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Zitat von Angstmaschine:
Es geht nicht darum, Druck auszuüben. Sondern Zusammenhänge aufzuzeigen und dadurch die möglichen Richtungen in die sich die Therapie bewegt anzudeuten und damit den Betroffenen selbst die Richtung bestimmen zu lassen.


Da bin ich ganz deiner Meinung. Leider sehen das nicht alle Therapeuten so.

Zitat von Angstmaschine:
Vielleicht hatte ich immer Glück mit meinen Therapeuten, aber das sanfte mit der Nase drauf stoßen hat mich zum Nachdenken angeregt, was besser as das strikte Vorgeben einer Richtung ist, da ich so selbst herausfinden konnte ob ich mich auf eine Sackgasse zu bewege oder nicht.


So sollte es sein.

Zitat von Angstmaschine:
Nur muss der Wille (und die Kraft) zur Selbstreflexion auch da sein. Und der fehlt bei vielen glaube ich, vor allem am Anfang einer Krise. Da wünscht man sich das alte Leben zurück, was umso widersinniger ist, weil doch grade das alte Leben zur Krise geführt hat.


Es gibt einige deren Leben vor der Erkrankung „normal” war. Bei anderen war es von Anfang an nicht normal.

Dass bei ersteren der Wunsch nach dem alten „normalen” Leben besteht, auch wenn es vielleicht gar nicht möglich und vielleicht auch gar nicht gut für die Gesundheit ist, kann ich verstehen. Da braucht es sicherlich Zeit um zur Erkenntnis zu gelangen, dass es ein anderes Leben braucht. Ein Leben in dem gesundheitliche Stabilität im Vordergrund steht.

Bei Letzteren steht oft und so war (ist) es auch bei mir der Wunsch und der Druck von der Gesellschaft im Vordergrund zu funktionieren. Der Irrglaube, wenn ich mich nur intensiv genug anstrenge, dann kann ich auch das leisten, was andere leisten, hat nicht selten schwere Folgen: Versagensangst, Minderwertigkeitskomplexe, Depressionen, soziale Phobie usw. Ich habe schon lange unterbewusst das Gefühl gehabt, dass es nicht richtig sein kann, dass die Gesellschaft und die Wirtschaft (Schule, Arbeitsleben usw.) Menschen vor allem nach ihrer Funktionsfähigkeit bewertet. Meiner Ansicht nach ist das sehr kurzsichtig und lässt ganz viel Potenzial sowohl gesellschaftlich als auch wirtschaftlich ungenutzt.

Ich bin gerade dabei das seit vielen Jahren in meinem Unterbewusstsein schlummernde Gefühl, dass Menschen viel mehr sind als ihre gesellschaftliche und wirtschaftliche Kompatibilität, wahrzunehmen und entsprechend zu handeln. Ich glaube, es geht vielen, die von Kindesbeinen an krank sind, so, dass sie ihre eigene Haltung überdenken müssen: Kann und will ich um jeden Preis Leistung erbringen um die Forderungen von Wirtschaft und Gesellschaft zu erfüllen und wenn die Antwort “nein” lautet wie kann ich mich sinnvoll an der Gesellschaft und dem Arbeitsleben beteiligen? Wie kann ich meine Fähigkeiten einbringen? Wie kann ich meine Defizite kompensieren und da wo ich sie nicht kompensieren kann akzeptieren und einen für mich passenden Weg finden damit umzugehen?

A


Psychiatrie- bzw Psychotherapie - kritisch eingestellt?

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@Chris_ohne_BBBB Ein toller Beitrag! Herzlichen Dank!

In der heutigen Therapiesitzung habe ich offen gelegt, dass ich immerzu den Eindruck habe, lediglich die Antworten zu geben, welche von mir erwartet werden, und bewusst das zu äußern, was nach gängigen therapeutischen Vorstellungen als angemessen gilt. Von Beginn an empfand ich die Verhaltenstherapie als wenig zielführend, da sie mir wie eine Abfolge schematischer Anweisungen erscheint, die wenig Raum für eine tiefere Auseinandersetzung mit meinen eigentlichen Problemen lassen. Nach jeder Sitzung verlasse ich das Gespräch mit wachsender Skepsis und frage mich zunehmend, wie ich überhaupt Verhaltensänderungen umsetzen soll, wenn ich wiederholt unvermittelt von starken Stimmungseinbrüchen und zwanghaften Grübeleien heimgesucht werde, für die es in meinem Erleben keinerlei ersichtlichen Grund gibt. Mein Leben verlief eigentlich immer ziemlich rund und ich bin in sehr privilegierten Verhältnissen aufgewachsen - ich hatte nie irgendwo irgendwelche Probleme.

Obwohl ich intensiv versuche, mit den belastenden Phasen einen adäquaten Umgang zu finden, empfinde ich die Therapie, was dies anbelangt, als wenig hilfreich.

Auf meine Offenheit hin stieß ich jedoch auf erheblichen Widerstand und die Einschätzung, ich sei therapieunfähig, da ich anscheinend in einer besserwissenden Haltung verharren würde. Auch meine wiederholten Hinweise auf die Nebenwirkungen meiner Medikation (Escitalopram), welche bei mir Gefühle der Derealisation und selbstdestruktive Zwangsgedanken auslösen, wurden eher abgewiesen. So hieß es, wie auch von meinem Psychiater schon, dass ich mich lediglich in etwaige Nebenwirkungen hineinsteigere, solche nämlich äußerst unwahrscheinlich seien.

Nun stehe ich vor der Entscheidung, die Therapie endgültig abzubrechen, da ich das Gefühl habe, in meiner Problematik auf der Stelle zu treten. Gleichzeitig frage ich mich, inwieweit ich selbst das eigentliche Hindernis bin und ob mein scheinbarer Widerstand tatsächlich eine tiefere Therapieresistenz widerspiegelt.

