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Hallo ihr lieben Seelen,
wie ihr im Titel schon sehen könnt, befinde ich mich aktuell in einer Lebenskrise und mir geht es sehr schlecht deswegen.
So schlecht, dass ich vorübergehend bei meinen Eltern wohne. Allerdings können die mich auch nicht die ganze Zeit pflegen wegen ihrer Arbeit und leiden auch sehr, weil es mir so geht. Ich selbst gehe zwar zur Arbeit, merke aber dass ich unter solchen Umständen (Schichtdienst) auch nicht heilen kann. Als ich krank geschrieben war, war es allerdings auch nicht besser, mich meine eigenen Gedanken fast erdrückt hätten.
Dazu muss ich folgendes sagen: ich habe seit 2019 ein paar Diagnosen bekommen und leider hatte ich damals nicht die Kraft mich um eine Therapie zu kümmern. Die Diagnosen haben sich wie verschleppt und deren Symptome dringen immer wieder mal durch - jetzt ist es wegen eines Ereignisses wieder besonders schlimm. Ich esse nur meinen Eltern zu Liebe (meine atypische Anorexie wird wieder sehr laut. ), habe sehr schlimme depressive Phasen (Weinanfälle, Leere, keine Freude mehr am Leben, Gedankenspirale) und wache seit vier Wochen jeden Morgen verschwitzt auf. Ich habe das Gefühl, dass ich gerade selbst nicht weiß wie das Leben funktioniert, da es an mir vorbei zieht. So hilflos habe ich mich noch nie gefühlt.

Meint ihr ich hätte die Chance einen Platz in einer akuten psychosomatischen Klinik zu bekommen, obwohl ich noch nie in Therapie war? Ich habe gelesen, dass man dafür eine Einweisung vom Hausarzt benötigt, allerdings habe ich Angst, dass mich dieser und meine Probleme nicht wirklich verstehen wird. Doch so, wie die Situation gerade ist, kann es auch nicht weitergehen, da schade ich nur mir selbst und meinem Umfeld.

Ich freue mich schon sehr auf eure Antworten!

30.09.2023 06:47 • 04.10.2023 x 1 #1


17 Antworten ↓


Guten Morgen,

Zu deiner Frage. Ja, dein Hausarzt muss dir eine Überweisen schreiben. Oft sogar eine Einweisung. Ich kenne dein Hausarzt nicht. Aber meiner wollte nicht so genau ins Detail gehen. Ich habe ihm gesagt was los ist. Und in welche Klinik ich möchte. Denn in dem Fall ist es nicht die Aufgabe vom Hausarzt dich ernst zu nehmen. Sondern dir zu helfen das du weitere Hilfe bekommst. Ich hatte zu dem Zeitpunkt ebenfalls eine Atypische Anorexie. Und weitere Diagnosen. Meine Ärztin war ganz niedlich und sagte mir das sie damit auch schon zu kämpfen hatte. Und auch andere Ärzte haben es durchaus ernst genommen. Sie sehen es ja am Gewicht. Aber ich weiß auch wie das ist wenn Leute das nicht verstehen und dann sowas sagen wie: iss doch einfach. Ist ja nicht so schwer.

Ruf sonst in der Klinik in die du möchtest einmal an. Manchmal braucht man auch eine Einweisung. Und die bekommst du nicht vom Hausarzt. Dafür musst du zum Psychiater.

Wie kommst du eigentlich an deine Diagnosen, wenn du noch bei keinem Therapeuten warst?

Viel Erfolg dabei.

A


Lebenskrise - schneller Platz für Klinik?

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Eine Therapie ist keine zwingende Voraussetzung, um auf einer Akutstation aufgenommen zu werden.

Meine Hausärztin hat mir damals auch eine Einweisung mitgegeben, die Aufnahme ging dann relativ zügig, nachdem ich kurz vorher ein Gespräch mit einer dortigen Psychologin hatte.

Alternativ kannst Du Dich auch an eine PIA (Psychiatrische Institutsambulanz) bei Dir in der Nähe wenden. Dort kann man Dich im ersten Schritt etwas auffangen und klärt dann den weiteren Verlauf.

