sagt:
Wenn du von Vornherein sagst, dass die Therapie dir wohl wenig bringt, bringt sie dir auch nichts. Das meinte er mit einer selbsterfüllenden Prophezeiung.
Auch dein Beispiel mit dem Flugzeug ist sehr passend, wenn man es auf deine situation anwendet:
Du bist der Pilot. Du steuerst dich, dein Leben, deine Gedanken -dein Flugzeug.
Wenn du aber von Vornherein sagst Die Therapie nutzt eh nichts oder aber Ich finde eh keine Freunde -dann wird es auch so sein.
Egal, wie schlimm seine Erkrankung auch sein mag -du hast den Steuerknüppel in der Hand und DU allein bestimmst, wohin der Flug geht
Du bist bestimmt nicht der einzige Mensch in Deutschland, der mit 33 noch keine Familie gründet. Es gibt etliche Singles in deinem Alter!
Dass deine alten Freunde nun weniger Zeit haben, ist doof, aber es ist nun mal so. Wenn dich die Freundschaften mit ihnen nicht mehr zufrieden stimmen -dann such dir neue!
Ich zitiere hier gern den Spruch:
It's better to light a candle than curse the darkness.
Besser eine Kerze anzünden als die Dunkelheit zu verfluchen.
Anstatt dir zu überlegen, wie schwer es ist, Freunde in deinem Alter zu finden, und dann in Lethargie zu versinken, weil dir das Problem unlösbar erscheint, geh die Sachen Schritt für Schritt an.
Denn du kannst noch so lange drüber nachdenken, dass deine alten Freunde nun ihre eignen Wege gehen und ne Familie gründen -davon findets du keine Neuen.
Besser ist es, was an den Dingen zu ändern, die man auch ändern kann, als über die nachzusinnen, auf die man eh keinen Einfluss hat.
Du könntest z.B. eine Therapie gegen deine Depressionen beginnen, und lernen, die Welt mit anderen Augen und mehr Perspektiven zu sehen.
Du könntest dann beginnen, die Leere, die du empfindest, mit neuen Eindrucken zu füllen.
Du könntest dich bei Single-Communities anmelden, neue Leute kennen lernen, du könntest ein Hobby beginnen, oder zwei oder drei, ein paar Vereinen beitreten, ehreamtliche Arbeit aufnehmen -all das sind Möglichkeiten, seine Zeit sinnvoll zu investieren und ganz leicht neue Leute kennen zu lernen und Freundschaften zu knüpfen!
Freunde fallen nicht einfach so vom Himmel, man muss schon aus seinem Schneckenhaus raus gehen, aktiv werden, und sie suchen.
Eine Zeit lang hab ich mich auch stark zurückgezogen und meine meiste Zeit alleine verbracht. Das war, nachdem mein Opa ein Pflegefall wurde, das hat mich sehr belastet, ich hab mich um meine Freunde nicht mehr gekümmert und fast alle verloren. Dann starb mein Opa, und nichtmal ein Jahr später mein Papa. Es war schrecklich, und ich hatte außer meiner Familie, zumindest nach meinem Empfinden, niemanden mehr.
Ich war einsam, am Ende. Keine Kraft und keinen Willen mehr, was zu ändern. ich tat mir selber Leid und sah mich selber als Opfer.
Dann hat mir ne liebe Freundin gesagt:
Die Leere, die man spürt, muss man füllen, sonst frisst sie einen auf.
Und das stimmt. Und ich hab begonnen, sie zu füllen.
Ich hatte mittlerweile eine Panikstörung entwickelt, aber davon wollte ich mich nicht aufhalten lassen, ich hab eine Therapie gemacht, bin etlichen Vereinen beigetreten, hab mich im Tierschutz engagiert, hab neue Hobbies begonnen, alte Hobbies wieder aufgegriffen -und plötzlich war er da, der Rückhalt, der mir so lange gefehlt hat. Ich hatte so viel zu tun, mir fehlte die Zeit, noch über meine Probleme nachzudenken, und mittlerweile bin ich mit der Therapie fertig, hab mein Abi geschrieben, meine Ängste im Griff und viele neue Freunde gefunden und alte Freunde wieder-entdeckt
Es gibt einen Weg aus der Einsamkeit.
Aber den muss man aktiv und von sich aus gehen.
Alles Gute,
Pilongo
21.07.2009 09:59 •
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