Zitat von RobertAntonG:
Ein toller Beitrag! Herzlichen Dank!

Ja, auf jeden Fall. Ich wollte auch eigentlich schon länger darauf geantwortet haben, bin aber erst heute zufällig wieder drüber gestolpert ..

Zitat von Chris_ohne_BBBB:
Ein Leben in dem gesundheitliche Stabilität im Vordergrund steht.

Ja, und eben diese Stabilität stellt sich bei dem richtigen (also zum mir passenden) Lebensentwurf automatisch ein. Der Weg dahin wird m. M. n. nur oft falsch gewählt, indem versucht wird ohne Änderung oder zumindest Prüfung des eigenen Lebensentwurfs einfach nur die psychische Erkrankung in den Griff zu bekommen um - wie Du es ganz richtig benennst - wieder zu funktionieren.

Das ist, als würde man aus einer Jacke eine unbequeme Hose nähen weil man grade eine braucht, statt zu akzeptieren dass sie einfach eine sehr gute Jacke ist und so zu lassen.

Zitat von Chris_ohne_BBBB:
Bei Letzteren steht oft und so war (ist) es auch bei mir der Wunsch und der Druck von der Gesellschaft im Vordergrund zu funktionieren. Der Irrglaube, wenn ich mich nur intensiv genug anstrenge, dann kann ich auch das leisten, was andere leisten, hat nicht selten schwere Folgen: Versagensangst, Minderwertigkeitskomplexe, Depressionen, soziale Phobie usw. Ich habe schon lange unterbewusst das Gefühl gehabt, dass es nicht richtig sein kann, dass die Gesellschaft und die Wirtschaft (Schule, Arbeitsleben usw.) Menschen vor allem nach ihrer Funktionsfähigkeit bewertet. Meiner Ansicht nach ist das sehr kurzsichtig und lässt ganz viel Potenzial sowohl gesellschaftlich als auch wirtschaftlich ungenutzt.

Ja, was auch daran liegt, dass diese Forderungen immer abstrakter werden, je mehr man die Menschen als Gesellschaft und nicht mehr als einzelne Individuen sieht. Das muss in manchen Bereichen zwangsläufig so sein, ist dann aber auch unmenschlich oder schlicht absurd:
Wenn in München 100 Ausbildungsstellen als Bäcker frei sind und in Hamburg 100 jugendliche eine Ausbildung suchen, dann mag das rechnerisch zwar aufgehen, aber die Wünsche und Vorlieben jedes Einzelnen bleiben dabei unberücksichtigt. Das Beispiel war jetzt natürlich auch absurd, aber ähnliches hört oder liest man durchaus immer wieder mal. Such dir doch (irgendeine) Ausbildungsstelle, es sind doch genug frei.

Zitat von Chris_ohne_BBBB:
Ich bin gerade dabei das seit vielen Jahren in meinem Unterbewusstsein schlummernde Gefühl, dass Menschen viel mehr sind als ihre gesellschaftliche und wirtschaftliche Kompatibilität, wahrzunehmen und entsprechend zu handeln. Ich glaube, es geht vielen, die von Kindesbeinen an krank sind, so, dass sie ihre eigene Haltung überdenken müssen: Kann und will ich um jeden Preis Leistung erbringen um die Forderungen von Wirtschaft und Gesellschaft zu erfüllen und wenn die Antwort “nein” lautet wie kann ich mich sinnvoll an der Gesellschaft und dem Arbeitsleben beteiligen? Wie kann ich meine Fähigkeiten einbringen? Wie kann ich meine Defizite kompensieren und da wo ich sie nicht kompensieren kann akzeptieren und einen für mich passenden Weg finden damit umzugehen?

Ich denke, dass jeder irgendwelche Fähigkeiten, Talente, Interessen hat die er in die Gesellschaft einbringen kann und auch jeder seinen Platz finden kann. Denn grade, wenn ein Mensch seine wirkliche Bestimmung und sein wirkliches Interesse gefunden hat, blüht er auf und kann sowohl ein erfülltes Leben führen als auch sich in die Gesellschaft einbringen wenn er das möchte. Und dann gibt es auch auf einmal keine Fragen mehr, ob man genug leistet, denn das ist ohnehin relativ und auch kaum messbar.


Noch als Ergänzung:
Grade heute sollte es auf den ersten Blick doch eigentlich einfach sein: durch Social Media und das Internet allgemein gibt es so viele Möglichkeiten sich über andere Lebensentwürfe, Berufe, Hobbys, Interessen, Chancen, Geschichten anderer usw. zu informieren. Ich meine damit jetzt keine Influenzer o. ä. sondern Menschen, die einfach aus Lust an der Freude Einblick in ihr Leben und ihren Beruf geben. Leider artet das bei den meisten aber in absolute Überforderung aus und es wird übersehen, dass hinter jedem Menschen der dort Einblicke in sein (Berufs-)Leben gibt auch ein Weg steht, den derjenige vorher gegangen ist.

Zitat von Jakob02:
Nun stehe ich vor der Entscheidung, die Therapie endgültig abzubrechen, da ich das Gefühl habe, in meiner Problematik auf der Stelle zu treten. Gleichzeitig frage ich mich, inwieweit ich selbst das eigentliche Hindernis bin und ob mein scheinbarer Widerstand tatsächlich eine tiefere Therapieresistenz widerspiegelt.

Da schreib ich Dir morgen was zu, jetzt bin ich zu müde.
Aber ich glaube, dass Du schon auf dem richtigen Dampfer bist.
Also, mit Deiner Kritik.

