@Hoffnung-57
Ah ja, ok. Dann hat er auf alle Fälle auch so seine Altlasten.. Und Du natürlich auch.
Mir fallen dazu ein paar Dinge auf.
Dass er fürchterliche Angst hat, die immer schlimmer wird, das glaube ich schon. Und er hat sicher viel mitbekommen, abbekommen, was ihm nicht bewusst ist. Und wenn der Vater später dann auch noch so manipuliert hat, dann macht das einen rechten Spuck im Kopf, weil er seiner eigenen Einschätzung nicht vertraut. Dass er sich so vor der - aus seiner Sicht unkalkulierbaren Umwelt - fürchtet, ist ziemlich klar.
Und stehst auf der anderen Seite mit all Deinen Altlasten und bist ratlos, weil Du siehst, wo es sich hin entwickelt.
Ich glaube schon auch, dass in ihm zwei Seelen schlummern. Auf der einen Seite ist er natürlich der Kleine von damals, der in der komplizierten und aggressiven Welt der schwierigen Ehe einfach nur Halt und Schutz und Ruhe gesucht hat. Und das macht er ja immer mehr, allem aus dem Weg gehen, wo es konflikthaft und konfrontativ zugeht.
Auf der anderen Seite ist er aber auch Papas Sohn. Die Mama kann reden, was sie will, das interessiert nicht. Das hat er sich von seinem Vater abgeschaut, dass man die Mama so behandeln kann. Da ist er dann gar nicht der schwache kleine Sohn, sondern das verzogene kleine Prinzchen, das von Dir alles erwartet, aber er macht nicht, was Du von ihm willst. Er bewegt sich nicht.
Ich rate Dir als Mutter ganz dringend, dass Du Dir Hilfe suchen sollest, damit Dir der Junior nicht komplett über den Kopf wächst.
Ihr braucht beide einen kompetenten Ansprechpartner. Und ich würde das auch so sehen, dass das ein klassischer Fall ist für eine Familienberatungsstelle. Er kommt aus seinem Elend nicht raus und muss er auch nicht, weil er sitzt zu Hause und Mama rotiert um ihn. Wer bezahlt denn für ihn, wer kommt für die Kosten auf?
Schubs ihn ruhig mal und warte seine Reaktion ab. Meine Einschätzung ist, dass er gar nicht so schwach ist, wie er sich selbst sieht und wie du ihn siehst. Aber hat auch null Druck, dass er was für sich oder für Euch tut. Er muss nicht rausgehen, es geht auch ohne. Er muss sich nicht um einen beruflichen Einstieg kümmern, weil er kann ja zu Hause sitzen und sein Elend beklagen...
Das, was ihr da macht, das tut Euch beiden nicht gut. Und man sieht, wenn Du von ihm was willst, wie er sich da durchsetzen kann.
Jungs oder Kinder, die so groß geworden sind, werden teilweise zur Plage für ihre Mütter und ziehen sie immer weiter in ihre Probleme rein, sei es seelisch, sei es finanziell. Es tut Dir nicht gut und ihm nicht gut. Und so wie ich es sehe, scheint er Dich bestens im Griff zu haben und macht er die ganzen Spielregeln und Du darst Dich dran halten.
Ich würde sagen, dass Du die Reißleine ziehst und es jetzt mit Unterstützung schaffst, ihn in die Schranken zu weisen, weil jetzt ist er erst 21 und mit jedem Jahr, wo es so läuft, wird es für beide schwieriger, aus der Abwärtsspirale rauszukommen.
Such' Dir dringend einen Profi, der sich mit solchen Mama-Kind-Dynamiken auskennt und die richtigen Antworten für ihn findet. Das ist nämlich eine zweischneidige Sache. Der hängt in seinen Ängsten drin in seiner Welt und der Rest interessiert ihn nicht.
Klar, was zu finden, was ihm hilft, ist nicht leicht. Aber er ist auch nicht offen, für nichts. Überall, wo sie ihm nicht nur das Händchen halten, macht er dicht. Und so geht es nicht. Und Du brauchst da auch Unterstützung, sonst hängt der ewig krank da rum und lässt sich von Dir den Rest seiner Tage den Hintern nachtragen.
Es gibt genug Hilfemöglichkeiten, wenn er will, dann findet sich was. Die nächsten 2 Monate würde ich nur noch Brot und Margerine auf den Tisch stellen und sagen, die Preise sind so gestiegen und das Geld fällt nich vom Himmel. Da Du nicht in die Gänge kommst, müssen wir eben so leben!
Der lebt nach dem Motto, wenn ich nicht will, dann mach' ich nicht und es funktioniert.
Dass er auch am Verzweifeln ist, das glaube ich schon. Aber ich glaube, Du bist es auch. Und ihr müsst beide kapieren, dass nur dann was möglich ist, wenn ihr überlegt, wie man etwas möglich machen kann, statt immer zu sagen, warum alles nicht geht.
Vor lauter Angst, dass es schief gehen könnte, wenn man es versucht, wird es schon gar nicht mehr probiert... Und das ist der Fehler im System. Es gibt keine Garantien für Glück, sondern man kann nur versuchen, dem Glück nachzuhelfen.
07.06.2023 19:42 •
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