Wenn du den Hausarzt auf einen stationären Aufenthalt ansprichst, sollte überlegt werden, welche Klinik für dich Sinn macht.
Psychosomatik oder Psychiatrie (psychiatrisches Krankenhaus)

Zitat von Obstsalat:
Guten Morgen, Zu deiner Frage. Ja, dein Hausarzt muss dir eine Überweisen schreiben. Oft sogar eine Einweisung. Ich kenne dein Hausarzt nicht. Aber ...


Hey und danke erstmal für deine Antwort
Zu den Diagnosen bin ich 2019 gekommen, weil ich da in einer Art Psychotherapiezentrum gewesen bin, die einen bei der Suche für eine Therapie unterstützen wollten. Nur hat bei mir die Kraft aufgrund der Erkrankung und auch Zeit gefehlt um mich dafür ordentlich einzusetzen... was ich heute sehr bereue :/

Der erste Schritt mit der Einweisung vom Hausarzt ist nun geschafft und ich habe absolut keine Ahnung, wie es nun weiter geht. Das Internet ist da irgendwie nicht so hilfreich, andauernd stoße ich auf Privatkliniken... kann mir jemand eine Klinik für gesetzlich Versicherte empfehlen? Oder hat einen Tipp, wie ich sonst weiter verfahren kann?

Hat Dein Hausarzt gar nicht weiter mit Dir darüber gesprochen?

In welcher Stadt wohnst Du oder welche größere ist bei Dir in der Nähe?

Zitat von Perle:
Hat Dein Hausarzt gar nicht weiter mit Dir darüber gesprochen? In welcher Stadt wohnst Du oder welche größere ist bei Dir in der Nähe?

Nicht wirklich, er hat gemeint, dass ich mir nun eine Klinik heraussuchen darf und ehrlich gesagt, möchte ich nicht in der Nähe meines Wohnortes sein... ich muss hier komplett raus.

Irgend einen Ort bräuchten wir aber schon, um Dir einen Tipp geben zu können, an welche Klinik Du Dich wenden könntest.

Ich war 2014 / 2016 im Asklepios Klinikum West in Hamburg.

Du solltest auch bedenken, dass Du im Normalfall ein Vorgespräch hast um herauszufinden, ob Du auf einer Akutstation richtig bist. Hast Du schon geguckt, ob eine PIA bei Dir in der Nähe ist?

Hallo linda,

Du kannst z.B. bei Klinikbewertungen.de über Deine Postleitzahl und den Bereich Psychosomatik nach Kliniken schauen, und auch, wenn Du einfach psychosomatische Kliniken googelst, evtl. mit dem Zusatz 'gesetzlich Versicherte', kriegst Du viele Ergebnisse, nicht nur private Kliniken. Auf den Homepages der Kliniken steht, welche Versichertengruppen sie akzeptieren (die reinen Privatkliniken sind eigentlich eher die Ausnahme) und wie das mit der Anmeldung läuft.

Du suchst Dir dann eine passende Klinik aus und nimmst am besten direkt mit denen Kontakt auf, auf den Homepages stehen die Kontaktdaten (oder es gibt dort Kontaktformulare). Die werden Dir weiterhelfen können. Ich empfehle, direkt dort anzurufen. Oftmals bekommt man am Telefon schon einen ganz guten Eindruck. Nicht selten laden die Kliniken einen dann auch zu einem Vorgespräch ein.

Dann muss zumeist eine Kostenübernahme bei der Krankenkasse beantragt werden. Manchmal machen das auch die Kliniken direkt selber nach dem Vorgespräch, einige Kliniken haben mit einigen Versicherungen Kooperationsverträge (auch das findet man zumeist auf der Homepage), da geht das dann recht umproblematisch, aber im Normalfall muss dieser Antrag bei der Krankenkasse gestellt werden.
Auch dabei helfen die Kliniken normalerweise.
Manchmal geht das total schnell und unproblematisch, manchmal dauert es etwas.

