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Zitat von Cbrastreifen:
Man will ja auch mal durchatmen, aber was oft nicht verstanden wird, ist, dass für manche 'schwierige Fragestellungen' keine Probleme sind, die man vermeiden möchte, sondern eine Lust. Vielleicht sogar ein Bedürfnis.

Ein gewisses Bedürfnis nach Auseinandersetzung mit alltäglichen Themen scheint hier mitzuschwingen - möglicherweise, um ein Gefühl der sozialen Eingebundenheit zu fördern und sich nicht von Gleichaltrigen abzugrenzen.
Physische Betätigung dient bei mir darüber hinaus als sinnvoller Ausgleich zur kognitiven Auslastung.

Gleichzeitig ist dein Einwand treffend: Ohne adäquate intellektuelle Anreize droht man schnell, innerlich zu verkümmern.

Zitat von Cbrastreifen:
Wann und warum haben sich denn bei Dir diese Sinnlosigkeitsgefühle eingestellt? Hast Du noch eine Erinnerung, was da im Umfeld geschah?

Bereits im frühen Kindesalter stellten sich mir Fragen nach dem Lebenssinn, welche ich jedoch stets erfolgreich zu verdrängen wusste. Es gab jedoch keinen bestimmten Auslöser für den plötzlichen Einbruch dieser überwältigenden Empfindungen und zwanghaften Gedankengänge - alles verlief zuvor nach Plan und in geregelten Bahnen. Klar, meine Eltern sind anspruchsvoll und stellen, wie auch andere, sehr hohe Erwartungen an mich, doch war dies immer Teil meiner Realität. Trotz dieser familiären Komplexitäten bin ich privilegiert und in weitgehend geordneten Verhältnissen aufgewachsen.

Zitat von Cbrastreifen:
Bei mir war irgendwann das Gefühl da, dass es sich gelohnt hat zu leben, egal, was jetzt noch passiert.

Aus welchem Anlass heraus hat sich dieses Gefühl bei dir manifestieren können? Was ist zuvor vorgefallen?

Zitat von Jakob02:
Gleichzeitig ist dein Einwand treffend: Ohne adäquate intellektuelle Anreize droht man schnell, innerlich zu verkümmern.

Manche, nicht alle.
Aber Du bist okay, wie Du bist, dass ist es, was auch @illum Dir sagen wollte, kann ich nur unterschreiben.
Nicht nur so als Zuspruch, sondern als Ergebnis eines eigenen Erkenntnisaktes.
Übrigens eine der starken Seiten der westlichen Welt, das Individuum in den Mittelpunkt zu stellen.
Hat man mal erkannt, warum das gut ist, kann man es auch auf sich anwenden.

Zitat von Jakob02:
Bereits im frühen Kindesalter stellten sich mir Fragen nach dem Lebenssinn, welche ich jedoch stets erfolgreich zu verdrängen wusste. Es gab jedoch keinen bestimmten Auslöser für den plötzlichen Einbruch dieser überwältigenden Empfindungen und zwanghaften Gedankengänge - alles verlief zuvor nach Plan und in geregelten Bahnen.

Okay, da liegt dann wohl kein Hund begraben.

Zitat von Jakob02:
Aus welchem Anlass heraus hat sich dieses Gefühl bei dir manifestieren können? Was ist zuvor vorgefallen?

Ich hatte mich nach einer knackigen Angststörung wieder ins Leben zurückgekämpft und eine gewisse Fülle an Erlebnissen angesammelt, die ich als extrem kostbar erlebt habe. Ich glaube, dass herausragende Momente das Leben für mich wesentlich machen.
Ich habe mich geführt gefühlt, betrachtete mein Leben als eines, was einem roten Faden folgt, kann aber nicht begründen, warum.

A


Psychiatrie- bzw Psychotherapie - kritisch eingestellt?

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Der Abbruch der Therapie wurde vollzogen, und meine Eltern reagierten darauf mit einer deutlichen Unzufriedenheit. Sie konfrontieren mich nun mit ihrem ausgeprägten Unverständnis und werfen mir vor, dass es mir wohl nicht wirklich schlecht gehen könne, wenn ich der Meinung bin, keine professionelle Unterstützung zu benötigen und darüber hinaus alles besser zu wissen.

Etwaige Reaktionen waren leider zu erwarten. Man kann es schließlich nicht jedem recht machen.

Zitat von Jakob02:
Sie konfrontieren mich nun mit ihrem ausgeprägten Unverständnis und werfen mir vor, dass es mir wohl nicht wirklich schlecht gehen könne, wenn ich der Meinung bin, keine professionelle Unterstützung zu benötigen und darüber hinaus alles besser zu wissen.

Vielleicht verstehen sie es besser, wenn Du ihnen sagst, dass diese Form der Therapie nicht auf Deine Probleme zugeschnitten war, es aber geeignetere gibt.

Therapie hat aber immer den Anspruch, die großen Fragen schon auf die eigene Lebenssituation zurückzubiegen, was auf die 'Und was bedeutet das für Sie, für Ihr Leben?' Frage hinaus läuft. Ideen vom Großen und Ganzen sind schon toll, in der Situation aber unangemessen, auch bei tiefer gehenden Therapieformen.

Gute Therapeuten werden Dir Ideen die weiter reichen aber nicht ausreden wollen. Mach mal ein paar probatorische Sitzungen, meine Verhaltenstherapie hat mir auch nicht geholfen, alle anderen doch. In den Sitzungen bekommt man oft ein Gefühl dafür, ob es passt.

