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Ich habe vor einiger Zeit mir selbst, dann anderen (auch Fachleuten) die Frage gestellt, was denn eigentlich mit psychisch krank gemeint ist. Dafür gibt es nun mehrere Definitionen, die allerdings mehr Fragen aufwerfen, als sie beantworten. Auch der ICD-11 oder der DSM-5 sind hier keine große Hilfe, da reine Symptomsammlungen mit Überschrift.
Was denkt ihr - gibt es so etwas wie psychische Störungen überhaupt? Wenn ja, wie definiert man den Begriff psychisch krank - und vor allem wer definiert ihn?

17.09.2024 12:49 • 17.09.2024 x 1 #1


13 Antworten ↓


@RobertAntonG für mich spielen Diagnosen auch relativ wenig eine Rolle. Es geht eher darum wie es einem selbst geht welche Stimmung in einem herrscht.

A


Psychisch krank?

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Ich denke man spürt selber ob man psychisch gesund und stabil ist oder ob man krank und instabil ist…..

Es kommt auch immer auf die Diagnosen an auf deren schwere und stärke

Ich zum Beispiel habe mehrere schwere Diagnosen
Habe aber von Anfang an selbst gemerkt das etwas mit mir nicht mehr gestimmt hat und ich krank bin erst dann bin ich zu den verschiedenen Fachärzte gegangen die das dann mit den Diagnosen festgehalten haben

Ich bin aufgrund meiner kaputten und kranken Psyche auch schon lange berentet

Krank ist, wenn es einem schlecht geht. Die Ursachen sind dann immer körperlich, wenn auch dann von der Psyche ausgelöst.

Geht es dir darum zu definieren, was psychisch krank eigentlich bedeutet?

Für mich erklärt es schon der Begriff Psychosomatik.

Psyche = Seele
Soma = Körper

Die Seele (bzw. Erlebnisse, Erfahrungen, Versäumnisse ...) machen den Körper krank. Den Menschen.

Wenn die seelische Gefühlswelt aus den Fugen gerät...macht es einen Menschen psychisch krank.

Dazu kommen dann noch die Erkrankungen, bei denen auch der *Gehirnstoffwechsel*...eine große Rolle spielt....also gewisse Fehlfunktionen im Gehirn als Ursache für Krankheiten.

Zitat von RobertAntonG:
psychisch krank gemeint ist


Was das ist? Denke psychisch krank ist ein Ueberbegriff.
Ich selber würde sagen, wenn es um mich geht:
“ich habe Depressionen…”

Ob ich gemerkt habe, das was nicht stimmt?

Früher als Teenager schon war ich schnell müde.

Als Mittzwanzigerin saß ich irgendwann mal auf der Couch und starte nur noch die Wand an und konnte mich nicht mal in einer Stunde aufraffen, aufzustehen.

Da wusste ich, dass ich Depressionen hatte, das war vor fast 30 Jahren u ich war gefühlt die Einzige im Freundeskreis, die sowas hatte.
Fühlte mich wie ein Alien.
War echt schrecklich.

Wikipedia erklärt es ganz gut:

Psychische Störung


Eine psychische oder seelische Störung ist ein Muster des Erlebens und Verhaltens, das persönlichen Leidensdruck oder eine eingeschränkte Alltagsbewältigung verursacht.[1] Es kann mit Veränderungen der Wahrnehmung, des Denkens, Fühlens oder auch des Selbstbildes (Selbstwahrnehmung) einhergehen.[2]

Ein wesentlicher Bestandteil dieser Störungen ist zudem oft eine verminderte Selbstregulationskompetenz. Dann können die Betroffenen ihre Erkrankung auch durch verstärkte Bemühungen, Selbstdisziplin oder Willenskraft nur schwer oder gar nicht beeinflussen. Eine eigenständige Lebensführung und soziale Beziehungen werden dadurch oft beeinträchtigt (z. B. durch Schwierigkeiten, soziale Rollen wie vorher auszufüllen).[3]

Psychische Störungen treten in vielfältigen Erscheinungsformen auf und gehören zu den am weitesten verbreiteten Erkrankungen: So schätzt die Weltgesundheitsorganisation, dass weltweit etwa 300 Millionen Menschen von Depressionen, 47,5 Millionen von Demenz und 21 Millionen von Schizophrenie betroffen sind.[4][5]

