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Hallo Forum,

gibt es hier jemanden, der Erfahrungen mit der Psylocibin Therapie in der Schweiz oder den Niederlanden gemacht hat? Ich habe mich jetzt dazu entschlossen, es endlich durchzuziehen. Also mit einer ausgebildeten Psycho-Therapeutin, die die Stunden nur für mich an meiner Seite sein wird.Davor würde ich trotzdem noch gerne ein paar Erfahrungen aus erster Hand lesen.

Ein Erfahrungsbericht eines Patienten den ich fand, sagte aus, dass es sowohl die schlimmste, als auch die beste Erfahrung seines Lebens gewesen sei.

Lieben Dank vorab

09.10.2024 17:57 • 17.10.2024 #1


5 Antworten ↓


Hallo,

ich habe keine Erfahrung mit der Therapie aber mit Psylocibin. Ich denke, dass es schon helfen kann, wenn man einigermaßen gefestigt ist. Das Setting bei der Einnahme ist das A und O. Ich sehe für Angstpatienten viele Risiken, da diese sich ja sowieso schon ständig in einem Ausnahmezustand befinden. Wenn man es gedanklich schafft, sich klar zu machen, dass das was man erlebt, fühlt, sieht, wahrnimmt wieder vorbei geht und man dann nicht in eine Panikattacke verfällt, kann es das Leben und den Blick auf die Welt verändern. Man empfindet eine allumfassende Klarheit und spürt erst, wie sehr man sich in Konditionierungen des Alltags befindet.

Alles fühlt sich anders an.

Damit meine ich nicht die Haptik sondern das Empfinden wie man die Umwelt wahrnimmt. Eine Art Magie macht sich breit, noch so kleine Details und Empfindungen werden in ein anderes Licht gerückt. Man fühlt auch, dass es das Psylocibin gut mit einem meint. Einem an die Hand nimmt und in eine magische Welt entführt, die dem normalen Auge verborgen bleibt.

Für mich waren es die schönsten Erfahrungen überhaupt und ich bin froh, dass ich es erleben durfte. So viele Menschen sterben auf dieser Erde und habe nie das gesehen, was ich sah. Ich denke, dass in Mikrodosierungen dies auch Angstpatienten oder depressiven Menschen helfen könnte, da sich der trübe Schleier lichtet und man sich bewusst wird, wie falsch man die Welt doch sah.

Nur meine Meinung und nochmal, für labile Menschen NUR in Begleitung. Wenn es sich langsam einschleicht und nach und nach seine Wirkung nach 1-2 Stunden entfaltet, wird man schockiert sein, dass man zu solchen Gefühlen und Sichtweisen in der Lage ist. Dies kann Menschen ängstigen, da sie überwältigt werden. Wenn dann der Gedanke aufkommt, was ist, wenn es so bleibt, kann das eine Panikattacke auslösen und Ängste verstärken. Ist man aber in einem guten Setting, bei guten Menschen, gemeinsam in der Natur oder an einem gemütlichen und verspielten Ort, dann kann das zu einer der schönsten Erfahrungen im Leben werden und vor allem, kann man davon noch lange zehren, da man sich erinnert, was man fühlte und sah. Ich habe wohl 5 mal eine Psylocibin Erfahrungen gemacht. Das war allerdings in den 20ern. Ich habe Respekt davor und es ist nichts, was man mal eben schnell macht. Ich würde es wohl wieder tun aber nur wenn ich alle störenden Umweltfaktoren abschalten könnte d.h. keine Verpflichtungen, Urlaub, Menschen in meiner Umgebung die stabil sind.

Ich hoffe meine Erfahrung hat dir geholfen.

Grüße

A


Psilocybin Therapie - wer hat Erfahrungen?

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Hi Patrick,

danke für Deinen Erfahrungsbericht. Das hat mir sehr geholfen.

Zitat von Patrick:
Nur meine Meinung und nochmal, für labile Menschen NUR in Begleitung. Wenn es sich langsam einschleicht und nach und nach seine Wirkung nach 1-2 Stunden entfaltet, wird man schockiert sein, dass man zu solchen Gefühlen und Sichtweisen in der Lage ist.

Dessen bin ich mir bewusst und ich würde das auf keinen Fall alleine durchziehen. Dafür hätte ich zu viel Angst. Ich benötige den Therapeuten schon deswegen, damit der Trip in die vorher besprochene Richtung geleitet werden kann, um meine offenen Punkte zu klären, die sich noch hinter der Barriere befinden könnten. Genauso das Integrationsgespräch im Anschluss um den Ausflug nochmal zu besprechen und zu verfestigen.

Ich habe schon sehr viel aufgearbeitet und mir ins Bewusstsein gerufen, was mit mir los war, aber ich möchte das letzte bißchen noch auf die Art finden. Ich bin mir sicher, dass es noch etwas gibt, das ich so sehr verdrängt habe, dass man da nicht so einfach rankommt.


Zitat von Patrick:
Man empfindet eine allumfassende Klarheit und spürt erst, wie sehr man sich in Konditionierungen des Alltags befindet.