Es ist ja Dein erster Aufenthalt, darum kann es sein, dass die Genehmigung unproblematisch ist.
Und wie gesagt: Sehr oft helfen die Kliniken auch dabei.

Es kann auch passieren, dass die Krankenkasse nochmal nachhakt und eine detaillierte schriftliche Begründung Deines Arztes haben möchte, warum genau Du eingewiesen wirst, warum ambulante Maßnahmen aktuell nicht ausreichen und warum Du keine ambulante Therapie machst (und vielleicht noch: warum es die gewählte Klinik sein soll).
Denn manchmal nehmen sie das als Grund, erstmal abzulehnen, mit der Begründung, dass erstmal ambulante Maßnahmen ausgeschöpft werden sollen. Da kann Dein Arzt aber in einer Begründung schreiben, warum das nicht geht.
Im Normalfall wird irgendwann genehmigt, es kann nur passieren, dass man noch Dokumente nachreichen muss. Da muss man einfach hartnäckig bleiben, meistens bedeutet das nur, dass der Genehmigungsprozess etwas länger dauert.

Aber an erster Stelle steht jetzt, würde ich sagen, erstmal die Auswahl der Klinik. Vielleicht kannst Du auch Deinen Arzt nochmal fragen, welche Klinik er Dir für Deinen Fall empfiehlt. (Im Idealfall schreibt er das auch auf die Einweisung mit drauf).

Je nachdem, für welche Klinik Du Dich entscheidest, kommt dann noch etwas Wartezeit auf Dich zu. Diese hängt sehr individuell von der Klinik ab, von Deinen Diagnosen, von Deiner Krankenkasse...da ist von wenigen Wochen bis hin zu mehreren Monaten alles möglich. Aber auch da wird Dir die jeweilige Klinik Auskunft geben können.

Ich wünsche Dir viel Erfolg,

LG Silver

Ich wundere mich ein wenig das du schon die Einweisung hast aber noch keine Klinik ausgesucht hast. Bei mir war das so das mein Arzt eine Einweisung für genau eine Klinik ausgefüllt hat. Also da stand die Klinik drauf.

Du kannst dir auch mehrere Aussuchen. Dann dort anrufen und sagen das du dich gern auf die Warteliste schreiben lassen möchtest. Denn das musst du auch berücksichtigen. Die Wartelisten sind voll. Ich habe ein Jahr auf der Warteliste gewartet. Dann wird es ein Vorgespräch geben. In den meisten Fällen. Da wird geschaut was genau du dir vorstellst was du erreichen willst und ob die Klinik das mit dir schaffen kann. Sollte von der Seite der Klinik und du einverstanden sein wirst du auf die Warteliste geschrieben. (Es lohnt sich parallel auf mehreren Wartelisten zu stehen.) Die Einweisung brauchst du bei dem ersten Gespräch noch nicht. Also so war das bei mir.

Zitat von Obstsalat:
aber noch keine Klinik ausgesucht hast. Bei mir war das so das mein Arzt eine Einweisung für genau eine Klinik ausgefüllt hat. Also da stand die Klinik drauf.

Zitat von silverleaf:
(Im Idealfall schreibt er das auch auf die Einweisung mit drauf)

So wie @Obstsalat kenne ich das auch, darum hatte ich auch diese Anmerkung in Klammern geschrieben.
Bei mir steht auch immer der Name der Klinik mit auf der Einweisung, die Krankasse genehmigt dann auch den Aufenthalt für direkt diese Klinik, so war es zumindest bei mir.

Zitat von Obstsalat:
Dann wird es ein Vorgespräch geben. In den meisten Fällen. Da wird geschaut was genau du dir vorstellst was du erreichen willst und ob die Klinik das mit dir schaffen kann.

So kenne ich das auch. Es gibt ein Gespräch, entwder vor Ort oder telefonisch, da wird dann geguckt, ob Dein Krankheitsbild zur Klinik passt, und wenn die Klinik Dich als Patientin akzeptiert, werden dann die Formalitäten mit der Krankenkasse begonnen.