Psychische Störungen werden von Psychiatern und Psychotherapeuten behandelt. Der Einsatz von Psychopharmaka und Psychotherapie gilt als Standard, wobei deren jeweilige Bedeutung für die Behandlung vom konkreten Einzelfall abhängt. Ergänzend können Psychoedukation, Ergotherapie und andere Verfahren zum Einsatz kommen. Für den Behandlungserfolg bedeutsam ist auch, dem Patienten das Gefühl der Stigmatisierung zu nehmen. Auch das Wechselspiel zwischen dem Betroffenen und seiner Umwelt kann von Bedeutung sein, sodass diese bei einer Behandlung mit einbezogen werden kann.[6]

Zitat von RobertAntonG:
Was denkt ihr - gibt es so etwas wie psychische Störungen überhaupt? Wenn ja, wie definiert man den Begriff psychisch krank - und vor allem wer definiert ihn?


Ja.

Das Gehirn ist im Gegensatz zu allen anderen Organen ein dynamisches, das heißt sich strukturell an die Bedingungen anpassendes Organ und die darin enthaltenen Strukturen mit unterschiedlichen Funktionen, bilden durch ein fein abgestimmtes Zusammenspiel, das was sich als Geist oder Psyche manifestiert. Daraus emergiert oder wächst das Bewusstsein empor. In bewussten und unbewussten Teilen.

Psychische Störungen sind demnach strukturelle Störanfälligkeiten, die, je nachdem wo, also in welchem Teil des Gehirns sie sich verursachen lassen, eine direkte kausale Wirkung auf das Gesamtkonstrukt nehmen und damit das wahrgenommene Erleben verändern können.

So kann das Gehirn zB nach einem Schlaganfall benachbarte Zellen in den Gehirnregionen aktivieren, um den Verlust von Funktionen zu kompensieren.

Da nun alles was den Geist umfasst, sich innerhalb dieser Strukturen beschreiben lässt, um auch durch grausame Experimente bewiesen zu haben, dass der Geist durch anatomische oder medikamentöse Eingriffe verändert werden kann, liegt der Schluss nahe, dass jede psychische Krankheit insofern real ist, dass sie nicht das Produkt einer beliebigen Deutung, sondern der Tatsache ist, dass jede schädliche wie förderliche Veränderung dieses Organs durch die innewohnende Dynamik erhebliche Folgen haben kann.

Zitat von RobertAntonG:
Was denkt ihr - gibt es so etwas wie psychische Störungen überhaupt? Wenn ja, wie definiert man den Begriff psychisch krank - und vor allem wer definiert ihn?

Ich würde sagen, wenn der eigene Leidensdruck groß genug ist und den Möglichkeiten der gewünschten eigenen Entfaltung psychisch etwas im Weg steht. Okay, das Leid, was man anderen ggf zufügt, muss auch noch betrachtet werden.

Ist aber generell vom Weltbild abhängig, wir haben ein tendenziell optimistisches Weltbild, der schrittweisen Weiterentwicklung zum Besseren, der spirituelle Osten eines, das meint, hier sei nichts zu retten und Leidlinderung sei das worum es einzig gehen kann.

Es gab immer wieder Versuche beides zu integrieren.

Zitat von Cbrastreifen:
Es gab immer wieder Versuche beides zu integrieren.


Da ist mMn Hopfen und Schmalz verloren. Der ferne Osten hat Recht und wir sind auf dem Holzweg. Leid ist nach meinem Dafürhalten die irreversible Bedingung des bewussten Daseins und je weiter sich dieses Bewusstsein entwickelt, desto größer wird das damit verbundene Leid werden.

Ich sag nur Human Augmentation. Coprozessoren, um die Intelligenz und Wahrnehmung zu steigern usw. Schönen Dank auch.

Noch mehr Hirnis, die alles sehen und begreifen können. Wo soll das hinführen. Also wenn ich könnte, würde ich tauschen wollen. Die Wahrscheinlichkeit allerdings, dass diese Augmentierungen auch downgrades beinhalten, um sich sorglos die Birne wegzuballern, ist eher gering. Muss ja alles schneller, höher, weiter sein - oder besser wie Du schon geschrieben hast.

