Ich denke ja, dass das System bestehend aus Patienten und Therapeuten immer in einer steten Wechselwirkung steht. Die Therapeuten erleben immer und immer wieder die selben Muster bei ihren Klienten und greifen auf ihre Erfahrungen zurück um dies zu beurteilen. Sie können ja nicht bei jedem neuen Patienten so tun als ob sie bei Null anfangen würden. Als ob dieser neue Patient der Patient 1 wäre, der erste seiner Art.
Und das prägt die Therapeuten und Ärzte. Sie lernen durch die Patienten wie Patienten sind, oder zumindest zumeist sind. Und darauf verlassen sie sich dann in der Regel. Sie differenzieren vielleicht nicht mehr ausreichend zwischen den einen und den anderen. Sie stumpfen vielleicht auch ab, mit der Zeit. Sind auch ein Stück weit frustriertet von Patienten die seit Jahren und Jahrzehnten in Behandlung sind und keine Erfolge zeigen. Oder von Patienten die sich nur für was Besonderes halten und keine Einsicht in ihre Krankheit haben.
Ich hatte oft das Gefühl, dass ich als Patient mit Vorurteilen zu kämpfen hatte, seitens der Behandler. So nach dem Motto sie sind ja doch auch nur so einer, der nicht an sich arbeiten will und alles besser weiß. Oder der die Schuld immer bei den andere sieht. Es dauert dann immer eine Zeit lang bis man aus diesem Bewertungs Schema raus ist, gegen das man sich wehren muss. Denn es gibt ja solche Patienten, aber eben nicht nur. Viele bemühen sich redlich, haben aber auch keinen nachhaltigen Erfolg. Die Behandler aber müssen ja die Schuld dafür immer beim Patienten suchen, naturgemäß.
Es wäre gut wenn Patienten einsehen würden, dass sie selbst einen Einfluss auf das Behandlungs System haben. Je mehr sie dieses System frustrieren, umso weniger effektiv wird es arbeiten. am Ende gibt jeder dem anderen die Schuld. Aber es braucht auch differenziert denkende und emphatische Behandler, die sich nicht auf allgemeine Vorteile gegenüber den Patienten zurückziehen.
29.11.2022 07:50 •
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