Zitat von dieschwerge: Hallo, ich gehe demnächst in die Tagesklinik. Ich habe richtig Schiß davor. Habe eine Angststörung und Depression. Vielleicht kann mir jemand von Euch die Angst nehmen.
Danke für Eure Antworten
Jens
@dieschwerge
Also ich bin leider auch Betroffener und die Angst ist für mich normal. Allerdings weiß ich, dass Angst in gewissen Situationen nicht normal ist bzw. man keine Angst zu haben braucht. Zudem fühle ich, dass die Angst mir nicht gut tut und mein ganzer Körper gestresst, unsicher und unter Anspannung ist.
Ich als Betroffener kann leider weder meine eigenen Ängste nehmen noch funktioniert dies bei anderen.
Allenfalls kann ich von meinen Erfahrungen seitens Tagesklinik(en) berichten, Dir MUT zusprechen und logisch zwecks Verstand, Vorgehensweise und Menschenverstand etwas mitteilen.
Bei mir ist es so, dass ich -wenn es mir gut bzw. besser schlechter geht- einfach mache und mehrfach tagtäglich übe. Mein Körper reagiert und ich schwitze, habe Herzrasen usw., aber ich ziehe es oft durch bzw. versuche es. Manchmal beruhige ich mich nach x Minuten oder sehe dann, dass das alles gar nicht so schlimm ist. Das klappt leider nicht immer. Mir ist auch peinlich, wenn Dritte anhand von Mimik, Gestik, Verhalten usw. erkennen, dass ich ein Angstmann und angstgetrieben bin.
Aber...
Ich hatte wegen der Angst drei Mal den Termin bei der Tagesklinik verschoben. Der letzte Termin war eben die letzte Chance, sonst hätten die mich nicht mehr aufgenommen. Ich hatte dann den ganzen Mut zusammen genommen und bin einfach schon in der Früh zum Klinikum gelaufen, um dort Gebäude, Straßen, Menschenmengen, das Umfeld usw. abzuchecken und dann eben sicherer zwecks Wissen zu sein.
Dann bin ich noch ca. 30 Minuten gelaufen, um mich etwas zu beruhigen. Anschließend war ich dann etwas entspannter vor Ort und habe mich angemeldet bzw. dort gemeldet.
Dann kam es ganz anders, obwohl ich schon vorab extreme Panik geschoben hatte.
Eine Betroffene hatte mich herzlich willkommen geheißen und sich gleich als Betroffene nebst Namen xyz vorgestellt. In diesem Moment ist quasi eine kleine Last von mir gefallen, da ich unter Betroffenen war und diese Menschen Verständnis hatten und nicht verurteilt haben. Ich wurde quasi gleich herzlich offen begrüßt und sofort mitgeschleppt zwecks Frühstück. Dort saßen andere Leute am Tisch und haben mich auch direkt herzlich willkommen geheißen. Dann haben zwei andere Frauen mich gleich angesprochen und mir alles gezeigt. Nebenbei habe ich noch ein paar Unterlagen/Formulare ausgefüllt.
Was ich damit sagen möchte, ist, dass es auch für mich nicht einfach war und auch heute nicht einfach ist. Jeder Tag ist für mich zwecks Angst ein Neuanfang, da mein Gehirn einfach nach x Dekaden nicht lernen möchte. Dennoch kam es dann vor Ort ganz anders, da Mitmenschen und Betroffene eben Verständnis hatten und mich liebevoll herzlich empfangen hatten. Den ersten Tag hatte ich gut überstanden, aber beim nächsten Tag war die Angst wieder voll da und ich haderte herum, ob ich gehen oder zu Hause bleiben soll.
Dies habe ich dann vor Ort der Psychologin gesagt und auch einer Betroffenen, die auch in der Nähe gewohnt hat. Am dritten Tag hat mich dann die Betroffene abgeholt und motiviert. Ich fühlte mich dann etwas sicherer, wertgeschätzt und auf Augenhöhe.
Dummerweise habe ich auch noch Depressionen, sodass alles nicht so einfach war und ist.
Dennoch versuche ich, das alles zu ändern und selbst mitzuwirken.
Mein Rat: Versuche es einfach, überwinde Dich oder lebe etwas mit den Erkrankungen, akzeptiere diese usw., denn vor Ort wirst Du ja auf Betroffene treffen, die das gleiche Leid teilen und in der Regel Verständnis haben.
Ich konnte aus allen Tageskliniken nichts ziehen, aber vielleicht bringt es Dir etwas?
Kontakte habe ich zwar geknüpft, aber der Rest war mir alles zu sehr eintönig und nach Schema F.
Also ob alle Methoden bei allen Menschen identisch wirken. Jeder Mensch ist anders, nur das wird im System nicht verstanden und erkannt. Dennoch finde ich, dass man open minded sein und alles versuchen sollte.
Also, versuche es und alles Gute!