Zitat von Cbrastreifen:
Vielleicht verstehen sie es besser, wenn Du ihnen sagst, dass diese Form der Therapie nicht auf Deine Probleme zugeschnitten war, es aber geeignetere ...

Ich habe ihnen zumindest deutlich gemacht, dass die gewählte Therapieform in meinem spezifischen Fall nicht zielführend ist und habe hierfür auch konkrete, nachvollziehbare Gründe dargelegt. Besonders meine Mutter vertritt die Auffassung, dass ich unnötige Probleme konstruiere, wo keine vorhanden sein sollten. Sie scheint zudem nicht in der Lage zu sein, nachzuvollziehen, warum gerade ich plötzlich mit solch erheblichen Herausforderungen in meinem Leben konfrontiert bin und zu kämpfen habe.

Zitat von Jakob02:
Besonders meine Mutter vertritt die Auffassung, dass ich unnötige Probleme konstruiere, wo keine vorhanden sein sollten. Sie scheint zudem nicht in der Lage zu sein, nachzuvollziehen, warum gerade ich plötzlich mit solch erheblichen Herausforderungen in meinem Leben konfrontiert bin und zu kämpfen habe.

Gut, Mütter und Söhne, ich habe da auch gerade ein neues Kapitel in diesen endlosen Fortsetzungsroman aufgeschlagen, das hört nie auf.
Ich weiß natürlich nicht ob Du die beschriebenen Neigungen hast, aber das ist schon so ein typisches Alter in dem man sich solche Fragen stellt.
Ist denn sonst alles so weit 'normal' in Deinem Leben?

Aber m.E. sind Beschäftigungen mit 'merkwürdigen' Fragen nicht zwingend ein Ersatz für andere Lebensaspekte - das kann mal sein, muss aber nicht - sondern ein eigenständiger Bereich.
Meine kritische Zeit war auch so in dem Alter, das passt also schon.

Zitat von Cbrastreifen:
Ist denn sonst alles so weit 'normal' in Deinem Leben?

Die Antwort ist selbstverständlich von der Definition des Begriffs ‚normal‘ abhängig. Generell würde ich jedoch zu der Schlussfolgerung tendieren, dass die Frage bejaht werden kann.

Zitat von Cbrastreifen:
Aber m.E. sind Beschäftigungen mit 'merkwürdigen' Fragen nicht zwingend ein Ersatz für andere Lebensaspekte - das kann mal sein, muss aber nicht - sondern ein eigenständiger Bereich.
Meine kritische Zeit war auch so in dem Alter, das passt also schon.

Wie lange erstreckte sich dieser entscheidende kritische Zeitraum in deinem Fall? Auf welche Herausforderungen und Erfahrungen sollte ich mich in dieser Phase einstellen?

Zitat von Jakob02:
habe ich ihm aus einem Gefühl der Verzweiflung heraus zugestimmt und bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt mehr oder minder konsequent verfolgt.


Zitat von Jakob02:
da sie mir wie eine Abfolge schematischer Anweisungen erscheint, die wenig Raum für eine tiefere Auseinandersetzung mit meinen eigentlichen Problemen lassen

Das soll ja auch gar nicht so sein. Eine VT soll nur das bewirken, was ihr Name schon vermuten lässt: eine Anpassung des eigenen Verhaltens an das jeweilige Problem.

Das mag unbefriedigend sein, weil man sich vielleicht gar nicht so verhalten möchte (oder kann) oder weil die tiefergehende Frage warum das/man so ist wie es ist nicht beantwortet.

Bewirkt eine VT so gar keine Veränderung, ist sie mMn verkehrt bzw. wird verkehrt ausgeführt oder umgsetzt. Normalerweise sollte sich aber schon die Erkenntnis gewinnen lassen, dass das Verhalten durchaus irgendeinen Einfluss auf den eigenen Zustand hat - ganz egal ob negativ oder positiv.

Man muss sich aber eben auch klar machen, dass es das grundsätzlich schon war. Tiefere Erkenntnisse folgen nicht, zumindest nicht automatisch und man kann das durchaus erstmal so annehmen.

Ich kann verstehen, dass das Unzufrieden macht weil man ja so schnell wie möglich und so tief wie möglich an den Kern seiner eigentlichen Probleme kommen möchte.

Eine VT kann aber in einem ersten Schritt dahingehend unterstützen, denn wenn man den Ursprung seiner Probleme noch gar nicht kennt, weiss man auch nicht ob man in der Lage dazu ist die Beschäftigung damit überhaupt auszuhalten und zu verkraften. Und da kann alles was einem irgendwie Sicherheit geben kann helfen.

Es ist nie verkehrt, sich langsam an den Kern ranzutasten und auf dem Weg dahin alles mitzunehmen.

Ich jedenfalls war froh, dass ich mich (meine Reaktion auf meine Umwelt und mein Verhalten) über die VT besser kennen gelernt habe und besser kontrollieren konnte, bevor ich mich an meine wirklichen Probleme getraut habe. Ich habe der VT auch erst kritisch gegenüber gestanden, weil sie mir scheinbar nur aufzeigen kann, wie ich mich an meine Probleme anzupassen habe. Aber sie kann eben auch ein nützliches Instrument sein, sich selbst zu steuern um eine Beschäftigung mit den wirklichen Problemen besser zu meistern.





Prof. Dr. med. Thomas Hillemacher
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