Zitat von Obstsalat:
Sollte von der Seite der Klinik und du einverstanden sein wirst du auf die Warteliste geschrieben.

Ich kenne es so, dass man zwar schonmal die Anmeldeunterlagen ausfüllen und hinschicken kann, die Vorgespräche führen kann usw., dass man aber einen festen Platz auf der Warteliste erst dann bekommt, wenn die Genehmigung der Krankenkasse vorliegt.
Vielleicht machen das nicht alle Kliniken so, aber es gibt Kliniken, die das so machen. Man möchte dadurch verhindern, dass Patienten sich auf mehrere Wartelisten setzen lassen.

Denn, wie @Obstsalat schon schrieb:
Zitat von Obstsalat:
Denn das musst du auch berücksichtigen. Die Wartelisten sind voll.

Das ist leider ein Problem.
Gerade bei den Kliniken, die einen guten Ruf haben, können die Wartezeiten wirklich lang sein.
Aber man kann auch immer mal Glück haben, es gibt auch Kliniken, bei denen die Wartezeiten nicht so lang sind.
Und ich würde auch immer dazu raten, bei den Kliniken, die das anbieten, die Möglichkeit zur spontanen Anreise mit anzukreuzen, das bedeutet, dass man Dich anruft, falls spontan ein Bett frei wird (bedeutet: Anreise innerhalb von 24 Stunden), das kann die Wartezeit deutlich verkürzen.


(Und wenn es während der Wartezeit zu einer heftigen Krise kommen sollte, hat man die Möglichkeit, kurzzeitig zur Krisenintervention in die Psychiatrie zu gehen, das hat keine Auswirkungen auf die Genehmigung durch die Krankenkasse, diese bleibt erhalten.)

Du kannst die Wartezeit auch dafür nutzen, Dir schonmal einen ambulanten Therapeuten zu suchen. Die haben ja auch Wartelisten, und Dich jetzt vor der Klinik schonmal auf Wartelisten setzen zu lassen, erhöht die Chance, dass Du dann, wenn Du aus der Klinik zurückkommst, zeitnah eine Anschlussbehandlung beginnen kannst.
Und bei ambulanter Therapie kannst Du Dich ja auch bei mehreren Therapeuten auf die Warteliste setzen lassen.

Und auch während der Wartezeit hast Du die Möglichkeit, bei ambulanten Therapeuten über eine Dringlichkeitsverordnung vom Arzt ein paar Therapiestunden zu bekommen. Das ist dann zwar kein vollwertiger Therapieplatz, aber es führt jemand ein paar Gespräche mit Dir, und die Wartezeit dafür ist nicht so lang.

Das klingt jetzt vielleicht alles erstmal nach sehr viel, aber ich möchte Dir Mut machen: Wenn man erstmal die ersten Schritte gegangen ist, wird das alles schon. Wie gesagt: Die Kliniken helfen einem bei den Formalitäten.
Vermutlich wird es eine Wartezeit geben, aber es gibt verschiedene Möglichkeiten, diese einigermaßen ok zu überstehen.

Der erstmal wirklich wichtige Schritt für Dich wäre jetzt, Dir eine Klinik herauszusuchen und mit dieser in Kontakt zu treten. Alles Weitere wird sich dann ergeben.
Die Kliniken haben ja viel Erfahrung mit Erst-Patienten und sind wirklich oftmals sehr hilfsbereit und unterstützend.


Weiterhin alles Gute,

LG Silver

Bei mir ging es damals ganz schnell. Nach einem zeitnahen Vorgespräch konnte ich bereits drei Tage später auf die Akutstation. Hängt vielleicht auch mit dem Gesamtzustand zusammen bzw. der Diagnose. Die Psychologen können das im Vorgespräch recht schnell abschätzen. Ich konnte z. B. meine Wohnung so gut wie nicht mehr verlassen.

Zitat von Perle:
Hängt vielleicht auch mit dem Gesamtzustand zusammen bzw. der Diagnose. Die Psychologen können das im Vorgespräch recht schnell abschätzen. Ich konnte z. B. meine Wohnung so gut wie nicht mehr verlassen.

