Pilongo
Zitat:Dann müsste ich es aber schaffen, wirklich NUR auf meinen Verstand zu hören und müsste diese tausend starken Gefühle, Symptome und Gedanken, Befürchtungen und Begründungen und Einfälle alle ausschalten bzw. ignorieren können.
Das geht, und ist auch ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Heilung. Ich hab dir ja schon meine zwei schlimmsten und gleichzeitig heilsamsten Erlebnisse geschildert. Einmal hat mir mein Kopf auch zugerufen: Ich sterbe, ruf den Notarzt, ich halt das nicht aus, mein Herz bleibt gleich stehen, ich sterbe! - aber ich bin liegen geblieben, weil ich wusste, dass es sein muss, damit ich lerne, dass mir nichts passiert. Beim Anderen, beim Abi, hat mir die Angst zugerufen: Das stehst du nicht durch, du fällst gleich vom Stuhl und dann is das Abi vorbei, und wahrscheinlich auch dein Leben, weil du das hier! - aber ich bin sitzen geblieben, weil ich unbedingt mein Abi haben wollte, weil ich wusste, dass ich das nicht nachholen werde können.
Das waren Beides unangenehme Erlebnisse, aber auch die, in denen ich für den Umgang mit der Angst am Meisten gelernt hab.
Man kann übrigens auch eine Angst benutzen, um die Andere zu überwinden. Ich hatte z.B. Angst rauszugehen und Angst, tot umzufallen. Dann hab ich logisch gedacht: Wenn du aber draußén bist, ist es wahrscheinlicher, dass dich einer findet, wenn du tot umfällst! - und dadurch konnte ich raus gehen.
Du könntest das z.B. mit dem Thema Freundin so machen: In der Klinik sind bestimmt auch Frauen, da finde ich vielleicht meine Freundin, kann aber auch schon üben, mit Frauen zu reden und nicht mehr so nervös zu sein! oder Ich setze mir Ziele, damit ich meiner Freundin etwas bieten kann, wenn ich mal eine habe.
Vielleicht hilft's ja.
Neulich hat ein Arzt so schön zu mir gesagt: Wenn man sich einsam fühlt und sich nach Zuneigung sehnt, dann hilft es oft schon, einfach mal öfter aus dem Haus zu gehen! Aber daran denken viele Patienten gar nicht, die machen lieber eine Therapie. Vielleicht solltest du einfach jeden Tag deine Runde laufen, einmal um den Block, wie viel du kannst, dir dabei zur Aufgabe machen, jeden Tag mindestens 3 Personen anzusprechen. Und dann, wie schon mal beschrieben, jeden Tag ein bisserl mehr. Man braucht gar keinen Arzt, um sich selber kleine aufgaben zu stellen und Ziele zu setzen. Man muss nur überlegen, was nützlich wäre, was man gerne machen würde, und sich dann in kleinen Schritten dort hin bewegen.
Übrigens hat GastB Recht. Egal wie oft man übt, wenn man bewertet wird hat man meistens Angst. Ich hatte vorgestern einen Englisch-Einstufungstest und obwohl ich immer nur 1er hatte war ich trotzdem total nervös. Nervosität und ein bisschen Angst gehören zu Prüfungssituationen einfach irgendwie dazu. Andere haben Erwartungen an einen selber und dann passiert's oft, dass man Angst hat, die nicht erfüllen zu können. Das ist aber relativ normal, keine krankhafte Störung.
Liebe Grüße,
Bianca
16.04.2010 06:32 • #201