@Jakob02 genauso geht es mir auch, bzw ging es mir auch. Du stellst aus meiner Sicht die richtigen Fragen für dich und ich würde denken, da geht der Weg auch lang. Da wir ohnehin geprägt sind funktionieren zu müssen und die Erwartungen anderer zu erfüllen und die „richtigen“ Aussagen zu treffen, stellt sich die Frage wo bringt uns das eigentlich hin? Näher zu uns selbst? Wohl kaum.
Ich habe für mich Traumatherapie entdeckt, da komme ich mir selbst immer näher. Muss ich allerdings selber bezahlen, ist mir aber egal. Ich habe noch nie soviel über mich selbst gelernt wie in den letzten 1,5 Jahren und auch soviel Neues umgesetzt.
Ich will mich nicht mehr mit dem „außen“ beschäftigen und auch nicht mehr für die Gesellschaft funktionieren, mir geht es um die Frage wer bin ich und was will ich und wo will ich hin.
Danke für deine präzise Beschreibung! Sind auch meine Gedanken dazu

Ich will auch mal meinen Senf abgeben:
Ich kann aus meiner Sicht nur Gutes von meinen Psychiatrieaufenthalten und Psychotherapien sowie den Medikamenten berichten. Für mich waren sie ein wahrer Segen und ohne sie wäre ich wohl nicht mehr hier heute.

Zitat von Jakob02:
Auf meine Offenheit hin stieß ich jedoch auf erheblichen Widerstand und die Einschätzung, ich sei therapieunfähig, da ich anscheinend in einer besserwissenden Haltung verharren würde. Auch meine wiederholten Hinweise auf die Nebenwirkungen meiner Medikation (Escitalopram), welche bei mir Gefühle der Derealisation und selbstdestruktive Zwangsgedanken auslösen, wurden eher abgewiesen. So hieß es, wie auch von meinem Psychiater schon, dass ich mich lediglich in etwaige Nebenwirkungen hineinsteigere, solche nämlich äußerst unwahrscheinlich seien.

Also, es gibt natürlich die Möglichkeit sich übermäßig wichtig zu nehmen und immer die Extrawurst einzufordern, dann wäre es schon wichtig, Dir das zu spiegeln und Dich damit zu konfrontieren, ich kann es nicht beurteilen, ob das bei Dir der Fall ist.

Auf der anderen Seite hat die VT nicht das Instrumentarium, um mit einer existentiellen Depression (falls es um diese geht) klarzukommen und ein sehr intelligenter Patient kann mit Therapeuten Katz und Maus spielen.
Existentielle Gedanken werden dann lediglich als etwas gewertet, was es abzustellen gilt, als dummer Fehler, der das Leben stören, wie ein Katastrophisieren.

Was stimmt ist, dass man schauen muss, das Du nicht Dein Leben, Dein Fortkommen sabotierst und auch aufdeckende Therapien werden ausschweifende Gedanken immer auf ein: Und was bedeutet all das jetzt für Sie? runterbrechen.

Andererseits sind existentielle Fragestellungen für das Leben ausgesprochen wichtig, wenn man hinreichend gepolt ist. Intellektuelle Unterforderung macht einsam, es ist (irgendwann) kein schönes Gefühl (mehr) sich einen drauf zu schlackern, dass man der Größte istl, sondern - das wird oft verkannt - diese Frage beschäftigend einen witklich und 'Denk doch einfach an was anderes' oder 'Warum musst Du Dir auch immer solche Fragen stellen, machen die anderen doch auch nicht'. verkennen und würdigen nicht, dass der jährliche Sommerurlaub all inclusive eben nicht für jeden Menschen der Gipfel der Gefühle ist.

Ich würde sagen, diese Fragen sind klug, richtig und wichtig, wenn Du Tendenzen hast Dein Fortkommen zu sabortieren, in puncto soziale oder elterliche Erwartungen, schau mal, ob Du weiß, was Du eigentlich willst, wie Du leben willst und wem Du mit einer gewissen Dysfunktionalität eigentlich einen auswischen willst.

Oder versuch Dir ein Umfeld zu schaffen, in dem Du Deinen Neigungen nachgehen kannst, so das Du etwas davon hast und Dein direkteres Umfeld nicht stresst. Ich habe mal einen Gesprächskreis über Ken Wilber geleitet, das war mein Ventil, das Internet ist eine gute Quellen - hat ja hier schon mal geklappt - es ist einfach ein legitimes Bedürdnis, was bei einige stärker ausgesprägt ist, als bei anderen.

Es fühlt sich intuitiv falsch an, diese Fragen, nach Sinn, Tod, wie das alles funktioniert und was es soll und dergleichen abzuwürgen, d.h. selbst wenn es Dir gelänge sie für eine Zeit umzuleiten, um Dich auf das vermeinltich 'Wichtige' (Liebes- und Arbeitsfähigkeit) zu konzentieren, die Frage, wer dieses Ranking denn eigentlich festlegt und auf Basis welcher Prämissen ist nicht blöd, sondern intelligent.

Musst Du aber nicht an einem Tag klären, kannst Du auch nicht ... ein schöner Gedanke, dass es noch Nüsse zu knacken gibt und man nicht alles nach dem ersten Durchlesen versteht ... aber Du kannst zweigleisig fahren. Bergwanderungen sind einsam und das Gefühl ist nicht schön, man will sich in der Regel als austauschen, musst Du selbst gucken, wie stark da Dein Bedürfnis ist, ein Verhaltenstherapeut von mir konnte damit auch nichts anfangen, eine Analytikerin hat mir attestiert, dass 'gute Gespräche' das seien, was mir wichtig ist und ja, da lasse ich sehr viel für stehen und liegen.
Ich habe inzwischen mein Netzwerk, online, und weil das Leben gnädig ist, auch real (aber die Trennung ist ohnehin unglücklich), die Reaktionen, die man hier erntet, kenne ich in der Schärfe noch nicht (Genervtheit bis zur Abscheu, Du hast es ja miterlebt), das wird wohl noch stärker werden, weil wir in regressiven Zeiten leben und es ist Zeit und vielleicht Pflicht sich da zu vernetzen, wenn Du es heroisch und pathetisch willst, um die Fackel nicht verlöschen zu lassen.
Sehe ich auch als eine gewisse Form von sozialer Verantwortung an, muss man ggf von narzistischen Bestrebungen abgrenzen, aber auch da fehlt der VT das Rüstzeug.

