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Zitat von Shelby:

eben. Gewinnen eben.

Okay, ich würde das nicht so nennen, sondern eben einfach wie beschrieben, man macht halt das Beste draus. Wenn man Hunger hat und etwas, was gut schmeckt ist nicht da, aber man hat was, was satt macht, isst man eben das. Gewinnen hat für mich etwas mit Wettkampf zu tun, den würde ich in vielen dieser Situationen nicht sehen.

Mal zurück zum Thema: Der Therapeut sollte nach meiner Meinung die Wünsche und Ziele des Klienten respektieren und in darin auch bestärken. Das kann sich ja im Laufe der Jahre alles ändern, ich musste ganz zu Beginn auch erst lernen das man langsam und häppchenweise an die Sache rangehen muss.

Zudem gab es ja zahlreiche Rückschläge und da muss man dann teilweise auch mal ne Zeit lang wieder ganz vor vorne anfangen. Dazu war ich immer bereit.

Da (vermeidbares) chronisches Leiden für mich nicht mit der Würde des Menschen vereinbar ist, steht aber an allererster Stelle der ärztlichen Hilfe und auch der therapeutischen Seelsorge immer die Nächstenliebe und das Wegnehmen von Leid, wann immer es möglich ist.

Bei komplexen psychischen Krankheiten ist ja nun aber das psychosomatische Leiden oftmals die Sprache der Seele. Und so manche Therapie Methoden steigern das Leid erstmal, bevor sie es lindern. Es wäre einfach jedem Angstkranken auf Zuruf eine Ladung Tavor zu verpassen, nur wäre es eben wenig zielführend auf Dauer. Hier gilt dann Aushalten durchaus als Teil der Therapie. Wenn es zu etwas führt.

Da ich diese Prozesse teilweise durchlaufen habe und den Erfolg danach genießen konnte, rede ich hier nicht von Bücher Theorie. Aber in manchem bin ich auch - bis heute - gescheitert, so dass ich über niemandem den Stab breche, denn dann müsste ich der Erste sein.

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Risiken und Nebenwirkungen von Psychotherapie - Diskussion

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Zitat von Shelby:
Mal zurück zum Thema: Der Therapeut sollte nach meiner Meinung die Wünsche und Ziele des Klienten respektieren und in darin auch bestärken.

So lange sie halbwegs realistisch oder gut begründet sind, falls sie weit weg wirken.

Zitat von Shelby:
Da (vermeidbares) chronisches Leiden für mich nicht mit der Würde des Menschen vereinbar ist, steht aber an allererster Stelle der ärztlichen Hilfe und auch der therapeutischen Seelsorge immer die Nächstenliebe und das Wegnehmen von Leid, wann immer es möglich ist.

Die Würde ist etwas, was man nie verliert. Darum ist sie unantastbar.

Zitat von Shelby:
Da ich diese Prozesse teilweise durchlaufen habe und den Erfolg danach genießen konnte, rede ich hier nicht von Bücher Theorie. Aber in manchem bin ich auch - bis heute - gescheitert, so dass ich über niemandem den Stab breche, denn dann müsste ich der Erste sein.

Vielleicht heißt gegen den eigenen inneren Schweinehund zu gewinnen in Deinem Fall ja, akzeptieren zu lernen, dass Du ein Mensch und Menschen bist. Was meinst Du?

Ich werde mal wieder mehr auf das Buch eingehen, dass ich hier angesprochen habe.

Es wird dort beschrieben, dass manche Erkrankungen Therapie resistent sein können und dass sie sich im Laufe der Zeit von alleine verschlechtern können, ob man sie nun behandelt oder nicht. Daraus ergeben sich ganz praktische Folgen innerhalb einer Therapie-Beziehung, denn wie soll man mit dieser Resistenz umgehen oder auch mit der schleichenden Chronifizierung, die so oder so eintreten kann?

Zitat von Cbrastreifen:
akzeptieren zu lernen, dass Du ein Mensch und Menschen bist. Was meinst ...


Du denkst, das tue ich nicht?

Zitat von Shelby:
Du denkst, das tue ich nicht?

Weiß ich nicht, darum habe ich Dich ja gefragt.

Zitat von Cbrastreifen:
Weiß ich nicht, darum habe ich Dich ja gefragt.


Klar tu ich das und alle Menschen die ich kenne wollen gewinnen. Die anderen..verlieren..

Zitat von Shelby:
Klar tu ich das und alle Menschen die ich kenne wollen gewinnen.

