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Der Titel liesst sich vermutlich erst mal positiv. Und gemessen an meiner Problematik vor 5 Jahren (der Beginn der Therapie) kann man das vielleicht auch so sehen.

Ich habe keine Panikattacken mehr, nur eine gewisse Grundanspannung und Unruhe, ich arbeite, verdiene Geld im unteren Mittelschichtler-Bereich, nehme seit 2010 brav meine 20mg Citalopram und 1mg Tavor bei Bedarf, mache niemandem mehr Sorgen...

... und habe keine Ahnung was das alles soll.

Es ist exakt das eingetreten was ich früher, als ich noch eine Persönlichkeit war, befürchtet habe: Die Medikamente machen mich müde, die Therapie schleift mir die Ecken und Kanten ab, die Arbeit saugt mich aus (zu viel Zeit und Energie für zu wenig Geld) und am Ende habe ich mich verloren.

Klar, so schlimm wie früher geht es mir bei weitem nicht mehr. Denn um Panik zu haben muss man sich ja was wert sein. Todesangst zu haben heisst sich massiv davor zu fürchten nicht mehr da zu sein. Und das ist so ziemlich das Gegenteil von dem was ich momentan fühle - ich bin eher genervt davon, dass ich immer noch da bin.

Ja, ich bin fertig therapiert. Ich funktioniere. Nicht mehr und nicht weniger.

Kann das jemand nachvollziehen? War einer von euch evtl. mal an einem ähnlichen Punkt?

11.12.2014 21:00 • 26.12.2014 #1


6 Antworten ↓


Hallo David78,

ich glaube, ich kann das in etwa nachvollziehen, was Du schreibst.
Und doch kann ich auch einiges nicht verstehen.
Zitat:
Es ist exakt das eingetreten was ich früher, als ich noch eine Persönlichkeit war, befürchtet habe: Die Medikamente machen mich müde, die Therapie schleift mir die Ecken und Kanten ab, die Arbeit saugt mich aus (zu viel Zeit und Energie für zu wenig Geld) und am Ende habe ich mich verloren.

Mit Sicherheit hast Du Deine Persönlichkeit durch die Therapie nicht verändert.
Du wirst deine Sichtweisen (Bewertungen) und vor allem Dein Verhalten geändert haben.
Zitat:
mache niemandem mehr Sorgen...
... und habe keine Ahnung was das alles soll.


Machte es früher Deine Persönlichkeit aus, anderen Sorgen zu bereiten?
Das Gefühl, nur zu funktionieren ist sicher sehr unangenehm. Bist Du immer noch zu sehr nur auf Dein Leben und
Deinen Vorteil fixiert?
Zufriedenheit und Glück können sich immer erst dann einstellen wenn man in einer Gemeinschaft lebt und dort als
Mitglied etwas für andere tut. Wir tauschen nicht nur Waren und Geld. Viel wichtiger ist der Tausch von Blicken,
Gefühlen, zuhören, miteinander reden, jemanden versuchen zu verstehen und vieles mehr.
Nur der, der anderen etwas gibt bekommt auch von denen etwas zurück.
Und dies erzeugt echte Zufriedenheit.

Nicht der neue PC oder ein weiterer Urlaub.

Viele Grüße

Hotin

A


Therapie beendet - ich funktioniere

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Danke für deinen Beitrag.

Ein Geben / Nehmen Missverhältnis... interessant. Allerdings muss es auch Empfänger für den Gebenden geben. Ich sehe es so, dass ich es aus div. Gründen nicht geschafft habe den Menschen etwas anzubieten, das sie gebrauchen können. Wenn man sich erst wider seiner Natur verhalten muss um soziale Akzeptanz zu erfahren und der Wert der Leistung daran gemessen wird wieviel Zeit man in einem Büro verbringt, dann ist weder die Leistung noch die Akzeptanz derer viel wert.

Doch, du hast recht. Der Geben / Nehmen Konflikt ist ein großes Motiv hinter meiner Thematik. Wobei ich ein 110% gebender Mensch bin, wenn Leistungen erwünscht werden, die meinen Fähigkeiten und Anlagen entsprechen. Leider bin ich nur noch Zahnrädchen ohne Perspektiven und Hobbys. Ich gehe arbeiten, komm nach Hause, esse, schlafe und gehe wieder arbeiten. Und wenn sich mal ein Zeitfensterchen auftut, wird geputzt, Bürokratie erledigt oder apathisch auf TV / Internet-Browser geguckt. Das war der Albtraum meiner Jugend und nun stecke ich mittendrin. Ziel = Rechnungen bezahlen. Das ist ziemlich trüber, grauer Mist der meine Lebenskräfte auf Zombie-Niveau heruntergedrückt hat.

Zitat von David78:
Danke für deinen Beitrag.

Ein Geben / Nehmen Missverhältnis... interessant. Allerdings muss es auch Empfänger für den Gebenden geben. Ich sehe es so, dass ich es aus div. Gründen nicht geschafft habe den Menschen etwas anzubieten, das sie gebrauchen können. Wenn man sich erst wider seiner Natur verhalten muss um soziale Akzeptanz zu erfahren und der Wert der Leistung daran gemessen wird wieviel Zeit man in einem Büro verbringt, dann ist weder die Leistung noch die Akzeptanz derer viel wert.