Du musst Dich davor schützen, dass Du es bist, der den Daumen hebt und senkt und Therapeuten dann 'erlaubt' Dich zu therapieren, weil das eine Form der Selbstsabotage ist. Irgendwann geht es in jedem Leben auch um die dreckigen kleinen Themen, Neid, Sex, Beruf, aber auch Bewältigung des schnöden Allltags, die das Genie gerne anderen überlässt, dem Fußvolk, weil es sich selbst für Höheres bestimmt fühlt.

Weiß nicht, in welche Richtung es bei Dir geht, aber hab das auch dem Schirm. Das lässt man sich aber nicht von jemandem sagen, dem man sich intellektuell haushoch überlgen fühlt, aber das Gefühl der Unangemessenheit der intellektuellen Fähigkeiten oder therapeutischen Möglichkeiten, aufgrund der Methode, sind schon real.

Mam hat solche Gedanken wie: 'Was wäre auch Mozart geworden, wenn er seine Wäsche hätte sortieren müssen?', weil kaum einer den sch. gerne macht, der mit vielen Bereichen des Lebens zu tun hat, der Alltag ist nervig und kleinkariert, ich habe mich Jahre an der konventionellen Lebensführung abgearbeitet und wenigstens meinen Frieden damit gemacht. Ich erkenne den Sinn, aber für mich ist das in der Form nichts. Damit bist Du immer ein wenig Außerhalb, das ist nicht unbedingt schön, aber in der heutigen Zeit kann man sich gut verntzen, schaff Dir Deine Insel, mach Dir klar, dass Du, auch wenn Du anders bist, damit kein Abo auf generellen Sonderrechte geschossen hast, das am besten in einer aufdeckenden Therapie., aber die Fragen sind nicht falsch.

Existentialismus, kluge Formen der Spiritualität (Wilber, Grof, Du wirst sie selbst finden), die Verbindung mit der Naturwissenschaft (da ist Bernardo Kastrup das Bindeglied pat excellence), Du wirst weitere von selbst finden und die gute Nachricht ist, dass es eine Generation von Leuten gibt, die offen gegenüber Naturwissenschaften und klugen Formen der Spiritualität sind und erkennen, dass das Gold auf der Straße liegt. Neu sortieren, da hilft die Philosophie, das wird alles anspruchsvoll genug, um nicht unterfordert zu sein.
Die hohe Schule ist eh zu erkennen, dass eben nicht alles was man tut letztlich sinnlos und leer ist - weil am Ende nur der Kältetod lauert - sondern eine ganze Welt gebiert und von höchster Bedeutung ist. Dann allerdings auch der nächste Atemzug oder Socken sortieren. Naja, wäre vermessen, alles in einen Beitrag pressen zu wollen, aber das ist das, was ich anstoßen wollte oder mein Einwurf von der Seitenlinie.

@Jakob02

Hi, habe den Beitrag noch mal überarbeiten wollen, aber dabei die Zeitbegrenzung überschritten, also bitte großzügig Flüchtigkeitsfehler und ungelenke Formulierungen im Geiste mitkorrigieren, sorry.

Zitat von Rick:
Ich will auch mal meinen Senf abgeben:
Ich kann aus meiner Sicht nur Gutes von meinen Psychiatrieaufenthalten und Psychotherapien sowie den Medikamenten berichten. Für mich waren sie ein wahrer Segen und ohne sie wäre ich wohl nicht mehr hier heute.

Gibt es alles und muss man alles anerkennen.
Jede Geschichte ist individuell, meine ist wieder ganz anders, die hilft aber niemandem, weil man sie nicht verallgemeinern kann.
Ich habe mit jemandem gesprochen, der bipolar war und eine alternativmedizinische Abdeckung de luxe hatte, am Ende sagte er am besten hätten im die Standardmedikamente geholfen, er würde ihnen 80% der Wirkung zuschreiben.

Andere kommen nach jahrelangem Pharmakotrip an eine gute Therapie oder was auch immer. Man findet grobe Cluster, die man optimieren will, aber letztlich ist der Ansatz individuell, jeder.

Alles andere ist eine Pseudoobjektivität, den man heute zurecht kritisieren kann und muss.

@Jakob02 Danke! Ein toller Beitrag. Kann ich gut nachvollziehen!

Zitat von Jakob02:
In der heutigen Therapiesitzung habe ich offen gelegt, dass ich immerzu den Eindruck habe, lediglich die Antworten zu geben, welche von mir erwartet werden, und bewusst das zu äußern, was nach gängigen therapeutischen Vorstellungen als angemessen gilt


Aber warum hast du den Eindruck, selbiges zu müssen?

Weil du andernfalls als renitent, besserwisserisch und therapieresistent bezeichnet wirst?

Die Frage ist: Warum genau sticht dich das?

Ich weiß, dass du außerordentlich intelligent bist und vermutlich vieles besser weißt als ich. Und du bist knapp halb so alt wie ich. Ich will gar nicht wissen, was du alles weißt, wenn du nochmal rund 20 Jahre Zeit hast.

Das Problem ist aber, dass man manche Dinge - wie die eigene Haltung, sich kein X für ein U vormachen zu lassen - kein echter Makel ist. Das ist maximal für den Therapeuten schwer, weil die Schemata nicht unbedingt darauf ausgelegt sind, deren Funktionalität zu analysieren.

Nur wenn man sagt, dass es nichts bringt WEIL so und so, dann muss er sich was einfallen lassen. Kann er das nicht, ist es einfach die falsche Therapieform für dich.

Dann bist aber nicht du das Problem, oder der Therapeut, sondern die Art der Therapie.

