Hallo Pfingströschen!
Ich finde es auch total super von Dir, dass Du diesen mutigen Schritt gehst und wünsche Dir ganz, ganz viel Erfolg für Deinen Aufenthalt ! Ich bin mir ziemlich sicher, dass Du es nicht bereuen wirst!
Ich selber habe auch mit ganz massiven Angstzuständen zu kämpfen und konnte das Haus zum Teil gar nicht mehr verlassen, da Du noch rausgehen kannst, sieht es doch schonmal sehr gut aus für Dich! Da hast Du doch schon viel erreicht, auch, dass Du mit Deiner Therapeutin schon so viel erreicht hast, zeigt ja, was für ein mutiger und starker Mensch Du bist ! Das wird Dir in der Klinik sehr helfen. Du wirst feststellen, dass es dort noch ganz viele Patienten gibt, denen es noch sehr viel schlechter geht als Dir, die therapeutisch noch ganz am Anfang stehen und die die ganze Aufbereitung ihrer Probleme noch vor sich haben. Es wird Deinem Selbstwertgefühl bestimmt sehr gut tun, wenn Du merkst, was Du schon alles erreicht hast und dass Du mit Deiner Erfahrung anderen Patienten helfen kannst. Du hast schon sooo viel geschafft, auf das Du stolz sein kannst, das wird Dir dort sicher nochmal wieder bewusst werden, manchmal verliert man den Blick dafür, wenn man zu sehr um sich selbst kreist und wenig Möglichkeit zum Abgleich mit anderen Erkrankten hat. Auch dass Du Freunde hast, die Dich unterstützen, ist ein super Vorteil, den auch viele Patienten in einer Klinik nicht haben, viele haben schon seit Jahren fast gar keinen Kontakt zur Außenwelt, keine Beziehung, keine Freunde, oftmals nicht mal einen ambulanten Therapeuten. All das sind Faktoren, die mich ganz zuversichtlich stimmen, dass Du gut von Deinem Aufenthalt profitieren können wirst und keine Angst davor haben musst.
Ich hoffe, Dir Deine Ängst etwas nehmen zu können, indem ich Dir ein bisschen von meinen Klinikaufenthalten erzähle, ich habe sehr viel Erfahrung und inzwischen über ein Jahr meines Lebens in Kliniken verbracht, den Großteil davon in einer stationären psychosomatischen Klinik (einmal waren 6 Wochen Tagesklinik angeschlossen, den Rest habe ich vollstationär verbracht). Zunächst einmal ist es ein gutes Gefühl, sich unter Gleichgesinnten zu befinden, die alle große Probleme haben, man muss sich nicht erklären, kann sein, wer man ist, man wird einfach verstanden, weil jeder in etwa nachvollziehen kann, wie es einem geht. Klar sind alle Symptomatiken unterschiedlich, aber auch wenn es sich um andere Krankheitsbilder handelt, haben trotzdem alle Verständnis füreinander und gehen rücksichtsvoll miteinander um. Die Klinik bietet ein gesichertes Umfeld, wie eine Burg, in der man keine Angst haben muss. Es fällt leichter, Kontakte zu knüpfen, weil man keine Rolle spielen muss, man kann einfach man selbst sein und wird akzeptiert. Es ist immer jemand da, wenn man Hilfe braucht. Die Mischung aus Einzel- und Gruppentherapie ist sehr hilfreich, und auch von diesen Kerntherapien abgesehen gibt es ja noch ein vielfältiges ergänzendes Therapieprogramm, dass Dich beschäftigt hält und Dir zeigt, was Du eigentlich alles noch kannst.
Natürlich ist ein Klinikaufenthalt auch sehr anstrengend, aber ich denke, dass Du Dir dessen bewusst bist, Du bist ja therapieerfahren und weißt daher, wie schwer Therapie manchmal sein kann, und die therapeutische Dichte ist in der Klinik sehr hoch. Aber ich denke, das wird Dir gefallen. Einmal in der Klinik angekommen wirst Du schnell feststellen, dass Deine Ängst in diesem Umfeld sehr schnell abnehmen werden.
Ich hoffe, dass die Kürze Deines Aufenthalts kein Problem wird, ich war immer mindestens 12 Wochen am Stück in der Klinik, diese 4 Wochen wirst Du kaum merken, kaum bist Du da, bist Du auch schon wieder weg, die Zeit verfliegt in der Klinik, selbst 12 Wochen fühlen sich wie maximal 2 an, auch das kannst Du Dir sagen, wenn die Angst wieder größer wird. Der Klinikaufenthalt wird kaum mehr als ein Wimpernschlag sein.
