Zitat von Jakob02: Auf meine Offenheit hin stieß ich jedoch auf erheblichen Widerstand und die Einschätzung, ich sei therapieunfähig, da ich anscheinend in einer besserwissenden Haltung verharren würde. Auch meine wiederholten Hinweise auf die Nebenwirkungen meiner Medikation (Escitalopram), welche bei mir Gefühle der Derealisation und selbstdestruktive Zwangsgedanken auslösen, wurden eher abgewiesen. So hieß es, wie auch von meinem Psychiater schon, dass ich mich lediglich in etwaige Nebenwirkungen hineinsteigere, solche nämlich äußerst unwahrscheinlich seien.
Also, es gibt natürlich die Möglichkeit sich übermäßig wichtig zu nehmen und immer die Extrawurst einzufordern, dann wäre es schon wichtig, Dir das zu spiegeln und Dich damit zu konfrontieren, ich kann es nicht beurteilen, ob das bei Dir der Fall ist.
Auf der anderen Seite hat die VT nicht das Instrumentarium, um mit einer existentiellen Depression (falls es um diese geht) klarzukommen und ein sehr intelligenter Patient kann mit Therapeuten Katz und Maus spielen.
Existentielle Gedanken werden dann lediglich als etwas gewertet, was es abzustellen gilt, als dummer Fehler, der das Leben stören, wie ein Katastrophisieren.
Was stimmt ist, dass man schauen muss, das Du nicht Dein Leben, Dein Fortkommen sabotierst und auch aufdeckende Therapien werden ausschweifende Gedanken immer auf ein: Und was bedeutet all das jetzt für Sie? runterbrechen.
Andererseits sind existentielle Fragestellungen für das Leben ausgesprochen wichtig, wenn man hinreichend gepolt ist. Intellektuelle Unterforderung macht einsam, es ist (irgendwann) kein schönes Gefühl (mehr) sich einen drauf zu schlackern, dass man der Größte istl, sondern - das wird oft verkannt - diese Frage beschäftigend einen witklich und 'Denk doch einfach an was anderes' oder 'Warum musst Du Dir auch immer solche Fragen stellen, machen die anderen doch auch nicht'. verkennen und würdigen nicht, dass der jährliche Sommerurlaub all inclusive eben nicht für jeden Menschen der Gipfel der Gefühle ist.
Ich würde sagen, diese Fragen sind klug, richtig und wichtig, wenn Du Tendenzen hast Dein Fortkommen zu sabortieren, in puncto soziale oder elterliche Erwartungen, schau mal, ob Du weiß, was Du eigentlich willst, wie Du leben willst und wem Du mit einer gewissen Dysfunktionalität eigentlich einen auswischen willst.
Oder versuch Dir ein Umfeld zu schaffen, in dem Du Deinen Neigungen nachgehen kannst, so das Du etwas davon hast und Dein direkteres Umfeld nicht stresst. Ich habe mal einen Gesprächskreis über Ken Wilber geleitet, das war mein Ventil, das Internet ist eine gute Quellen - hat ja hier schon mal geklappt - es ist einfach ein legitimes Bedürdnis, was bei einige stärker ausgesprägt ist, als bei anderen.
Es fühlt sich intuitiv falsch an, diese Fragen, nach Sinn, Tod, wie das alles funktioniert und was es soll und dergleichen abzuwürgen, d.h. selbst wenn es Dir gelänge sie für eine Zeit umzuleiten, um Dich auf das vermeinltich 'Wichtige' (Liebes- und Arbeitsfähigkeit) zu konzentieren, die Frage, wer dieses Ranking denn eigentlich festlegt und auf Basis welcher Prämissen ist nicht blöd, sondern intelligent.