Nein, daran liegt es nicht, es liegt an der Art des Krankenhauses.

Zitat von Perle:
Ich war 2014 / 2016 im Asklepios Klinikum West in Hamburg

Das ist ein allgemeines Krankenhaus mit Abteilungen für Psychiatrie, Psychosomatik u.ä., das ist keine rein psychosomatische Klinik.

Die funktionieren anders als reine psychosomatische Kliniken. Da es ein allgemeines Krankenhaus ist, laufen da die Genehmigungen anders als bei reinen psychosomatischen Kliniken.



Es ist leider noch immer ein weiterverbreitetes Missverständnis, dass Patienten denken, die Wartezeit im Bereich Psychosomatik läge an der nicht vorhandenen Schwere ihrer Erkrankungen, was nicht stimmt.


Man muss immer unterscheiden zwischen allgemeinem Krankenhaus und psychosomatischer Klinik, da liegt der eigentliche Unterschied.

Gerade im Bereich schwerer Traumatisierungen ist es z.B. so, dass die spezialisierten psychosomatischen Kliniken extrem lange Wartezeiten haben, von über einem Jahr und sogar bis hin zu 3(!) Jahren, und hier reden wir von Patientengruppen, die wirklich sehr schwer betroffen sind, wirklich schwerste Symptome aufweisen und trotzdem warten müssen, wenn sie dort eine Therapie machen möchten.

Und ja, man kann manchmal trotzdem auch einfach Glück haben und nur kurze Wartezeiten haben, auch in reinen Psychosomatiken. Manchmal sagen Patienten ab, manche verlassen die Klinik vorzeitig, all das kann dazu führen, dass man auch kurzzeitig aufgenommen werden kann.

Aber wenn man einen Therapieplatz in einer reinen psychosomatischen Klinik sucht, nicht in einem allgemeinen Krankenhaus, dann kann man damit rechnen, dass es zu Wartezeiten kommt, auch bei schweren Symptomen.

LG Silver

Die unterschiedlichen Klinik-Formen können ja auch echt verwirrend sein. Ich habe selber eine ganze Zeit gebraucht, bis mir die ganzen Unterschiede zumindest etwas klarer geworden sind, oder vielmehr: meine Erfahrungen in diesem Bereich haben mir bislang folgende Erkenntnisse gebracht, was nicht heißt, dass andere Patienten nicht vielleicht andere Erfahrungen gemacht haben:

Eine psychosomatische Klinik ist dann hilfreich, wenn man eine möglichst intensive Therapie machen möchte (keine Krisenintervention), die im Idealfall auch noch spezifisch auf die Diagnose abgestimmt ist.
Man braucht dafür noch ein Minimum an Funktionalität, sprich: Man muss in der Lage sein, selbstständig in den Speisesaal und zu den Therapien zu gehen, aufzustehen, sich anzuziehen, seine Medikamente zu nehmen bzw. abzuholen.
Man muss damit zurechtkommen, dass das Setting eher offen ist, dass also zumeist abends und an den Wochenenden nur eine Notbereitschaft da ist, die in akuten Krisen helfen kann, aber grundsätzlich sollte man ein Wochenende auch alleine überstehen können. Man sollte noch soweit stabil sein, dass man überhaupt an den Therapien teilnehmen kann.
Ein Aufenthalt in der Psychosomatik kann auch mal 12 Wochen oder länger gehen, im Durchschnitt sind es wohl so 6-10 Wochen. Der Vorteil ist, dass die Therapie (zumindest theoretisch) sehr abgestimmt auf das Krankheitsbild ist, es verschiedenste Angebote aus verschiedenen Bereichen gibt (z.B. Einzel- und Gruppen-Therapien aus den Bereichen Gespräch, Sport, Kunst, Musik, Psychoedukation, z.T. auch Physiotherapie...je nach Klinik) und die Intensität und Qualität der Therapie meist (zumindest theoretisch) besser ist als in anderen Kliniken, aber der große Nachteil ist halt, dass man durch das Anmelde-, Genehmigungs- und Warte-Prozedere durch muss, das, je nach Klinik und Versicherung, unterschiedlich lang und zäh ausfallen kann.