Nicht jedes Problem der Psyche lässt sich rekursiv dadurch beheben, nur sein Verhalten zu ändern, wenn das Verhalten selbst aber Teil der Grundstruktur der eigenen Persönlichkeit ist wie die Fähigkeit zu denken.

Der Mensch kann nicht dadurch dumm werden, indem er lernt dumme Dinge zu tun.

Wenn das so einfach wäre, würde ich nur noch schlaue Dinge tun, in der Hoffnung dadurch iwann mal angesteckt zu werden. Es passiert nur nicht. Weil ich das nicht bin.

Ich kann es zB lassen mir sch. Musik anzuhören, um nicht schlecht drauf zu kommen, aber ich bleib ein Energiebündel und Raufbold, weil das mein neurobiologisches Normal ist.

Wenn dieses Ursache zu meinen Problemen führt, brauch ich 'ne Lobotomie und keine VT.

Zitat von Jakob02:
Von Beginn an empfand ich die Verhaltenstherapie als wenig zielführend, da sie mir wie eine Abfolge schematischer Anweisungen erscheint, die wenig Raum für eine tiefere Auseinandersetzung mit meinen eigentlichen Problemen lassen


Das ist auch richtig. Eine VT ist keine analytische Therapieform. Dafür gibt es spezielle Therapieformen. zB die existentielle Psychotherapie nach May und Yalom, die sich Fragen widmet, die nicht mit einfachen Schemata zu behandeln sind.

Dafür benötigt es dann aber auch einen Therapeuten, der vielseitig belesen ist, um sich mit dir über diverse Dinge auszutauschen, deren Betrachtungsweise dir vllt. fremd ist, und die verstehen wieso du Dinge so oder betrachtest.

Deshalb gibt es das nicht sooo super häufig. Weil solche Therapeuten idR privat arbeiten, und sich die Zahl der Patienten auch in Grenzen hält, die überhaupt in der Lage sind tiefer in die Materie ihrer Probleme einzusteigen.

Für mich zB wär das nichts.
Da hab ich nicht die Geduld für, um nicht doch iwann auf die Idee zu kommen, den Therapeuten zu fragen, warum man auf Melmak Katzenfleisch mag. Wie kommen dort Katzen hin?

Zitat von Jakob02:
So hieß es, wie auch von meinem Psychiater schon, dass ich mich lediglich in etwaige Nebenwirkungen hineinsteigere, solche nämlich äußerst unwahrscheinlich seien.


Ja, das übliche. Sie müssen den Fokus auf andere Dinge legen. Blabla. Gleichzeitig soll aber reflektiert werden.

Der schmale Grat zwischen kritischer Selbstbeobachtung und apathischer Reflexhaftigkeit ist die Frage, auf was hab ich Hunger, ohne sich zu fragen, ob man überhaupt wirklich Hunger hat.


Zitat von Jakob02:
Gleichzeitig frage ich mich, inwieweit ich selbst das eigentliche Hindernis bin und ob mein scheinbarer Widerstand tatsächlich eine tiefere Therapieresistenz widerspiegelt


Der Patient wird dann zum Widerstand, wenn er trotz Schemata nicht gesundet.

Ich hab eine Panikstörung, und kann nicht mal vor die Tür den Müll wegbringen.

- Was halten sie davon Arbeiten zu gehen? 3-4 Stunden täglich. Das hilft.

Was halten sie davon, sich in eine Cessna zu setzen und einen Andenflug zu machen? Oder einen Kossal-Flug?

- Das verstehe ich nicht. Was ist denn ein Kossal-Flug?

Sehen sie - so fühlt sich die Frage für mich an. Schade, dass ich ihnen als Patient erklären muss, wieso sich keiner freiwillig in ne Cessna setzt, um zu erleben wie sich Strömungsabriss und Abwärtstrudeln anfühlt.

Also grundsätzlich habe ich nichts gegen die Psychiatrie oder Medikamente.
Ich habe selbst schon einiges an Psychopharmaka durch. Und nur weil ich selbst etwas nicht vertragen habe, finde ich es nicht direkt blöd und unbrauchbar. Zu vielen Medikamenten kenne ich Leute, denen es wirklich gut damit geht.
Und zur Psychiatrie, es kommt sehr stark auf die Ärzte und das Pflegepersonal an. Da habe ich persönlich auch schon gute als auch extrem schlimme Erfahrungen machen müssen.

Verhaltenstherapien habe ich auch mehrere durch, aber keine hat mich effektiv weiter gebracht. Da bin ich persönlich eher abgeneigt mittlerweile.

Ich denke alles hat seine Berechtigung. Es ist nur wichtig zu verstehen, dass es alles Hilfen sind die uns aber nicht heilen können. Nur wir selber können uns da raus holen. Es kommt drauf an mit welchem Anspruch ich da ran geh.

Zitat von Cbrastreifen:
Also, es gibt natürlich die Möglichkeit sich übermäßig wichtig zu nehmen und immer die Extrawurst einzufordern, dann wäre es schon wichtig, Dir das zu spiegeln und Dich damit zu konfrontieren, ich kann es nicht beurteilen, ob das bei Dir der Fall ist.


Dies steht in einem deutlichen Gegensatz zu meiner subjektiven Wahrnehmung, obwohl ich mir im Kontext meiner Erkrankung natürlich bewusst bin, dass ich dazu neige, meinen eigenen Zustand verstärkt ins Zentrum meiner Aufmerksamkeit zu rücken und mein Verhalten intensiv zu analysieren und zu reflektieren. Ich vermeide ich es jedoch, meine eigene Rolle über die Maßen zu betonen oder mich selbst als übermäßig bedeutsam und toll wahrzunehmen - wieso sollte ich auch? Ich bin nichts Besonderes.

Zitat von Cbrastreifen:
Auf der anderen Seite hat die VT nicht das Instrumentarium, um mit einer existentiellen Depression (falls es um diese geht) klarzukommen und ein sehr intelligenter Patient kann mit Therapeuten Katz und Maus spielen.
Existentielle Gedanken werden dann lediglich als etwas gewertet, was es abzustellen gilt, als dummer Fehler, der das Leben stören, wie ein Katastrophisieren.


