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Hallo liebe Leidensgenossen!

Ich bin neu in diesem Forum und möchte mich gern kurz vorstellen.

Ich bin 44, alleinerziehend und habe eine Tochter (20). Bin aufgrund meiner Angsterkrankung arbeitsunfähig. Eigentlich bin ich Personalsachbearbeiterin.

Ich habe Angst vor dem Erröten. Diese Angst beeinträchtigt mein ganzes Leben bis zum heutigen Tag und raubt mir meine ganze Lebensqualität.
Ich werde rot in allen Situationen, ohne das ein vernünftiger Grund vorliegt. Ganz schlimm ist es an der Supermarktkasse und beim Friseur... da kann ich nicht flüchten.
Ich schäme mich so sehr für mich selbst und möchte mich in solchen Momenten am liebsten in Luft auflösen.

Mittlerweile habe ich keine Freunde mehr. Ich fühle mich so schrecklich allein. Kontakt zur Familie habe ich nicht mehr, mein Lebensparnter hat mich vor wenigen Tagen, nach 3 1/2 Jahren verlassen. Meine Tochter, die mitten im Abi steckt, möchte ich mit meiner Traurigkeit nicht noch zusätzlich belasten.
Es ist so verdammt hart, niemanden zu haben, mit dem man reden/ sich austauschen kann.

Die Errötungsangst und meine Panikattacken (ich habe oft das Gefühl, keine Luft zu bekommen oder zu kolabieren) sind so stark geworden, dass mein gesamtes Denken blockiert wird.
Mittlerweile habe ich mich völlig zurückgezogen und isoliert... so kann das nicht weitergehen? Ich habe mich jetzt dazu entschieden in eine psychosomatische Klinik zu gehen. Vielleicht kennt jemand von euch die Klinik Wittgenstein in Bad Berleburg??

Ich hoffe, auf nette Kontakte... bis dahin seid lieb gegrüßt, Simone

05.04.2012 16:26 • 10.04.2012 #1


3 Antworten ↓


Hallo Simone,

mit einer Klinik kann ich dir leider nicht behilflich sein. Habe aber ein Paar Fragen.
Ist das Erröten bei dir außergewöhnlich stark? Ich meine, stärker als bei anderen
Menschen, dass es jedem sofort auffällt? Ich werde nämlich auch immer rot im Gesicht,
wenn ich vor Menschen z.b. in einem Meeting etwas sagen muss. Hat mich aber
an sich nicht in Panik versetzt, eher die Tatsache einen Fehler zu machen, etwas
dummes zu sagen... daher auch das Erröten.

Martha

A


Meine Angst blockiert mich. ich gehe jetzt in die Klinik!

x 3


Guten Morgen, Martha

ich denke schon, dass das Erröten bei mir außergewöhnlich stark ausgeprägt ist. Das merke ich dann immer daran, wenn mich mein Gegenüber irritiert anschaut oder peinlich berührt wegschaut. Ich saß mal mit meiner Freundin zusammen am Küchentisch... sie machte mir ein Kompliment... und ich wurde knallrot. Oder ich sitze zusammen mit anderen an der Kaffeetafel... ich werde angesprochen und fange an zu glühen. Ich habe dann immer das Gefühl, die denken... oh je, Simone besser nicht ansprechen... dabei hätte ich viel zu sagen und würde mich gerne an den Gesprächen beteiligen. Aber wenn die Aufmerksamkeit auf mich fällt, werde ich sehr sehr unsicher...

Wenn ich vor Menschen sprechen muss... werde ich nur mäßig rot.... aber dafür bekomme ich eine heftige Panikattacke. Ich kann nicht mehr durchatmen, mir wird schwarz vor Augen... ich habe jeden Moment das Gefühl zu kolabieren... und habe den totalen Blackout einfach nur schrecklich!!

In welchen Situationen wirst du denn überall rot??

Liebe Grüße, Simone

Hi Simone,

es klingt gar nicht gut, was du berichtest...
Ich selbst werde z.B. nicht rot, wenn man mir ein Kompliment macht,
obgleich sehr sehr verlegen. Aber das überspiele ich dann. Richtig rot werde
ich, wenn ich Sport treibe, und zwar so rot wie ein gekochter Krebs, vor allem
meine Nase, die nicht besonders klein ist, und das ganze Gesicht schwellt an.
Deswegen gehe ich nicht gern dort joggen, wo viele Leute unterwegs sind.
Wenn ich vor Menschen spreche oder in einer Gruppe bin und zu Wort komme,
werde ich auch rot, allerdings mäßig. Meine Freundin sagte mir, es macht
mich hübsch. Toll. Für mich heißt es, dass jeder meine Aufregung erkennt,
was an sich vielleicht nicht schlimm wäre, nur wer ist schon aufgeregt, wenn
er auf einer Party sich mit drei Freunden unterhält, irgendwie lächerlich...
Ich fange dann auch an wirr zu sprechen, kann keinen normalen Satz formulieren,
denke dann, Leuten geht es auf den Nerv und höre auf mich am Gespräch zu
beteiligen.
Du sagst, du bekommst eine Panikattacke, wenn du vor Menschen sprechen musst,
ich oft auch, je nach dem wie wichtig mein Auftritt dabei ist. Ich habe für mich einen
Trick ausgedacht, ich sage mir dann, es dauert nur zehn Minuten, die musst du
aushalten, danach kannst du in Ohnmacht fallen und was auch immer tun, nur diese
zehn Minuten durchhalten! Es hilft immer. Und auch danach ist alle in Ordnung und
keine Angst mehr. Ich bin auch noch nie in Ohnmacht gefallen und du? Bist du schon
vor Angst in Ohnmacht gefallen?

Martha





Prof. Dr. med. Thomas Hillemacher
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