Seltsames Kriterium, finde ich.
Gewinnen ist in vielen Situationen meines Lebens nicht das, was eine Rolle spielt. Ich bin weder gegen Wettkampf, noch Wettbewerb (über das Ausmaß kann man sich streiten), aber das ist einfach nicht das, was mir in den Kopf käme. Hat Dich da schon mal jemand drauf angesprochen, oder finden das alle normal?

Zitat von Cbrastreifen:
Seltsames Kriterium, finde ich. Gewinnen ist in vielen Situationen meines Lebens nicht das, was eine Rolle spielt. Ich bin weder gegen Wettkampf, noch Wettbewerb (über das Ausmaß kann man sich streiten), aber das ist einfach nicht das, was mir in den Kopf käme. Hat Dich da schon mal jemand drauf angesprochen, oder ...


Ach, leben und leben lassen, oder? Solange es einem gut damit geht und man niemand anders schadet. Alles gut.
Wenn du nicht gewinnst, dann ein ein anderer und das Gegenteil von gewinnen ist eben verlieren. Manche sind so moralisch gut dass sie gewinnen für amoralisch halten, das überlassen sie den bösen anderen. Kann man machen, muss man dann aber mit den sozialen und ökonomischen Folgen leben. Und den gesundheitlichen.

Ich mein, das Leben ist kein Ponyhof. Und kein geschützter Raum, das sind nur Kliniken.

Zitat von Cbrastreifen:
Die Bemerkung war nicht von mir.

Sorry, das sollte mein Beitrag nicht implizieren. Ich wollte nur deiner Antwort an Shelby etwas hinzufügen.

Zitat von Shelby:
Wenn du nicht gewinnst, dann ein ein anderer und das Gegenteil von gewinnen ist eben verlieren. Manche sind so moralisch gut dass sie gewinnen für amoralisch halten, das überlassen sie den bösen anderen. Kann man machen, muss man dann aber mit den sozialen und ökonomischen Folgen leben. Und den gesundheitlichen.


Dafür müsste ich mich erstmal auf einen Wettkampf einlassen. Die mochte ich schon als Kind und Jugendliche nicht. Da wurde mir vom Reit - und Schwimmlehrer versichert, ich wäre doch sehr gut und müsse gewiss keine Niederlage einstecken. Ich wollte aber gar nicht mit anderen konkurrieren.

Und weil ich nicht weiß, ob du es weißt: Im Internet gilt das Schreiben in Großbuchstaben als Anschreien.

Im übrigen hatte ich früher Hemmungen zu gewinnen. Beim Tischtennis spielen konnte ich so weit vorne liegen wie ich wollte, ich konnte einfach nicht gewinnen weil das innerlich in mir blockieret war. Eine ganz alte Sache aus der Kindheit schon.

Hab mir das lange Zeit moralisch schön geredet und so getan als wolle ich gar nicht gewinnen, als würde ich da drüber stehen. Für einen Buddha wie mich vollkommen bedeutungslos.

Aber dank der Therapie habe ich gelernt zu gewinnen und es war eine Erlösung. Hat viel verändert in meinem Leben. Wir Neurotiker ticken doch irgendwie alle gleich und wir haben auch ganz ähnliche Kompensations Strategien. Mit 25 Jahren Erfahrung zu dem Thema ist einem nichts mehr fremd.

Was bin ich froh dass ich nicht mehr in der Falle sitze und mich nicht mal raus schauen traue. Ich lebe jetzt und das in vollen Zügen. Wer mich früher kannte, der würde es nicht glauben.

Zitat von Natascha40:
Dafür müsste ich mich erstmal auf einen Wettkampf einlassen. ...Ich wollte aber gar nicht mit anderen konkurrieren.


Dann wirst du nie eine Arbeitsstelle, eine Mietwohnung oder einen Freund abbekommen. Nimmst es ja jemand anders weg. Gehaltserhöhungen auch ausgeschlossen. Macht dich jemand blöd an, dann lässt du es dir gefallen. Nimmt dir jemand etwas weg, dann ebenso,

Man kann schon das halbe Leben vermeiden und sich auch noch darüber loben, aber mein Ding ist das nicht.

Zitat von Shelby:
Wenn du nicht gewinnst, dann ein ein anderer und das Gegenteil von gewinnen ist eben verlieren.

Aber Du sagtest, es geht Dir eher nicht um andere. Irgendwie widersprichst Du Dir hier selbst.