Musst Du aber nicht an einem Tag klären, kannst Du auch nicht ... ein schöner Gedanke, dass es noch Nüsse zu knacken gibt und man nicht alles nach dem ersten Durchlesen versteht ... aber Du kannst zweigleisig fahren. Bergwanderungen sind einsam und das Gefühl ist nicht schön, man will sich in der Regel als austauschen, musst Du selbst gucken, wie stark da Dein Bedürfnis ist, ein Verhaltenstherapeut von mir konnte damit auch nichts anfangen, eine Analytikerin hat mir attestiert, dass 'gute Gespräche' das seien, was mir wichtig ist und ja, da lasse ich sehr viel für stehen und liegen.
Ich habe inzwischen mein Netzwerk, online, und weil das Leben gnädig ist, auch real (aber die Trennung ist ohnehin unglücklich), die Reaktionen, die man hier erntet, kenne ich in der Schärfe noch nicht (Genervtheit bis zur Abscheu, Du hast es ja miterlebt), das wird wohl noch stärker werden, weil wir in regressiven Zeiten leben und es ist Zeit und vielleicht Pflicht sich da zu vernetzen, wenn Du es heroisch und pathetisch willst, um die Fackel nicht verlöschen zu lassen.
Sehe ich auch als eine gewisse Form von sozialer Verantwortung an, muss man ggf von narzistischen Bestrebungen abgrenzen, aber auch da fehlt der VT das Rüstzeug.
Du musst Dich davor schützen, dass Du es bist, der den Daumen hebt und senkt und Therapeuten dann 'erlaubt' Dich zu therapieren, weil das eine Form der Selbstsabotage ist. Irgendwann geht es in jedem Leben auch um die dreckigen kleinen Themen, Neid, Sex, Beruf, aber auch Bewältigung des schnöden Allltags, die das Genie gerne anderen überlässt, dem Fußvolk, weil es sich selbst für Höheres bestimmt fühlt.
Weiß nicht, in welche Richtung es bei Dir geht, aber hab das auch dem Schirm. Das lässt man sich aber nicht von jemandem sagen, dem man sich intellektuell haushoch überlgen fühlt, aber das Gefühl der Unangemessenheit der intellektuellen Fähigkeiten oder therapeutischen Möglichkeiten, aufgrund der Methode, sind schon real.
Mam hat solche Gedanken wie: 'Was wäre auch Mozart geworden, wenn er seine Wäsche hätte sortieren müssen?', weil kaum einer den sch. gerne macht, der mit vielen Bereichen des Lebens zu tun hat, der Alltag ist nervig und kleinkariert, ich habe mich Jahre an der konventionellen Lebensführung abgearbeitet und wenigstens meinen Frieden damit gemacht. Ich erkenne den Sinn, aber für mich ist das in der Form nichts. Damit bist Du immer ein wenig Außerhalb, das ist nicht unbedingt schön, aber in der heutigen Zeit kann man sich gut verntzen, schaff Dir Deine Insel, mach Dir klar, dass Du, auch wenn Du anders bist, damit kein Abo auf generellen Sonderrechte geschossen hast, das am besten in einer aufdeckenden Therapie., aber die Fragen sind nicht falsch.
Existentialismus, kluge Formen der Spiritualität (Wilber, Grof, Du wirst sie selbst finden), die Verbindung mit der Naturwissenschaft (da ist Bernardo Kastrup das Bindeglied pat excellence), Du wirst weitere von selbst finden und die gute Nachricht ist, dass es eine Generation von Leuten gibt, die offen gegenüber Naturwissenschaften und klugen Formen der Spiritualität sind und erkennen, dass das Gold auf der Straße liegt. Neu sortieren, da hilft die Philosophie, das wird alles anspruchsvoll genug, um nicht unterfordert zu sein.
Die hohe Schule ist eh zu erkennen, dass eben nicht alles was man tut letztlich sinnlos und leer ist - weil am Ende nur der Kältetod lauert - sondern eine ganze Welt gebiert und von höchster Bedeutung ist. Dann allerdings auch der nächste Atemzug oder Socken sortieren. Naja, wäre vermessen, alles in einen Beitrag pressen zu wollen, aber das ist das, was ich anstoßen wollte oder mein Einwurf von der Seitenlinie.