Ich stelle mir momentan einige Fragen über meine Therapie und Therapeutin, und da ich in meinem privaten Umkreis niemanden kenne, der ebenfalls therapeutische Hilfe in Anspruch nimmt und mit dem ich mich darüber austauschen könnte, möchte ich mich damit an euch wenden. Ich hoffe, jemand hat eine gute Einschätzung und vielleicht einen Rat für mich. Es ist meine erste Therapie und ich habe noch keinerlei Erfahrung oder Vergleichswerte hierfür.
Meine Situation:
Ich habe im August diesen Jahres die erste Probesitzung einer möglichen Therapie gehabt. Darauf folgten zwei weitere Sitzungen, in denen noch nicht besonders viel passiert ist. Ich habe ein paar Dinge erzählt und meine Therapeutin hat sich Notizen gemacht. Sie hat bereits einige Interventionen angesprochen, aber sehr grob, nicht einstiegsgerecht geschildert. Ich wusste nicht wirklich, was sie von mir verlangte und sie schien ungeduldig, als ich ihr mitteilte, dass ich es nicht umzusetzen weiß.
Auf ihre Nachfrage hin habe ich meine Krankenkasse um notwendige Dokumente befragt, womit die Therapie beantragt werden kann. Diese habe ich ihr mitgebracht und gehofft, wir würden nun - neben den therapeutischen Unterhaltungen - auch über das weitere Vorgehen sprechen, wie nun alles ablaufen wird. Wir haben jedoch über keine weiteren Informationen gesprochen. Nicht darüber, wann die Therapie starten soll, wie viele Probesitzungen dem eigentlich vorausgehen, wie die Therapie überhaupt abläuft, welche Themen oder Probleme bestehen, an welchen wir gemeinsam arbeiten wollen. Die Kommunikation habe ich als recht schwierig empfunden, habe aber nicht weiter darüber nachgedacht, weil sie nunmal eine Psychologin ist und ich davon ausgehe, dass sie weiß, was sie tut. (Zudem waren es ja nur die Probesitzungen, ich dachte, da wäre eine gewisse Oberflächlichkeit normal.)
Dann wurde alles etwas holprig.
Der Folgetermin konnte nicht stattfinden, weil sie ein Problem mit dem Auto hatte und am Termintag nicht zur Praxis kam. Ich wurde von der Sprechstundenhilfe benachrichtigt, dass meine Therapeutin sich später bei mir melde, um einen neuen Termin zu vereinbaren. Nachdem das aber auch zwei Wochen später nicht passiert war, habe ich mich nochmal von meiner Seite aus gemeldet, um einen neuen Termin anzufragen. Man sagte mir, man hätte mich völlig vergessen.
Der neu vereinbarte Termin sollte weitere drei Wochen später stattfinden und wurde dann ebenfalls am Vorabend abgesagt, weil die Therapeutin krank wurde.
Ein weiteres Mal legten wir einen Termin fest, dieses Mal persönlich per SMS. Tag und Uhrzeit habe ich absichtlich nochmal wiederholt, damit keine Missverständnisse entstehen. Jedoch, wie ich allerdings schon befürchtete, saß ich am festgelegten Tag in der Praxis, noch eine halbe Stunde nach Sitzungsbeginn hatte mich niemand aufgerufen, und auf Nachfrage (bei einem anderen Arzt, denn die Rezeption war aus Personalmangel nicht besetzt) sagte man mir, die Therapeutin wäre gar nicht da. Sie hätte wohl kommen wollen, aber es wisse niemand, wo sie ist.
Es stellte sich dann heraus, dass sie sich den Termin zu einem späteren Zeitpunkt eingetragen habe und es nicht früher in die Praxis schaffe. Wieder wurde ich damit vertröstet, dass sie sich später bei mir meldet. (Das ist jetzt einen Tag her.)
Ich denke, dass die Therapeutin durchaus kompetent sein kann, doch die Praxis hat von Anfang an den Eindruck auf mich gemacht, als hätte man dort extrem viel zu tun und leider nicht besonders viel Zeit für den einzelnen Patienten. Ich weiß, dass das nicht immer möglich ist. Aber die oben beschriebene Unzuverlässigkeit, Unaufmerksamkeit während der Gespräche, ungeduldig ins Wort fallen, und auch viele Anmerkungen über ihr eigenes Leben/Sorgen. ich weiß nicht, ob das normal ist?
Um ein Beispiel zu nennen: In einer Sitzung berichtete ich davon, dass ich meine Katze einschläfern lassen musste, die ein sehr wichtiger Bestandteil meines Lebens war. Der Verlust war für mich sehr schwer zu ertragen und ich hatte mir erhofft, von ihr einen Rat zu bekommen, wie ich besser damit umgehen kann. Wir haben während der Sitzung jedoch 15 - 20 Minuten darüber geredet, wie ihr Hund mal einen Türstopper gefressen hat, was dieser dann für ein Futter bekommen hat, dass sie bei einem Notarzt war und wie sie freiwillig beim Tierarzt einem anderen Patienten ihren eigenen Termin überlassen hat, weil sie ja selbst Ahnung von der Medikation habe. (Also viele Informationen, die nicht wirklich mit mir oder meinem Problem zu tun hatten.)
Es kam zudem immer wieder vor, dass sie zu Beginn der Sitzung erzählte, wie sie mitten in der Nacht aufstehe, um zu arbeiten. Sie schaute auch hin und wieder auf ihr Handy, während der Gespräche, weil Nachrichten reinkamen.
Nun meine eigentlichen Fragen.
Wenn ihr diese Infos durchlest, würdet ihr das als 'okay' bezeichnen? Ist das etwas, wo ich ein Auge zudrücken muss? Oder sollte es so nicht ablaufen?
Die Hilfestellung, die ich bis jetzt bekommen habe, ist leider nicht sehr viel gewesen. Sie hat mir eingangs mal ein Buch empfohlen, was allerdings für Therapeuten und nicht für Patienten geschrieben ist, und auf das sie sich öfter berufen hat, wenn ich im Gespräch Fragen über gewisse Anwendungen hatte. (Haben Sie denn schon im Buch weitergelesen? Da ist das aufgeführt.) Ich versuche die beschriebenen Interventionen selbst zu bearbeiten, da die Therapeutin sie mir nicht im Detail vermitteln und erklären konnte, aus Zeitmangel schätze ich.
Ich würde mich über eure Meinungen freuen. Im Moment bin ich zwiegespalten, ob ich noch einen weiteren Termin vereinbaren oder mich doch eher umorientieren soll. Ich möchte definitiv nochmal persönlich mit ihr über meine Empfindung sprechen, aber allein die vielen letzten Wochen des Hin und Hers machen es mir schwer, mich ihr gegenüber wirklich zu öffnen und ihr zu vertrauen, ohne mich abgefertigt zu fühlen.
Vielen Dank schonmal im Voraus.
09.11.2023 13:54 • • 10.11.2023 #1