Kann man das nicht, ist vielleicht eher ein Krankenhaus dir richtige Anlaufstelle (und bei Eigen- und Fremdgefährdung sowieso), da sind die Wartezeiten kürzer, auch im Krankenhaus gibt es nicht nur geschlossene psychiatrische Stationen, auch im Krankenhaus gibt es offen psychiatrische und psychosomatische Stationen. Auf den psychiatrischen Stationen ist die Überwachung höher, sprich: es sind Krankenschwestern (und ggf. Ärzte) auf den Stationen anwesend, man bekommt teilweise mehr Unterstützung in Bezug auf die ganz alltäglichen Dinge wie Tabletten, Mahlzeiten, Anziehen usw. Es gibt auch Therapien, zumeist aber etwas niederschwelliger, es gibt nicht ganz so viele therapeutische Angebote wie in reinen psychosomatischen Kliniken, der Fokus liegt manchmal eher auf der Medikation, die Aufenthalte sind nicht immer auf mehrere Wochen und Monate ausgelegt. Es geht dann doch eher darum, Krisen zu bewältigen und weniger um tiefergehende Therapie (in der Psychotherapie allgemein gibt es ja einen Unterschied zwischen konkreter Therapie, in der man auch in die Tiefe geht, und Stabilisierung, wo es eher darum geht, aus einer akuten Krise wieder herauszukommen).

Das, was ich bislang von Mitpatienten gehört habe, ist, dass sich das Warten auf eine gute psychosomatische Klinik oftmals lohnt, einfach weil das therapeutische Angebot meistens doch besser ist als im Krankenhaus. Setzt aber natürlich voraus, dass man die eventuell entstehende Wartezeit überbrücken kann. Ich persönlich war zumeist in psychosomatischen Kliniken.

Ich kenne Patienten, die während der Wartezeit auf ihren psychosomatischen Aufenthalt auch mal zur Krisenintervention in der Psychiatrie waren, das geht.


Es gibt zwei Arten von psychosomatischen Kliniken: Akut-Klinken und Reha-Kliniken. Die Akut-Kliniken laufen so, wie ich es weiter oben schon beschrieben habe, bei einer Reha ist der Kostenträger ein anderer, dann läuft das zumeist über den Rententräger und der Fokus liegt insgesamt mehr auf der Arbeitsfähigkeit (Erhalt der Arbeitsfähigkeit, Feststellung, ob und inwieweit man noch arbeitsfähig ist usw.). Akut-Klinik bedeutet also im Bereich Psychosomatik: nicht Reha.
Auch wenn es akut heißt, bedeutet das nicht, dass man schnell aufgenommen wird, es bezeichnet nur die Art der psychosomatischen Klinik.

Und wenn man nicht voll-stationär gehen möchte, gibt es auch die Möglichkeit, die verschiedenen Formen auch teil-stationär in einer Tagesklinik zu machen.

LG Silver

Hallo @silverleaf und danke für Deine Schilderung.

Ja, ist echt etwas verwirrend und ich habe mir Deine beiden Beiträge mehrmals durchgelesen (aber ich könnte sie jetzt nicht ad hoc wiedergeben).

Das was Du an Beispielen für die Psychosomatische Klinik aufführst wie Einzel- und Gruppentherapien, Musik, Kunst, Physiotherapie usw. habe ich aber auf der psychosomatischen Akutstation des Krankenhauses (war 6 Wochen dort) auch alles gehabt. Gab alle möglichen Krankheitsbilder auch Traumata etc. Insofern gibt es schon Parallelen zu reinen Psychosomatischen Kliniken und wenn ich danach ginge, dann wäre doch abzuwägen, ob nicht eine psychosomatische Akutstation eines Krankenhauses erstmal die näherliegende Option wäre und da schlage ich dann auch wieder den Bogen zur Schwere der Erkrankung. Hm. Kann man lange drüber nachdenken.

