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hallo an die Forumsgemeinde,

da ich auf Grund meiner stark ausgeprägten Sozialphobie von Ärzten und auch Amtsärztlichen Gutachtern immer wieder nahe gelegt bekomme, dass eine Unterbringung in einer stationären Einrichtung bei mir dringend zu empfehlen wäre und ich ja selbst auch sehe, das es mir von Jahr zu Jahr immer schlechter geht, wäre nun die Frage, wie es sich bei anderen Sozialphobikern verhält in Punkto Klinkfähigkeit?

Ich würde, trotz meiner Skepsis, ob man mir dort wirklich helfen kann, dem Ganzen eine Chance geben wollen. Nur ist meine größte Sorge, dass ich das alles gar nicht durchstehen werde, weil meine Sozialphobie mittlerweile so stark ausgeprägt ist, dass ich länger als maximal 1 Stunde pro Tag keine Menschen mehr um mich herum ertragen kann. Ich bin eigentlich den ganzen Tag über immer extrem Angespannt, so dass ich wahnsinnig schnell total müde und zu Tode erschöpft bin. Ich bin dann zu gar nichts mehr fähig, außer mich sofort ins Bett zu legen und zu versuchen mich so gut wie möglich zu entspannen, aber auch das funktioniert leider immer schlechter

Ich weiß auch ehrlich gesagt nicht, wie es überhaupt noch weitergehen soll mit meinem Leben, denn ein Leben ist es eigentlich schon lange nicht mehr, weil ich völlig Isoliert lebe und nur noch das Haus verlasse um Einkaufen zu gehen und selbst das wird immer anstrengender.

Ich bin wirklich langsam am Verzweifeln, denn so kann es nicht mehr weitergehen. Als letztes mittel der Wahl müsste ich mich, wie empfohlen, Einweisen lassen, aber wie oben schon erwähnt, kann ich mir einen Klinikaufenthalt für mich nicht vorstellen, weil man dort ja den ganzen Tag lang von Menschen umgeben wäre und einen Rückzugsort gäbe es ja dann auch nicht, weil man dort bestimmt kein Einzelzimmer bekommt. Ich bräuchte zudem extrem viel Zeit für mich, um mich auszuruhen - also praktisch 90 % des Tages.
Ich weiß überhaupt nicht wie sich das alles miteinander vereinbaren ließe.

Gibt es hier in diesem Forum vielleicht noch andere, die ein ähnlich stark ausgeprägtes Krankheitsbild haben wie ich?
Und wenn Ja; wie erging es euch in der Klinik und wie habt ihr das alles durchgestanden, wenn man 24 Stunden am Tag dem Ganzen über ausgesetzt ist - also quasi eine Rund-um-die-Uhr Konfrontationsübung ohne Pause?!

26.01.2019 18:13 • 26.01.2019 x 2 #1


1 Antwort ↓

ein so stark ausgeprägtes Krankheitsbild wie du hatte ich nicht, aber ganz ähnlich gelagerte Probleme mit sozialen Kontakten.

Ich hatte zwei stationäre und eine teilstationäre Therapie und da ganz unterschiedliche Erfahrungen gemacht, aber insgesamt trifft es der Ausdruck Rund-um-die-Uhr Konfrontationsübung schon ziemlich gut - und das war auch für mich sehr schwer. Es ist aber nicht ohne Pause. Bei mir gab es auf der Station zum Beispiel die Möglichkeit eine Klangliege zu benutzen - da konnte ich ungestört allein in einem Raum sein und ein bisschen durchatmen. Auch kleine Ausflüge mit dem Rad durfte ich alleine machen, was mir sehr gut getan hatte. Auf der Station gab es auch Einzelzimmer, die vor allem für ältere Patienten aber auch bei Menschen die die Rückzugsmöglichkeit besonders brauchten belegt wurden. Vielleicht kannst du in Erfahrung bringen, ob es das auf deiner potentiellen Station auch gibt und wie da die Konditionen sind? In der Regel gibt es auch die Möglichkeit vorab mit einem Therapeuten der Station ganz unverbindlich ein Gespräch zu vereinbaren. Dort kannst du solche Probleme und Vorbehalte ansprechen und bekommst auch einen ersten Eindruck von den Therapeuten.

Die Therapeuten sollten das Programm dann auch auf dich abstimmen. Bei meinem ersten stationären Aufenthalt haben sie relativ schnell gesagt, dass es nur eine Einzeltherapie werden wird, weil sie der Ansicht sind, dass eine Gruppentherapie mich überlasten würde. Das war natürlich trotzdem extrem anstrengend, aber für mich eine positive und sehr stabilisierende Erfahrung. Ein paar Monate später habe ich dann im zweiten Anlauf eine Gruppentherapie machen wollen, und das hat mich dann leider wirklich überlastet. Da hatte ich dann auch starke psychosomatische Reaktionen und kam in eine Anspannungsspirale aus der ich nicht mehr raus kam. Als es immer schlimmer wurde, musste ich dann die Therapie abbrechen. Trotzdem war die Zeit rückblickend für mich wertvoll und ich habe mehr über mich gelernt. Und vielleicht nimmt das Wissen abbrechen zu können wenn es unerträglich wird auch den Druck aus der Situation?
Oft sind die Mitpatienten auf so einer Station übrigens viel Nachsichtiger, als die Menschen die einem sonst so begegnen. Manche haben vielleicht sogar ähnliche Probleme und können verstehen, wenn du dich häufiger mal zurückziehen musst.

Nach dem was du schreibst bist du gerade in einer ganz schwierigen Lage. Ich weiß nicht ob die stationäre Therapie dir helfen oder dich schnell überlasten würde, aber zumindest ist es eine Chance auf Veränderung. Falls du dich dazu entschließt sie zu ergreifen, wünsche ich dir ganz fest, dass du gute Therapeuten und tolle Mitpatienten erwischst.





Prof. Dr. med. Thomas Hillemacher
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