Das Thema ist ein recht neues, denn bisher hat sich die Zunft der Therapeuten als recht unfehlbar gesehen, die Ärzte sehen sich ja nach wie vor gerne so. Zum ersten man hat man aber nun empirisch darüber geforscht und dabei ist einiges rausgekommen, wenn man so will.
Dem einen oder anderen könnte das Buch zumindest teilweise die Frage beantworten warum man mit seinen Therapien gescheitert ist oder sie teilweise sogar als schädlich erlebt hat. Man sucht ja doch meist die Schuld bei sich selbst, auch das Umfeld kann an ein Versagen des Systems nicht glauben und schiebt den schwarzen Peter den Betroffenen zu.
Auch räumt das Buch mit einigen Irrtümern auf die es über Psychotherapie so gibt. Ich finde dass es dabei helfen kann dass man einen realistischen Erwartungs Horizont bekommt über das was Therapie leisten kann und was nicht. Und welchen Preis man u.U. dafür bezahlen muss.
Laut diesem Buch sollte man einige Dinge vor einer Therapie beachten:
- keine Therapie ohne Risiken und Nebenwirkungen. Darauf muss der Therapeut vorab hinweisen und der Klient muss sich damit einverstanden erklären.
- Darüber hinaus sind Fehl- und Falsch Behandlungen in der Psychotherapie nicht die seltene Ausnahme sondern die Regel. Man staunt nicht schlecht, aber so steht es da dem Sinne nach geschrieben. Da selber gilt für Fehldiagnosen. Gehört schlicht zur Normalität und ist eben keine seltene Ausnahme.
- Eine Therapie muss relativ streng nach Schema durchgeführt werden, denn nur dann ist sie wissenschaftlich gesehen wirksam. Dazu gehören viele kleine Dinge die in der Praxis gerne unter den Tisch fallen. Beispiel ist eine ausführlich Anamnese und Diagnosestellung, das kann ein bis zwei Stunden dauern. Wer hat das schon mal real erlebt? Man kennt das eher so im Rahmen 5 bis 10 Minuten, denke ich.
- Die Quote an Fällen in denn es zu negativen Effekten für den Klienten kommt lässt sich schwer erfassen, aber sie ist nicht grade belanglos und die mutmaßliche Dunkelziffer soll sehr hoch sein. Noch immer sind Ärzte und Therapeuten im allgemeine nicht gewillt sich kritischen Kontrollen zu unterziehen, schon gar nicht auf Kritik vom Klienten selbst einzugehen. Ablocken um jeden Preis ist die allgemeine Devise.
- Psychotherapie kann normalerweise nicht heilen, dazu ist sie nicht gedacht. Sie soll helfen mit dem was ist gut umgehen zu lernen, gut damit zu leben. Dazu muss es aber auch die richtige Therapie Form sein. Nicht irgendeine Therapie. Und sie muss regelkonform und konsequent angewendet werden. Nicht irgendwie wird schon gehen.
Dennoch ist Therapie wenn richtig angewendet natürlich der Gold Standard zur Behandlung von psychisch kranken Menschen oder Menschen in akuten und schweren Krisen. Das Problem liegt einfach in der praktischen Umsetzung der Therapie Person und ihrer Qualifikation und Motivation. Wenns also auch längere Zeit über nicht gut läuft, dann sollte man nicht automatisch den Fehler immer nur bei sich selbst suchen.
Man sollte aber auch nicht automatisch immer dem Therapeuten die Schuld geben, auch das kommt ja vor. Wer den Mund nicht aufmacht und nicht aktiv mitarbeitet, dem kann auch die beste Therapie nicht helfen. Man sollte einfach sehen dass hier zwei Menschen an der selben Sache zusammenarbeiten, der Klient und der Therapeut. Wobei der der die Therapie macht, immer der Klient sein muss. Der Therapeut hilft nur dabei. Ist die Therapie erfolgreich, dann hat man das selbst geschafft, das hat nicht der Therapeut für einen getan. Das ist das Prinzip von Psychotherapie, man macht sie selbst.
Den Rahmen dafür - und das ist sehr wichtig - den muss der Therapeut vorgeben und begleiten und zwar fachlich versiert und professionell. Er wendet ja wissenschaftlich anerkannte Methoden an und die wirken nur, wenn man sie fachlich korrekt und kompetent anwendet.
Eine Diskussion über das Thema hat hier natürlich auch Raum, so ein Buch ist ja nicht die Bibel und man kann manches darin sicher auch anders sehen. Da es aber ein anerkanntes Fachbuch ist, gedacht im Grunde für die Therapeuten selbst und NICHT als Selbsthilfebuch für Patienten, gehe ich davon aus dass das Buch aktueller und seriöser nicht sein könnte. Wenn auch die Aussagen darin manches mal verstörend wirken können, zumindest sofern man sie nicht im richtigen Kontext sieht.
Grüßle
PS: Bei Medikamenten kennt man es ja, dass die Wirksamkeit oft schwer zu berechnen ist und die Nebenwirkungen dafür um so sicherer kommen werden, ich denke da an Anti Depressiva. Sogar die vollkommen Sinnlosigkeit dieser Medikamente wird mitunter behauptet, dennoch werden sie standardmäßig eingesetzt und nicht wenige Menschen - auch ich - schwören drauf. Versuch und Irrtum ist die Methode wie Psychiater diese Medikamente meist einsetzen. Das sagen sie auch ganz offen.
18.11.2022 18:43 • • 10.12.2022 x 9 #1