Jedenfalls ist es schlimm, wenn ein Mensch im schlechtesten Fall bis zu 3 Jahre warten müsste, ehe er in einer Psychosomatischen Klinik aufgenommen werden kann. Wo ist da die Sinnhaftigkeit, wer schafft es, mit schwerwiegender Erkrankung, so lange durchzuhalten?

LG Perle

Um eine kurze Empfehlung zu geben: Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Westerstede.
Dort war ich in meiner Lebenskrise und je nach Dringlichkeit kommt man da auch in 2-6 Wochen rein. Einfach dort anrufen und um Aufnahme bitten. Sie helfen dir dann weiter.
Es ist eine Akutklinik mit Schwerpunkt Psychotherapie, Ergotherapie, Musiktherapie, Sport usw. Also großes Angebot, wieder auf eigene Beine zu kommen. Verpflegung ist natürlich inklusive, aber das Brot schmieren sollte man schon noch selbst können.
Sponsor-Mitgliedschaft

Hallo @Perle,

vielen Dank für Deine Erfahrungen! Ich kann das, was Du erzählst, auch so bestätigen aus dem, was ich so erlebt und mitbekommen habe.
Nachdem, was andere Patienten so erzählt haben, war deren Aussage auch, dass es das im Krankenhaus zwar alles gab, nur halt nicht so intensiv und so häufig wie in der Psychosomatik (also z.B. pro Woche 200 min Kunsttherapie in der Psychosomatik vs 45 min im Krankenhaus, oder 6 verschiedene Arten von Gesprächs-Gruppentherapien von insgesamt 800 min pro Woche in der Psychosomatik vs. vielleicht 200-300 min pro Woche im Krankenhaus).
Und ein weiterer Punkt war die spezifische Thematik und Zusammensetzung der Gruppen in Bezug auf die Erkrankung.
Und die Anzahl an Einzeltherapien pro Woche.

Was ich so gehört habe, war, dass es im Krankenhaus vielleicht auch ein paar spezialisierte Stationen gibt (z.B. für Depressionen), dass aber im Großen und Ganzen die Krankheitsbilder eher durchmischt sind, wodurch die Themen in den Gruppen weniger spezifisch sind.
Am Beispiel der Psychosomatik: Da hat man dann Stationen, auf denen z.B. ausschließlich Trauma-Patienten sind, oder ausschließlich Patienten mit einer Ess-Störung, oder ausschließlich Patienten mit Persönlichkeitsstörungen, oder ausschließlich Patienten mit einer Schmerz-Störung. (Depressionen werden zumeist auf allen Stationen thematisch mitbehandelt, da diese komorbid bei den meisten Störungen mit im Paket sind.)
Da gibt es dann zwar auch allgemeinere Gruppentherapien, wo die Patienten persönliche Themen einbringen, und Gruppen zur Psychoedukation in Bezug auf Depressionen,
aber zusätzlich noch weitere verschiedene Gruppen, die dann nur die Thematik der Station berücksichtigen, wie z.B. Ernährung bei den Ess-Patienten, Emotions-Regulation bei den Persönlichkeitsgestörten, Expositions-Gruppen bei den Zwangs- oder Angst-Patienten,
sodass man dann insgesamt pro Woche sehr viel mehr an Therapien auf dem Plan hat, die zusätzlich auch noch genauer auf das spezifische Krankheitsbild zugeschnitten sind, weil die Patienten nach Diagnosen unterteilt auf speziellen Stationen (für ihr Diagnose) untergebracht sind.

Für mich klangen die Krankenhaus-Gruppentherapien so ein bisschen wie die Gruppen, die ich in der Tagesklinik hatte, da waren die Patienten auch durchmischt vom Krankheitsbild her. Aber das kann natürlich auch an der speziellen Tagesklinik gelegen haben, in der ich war.

Zitat von Perle:
Jedenfalls ist es schlimm, wenn ein Mensch im schlechtesten Fall bis zu 3 Jahre warten müsste, ehe er in einer Psychosomatischen Klinik aufgenommen werden kann. Wo ist da die Sinnhaftigkeit, wer schafft es, mit schwerwiegender Erkrankung, so lange durchzuhalten?