Zitat von illum:
Da ist mMn Hopfen und Schmalz verloren. Der ferne Osten hat Recht und wir sind auf dem Holzweg. Leid ist nach meinem Dafürhalten die irreversible Bedingung des bewussten Daseins und je weiter sich dieses Bewusstsein entwickelt, desto größer wird das damit verbundene Leid werden.

Aber gleichzeitig wächst die Bereitschaft die Wurzel des Leidens in Angriff zu nehmen, das Ich.
Dahinter wartet immerhin ein Lohn, wobei, wer hätte es gedacht, das Ziel dem Ich in jeder ernsten Variante hochgradig unattraktiv erscheint, weshalb die Lehren, die es ernst meinen, so lange umgeschrieben werden, bis das Ich sie wieder toll finden. Nachteil: dann wirken sie nicht mehr.

Zitat von illum:
Noch mehr Hirnis, die alles sehen und begreifen können. Wo soll das hinführen. Also wenn ich könnte, würde ich tauschen wollen. Die Wahrscheinlichkeit allerdings, dass diese Augmentierungen auch downgrades beinhalten, um sich sorglos die Birne wegzuballern, ist eher gering. Muss ja alles schneller, höher, weiter sein - oder besser wie Du schon geschrieben hast.

Ich-Tod ist die Schwierigkeit der Art, auf einem hohen Turm zu stehen und einfach nur runter zu springen. Es ist technisch ganz einfach, allein, alles sträubt sich. So 'attraktiv' sind echte spirituelle Ich-Tod Techniken für das Ich.

Aber zur Psychotherapie geht man normalerweise auch nicht, sondern erst, wenn einem die Probleme über den Kopf wachsen. Eventuell hat man Jahre bis Jahrzehnte Ruhe, aber die generelle Konstellation die der Buddha aufgezeichnet hat, ist schon schwer von der Hand zu weisen. Naja, die Therapie hat er ja auch mitgeliefert.

Zitat von Cbrastreifen:
Aber gleichzeitig wächst die Bereitschaft die Wurzel des Leidens in Angriff zu nehmen, das Ich.
Dahinter wartet immerhin ein Lohn, wobei, wer hätte es gedacht, das Ziel dem Ich in jeder ernsten Variante hochgradig unaattrativ erscheint, weshalb die Lehren die es ernst meinen so lange umgeschrieben werden, bis das Ich sie wieder toll finden. Nachteil: dann wirken sie nicht mehr.


Nur wo soll das Ideal dafür herrühren? Ich mein, Buddha ist hier im allgemeinen eine oberflächliche kulturelle Aneignung, die beim Nachbar am Koi-Teich steht.

Nur ist das kein gesellschaftliches Thema. Zumindest ist es mir nie aufgefallen.

Die Optimierung des Selbst läuft ja im Grunde auf eine Erhöhung der Wirtschaftsleistung einer Nation hinaus - mit dem Individuum hat das meiner Erfahrung nach eher weniger zu tun.

Den Lifestyle zu optimieren verbraucht Kilowattstunden - ohne jemals ne innere Kerze angemacht oder auch nur gesehen zu haben.

Zitat von Cbrastreifen:
Ich-Tod ist die Schwierigkeit der Art, auf einem hohen Turm zu stehen und einfach nur runter zu springen. Es ist technisch ganz einfach, allein, alles sträubt sich. So 'attraktiv' sind echte spirituellen Ich-Tod Techniken für das Ich.


Und weil der Ich-Tod so unattraktiv, wie auch im Kapitalismus kontraproduktiv ist, der maximal sinnstiftende Maßnahmen für den Individualismus des Konsumenten benötigt, wird dieses Konzept mMn auch kulturell zu Grabe getragen.

Den lustigen dicken Mann, kann man sich mal in den Garten stellen, aber bitte nicht zu lange den Bauch streicheln - da hängt der Wohlstandsbauch dran.

Zitat von Cbrastreifen:
Aber zur Psychotherapie geht man normalerweise auch nicht, sondern erst, wenn einem die Probleme über den Kopf wachsen. Eventuell hat man Jahre bis Jahrzehnte Ruhe, aber die generelle Konstellation die der Buddha aufgezeichnet hat, ist schon schwer von der Hand zu weisen. Naja, die Therapie hat er ja auch mitgeliefert.