Zitat von Shelby:
Manche sind so moralisch gut dass sie gewinnen für amoralisch halten, das überlassen sie den bösen anderen. Kann man machen, muss man dann aber mit den sozialen und ökonomischen Folgen leben. Und den gesundheitlichen.

Ich mein, das Leben ist kein Ponyhof. Und kein geschützter Raum, das sind nur Kliniken.

Warum findest Du ein Ideal so gut, dem Du aufgrund einer Erkrankung, wenn ich es richtig verstanden habe, nie vollumfänglich - vor allem nicht so, dass Du zufrieden sein kannst - entsprechen können wirst?
Da schießt Du Dir selbst ins Knie.

Zitat von Cbrastreifen:
Warum findest Du ein Ideal so gut, dem Du aufgrund einer Erkrankung, wenn ich es richtig verstanden habe, nie vollumfänglich - vor allem nicht so, dass Du zufrieden sein kannst - entsprechen können wirst?


Warum sollte ich mit dem Stand heute zufrieden sein wenn ich genau weiß dass ich mehr erreichen kann? Passiv dahinleben ist nicht mein Ding. Außerdem kommt diese Energie aus mir heraus ob ich will oder nicht. Das ist das Leben.

Zitat von Shelby:
Im übrigen hatte ich früher Hemmungen zu gewinnen. Beim Tischtennis spielen konnte ich so weit vorne liegen wie ich wollte, ich konnte einfach nicht gewinnen weil das innerlich in mir blockieret war. Eine ganz alte Sache aus der Kindheit schon.

Okay, dann ist das ein besonderes Thema von Dir.
Danke, jetzt kann ich das besser einordnen.

PS: Man wird mir hier doch nicht einreden wollen dass die Vermeidungs-Strategien eines Angst Neurotikers ernsthaft eine Alternative zu einem erfolgreichen Leben darstellen könnten? Man kann ja sagen: Mist, ich schaffs nicht, ich komm da nicht raus. Das ist doch ok! Aber dazu stehen bitte. Ich weiß doch Bescheid, ich komm doch von da. Ich bin kein Aussenstehender.
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Zitat von Shelby:
Warum sollte ich mit dem Stand heute zufrieden sein wenn ich genau weiß dass ich mehr erreichen kann? Passiv dahinleben ist nicht mein Ding. Außerdem kommt diese Energie aus mir heraus ob ich will oder nicht. Das ist das Leben.

Sollst Du gar nicht.
Ich wollte nur diese, mir eigenartig vorkommende Betonung des Gewinnen Wollens verstehen, aber das hast Du so erklärt, dass ich es nachvollziehen kann.
Ich habe in der Jugend auch einen Einzelsport auf akzeptablem Niveau gemacht, ich konnte und wollte gewinnen und habe mich geärgt, wenn ich verloren habe. Da haben wir einfach unterschiedliche Erfahrungen gemacht.

Zitat von Cbrastreifen:
Okay, dann ist das ein besonderes Thema von Dir. Danke, jetzt kann ich das besser einordnen.


Naja, das ist ein typische Neurotiker Thema, habe ich bei Depressiven und Ängstlern massenhaft erlebt. Ich war da noch harmlos. Manche haben Schuldgefühle wenn sie Luft holen.

Zitat von Shelby:
Dann wirst du nie eine Arbeitsstelle, eine Mietwohnung oder einen Freund abbekommen. Nimmst es ja jemand anders weg. Gehaltserhöhungen auch ausgeschlossen. Macht dich jemand blöd an, dann lässt du es dir gefallen. Nimmt dir jemand etwas weg, dann ebenso, Man kann schon das halbe Leben vermeiden und sich auch noch ...

Das ist falsch, Shelby. Ich nehme niemanden eine Arbeitstelle weg, wenn dort jemand mit meiner Qualifikation gesucht wird. Auch eine Mietwohnung nehme ich niemanden weg, wenn der Vermieter sich für mich als Mieterin entscheidet. Und den Freund schon gar nicht, einen mündigen Menschen kann man gewiss niemanden wegnehmen. Abbekommen finde ich für einen Freund einen starken Begriff. Ich versuche vielleicht beim Bäcker noch ein Nusshörnchen abzubekommen. Du meinst, ich lasse es mir gefallen, wenn mir jemand etwas wegnimmt? Okay - bei deiner Interpretation wäre das möglich.

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Prof. Dr. med. Thomas Hillemacher
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