Das ist es, wo ich hin möchte. Das Konstrukt des Schams und des Egos ablegen und in diese dunklen Ecken hinter der Tresortür schauen.

Bei bewusstseinsverändernden Substanzen muss eigentlich mit allem gerechnet werden. Da könnte man sich auch schlecht an den Erfahrungen Anderer orientieren. Meine persönliche Vermutung ist, je offener und positiver man ohnehin schon eingestellt ist, desto weniger würde eine „Reise“ in die falsche Richtung gehen können. Denn wenn schon Bedenken oder gar Ängste vorhanden sind, könnten die natürlich gesteigert werden, oder aber eben auch nicht.

In meiner Jugend haben einige in meinem Bekanntenkreis diverse Substanzen konsumiert. Was ich da von „Außen“ so miterlebt hatte, hat mich eher abgeschreckt. Denn gerade bei Psylos oder Papers war die Wirkung eben nicht berechenbar. Ich denke aber, in einem klinischen Setting kann das schon positive Aspekte hervorrufen, vorausgesetzt die Begleitung ist wirklich kompetent und nicht nur aufs Geldverdienen aus, oder folgt einer meinetwegen esoterischen Weltanschauung, die derjenige als ultimative Bewusstseinserfahrung präsentieren will. Denn da kann halt auch mal etwas schief laufen, gerade bezüglich der Dosierung. Und nur weil es eventuell legal ist, muss es ja trotzdem nicht unbedingt gut sein. Ich glaube, es muss gut überlegt sein und sollte vor allem nich als „letzter Strohhalm“ erachtet werden, der jetzt unbedingt eine „Heilung“ bringen muss. Denn wenn ja überhaupt so eine Bewusstseinserfahrung was bringen soll, dann ja nur deshalb, weil man dann danach und auch nachhaltig ein „Anderer“ oder anders Überdenkender Mensch wäre, der seine psychischen Probleme nun wirklich zielgerichtet angeht und bewältigt.

Ansonsten wärs ja nur eine „Reise“

Zitat von Disturbed:
Was ich da von „Außen“ so miterlebt hatte, hat mich eher abgeschreckt.

Das stimmt. Von Außen sieht das teilweise schon seltsam aus. Ich kann mich daran erinnern, dass wir bei einem guten Freund waren und alles war super mit Psilocybin. Wir saßen im Wohnzimmer und waren in unsere Welt verschwunden. Ich wusste nicht mal mehr, ob ich Dinge gerade sage oder sie nur denke. Es war auch nicht so wichtig. Zeit war nicht wichtig. Plötzlich um 2 Uhr Nachts hat es an der Tür geklingelt. Wir konnten den Gong überhaupt nicht deuten und dann hat jemand an die Scheiben der Fenster geschlagen. Auch das war alles in allem sehr bedrohlich für uns. Es waren dann letztlich andere Freunde, welche ebenfalls rein wollten. Als diese dann in der Wohnung waren, dass Licht einschalteten und uns sahen, waren diese natürlich total überrascht von unserem Verhalten. Sie sagten, was geht denn hier ab, wie seid den ihr drauf, warum macht niemand auf usw. Ich konnte sie aber überhaupt nicht fokussieren. Als wie wieder weg waren, war das wie ein Traum. Für sie waren wir wohl wirklich schräge Kosmonauten .


Zitat von Disturbed:
Denn wenn ja überhaupt so eine Bewusstseinserfahrung was bringen soll, dann ja nur deshalb, weil man dann danach und auch nachhaltig ein „Anderer“ oder anders Überdenkender Mensch wäre, der seine psychischen Probleme nun wirklich zielgerichtet angeht und bewältigt.

Ja, nicht weil die Angst geheilt wäre, sondern weil man einen tieferen Blick auf die Emotionen und die Welt hat. Es relativiert sich alles, da man nicht mehr so sehr in seinen Schubladen denkt und weiß, mit welchem Scheuklappen man eigentlich durch die Welt geht. Dies kann einem helfen seine eigenen Ängste etwas zu relativieren. Man braucht dann aber auch ein paar Tage um das Erlebte zu verarbeiten.

Zitat von Disturbed:
Denn wenn ja überhaupt so eine Bewusstseinserfahrung was bringen soll, dann ja nur deshalb, weil man dann danach und auch nachhaltig ein „Anderer“ oder anders Überdenkender Mensch wäre, der seine psychischen Probleme nun wirklich zielgerichtet angeht und bewältigt.


Genau das ist mein Ziel. Das wird nichts auflösen, aber ich bin davon überzeugt, dass es in mir noch versteckte/stark verdrängte Traumata gibt und genau da ist es wunderbar, wenn das eigene Ego und die Angst ausgeschaltet wird, damit ich mich damit befassen kann. Je nachdem was da ans Tageslicht kommt, gehe ich auch davon aus, dass es keine schöne Reise wird. Aber das kalkuliere ich mit ein, ist ja auch kein Kindergeburtstag





Prof. Dr. med. Thomas Hillemacher
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