Rein theoretisch bin ich mir der Mechanismen und Potenziale einer Verhaltenstherapie von Beginn an in vollem Umfang bewusst. Dieses Wissen begleitet mich konstant und verankert sich in meiner rationalen Einschätzung. Doch gerade in den tiefsten Momenten existentieller Verzweiflung greift man instinktiv nach jedem noch so dünnen Hoffnungsschimmer, gleichsam wie ein Ertrinkender nach einem Strohhalm - in der leisen Erwartung, dass es vielleicht doch eine unvorhergesehene Wirkung entfalten könnte. Es wurde mir halt schnell gewahr, dass es mir gelang, die therapeutische Interaktion maßgeblich zu steuern und die Dynamik nach meinem eigenen Kalkül zu gestalten, so gemein sich dies nun anhören mag.

Zitat von Cbrastreifen:
Du musst Dich davor schützen, dass Du es bist, der den Daumen hebt und senkt und Therapeuten dann 'erlaubt' Dich zu therapieren, weil das eine Form der Selbstsabotage ist. Irgendwann geht es in jedem Leben auch um die dreckigen kleinen Themen, Neid, Sex, Beruf, aber auch Bewältigung des schnöden Allltags, die das Genie gerne anderen überlässt, dem Fußvolk, weil es sich selbst für Höheres bestimmt fühlt.

Weiß nicht, in welche Richtung es bei Dir geht, aber hab das auch dem Schirm. Das lässt man sich aber nicht von jemandem sagen, dem man sich intellektuell haushoch überlgen fühlt, aber das Gefühl der Unangemessenheit der intellektuellen Fähigkeiten oder therapeutischen Möglichkeiten, aufgrund der Methode, sind schon real.


Es lässt sich wohl zweifellos festhalten, dass meine Handlungen primär mir selbst Schaden zugefügt haben.
Was die Bewältigung der alltäglichen Anforderungen anbelangt, so bin ich durchaus in der Lage, diesen Herausforderungen - wie jeder andere 0815-Mensch auch - nachzukommen und meine Routine pflichtgemäß aufrechtzuerhalten, vorausgesetzt, meine Depression mischt sich nicht auf eine besonders intensive Weise ein. Schwierig wird es in Momenten, in denen ich davon überzeugt bin, über Stunden hinweg diszipliniert an meiner Masterarbeit arbeiten zu müssen, um dem stets latent aufkeimenden schlechten Gewissen Einhalt zu gebieten.

Intellektuelle Unterforderung stellt für mich eine beträchtliche Belastung dar (das kennst du sicherlich auch) und kann auf Dauer durchaus das psychische Gleichgewicht beeinflussen. Dennoch widme ich nicht kontinuierlich all meine Ressourcen komplexen Fragestellungen, wie der Harmonisierung von Quantenmechanik und klassischer Mechanik. Vielmehr suche ich mir immerzu einfache Beschäftigunhgen (laufen, lesen, kochen, fotografieren, Serien schauen oder Podcast hören), welche mir zumindest zeitweise - wenn auch nicht nachhaltig - ermöglichen, von tiefergehenden Gedanken Abstand zu nehmen und in eine Art temporäre Ausgeglichenheit zu finden. Für diesen Prozess erwies sich der Rückgriff auf verhaltenstherapeutische Interventionen jedoch als entbehrlich.

Zitat von Cbrastreifen:
Die hohe Schule ist eh zu erkennen, dass eben nicht alles was man tut letztlich sinnlos und leer ist - weil am Ende nur der Kältetod lauert - sondern eine ganze Welt gebiert und von höchster Bedeutung ist. Dann allerdings auch der nächste Atemzug oder Socken sortieren. Naja, wäre vermessen, alles in einen Beitrag pressen zu wollen, aber das ist das, was ich anstoßen wollte oder mein Einwurf von der Seitenlinie


Ist es potentiell denkbar, sich durch die paradoxe Einsicht über Wasser zu halten, dass auch die eigene Empfindung der Sinnlosigkeit letztlich als sinnbefreiter Trugschluss zu deuten ist? Ich befinde mich inmitten der Entwicklung mentaler Strategien, die es mir ermöglichen sollen, diesen negativen Wahrnehmungen entgegenzuwirken, jedoch scheinen meine Gedankengänge, durch unvorhergesehene geistige Einflüsse unterbrochen, stets in eine Art Kreislauf zu verfallen. Möglicherweise ist mein begrenzter Erfahrungshorizont und mein noch junges Alter ein Hinderungsgrund, um solche Überlegungen in all ihrer Tiefe und Tragweite tatsächlich durchdringen zu können?!

Zitat von illum:
Aber warum hast du den Eindruck, selbiges zu müssen?

Weil du andernfalls als renitent, besserwisserisch und therapieresistent bezeichnet wirst?

Die Frage ist: Warum genau sticht dich das?


Es ist bedauerlich, dass ich offenbar doch nicht so intelligent bin, um klar zu reflektieren, dass eine therapeutische Intervention in erster Linie für mich selbst gedacht ist und nicht für diejenigen, die glauben, ich könnte durch einige Gespräche und oberflächliche Selbsteinschätzungen in der Lage sein, mir ausgedachte Ziele zu setzen und innerhalb weniger Monate wieder vollständig funktionstüchtig und präsentabel zu sein. Ich meine, obwohl mir bewusst ist, dass der gewählte therapeutische Ansatz in meinem spezifischen Fall wenig zielführend ist, habe ich ihm aus einem Gefühl der Verzweiflung heraus zugestimmt und bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt mehr oder minder konsequent verfolgt.