Dir muss ich es ja nicht erzählen, dass es dem freien Kapital Latte ist, über wen es rollen muss.

Und so wird immer und immerwieder an den Symptomen hantiert und appelliert, den Sinn doch in der Arbeit zu finden, weil ein Mensch die Arbeit braucht, um innerlich frei zu sein.

Woher diese grandiose Idee rührt, sich die Freiheit auf Raten erkaufen zu wollen, na ja. Darüber kotz ich mich jetzt nicht aus.

Ich geh lieber wieder Vollzeit arbeiten.

Das ist gesund. So sagte man mir.
Arbeit. Macht. Freiheit.

Wie auch immer.

Wozu die Frage? Das ist als ob jemand, dessen Haus abgebrannt ist und der mit Brandwunden überlebt hat, fragt ob es „Feuer“ gibt und wie das definiert wird.

Zitat von illum:
Die Optimierung des Selbst läuft ja im Grunde auf eine Erhöhung der Wirtschaftsleistung einer Nation hinaus - mit dem Individuum hat das meiner Erfahrung nach eher weniger zu tun.

Den Lifestyle zu optimieren verbraucht Kilowattstunden - ohne jemals ne innere Kerze angemacht oder auch nur gesehen zu haben.

Ja, damit haben wir uns in der Vergangenheit, den letzten 250 Jahren (Kastrup sagt 400, geschenkt) sediert. Dass wir unterm Strich eben doch die Besten sind, daher brauchte uns der Rest nicht wirklich zu interessieren, der Eurozentrismus war das Maß der Dinge. Nur wankt dieses solide Selbstbewusstsein heute an allen Ecken und Enden, da hilft auch kein Pinker.

Zitat von illum:
Und weil der Ich-Tod so unattraktiv, wie auch im Kapitalismus kontraproduktiv ist, der maximal sinnstiftende Maßnahmen für den Individualismus des Konsumenten benötigt, wird dieses Konzept mMn auch kulturell zu Grabe getragen.

Ja, alles ist zur Ware geworden, da hat Marx dann sogar Recht gehabt, nur dämmert dem einen oder der anderen, dass man sich eben doch nicht alles kaufen kann. Aber man muss es ja noch nicht mal.

Zitat von illum:
Und so wird immer und immerwieder an den Symptomen hantiert und appelliert, den Sinn doch in der Arbeit zu finden, weil ein Mensch die Arbeit braucht, um innerlich frei zu sein.

Ja, Freud hat kluge Dinge darüber geschrieben und ich glaube, dass das sogar gelingen kann, einfach weil es Menschen gibt, denen es gelungen ist, aber für die wachsende Zahl an B.ulls.hit-Jobs gilt das nicht.

Zitat von illum:

Woher diese grandiose Idee rührt, sich die Freiheit auf Raten erkaufen zu wollen, na ja. Darüber kotz ich mich jetzt nicht aus.

Ich geh lieber wieder Vollzeit arbeiten.

Das ist gesund. So sagte man mir.
Arbeit. Macht. Freiheit.

Wie auch immer.

Ich hadere auch damit, mein optimaler Kompromiss sah so aus, dass ich immer nur halbe Stellen gearbeitet habe, um noch Zeit für das zu haben, was mich wirklich interessiert, ich habe nie daran geglaubt, dass man das als Rentner alles nachholt.

Aber für manche, auch solche, die ich ernst nehme, hat das psychopathologischen Charakter. Na gut, die Würfel sind gefallen, ich erlebe seit geraumer Zeit eine Therapie durch das Leben, durch die Begegnungen, die mir geschenkt wurden, die einfach überzufallig häufig und intensiv waren, auch so geht Therapie, wenn man sich dem Leben/Karma ergibt, ich versuche, diesem Prozess nicht um Weg zu stehen, weiß aber auch nicht immer wie man das macht und es jaulen Reste von Kontrollbedürfniss und einer Zwanghaftigkeit.

Ich habe das Gefühl, dass diese Bewegung nicht mehr aufzuhalten ist, aber da meine Lust mich ausschließlich nach innen zu wenden noch immer gering ist, obwohl ich die Notwedigkeit einsehe, liegt da noch einiges vor mir. Mein Ich will so wenig loslassen, wie jedes andere.

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Prof. Dr. med. Thomas Hillemacher
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