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Hallo zusammen, hat jemand von euch Kunsttherapie mal gemacht bei traumatischen Kindheitserfahrungen. Wie sind eure Erfahrungen. Und was denkt ihr, was das heilsame an Kunst und kreativer Arbeit ist.

01.05.2021 21:54 • 04.05.2021 x 2 #1


55 Antworten ↓

Ich hatte Kunst Therapie in der Klinik und konnte damit leider so garnichts anfangen
Meiner Mutter hingegen hat es aus einer schweren Depression geholfen und um auch ein prominentes Beispiel zu nennen
Frida Kahlo
Sie hat ihre schweren Zeiten und Schicksalsschläge in ihren Bildern Ausdruck verliehen

A


Kunsttherapie bei traumatischen Kindheitserfahrungen

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Zitat von Yasmin-96:
Wie sind eure Erfahrungen. Und was denkt ihr, was das heilsame an Kunst und kreativer Arbeit ist.


Das so als grobe Beschreibung:

Gestaltungs- Musik und Bewegungstherapie sind Bestandteil von der DBT bei der Behandlung von Traumafolgestörungen und komorbiden Persönlichkeitsstörungen.

Ich kenne viele die durch die diese Module in einem stationärem Setting ihre Emotionen so zum Ausdruck bringen.
Gerade in der Gestaltung und dem Malen.
Aktivierung der Kreativität ist die (re-)aktiveriung der Emotionen. Über Sandboxtechniken können die Betroffenen lernen, dass sie Kontrolle über das was sie erschaffen haben.
So kann man sehr nierderschwellig und dosiert sich verdrängten oder überwältigenden Emotionen stellen.

Zugriff auf seine Emotionen zu haben, bedeutet auch mehr Nähe und Kontakt zu seinem inneren.

Hallo, in der Klinik hatten wir das ein paar Mal gemacht, hauptsächlich Malen und im Anschluss Austausch darüber. Was ich ganz gut finde, man kommt mal in eine Art Handeln / nicht nur denken, und hinterher durch das Gespräch mit anderen konnte man auch andere Aspekte schonmal entdecken.
Die Bildsprache ist auch irgendwie anders als nur Worte.
Ganz deutlich was gebracht kann ich nicht sagen aber es ist eine Art Kanal und Ausdrucksmöglichkeit
und bringt dann doch den Prozess vielleicht weiter.

Ich finde an Kunst nichts heilsam. Allerdings bin ich als Künstlerin auch gänzlich untalentiert. Wir sollten mal etwas malen - einfach was wir wollen. Ich habe den blühenden Baum vor dem Fenster gemalt - und fand den Versuch des Gruppenleiters dies zu deuten absurd.

Wenn ich etwas kreatives machen müsste, wäre es mir wichtig, dass etwas Produktives dabei herauskommt. Socken oder so.

Ich könnte damit auch nichts anfangen, weil ich in Sachen Malen ebenfalls völlig talentfrei bin. Mein Medium wäre eher Musik oder Schreiben.

Ich kenne aber einige Leute, die über eine Therapie Zugang zu dieser Form des Ausdrucks bekommen haben. Lästig finde ich allerdings, dass sie in der Folge den gesamten Bekanntenkreis genötigt haben, ihre Kunstwerke zu bestaunen und natürlich auch zu loben, was angesichts fehlender Kunstfertigkeit ziemlich mühsam war.

Leider ist nicht jeder Frida Kahlo, und in einem Fall hat das zu einem abrupten Ende bis dato freundschaftlicher Beziehungen geführt, weil die Selbstüberschätzung der Künstlerin sie dazu verleitete, eine Ausstellung machen zu wollen und zu diesem Zweck recht penetrant meine Unterstützung einforderte (mein Schwager ist Galerist und Kunsthändler).

Als ich das verweigerte und ihr ständiges Insistieren mangels anderer Ausstellungsmöglichkeiten immer heftiger wurde, veranlasste mich das schließlich zu der Aussage, dass Kunst etwas mit Können zu tun habe und das in ihrem Fall leider komplett fehle. Das hat sie mir übel genommen, aber seither glücklicherweise mit ihren Klecksereien verschont.

Jede Form von eigenem Ausdruck, ist gut. Ob Tagebuchschreiben, Zeichnen, Malen, Plastinieren, Schnitzen, Tanzen, Musizieren, Singen, einfach alles. Insofern ist jede kreativ-Therapie gut. Man sollte sich darauf einlassen und auf keinen Fall denken, man müsste etwas nützliches oder schönes erschaffen (das ist dann Teil des Problems, Socken kann man bei Amazon bestellen). Das Machen ist das Gute, man kommt zu sich und drückt etwas aus, ohne jeden Anspruch. Wenn man sich mit der einen Technik nicht wohl fühlt, macht man etwas anderes.