Es ist mir eigentlich immer ein Anliegen gewesen, in meinen zwischenmenschlichen Interaktionen eine Atmosphäre des Respekts zu fördern. Ich strebe danach, nicht als renitent oder besserwisserisch wahrgenommen zu werden. Es ist mir wirklich wichtig, anderen nicht den Eindruck zu vermitteln, dass ich mich in irgendeiner Weise überlegen fühle - was ja auch nicht zutrifft. Diese Haltung entspricht nicht meinem Wesen, und ich möchte auch keineswegs, dass sie als solche interpretiert wird. Die diesbezüglichen Unterstellungen, wie sie gestern in der Sitzung geäußert wurden, verletzen mich nicht nur emotional, sondern führen auch zu einem tiefgreifenden Zweifel an meinem eigenen Charakter. Ich beginne zu hinterfragen, ob ich möglicherweise ein größeres Archloch bin, als ich zuvor angenommen hatte. Solche Aussagen werfen nicht nur Schatten auf mein Selbstverständnis, sondern erschüttern auch mein Vertrauen in meine zwischenmenschlichen Fähigkeiten und vor allem ethischen Überzeugungen.

… das hat mir echt die Nacht geraubt.
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Zitat von Jakob02:
Die diesbezüglichen Unterstellungen, wie sie gestern in der Sitzung geäußert wurden, verletzen mich nicht nur emotional, sondern führen auch zu einem tiefgreifenden Zweifel an meinem eigenen Charakter. Ich beginne zu hinterfragen, ob ich möglicherweise ein größeres A. bin, als ich zuvor angenommen hatte. Solche Aussagen werfen nicht nur Schatten auf mein Selbstverständnis, sondern erschüttern auch mein Vertrauen in meine zwischenmenschlichen Fähigkeiten und vor allem ethischen Überzeugungen.


Hach, Jakob...seufz.
Ich verstehe deine Situation und vor allem fühle ich den Konflikt, der in dir ausgetragen wird.

Mittlerweile hab ich dich ja durch die Nachrichten (Postfach ist übrigens voll) etwas kennengelernt und du bist weder ein Besserwisser, noch bist du ansatzweise ein A.

Beides kannst du getrost aus dem Vokabular einer Selbstbezeichnung streichen.

Du bist ein Mensch, der die Dinge komplettieren will. Der die Puzzleteile zusammensetzen will, um das ganze Bild betrachten zu können.

Deine Eigenschaft, einen Ball nicht nur als rund zu bezeichnen, sondern ihn begrifflich schärfer zu stellen, um ihn begreifbarer zu machen ist eine Tugend des Perfektionismus und keine Sünde, der Besserwisserei, um sich im Sinne des Strebens nach Macht zu profilieren.

Heutzutage wird beides allzuoft unisono in einen Topf geworfen, um sich nicht die Mühe zu machen, zu differenzieren worin der Unterschied liegt.

Es gibt den Perfektionismus, als Ausdruck des menschlichen Strebens nach Wahrheit, und es gibt den Hang, sich mit Wissen zu rühmen, um Macht zu gewinnen.

Du bist ein Perfektionist.
Das ist mMn dein Problem.

Problem deshalb, weil du damit a) bei Menschen anecken wirst, denen diese Last zu schwer ist, um sie wegstoßen zu wollen und b) eben diese Last auf dir selbst liegt.

Du bist das, was man mythologisch und archetypisch als Typus Atlas bezeichnet.

Allerdings war selbige Bürde des Atlas eine Bestrafung der Götter des Olymps, sich als Titan gegen selbige aufzulehnen. Ihre Ordnung infrage zu stellen. Ihre Macht herauszufordern.

Nur waren es nicht die Titanen, die diesen Krieg begonnen haben, sondern die Götter des Olymp, die sich provoziert gefühlt haben.

Und dieser sinnbildliche Kampf, ist das was du mit anderen Menschen erfährst. Sie fühlen sich von dir provoziert, weil du ihnen mit dem Perfektionismus den eingebildeten Gottstatus streitig machst.

Und deshalb eckst du bei mir zB nicht an. Ich bin zwar älter als du, und würde mich selbst nicht unbedingt als ungebildet bezeichnen, aber ich merke, dass du mir intellektuell, dH kognitiv-kapazitiv überlegen bist.

Ich könnte jetzt sagen, mimimi Jakob ist viel schlauer, der muss weg, aber weißt du, ich finde es im Gegenteil befreiend - weil es mich von meiner Last befreit, dir etwas erklären zu müssen.

Das muss ich aber nicht.
Du verstehst mich. Ich verstehe dich.

Aber...
Und es gibt ja immer dieses sch. Aber.

Du wirst dieses Dasein nicht ablegen können. Du wirst morgen kein Schlumpf sein, nur weil du dich blau anmalst oder nach Schlumphausen ziehst.

Du musst lernen mit dieser Bürde zu leben, dass nicht jeder Mensch dich verstehen wird und sich viele Menschen von dir herausgefordert fühlen, weil du ihre Macht infrage stellst.

Das kannst du aber nur lernen, wenn du wirklich akzeptierst Jakob zu sein und wenn du dir selbst auch die Chance gibst, dir nicht jeden Morgen die Welt auf die Schultern zu legen.

Ich weiß das klingt einfach gesagt.
Aber so ist es nun mal.
Du musst nicht perfekt sein, um perfekt zu sein - und sei es nur für einen einzigen Menschen, nämlich dich selbst, der sich auch dann akzeptiert, wenn etwas nicht optimal gelaufen ist.

Zitat von Jakob02:
Ich vermeide ich es jedoch, meine eigene Rolle über die Maßen zu betonen oder mich selbst als übermäßig bedeutsam und toll wahrzunehmen - wieso sollte ich auch? Ich bin nichts Besonderes.

Okay.

Zitat von Jakob02:
Es wurde mir halt schnell gewahr, dass es mir gelang, die therapeutische Interaktion maßgeblich zu steuern und die Dynamik nach meinem eigenen Kalkül zu gestalten, so gemein sich dies nun anhören mag.

