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Hallo zusammen,

Ich bin seit eineinhalb Jahren in einer tiefenpsychologischen Therapie bei einer lieben, verständnisvollen Therapeutin. Die Chemie stimmt. Der Grund dafür sind rezidivierende mittelgradige Depressionen mit längeren Phasen dazwischen, wo es mir richtig gut geht. Die Ursachen hierfür sind vielfältig und wir haben sie gemeinsam herausgearbeitet. Ich habe in letzter Zeit gute Fortschritte gemacht. Nun sind noch 10 Stunden übrig. In der letzten Stunde meinte sie dann, sie freue sich über die Fortschritte, aber sie denkt, ich sei noch nicht soweit und noch nicht stabil genug. Sie hat das auch begründet. Sie möchte das volle Stundenkontingent ausnützen mit nochmals 40 Stunden.
Das hat mich doch ein wenig geschockt, muss ich ehrlich sagen.
Wir haben schon sämtliche Baustellen durch und ich kann mir gerade irgendwie nicht vorstellen, was ich ihr dann noch jedes mal erzählen soll? Sie meinte, sie mag es durchaus lieber, wenn ich alltägliches Positives erzähle, als wie wenn ich oft jammere, wie am Anfang.

Wer von euch hat denn noch eine TP mit 100 Stunden gemacht?

Ich war eine zeitlang in der Corona Krise auch ein Stück weit abhängig von ihr, sie hat mir einfach gutgetan inmitten von den ganzen Corona Beschränkungen.

Mein Problem ist , dass ich sowohl keine Eltern,als auch Geschwister mehr habe ( alle gestorben) und Sie für mich auch eine Art Ersatzmutter ist.
Davon möchte ich mich aber distanzieren, denn das ist ja keine Lösung auf Dauer. Mir fehlt aber sowas wie eine beste Freundin, die ich jederzeit anrufen kann.

Ansonsten bin ich verheiratet habe einen Sohn und ein gutes soziales Umfeld, und verschiedene Gruppen, in denen ich aktiv bin und ich engagiere mich auch ehrenamtlich.

Ich habe einfach Bedenken, dass ich mich zu sehr an Sie gewöhne, wenn sich das alles so hinzieht. Das wären dann insgesamt über zweieinhalb Jahre!
Andererseits sind da die Fortschritte und Sie sieht mich noch nicht am Ende.
Was soll ich tun?

Liebe Grüße
Florentina

23.01.2021 09:20 • 23.01.2021 x 1 #1


7 Antworten ↓


Aufhören kann man doch jederzeit noch wieder.
Die idee stunden anzufordern finde ich nicht schlecht.
Du sagst ja selbst, eigentlich hast Du keine Bezugspersonen.
Ein wichtiges Backup würde verloren gehen.
Als wir in der Therapie Richtung ende liefen (angsttechnisch) war es auch meist nur noch das sortieren, das durchsprechen was so war.
Ich fand das immer gut.
Jetzt gabs ne neue Therapie mit komplett neuem stundenkontingent. Da sind wir noch lange nicht bei dem Punkt angekommen, obwohl jedes mal aufgearbeitet wird falls was war.

Therapiemüde vielleicht, vielleicht ist es für dich auch durch... Vielleicht fördert sie aber noch was zu tage.
Wenn sie keinen Grund sehen würde hätte sie es bestimmt angesprochen.

Gut möglich das es vielleicht auch einfach mal noch um selbstfürsorge usw gehen soll.

Ich würde dem ganzen noch die zeit geben.
Alles hat seinen Grund und seine Zeit

A


Therapeut will Verlängerung- ich bin therapiemüde

x 3


Danke für deine Antwort.
Ich hatte vor 10 Jahren eine Verhaltenstherapie, doch die hat mir nicht halb so viel gebracht.
Und du hast Recht, man muss die Stunden ja nicht alle aufbrauchen, wenn man merkt, es geht jetzt ohne Therapie.
Ich habe vorhin gedacht, lieber jetzt richtig und dranbleiben bei jemand wo die Chemie stimmt und gute Fortschritte machen, als in ein paar Jahren wieder einen Rückschlag zu erleiden, auf einen Therapieplatz warten und hoffen, mit dem Therapeut zurecht zu kommen. Das hat bei mir sofort geklappt, ich bin so froh!
Klar, man weiß es nicht, wie es wird, aber so denke ich momentan. Ich möchte alles bearbeiten und dann in der Lage sein, besser zurechtzukommen und mit dem Thema Therapie abschließen.

Wie oft gehst du dorthin? vielleicht kannst du die STunden auf alle 2 Wo oder alle 3 Wochen strecken?

Wenn sie für dich den Antrag verlängert, dann würde ich nicht nein sagen und aufhören kannst du jederzeit. Vielleicht nutzt du die Stunden als Alltagscoaching ,um dich zu stabiliseren und als eine Art Auszeit aus dem Alltag.

Was wäre denn aus Sicher deiner Therapeutin das Ende für Dich? Sieht sie dich als nicht stabil an? Ich lese heraus, dass du ein gutes Umfeld hast und sozial eingebunden bist und eine Freundin zum Reden suchst. Definitiv sollte sie nicht die Rolle einer Ersatzmutter einnehmen und leider finde ich den Artikel nicht, doch es gab einmal einen interessanten Artikel über emotionale Abhängigkeit zwischen Therapeuten und Patienten. Wann ist es Zeit, loszulassen,weiterzugehen? Ich würde diese Krücke noch lassen und dann alle paar Monate deine Gedanken dazu überprüfen. Dein Ziel sollte es sein, dir selber eine liebevolle Ersatzmutter zu sein =) Deine innere Stärke ausbauen, das geht nur in einem Lebensprozess und dauert....Therapie ist ein wichtiger Baustein aber du entscheidest wie lange.

Ich würde unbedingt die Stunden nutzen. Deine Therapeutin ist der Profi.

Wir sind nun mal so, dass wir denken, dass nun alles okay ist. Therapie strengt an aber es kommt auch viel dabei rum.

Ich gehe nach wie vor jedes Quartal eine halbe Stunde zu meinem Psychiater. Bedeutet, läppische 2 Stunden pro Jahr, allerdings sofortige Hilfe im Akutfall. Und das musste ich auch schon in Anspruch nehmen. Bin auch super therapiert, aber das Leben sorgt manchmal für Überraschungen und ein guter Therapeut ist da Gold wert.

Vielleicht machst du das so wie ich? Lieber reduzieren, aber jederzeit die Möglichkeit haben, sofort reagieren zu können, wenn's mal wieder brennt.

Vielen Dank für eure Antworten,
Ich werde sie die nächste Stunde auf jeden Fall nochmal fragen, welche Ziele sie noch mit mir hat und ob man die Stunden auseinanderziehen kann.

Bei mir ist etwas ähnlich wie bei @Icefalki
Wobei sicherlich noch nicht so stabil.
Ich hatte meine letzte (von mehreren depressiven Episoden) vor 3 Jahren. Gehe aber auch weiterhin alle drei bis 4 Monate kurz zu meiner Psychiaterin und habe auch noch Kontakt zu meiner ehemaligen Therapeutin.
Ich bin ehrlich gesagt auch froh darum. Es ist einfach gut zu wissen, dass man professionelle Anlaufstellen hat.





Prof. Dr. med. Thomas Hillemacher
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