Darf ich fragen, wieso du nicht in eine Klinik willst?
Also, hast du Anst davor, von deiner vertrauten Umgebung weg zu sein, Angst davor, dass dir deine Mutter fehlt? (Du sagtest ja, sie fährt z.B. mit dir in den Öffentlichen. Ist sie sowas wie dein Angst-Nofall-Koffer?)
Oder hast du Angst vor dem, was da mit dir passiert?
(Du schriebst ja mal was von Ausgeliefertsein?)
Vielleicht kannst du deine Mutter ja auch zur Heilung heran ziehen. Sie könnte dich z.B. täglich auf einen kleinen Rundgang begleiten, mal Zug fahren oder so. Denn dann fühlst du dich wohl sicherer als alleine. Und dann ist ihre Aufgabe, dich auch mal alleine zu lassen. Also z.B. gemeinsam in den Zug einsteigen ganz vorne, sie läuft dann bis hinten durch und an einer abgesprochenen Station trefft ihr euch wieder. Oder ihr geht gemeinsam einkaufen und sie wartet draußen, während du innen das Zeug holst. Das wär doch für den Anfang vielleicht gar nicht mal so verkehrt. Gibt's ja auch mit Therapeuten, diese praktischen Übungen. Da begleiten sie einen mit ins Kaufhaus, gehen dann aber weg, und lassen den Patienten für eine Weile alleine. Und deine Mutter scheint ja doch irgendwie eine Stütze für dich zu sein. Wenn du mit ihrer Hilfe kleinere Aufgaben bewältigen kannst, schaffst du es irgendwann evtl. auch mal ohne sie.
Ich glaube, sich mit anderen Angstpatienten aus Berlin zu treffen wär auch schon ein guter Schritt nach Vorn. Da würdest du mal mit jüngeren, etvl. etwa gleich alten Leuten zusammen sein. Vielleicht sogar mal abgelenkt werden von deiner Angst. Denn das Problem mit der Agoraphobie ist ja mitunter, dass wir uns ständig damit beschäftigen, mit den Hintergründen und Auswirkungen und überhaupt. Und dabei messen wir der Angst oft eine so große Bedeutung bei, dass wir uns am Ende nicht wundern dürfen, wenn sie unser Leben beherrscht - denn wir haben ihr ja unbewusst viel Platz gemacht, um sich auszubreiten.
Und auch, wenn das etwas unter gegangen ist: Mach deinen Erfolg nicht kleiner als er ist. Es ist grundsätzlich Alles ein guter Erfolg, was man erzielt. Ich weiß noch, dass bei mir sogar nicht ins Krankenhaus rennen bei Kopfweh ein Erfolg war.
Erfolg ist Erfolg, sei ruhig auch mal stolz auf dich
(Und sorry, dass ich meinte, du wärst vor einem Jahr schon hier gewiesen. Dann hast du dich in viel kürzerer Zeit innerlich weiter entwickelt, das ist trotzdem was Gutes.)
Liebe Grüße,
Bianca
11.04.2010 18:56 •
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