Gemein ist das nicht, nur ein Eigentor.
Du willst ja weiter kommen, in die Bereiche, die Du nicht kennst und nicht kontrollieren kannst.
Also, man will natürlich nicht, ein anderer Teil dann doch, ist bei so ziemlich jedem so.

Zitat von Jakob02:
Es lässt sich wohl zweifellos festhalten, dass meine Handlungen primär mir selbst Schaden zugefügt haben.
Was die Bewältigung der alltäglichen Anforderungen anbelangt, so bin ich durchaus in der Lage, diesen Herausforderungen - wie jeder andere 0815-Mensch auch - nachzukommen und meine Routine pflichtgemäß aufrechtzuerhalten, vorausgesetzt, meine Depression mischt sich nicht auf eine besonders intensive Weise ein.

Das ist schon mal nicht schlecht.

Zitat von Jakob02:
Intellektuelle Unterforderung stellt für mich eine beträchtliche Belastung dar (das kennst du sicherlich auch) und kann auf Dauer durchaus das psychische Gleichgewicht beeinflussen.

Ja, ich kann zwar auch locker lassen, aber ich brauche dann irgendwann mein 'Futter', dann geht es mir gut.

Zitat von Jakob02:
Dennoch widme ich nicht kontinuierlich all meine Ressourcen komplexen Fragestellungen, wie der Harmonisierung von Quantenmechanik und klassischer Mechanik. Vielmehr suche ich mir immerzu einfache Beschäftigunhgen (laufen, lesen, kochen, fotografieren, Serien schauen oder Podcast hören), welche mir zumindest zeitweise - wenn auch nicht nachhaltig - ermöglichen, von tiefergehenden Gedanken Abstand zu nehmen und in eine Art temporäre Ausgeglichenheit zu finden. Für diesen Prozess erwies sich der Rückgriff auf verhaltenstherapeutische Interventionen jedoch als entbehrlich.

Ja, man kann das machen, wie beim Zen, Meditation (oder dann eben geistige Arbeit) mit einfachen Tätigkeiten kombinieren, die einen erden. Man will ja auch mal durchatmen, aber was oft nicht verstanden wird, ist, dass für manche 'schwierige Fragestellungen' keine Probleme sind, die man vermeiden möchte, sondern eine Lust. Vielleicht sogar ein Bedürfnis.
Und wenn man dabei einen schönen Wechsel hinbekommt, mit dem sich gut leben lässt, ist alles prima.

Wann und warum haben sich denn bei Dir diese Sinnlosigkeitsgefühle eingestellt? Hast Du noch eine Erinnerung, was da im Umfeld geschah?

Zitat von Jakob02:
Ist es potentiell denkbar, sich durch die paradoxe Einsicht über Wasser zu halten, dass auch die eigene Empfindung der Sinnlosigkeit letztlich als sinnbefreiter Trugschluss zu deuten ist?

Erscheint mir aus der Hüfte geschossen zu kompliziert. Ich habe eigentlich immer Momente, die ich als lebenswert erlebe - damit auch als sinnvoll - und das Gesamtkonzept hinter der Behauptung der Sinnlosigkeit überzeugt mich einfach nicht.
Warum soll ich mich einer bestimmten Perspektive grundlos unterwerfen? Wenn es gute Gründe gibt, denke ich ernsthaft darüber nach, ich bin durchaus zu überzeugen, aber ich eine Sicht ganz groß zu machen, ist nicht mein Ding. Könnte ich dann auch begründen. Das wäre so mein Ansatz.

Zitat von Jakob02:
Möglicherweise ist mein begrenzter Erfahrungshorizont und mein noch junges Alter ein Hinderungsgrund, um solche Überlegungen in all ihrer Tiefe und Tragweite tatsächlich durchdringen zu können?!

Weiß nicht, Du bist ja schon sehr begabt und ja, da können noch Erfahrungen kommen, die Dich mit dem Leben versöhnen. Bei mir war irgendwann das Gefühl da, dass es sich gelohnt hat zu leben, egal, was jetzt noch passiert. Im Moment komme ich ein wenig davon ab, heißt, ich erkenne mehr und mehr, dass sämtlche Änderungen auch mit Arten von Leid verbunden sind.

Aber vielleicht will ich das gerade auch denken, ich muss da selbst noch mal mit dem Abstand der Jahre drauf schauen und vermutlich ist es so, dass Altersthemen anders sind, als die der Jugend. Du musst erst mal die Welt erobern, die Innenwelt oder die theoretische finde ich mindestens so spannend, aber das ist in meinen Augen alles ein großer Lernprozess, bei dem vieles auf allen Ebenen ineinandergreift.
Immer wenn ich denke, jetzt hätte ich es, geschieht in meinem Leben eine Wendung und vieles dreht sich in eine ganz andere Richtung.
Ich verstehe das schon lange nicht mehr, habe aber gelernt mich treiben zu lassen, im Vertrauen darauf, dass etwas Sinnvolles herauskommt. Was das angeht, komme ich irgendwie vom anderen Ufer, aber vielleicht ergänzt sich das ja.

Zitat von Coru:
Ich denke alles hat seine Berechtigung. Es ist nur wichtig zu verstehen, dass es alles Hilfen sind die uns aber nicht heilen können. Nur wir selber können uns da raus holen. Es kommt drauf an mit welchem Anspruch ich da ran geh.

Ich weiß nicht.
Klar, wir müssen schon auch wollen, aber ansonsten gibt es schon Begegnungen die größere und geringere Chancen haben. Und sicher können die dann helfen, mitunter sehr effektiv sogar.
Man hat immer einen gewissen Anteil an Eigenblindheit und den können am besten andere spiegeln.
Hat man das mal wirklich begriffen und verinnerlich, Glückwunsch, aber kaum einer nutzt diese Möglichkeit.

A


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Prof. Dr. med. Thomas Hillemacher
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