Ich denke, dass es nur etwas bringt, wenn man ein gewisses Talent zu irgendetwas Künstlerischem hat und es einem Spaß macht, sich künstlerisch zu betätigen. Für mich wäre das nichts, weil mir beides fehlt. In der Reha musste ich zweimal die Woche zur sog. Arbeitstherapie, die daraus bestand, etwas zu basteln, zu malen, oder Dinge herzustellen wie Tücher mit Seidenmalerei, Gegenstände aus Ton usw. Einige aus meiner Gruppe haben sehr schöne Sachen hinbekommen, aber meine Sachen habe ich immer weggeworfen

Zitat von Schlaflose:
Ich denke, dass es nur etwas bringt, wenn man ein gewisses Talent zu irgendetwas Künstlerischem hat und es einem Spaß macht, sich künstlerisch zu betätigen.

Das glaube ich auch. Gerade in Bezug auf Kunst kommt vermutlich hinzu, dass wir alle bereits erfolgreich die schulische Bewertungsmaschinerie durchlaufen haben.

Wenn man oft genug hört, dass das, was man tut, nicht "gut" ist, verliert man irgendwann auch die Lust, das weiter zu betreiben.

Zitat von Calima:
Wenn man oft genug hört, dass das, was man tut, nicht gut ist, verliert man irgendwann auch die Lust, das weiter zu betreiben.

Dafür brauchte ich keine Bewertungsmaschinerie, ich habe das selbst gesehen, wenn ich meine Arbeiten mit denen von anderen verglichen habe Dafür waren meine Englisch- Latein und -Französischarbeiten besser als die der anderen. Man muss sich selbst eingestehen, dass man nicht in allem gut sein kann und sich auf seine Stärken konzentrieren.

hm seltsam, ich hab als Kind auch gerne Dinge mal ausprobiert- wie geht das-
z B wie kommt ein Hirsch in einen Topflappen- aber mir war das Produkt immer egal,
ich hab die Sachen lieber weggeschmissen oder verschenkt.
Einmal hab ich mit einem Riesenknäuelwolle so 20 verschiedene Muster ausprobiert und einen Riesen sinnlosen Lappen daraus gemacht. Später auch mal in Richtung Pulli, aber das war eher so ein Krampf.
Es wurde was, technisch, aber das Machen selbst mit Produkt im Hinterkopf war Krampf.

Kunst als kreativer Ausdruck kenne ich leider nicht. Ich kann ganz fürchterlich- monoton ect- Gitarre spielen und weiß nicht, wie man da Emotion mit ausdrückt. Technisches Können einerseits wäre wohl schonmal ganz gut, aber das alleine ist es auch nicht.

Zitat von Fauda:
Insofern ist jede kreativ-Therapie gut. Man sollte sich darauf einlassen und auf keinen Fall denken, man müsste etwas nützliches oder schönes erschaffen (das ist dann Teil des Problems, Socken kann man bei Amazon bestellen). 


Das sehe ich tatsächlich anders. Ich würde es für mich als Zeitverschwendung betrachten, wenn man mich mit Seidemalerei, Batiken, Kettchen auffädeln oder Holzschnitzerei therapieren wollte. Oder für mich das Schlimmste: Tanzen. Da wäre das einzig Positive für mich, dass man kein Resultat zum Wegwerfen mitnehmen muss. Wobei ich mit dem Holz wenigstens den Kaminofen beheizen könnte. Allerdings sehe ich es nicht als problematisch an, keine künstlerische Ader zu haben.

Mein Kunstlehrer war mit meiner Interpretation eines Bildes sehr unzufrieden. In einem berühmten Bild sah ich nur Gekleckse. Er fand es hochspannend, dass der Künstler keine rote Farbe verwendet hat. Mein Vermutung, ihm war vielleicht die Farbe ausgegangen, war ihm nicht spektakulär genug...

Zitat von Natascha40:
Ich finde an Kunst nichts heilsam. Allerdings bin ich als Künstlerin auch gänzlich untalentiert. Wir sollten mal etwas malen - einfach ...


Ooh schade, dann habt ihr die Wirkung der Kunsttherapie gar nicht kennengelernt. Bei mir ist es tatsächlich anders. Ich habe aus Ton eine Höhle gebaut/ einen sicheren Ort. Meine Kunsttherapeutin hat auch die pitt Traumatherapie Ausbildung abgeschlossen. Es hat eine ganz besondere Wirkung auf mich. Man kann durch Kunst sich dem Unsagbaren annähern und mitteilen, ohne Worte dafür haben zu müssen.

Zitat von Yasmin-96:
Man kann durch Kunst sich dem Unsagbaren annähern und mitteilen, ohne Worte dafür haben zu müssen.


Schön, dass dir das guttat, Yasmin.

Aber ich drücke mich lieber mit Worten aus. Und ich bin auch froh, eine Therapeutin gefunden zu haben, die nicht mit imaginären Dingen arbeitet. Beziehungsweise mit Anteilen von mir sprechen möchte. Oder mit einem inneren Kind. Das ist einfach für mich ungeeignet.