Die 3 Jahre waren bis jetzt auch das größte Extrem, das ich gehört habe, eine relativ kleine spezialisierte Klinik.
Aber tatsächlich habe ich schon oft Wartezeiten von nicht selten 1-1,5 Jahren erlebt, das ist wirklich hart. Die psychosomatischen Kliniken waren schon vor Corona überlastet, aber der Bedarf ist so massiv angestiegen, dadurch verlängern sich die Wartezeiten noch mehr. Zusätzlich wird es schwieriger, ambulante Therapien zu finden, wodurch noch mehr Patienten also sonst den Weg in die Klinik wählen, weil sie erstmal keine Alternative sehen.

Ich glaube, dass es für die lange Geduld vieler Patienten verschiedene Gründe geben kann:

- die Patienten wussten vorher nicht, dass es so lange dauern kann, und haben das erst im Anmeldeprozess erfahren
- sie sind verzweifelt und kennen keine Alternativen (manchmal gibt es die ja auch eher weniger)
- die Patienten hoffen auf ein spezialisierte Behandlung für ihr Erkrankungsbild (z.B. Trauma- oder Exposition-Therapie), sie haben ambulant Therapie und ggf. auch weitere unterstützenden Angebote und nutzen die stationäre Therapie als einen spezialisierten Baustein in ihrer Gesamt-Behandlung (bestimmte Therapie-Verfahren sind ambulant schwer möglich), entweder, wenn es ihnen richtig schlecht geht, oder wenn ein spezialisierter Behandlungs-Schritt ansteht
- den Patienten ist die Möglichkeit dieser Zwischenlösung zwischen Psychiatrie und psychosomatischer Klinik gar nicht so bewusst
- die Verfügbarkeit solcher Stationen ist begrenzt (die gibt es zumeist, meine ich, nur in sehr großen Krankenhäusern, oftmals nur in Großstädten), die meisten kleineren Krankenhäuser verfügen oftmals nur über psychiatrische Abteilungen
- die Ärzte empfehlen oftmals eher psychosomatische Kliniken als psychosomatische Stationen in Krankenhäusern, man muss da erstmal drauf kommen, dass es auch so geht
- das Umfeld/ die Gestaltung psychosomatischer Kliniken ist anders als die von Krankenhäusern, sie wirken eher wie Hotels, vermitteln dadurch eher eine Atmosphäre von Erholung und Genesung als von Krankenhaus
- ...

und bestimmt noch weitere Punkt, nur sind das die ersten Ideen, die mir so in den Sinn kommen.

Ich finde es wirklich immer wieder erschreckend, wenn ich in der Klinik auf Patienten treffe, die das zum ersten Mal erlebt haben und völlig fertig sind. Viele sagen Ja, aber da stand doch akut auf der Einweisung, ich hätte nie gedacht, dass das so lange dauern würde, viele sind einfach nur völlig überrumpelt von dem Zeitraum, viele wussten nicht, dass sie nach der Genehmigung der Kasse noch die Warteliste der Klinik haben, viele hatten viel Stress mit der Genehmigung ...

Da wird denen, die eh schon ganz am Boden liegen, wirklich teilweise sehr viel zugemutet.

Ich selber bin auch immer noch mal wieder überrascht, wie schwierig es werden kann, obwohl ich das Verfahren inzwischen kenne.

Wenn die ambulante Psychotherapie-Versorgung nicht so am Boden wäre, wenn nicht der Bedarf das Angebot so massiv übersteigen würde, gäbe es diese Probleme auch nicht in dieser krassen Form.

Aber noch ein paar positive Gedanken zum Schluss: Manchmal geht es ja auch ganz schnell und unkompliziert . Nicht alle Kliniken haben so lange Wartezeiten, und irgendwann geht auch die längste Wartezeit vorbei.

LG Silver

A


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Prof. Dr. med. Thomas Hillemacher
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