auch ich leide seit ca. 8 Jahren (!) unter permanenter Übelkeit (Reizmagen).
Wenn ich so die bisherigen Forumsbeiträge lese, erkenne ich sehr häufig meinen eigenen Leidensweg wieder. Kurz um: Man rennt von Arzt zu Arzt, wird von Kopf bis Fuß durchsucht, falsch diagnostiziert, schluckt irgendwelche Medikamente, merkt dass diese nicht wirken und versucht erfolglos die nächste Therapie.
Naja, anstatt meinen kompletten Krankheitsverlauf auszubreiten, werde ich mich im Folgenden in erster Linie auf die Krankheit selbst konzentrieren, damit ihr vergleichen könnt, ob die Symptomatik auch auf Euch zutrifft.
Meine Symptome:
- Fast immer ist eine permanente Übelkeit vorhanden.
- Stress und Nervosität verschlimmern die Übelkeit (tw. enorm), jedoch ist die Übelkeit auch ohne Stressfaktoren vorhanden
Manchmal habe ich das Gefühl, dass die Übelkeit die Nervosität steigert.
- Übelkeit ist i.A. morgens am schlimmsten und verbessert sich zum Abend hin meistens. Sehr oft ist der Magen kurz nach dem Aufwachen regelrecht verkrampft (oberhalb und oberhalb links des Bauchnabels).
- Nach dem Essen verschlimmert sich die Übelkeit (insbesondere früh am Tag).
- Schlafstörungen (insbesondere bei Stress): oft sehr leichter Schlaf, Probleme beim Einschlafen, selten langer Schlaf
- manchmal Schwindel- und Schwächegefühl sowie Kreislaufprobleme, oft kalte Füße, oft Müdigkeit
- manchmal leichtes Stechen in der linken Brust (Herz)
- manchmal Durchfall, öfters breiiger Stuhlgang
- gelegentlich Aufstoßen
- Psychisch: Depression, Lustlosigkeit, Niedergeschlagenheit, Interesselosigkeit, Konzentrationsstörungen, Leistungsabfall
Wobei in Folge der permanenten Übelkeit so ziemlich alle weiteren Symptome nach und nach hinzugekommen sind bzw. sich verstärkt haben.
Linderung der Übelkeit durch:
- Tees (Kamille, Pfefferminz, Kräuter)
- Pfefferminzplätzchen
- Klosterfraumelissengeist und Kräuterschnäpse insbes. mit Anis
- Ingwer
- Ablenkung
- Meditation
- leichter Sport
Ich leide noch unter folgenden anderen Krankheiten:
- Asthma
- diverse Allergien (Hausstaub/Milben, Pollen, Gräser)
- essentieller Tremor (Zittern)
Am Anfang des Jahres ging es mir wirklich mies und ich hatte einfach keine Lust mehr so weiter zu machen. Zum einen habe ich mir gesagt, wenn man körperlich keine Ursache feststellen kann, dann versuchen wir's eben mal mit der Psyche. Also habe ich mir eine Überweisung zu einem Neurologen geben lassen. Zum anderen war ich von den Ärzten so genervt, dass ich mich mit alternativen Heilmethoden beschäftigt habe. Ich bin daraufhin auch zeitgleich zu einer Heilpraktikerin für Homöopathie gegangen.
Der Neurologe meinte meine Übelkeit wird durch meine Depressionen hervorgerufen. Ich bin zwar nach wie vor der Meinung, dass meine Depressionen erst gekommen sind, nachdem mir einige Jahre permanent Übel war, aber OK. Er hat sich für mich auch nicht viel Zeit genommen (ein paar Standardtest von seinen Arzthelferinnen + ein paar Fragen zu den Symptomen und dem Verlauf), von daher bin ich von der Diagnose nicht wirklich überzeugt.
Na jedenfalls hat er mir dann Sertralin Winthrop (ein Antidepressivum) verschrieben. Zunächst 50mg pro Tag, was ich dann nach einer Woche auf 100mg steigern sollte. Die Dosierung war jedoch EINDEUTIG nicht nur zu hoch, sondern wurde auch viel zu schnell gesteigert. Zudem hat er mich, trotz expliziter Nachfragen, nicht auf ausreichend auf die Nebenwirkungen hingewiesen. In den ersten Wochen hatte ich mit extremen Nebenwirkungen zu kämpfen:
- extreme Übelkeit, sogar mit Erbrechen, was sonst eigentlich nur sehr selten vorkam
- massive Schlafstörungen
- starke Schwächegefühle
- starker Durchfall
- Verschlimmerung der Depressionen
Die Nebenwirkungen wurden nach und nach schwächer und tatsächlich verbesserte sich auch die Symptomatik meines Reizdarms. Allerdings erst nach mehr als sechs Wochen! Nach ein paar Monaten, als sich mein körperlicher Zustand weitestgehend stabilisiert hat, habe ich die (meines Erachtens zu hohe) Dosis eigenständig auf 50mg reduziert. Jedoch sollte man auch hier aufpassen, denn wenn man die Dosis zu schnell herabsetzt, hat man die gleichen Nebenwirkungen wie beim Heraufsetzen!
Wie oben bereits erwähnt, bin ich parallel dazu zu einer Heilpraktikerin gegangen. Bis dahin habe ich es noch nie erlebt, dass sich jemand auch nur ansatzweise so viel Zeit für einen Patienten nimmt. Die Anamnese ging über fast zweieinhalb Stunden und war wahrscheinlich gründlicher als von allen anderen Ärzten, bei denen ich zuvor war, zusammen! Jedenfalls meinte sie es sei überhaupt kein Problem, die Therapie parallel zu der Einnahme des ADs zu machen.