Oohhjee...! Kunsttherapie hat mit Kunst oder Kunstgewerbe (Seidenmalerei etc.)überhaupt nichts zu tun. Es sollen aus euch auch keine Künstlerwerden...
Für mich ist Kunsttherapie ein unglücklich gewählter Begriff. Besser wäre z.b. Gestalttherapie. Es geht auch nicht darum ein schönes Bild zu malen. Weil in der Regel, die meisten Menschen seit ihrer Schulzeit nicht mehr gemalt haben. Das heißt, ihr malt so wie ihr nach der Schulzeit aufgehört habt. Es sei denn, ihr habt weiterhin Interesse daran gefunden, als Hobby oder mehr, dann entwickelt man sich weiter.
In der Kunsttherapie geht es, wie verschiedene Farben und Formen (Pinselstriche) auf euch wirken.(Oder es wird mit Ton und Formgestaltung gearbeitet. z.B. Tonfeld ). Es ist ein Gestaltungsprozess wie ihr euer Innerstes zum Ausdruck bringen könnt. Der Therapeut begleitet und ermuntert und bespricht dann was euch dazu bewogen hat, die oder jene Farbe, Formen zu wählen. Anschließend macht er sich Notizen für die Teambesprechung mit den Ärzten...das ist auch nicht zum ausstellen etc. gedacht. Dasjenige was hier erwähnt wurde, wie Seidenmalereietc. gehört zur Ergotherapie.
Arbeitstherapie ist wieder was anderes, die Rentenanstalt will in der Regel wissen, ob der Patient nach der Reha wieder, oder nicht mehr Arbeitsfähig ist. Reha vor Rente

Zitat:
Aber ich drücke mich lieber mit Worten aus. Und ich bin auch froh, eine Therapeutin gefunden zu haben, die nicht mit imaginären Dingen arbeitet. Beziehungsweise mit Anteilen von mir sprechen möchte. Oder mit einem inneren Kind. Das ist einfach für mich ungeeignet.

Danke, Yasmin 96, Das ist das was ich meine. Dazu gehört vor allem die Bereitschaft sich darauf einzulassen ! Wenn ich da mit vorauseilender Abwehr den Therapieraum betrete, ist ein gelingen nicht möglich.

Zitat:
Ooh schade, dann habt ihr die Wirkung der Kunsttherapie gar nicht kennengelernt. Bei mir ist es tatsächlich anders. Ich habe aus Ton eine Höhle gebaut/ einen sicheren Ort. Meine Kunsttherapeutin hat auch die pitt Traumatherapie Ausbildung abgeschlossen. Es hat eine ganz besondere Wirkung auf mich. Man kann durch Kunst sich dem Unsagbaren annähern und mitteilen, ohne Worte dafür haben zu müssen.

Entschuldigung, ich habe das falsche Zitat für Yasmin96 gewählt.
das ist z.B. arbeiten am Tonfeld
Sponsor-Mitgliedschaft

Zitat von superstes:
In der Kunsttherapie geht es, wie verschiedene Farben und Formen (Pinselstriche) auf euch wirken.(Oder es wird mit Ton und Formgestaltung gearbeitet. z.B. Tonfeld ). Es ist ein Gestaltungsprozess wie ihr euer Innerstes zum Ausdruck bringen könnt. Der Therapeut begleitet und ermuntert und bespricht dann was euch dazu bewogen hat, die oder jene Farbe, Formen zu wählen.

Das fände ich noch viel schlimmer als das, was ich in der Arbeitstherapie machen musste Aus mir würde man da nichts rausbekommen, weil ich absolut keinen Bezug zu Formen, Farben, Gestaltungen usw. habe. Ich kann nur sagen, ob mir gefällt oder nicht, aber wenn ich erklären müsste, warum und was ich dabei empfinde, könnte ich nichts zu sagen. Ich denke, dass das miteinander zusammenhängt, ob man das kann und man selbst eine künstlerische Ader hat. Künstler bringen durch ihre Arbeiten ja auch ihr Innerstes zum Ausdruck.

Zitat:
Ich denke, dass das miteinander zusammenhängt, ob man das kann und man selbst eine künstletische Ader hat

Nein, nein! wenn du zwei gesunde Hände hast, (es reicht auch einer) kannst du mit Ton etwas formen..oder etwas malen...je weniger du dies mit dem Kopf machst, sondern mit deinen Gefühlen,
kann ein Entwicklungsprozess entstehen. Auf youtube gibt es ein beispiel von der Heilung eines völlig verhaltensgestörtem Jungen. Die ersten Tonarbeiten waren nur von Aggressionen geprägt, die mit dem weiteren Therapiverlauf (ich weiß nicht mehr wie lange) zu einer Heilung geführt hat.

Zitat von Schlaflose:
Ich denke, dass das miteinander zusammenhängt, ob man das kann und man selbst eine künstlerische Ader hat. Künstler bringen durch ihre Arbeiten ja auch ihr Innerstes zum Ausdruck.


Genau das denke ich auch. Als ich mir mal eine Tagesklinik ansah, führte man mich auch durch einen Flur, der quasi gleichzeitig als Galerie diente. Dort waren, anonym, Bilder von Patienten ausgestellt. Definitiv ging es da um das Können - und nicht um die Gestaltung. Ist auch okay - es mag einigen helfen und Spaß machen. Ich fände die Teilnahme an derartigen Therapien deprimierend.

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Prof. Dr. med. Thomas Hillemacher
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