Doch, du hast recht. Der Geben / Nehmen Konflikt ist ein großes Motiv hinter meiner Thematik. Wobei ich ein 110% gebender Mensch bin, wenn Leistungen erwünscht werden, die meinen Fähigkeiten und Anlagen entsprechen. Leider bin ich nur noch Zahnrädchen ohne Perspektiven und Hobbys. Ich gehe arbeiten, komm nach Hause, esse, schlafe und gehe wieder arbeiten. Und wenn sich mal ein Zeitfensterchen auftut, wird geputzt, Bürokratie erledigt oder apathisch auf TV / Internet-Browser geguckt. Das war der Albtraum meiner Jugend und nun stecke ich mittendrin. Ziel = Rechnungen bezahlen. Das ist ziemlich trüber, grauer Mist der meine Lebenskräfte auf Zombie-Niveau heruntergedrückt hat.


Warum das Ganze nicht auch von der positiven Seite sehen? Angestelltenverhältnis bedeutet finanzielle Sicherheit, da kontinuierlich jeden Monat das feste Gehalt kommt. Wer voll entsprechend seiner Fähigkeiten und Anlagen Geld verdienen möchte, muss sich meist selbstständig machen und das kann sehr unsicher und belastend werden. Bis dahin, dass man die Krankenversicherung nicht mal mehr bezahlen kann. Es gibt einige kleine Selbstständige die nicht mal eine Krankenversicherung haben.

Ich weiß. Mir ist es nicht mal fremd für meine Leistungen draufzuzahlen. Habe ich alles schon hinter mir. Leider gehört meine Branche zu denen, die im Zeitalter der Digitalisierung nicht so gut weggekommen sind.

Ich weiß dass viele Menschen kein Problem damit haben Liebe, Leben und Leidenschaften dem Broterwerb unterzuordnen. Mich bestürzt dieser Zustand. Der übriggebliebene Lebensraum ist mir zu klein, das Geld zu kmapp, die Kraft zu wenig. Ich finde es traurig als fertigtherapiert zu gelten und Schulterklopfer für falsche Errungenschaften zu erhalten. Das macht irgendwie einsam und höhlt die Sinnhaftigkeit des Daseins aus.

du klingst trotz scheinender Gesundung recht bedrückt in deinen Aussagen. du hast eine größere sinnkrise, die in deinem Zustand, nur allzu verständlich ist. Du wirst ja letztendlich auch nicht therapiert, damit es dir besser geht. sondern du wirst therapiert damit du wieder besser funktionierst. das ist primäres Ziel .
Ich habe die Welt nicht erfunden, aber so ist es.
besonders die Arbeitswelt ist für viele trostlos, da sie wenig Sinn in diesem Alltagstrott finden. BIs zur senilen Klapprigkeit solche Arbeiten durchzuhalten, viel Stress, wenig Lohn, dafür teure Lebenshaltungskosten machen jemanden der noch einen Restsinn für sein Dasein sucht, auch nicht gerade glücklich. nach dem Motto man schummelt sich den Rest seines Lebens durch kann kein Glück auf Dauer garantiert sein.
du bist zwar nicht glücklich, aber wohl auch nicht mehr richtig krank. Die Selbstfindung in einer anonymen Welt als anonymes Individuum ist kein leichter Weg.
vielleicht findest Du ja jemanden, mit dem Du Deine Anonymität Teilen kannst, das ist nicht ausgeschlossen. du mußt ja nicht unbedingt auf eine Märchenprinzessin warten, auch die anderen Kröten, aus dem Märchenland Können ganz nett sein.

ich kann dich voll und ganz verstehen. ich bin zwar noch nicht so weit, dass ich sage, ich bin fertig therapiert, aber auch ich habe festgestellt, dass ich zwar nur noch sehr sehr selten panikattacken habe (wenn, dann meist eher so einen anflug, der dann aber auch wieder fix abebbt), aber auch ich bin eig. mittlerweile nur noch am funktionieren - und nicht mehr am leben. ich arbeite 5 tage die woche, schaue am wochenende fussball, gehe alle 2 wochen ins stadion, ab und an in ne fankneipe, zocke onlinegames, mal allein mal mit mehreren, treffe mich mit freunden, gehe ins kino, habe vor kurzem auch das erste mal seit jahren wieder eine kleine innerdeutsche reise unternommen. eig alles sachen, die mir zeigen sollten, dass es aufwärts geht und ja das tut es auch - aber dennoch habe ich das gefühl, mein leben ödet mich an, es ist nicht mehr so spannend und witzig wie noch vor einigen jahren. ich trinke seit 2 1/2 jahren keinen Alk. mehr und auch wenn so die anzahl der pa´s sich drastisch reduziert hat fehlt der Alk., da er ein teil der gesellschaft ist. ich sehe meine freunde auf partys feiern, stehe mit meinem Alk. B. daneben und kann einfach nicht so feiern, abdrehen, ausgelassen sein wie wenn man was getrunken hat. hemmschwelle arg hoch. ich sehe in den spiegel und sehe einfach einen langweiligen menschen. ich habe freunde, die reisen um die welt, sind viel am feiern, leben einfach mehr. und dann merke ich, wie ich neidisch bin, neidisch darauf bin, nicht mehr so ein leben zu haben. dabei ist der schrott dahin so einfach, einfach die selbst auferlegte geißel der Alk. (ich probiere nicht mal was, weil ja die statistik wie viele tage Alk. zerstört wird) zu durchbrechenu dn wieder selber zu entscheiden ab udn ein ein glas zu trinken. aber ich habe angst davor. angst wieder pa´s zu bekommen, die durch den chemischen körperlichen prozess des Alk. stattfindet. ansgt, etwas verrücktes zu machen, spontan zu sein. dann merke ich, ich bin doch ncoh nicht so weit wie ich dachte. wobei, der status, den man vor der krankheit hatte wird man wohl nie mehr erreichen.

ich nehme mir vor, mein leben zu ändern. morgen. und zack, wieder nen jahr vergangen...





Prof. Dr. med. Thomas Hillemacher
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