Ich habe lediglich noch gewartet, bis sich die ganze Symptomatik mit den ADs weitestgehend stabilisiert hat und dann mit der homöopathischen Therapie begonnen. Wie diese im Einzelnen funktioniert, brauche ich hier wohl nicht weiter zu erläutern, denn schließlich kann man das notfalls auch in Wikipedia nachlesen.
Insgesamt kann ich folgende Erfolge verbuchen:
- Die Übelkeit ist in Häufigkeit und Stärke äußerst zurückgegangen. Morgens ist mir nur noch seltenst übel.
- Gewichtzunahme auf ca. 70kg (vgl. Anfang des Jahres ca. 60)
- Schlaf ist weitaus besser geworden: Zwar fällt es mir nach wie vor noch schwer schnell einzuschlafen und auch sonst habe ich häufig einen „ungemütlichen“ Schlaf, jedoch fühle ich mich morgens i.A. erholt.
- Allgemein fühle ich mich weitaus kräftiger und gesunder.
- Ich kann mittlerweile auch in der Früh etwas essen (allerdings meistens nur Obst). Mittags und abends esse ich normal.
- Durchfall und breiiger Stuhlgang sind nach wie vor relativ häufig (2-4 Mal die Woche).
- Auch meine psychische Situation hat sich stark verbessert: Depression, Lustlosigkeit, Niedergeschlagenheit, Interesselosigkeit sind stark zurückgegangen. Zudem kann ich mich weitaus besser konzentrieren und bin auch Leistungsstärker.
Fazit:
Unschlüssig bin ich mir jedoch, inwiefern die Antidepressiva bzw. die homöopathischen Mittel für meine Genesung verantwortlich sind. Mit Sicherheit kann ich sagen, dass das AD zur psychischen Stabilisierung beigetragen hat (Depressionen, Nervosität usw.). Da ich mit der Homöopathie erst angefangen habe, nachdem sich die Wirkung des ADs stabilisiert hat, bin ich mir zumindest relativ sicher, dass auch diese Mittel ihre Wirkung nicht verfehlt haben. Rein gefühlsmäßig würde ich hier sogar 50 bis 70% des Heilungserfolgs auf die Homöopathie zurückführen.
Ganz genau weiß ich das jedoch erst, wenn ich das AD komplett abgesetzt habe. Allerdings habe ich das in den nächsten Monaten noch nicht vor. Da ich, wie oben bereits beschrieben, mit meinem Neurologen äußerst unzufrieden bin, werde ich mir zunächst einen neuen suchen und mal nachfragen, was er mir empfiehlt.
Empfehlungen:
1. Wenn Ihr Euch mit meinen Symptomen identifizieren könnt und bereits alle körperlichen Ursachen durch entsprechende Arztbesuche ausgeschlossen habt, empfehle ich Euch den Gang zum Neurologen. Ihr solltet Euch allerdings darüber bewusst sein, dass ADs keine Endlösung sind, sondern Euch lediglich helfen sollen, aus dem tiefsten Loch herauszuklettern. Seid v.a. auch vorsichtig beim Herauf- und Herabsetzen der Dosierung. Ich bin mir sicher, dass es auch ADs mit weniger und v.a. weniger heftigen Nebenwirkungen gibt, allerdings wird man da als gesetzlich versicherter wohl kaum herankommen, aber Ihr könnt ja mal nachfragen.
2. Da die ADs nur eine Übergangslösung sind, solltet Ihr Euch unbedingt auch eine langfristige Therapie aussuchen. Ich persönlich habe für mich die Homöopathie gewählt, wobei es natürlich noch viele andere Methoden gibt. Mit der alternativen Therapie solltet Ihr jedoch warten, bis sich die Wirkung der ADs stabilisiert hat. Somit könnt Ihr besser unterscheiden, welchen Erfolg Ihr den ADs bzw. der alternativen Therapie zurechnen könnt.
3. Ein Internist hat mal zu mir wortwörtlich gesagt: ... Sie sind körperlich vollkommen gesund ... Sie sollten sich damit abfinden und lernen, damit zu leben ...
Im Klartext heißt dies, ich sollte mich damit abfinden, dass mir für den Rest meines Lebens von früh morgens, wenn ich aufwache, bis spät abends, wenn ich schlafen gehe, schlecht ist.
Lasst Euch bitte von solchen Ar. im weißen Kittel nicht entmutigen! Es gibt für jeden eine Therapie die funktioniert. Das Problem ist lediglich, diese eine zu finden!
Zu guter Letzt noch eine kleine Bitte:
Wenn Ihr wie ich gesetzlich versichert seid, dann werden Euch die Therapien von Heilpraktikern nicht bezahlt. Ich hebe trotzdem alle Rechnungen für die Therapie auf. Sobald ich die ADs abgesetzt habe, nur noch homöopathisch therapiert werde und die Erfolge beibehalten kann, werde ich einen langen Brief an meine Krankenkasse schreiben. In diesem werde ich die KK dazu auffordern nicht nur meine, sondern in Zukunft generell alle Heilpraktikerbehandlungen zu bezahlen. Ich kann Euch nur bitten, dass Ihr, sofern Euch die Behandlung geholfen hat, das gleiche zu tun.
Ich hoffe, ich konnte mit diesem Artikel einigen von Euch helfen.
Ich wünsche Euch noch viel Glück und alles Gute,
Dante
14.08.2008 11:32 • • 17.03.2015 #1