Was für Dich vielleicht schwierig werden könnte und worauf Du Dich vorbereiten solltest, ist, dass Du in ein Umfeld von ebenfalls erkrankten Menschen kommst, die alle sehr behandlungsbedürftig sind. Du hast zu Hause ja ein sehr gutes Netz und viele Menschen, die sich um Dich kümmern, in der Klinik verteilt sich die Aufmerksamkeit der Therapeuten auf viele Patienten, das kann manchmal schwierig sein. Da stimmt mich die Aussage meine Therapeutin fährt mit mir in die Klinik und hält auf der Fahrt meine Hand sorgenvoll, Du bist also daran gewöhnt, im ambulanten Bereich sehr intensive Betreuung zu genießen. Da wird man Dir in der Klinik vielleicht rückmelden, dass das nicht immer förderlich ist und regressive Tendenzen fördern kann. Und die Klinik wird Dir dieses Maß an Zuwendung nicht zukommen lassen können. Ich möchte betonen, dass ich das nicht sage, um Dich zu beunruhigen oder zu kritisieren, überhaupt nicht. Ich habe solche Sachen nur schon sehr oft miterlebt und schon oft nachts mit weinenden Mitpatienten zusammengesessen, die alle sagten, sie wünschten, man hätte sie darauf vorbereitet, und nichts anderes möchte ich hier tun. Manchmal können Rückmeldungen von Kliniktherapeuten sehr hart sein, weil deren Vorstellung von Therapie manchmal vom Therapieverständnis ambulanter Therapeuten abweicht. Und es kann dazu kommen, dass Patienten anfangen, sich regelrecht um die Aufmerksamkeit der Therapeuten zu zanken, wenn Du solche Verhaltensweisen an anderen Patienten feststellst, solltest Du auf Abstand gehen, das tut Dir nicht gut und führt nur dazu, dass Du von Deinem eigenen Therapieweg abkommst. Lass' die Probleme der Mitpatienten nicht so an Dich heran. Klar soll und kann man tolle Freundschaften schließen, nur vom Drama einiger Mitpatienten sollte man sich nicht anstecken lassen. Achte stets darauf, DEINE Therapieziele im Auge zu behalten.
Und nein, auch die letzten Punkt klangen nur negativ, sind es aber nicht wirklich. Ich habe nur festgestellt, dass es hilfreich ist, auf diese Dinge zu achten, dann kann man voll und ganz vom Aufenthalt profitieren. Und das wirst Du ganz sicher! Du bist eine starke Frau, die schon viel erreicht hat, und die jetzt ganz mutig noch einen herausfordernden Weg einschlägt, sei Dir dessen immer bewusst! Und Du wirst sehen, dass die Klinik Dir super gefallen wird, es ist meistens ein tolles Umfeld der Geborgenheit, in dem man sich voll auf seine Therapie konzentrieren kann, ohne von Alltagsproblemen belastet zu sein. Der Großteil der Therapeuten, Ärzte und Mitpatienten ist super, ich habe es eher so erlebt, dass die meisten Patienten gar nicht wieder nach Hause wollen, weil es Ihnen so gut gefällt. Nutze deine Therapieerfahrung, diese wird Dir helfen, von Deiner Zeit maximal profitieren zu können, da Du bereits weißt, wie Therapie funktioniert, das ist eine gute Sache.
Ach ja, und eine Sache noch: Weißt Du, was Therapiedecken sind? Die kann ich Dir nur wärmstens empfehlen, großartige Erfindung. Ich habe auch ein Problem mit Medikamenten, manchmal ist meine Anspannung so hoch, dass kein Medikament mich runterbringt, nicht mal eine Kombi aus Benzos, Neuroleptika und weiteren Chemikeulen. Seit ich meine Therapiedecke habe, schlafe ich ohne Medikamente, und man hat mir früher echte Klopper zum Einschlafen verschrieben, nichts hat gewirkt. Die Therapiedecke ist super bei Angst- und Panikstörungen, durch ihre Schwere wirkt sie beruhigend auf das Nervensystem und bietet ein Gefühl von Trost und Geborgenheit, auch in wachem Zustand. Es gibt einen deutschen Hersteller, bei dem man die Decken test-schlafen kann (für ca. 28 Tage), wenn es nicht funktioniert, kann man sie zurückschicken. Vielleicht wäre das etwas für die Autofahrt?
Ich drücke dir alle Daumen für einen tollen Aufenthalt !
LG Silver
17.08.2019 00:44 •
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