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Zitat von Disturbed:
Kurz nach einem Studium sind die Chancen vielleicht gut, vielleicht aber auch nicht und wenn der eigentliche Traumjob schon da ist und es um eine doch überschaubare Spanne geht, bis die gewohnten Unterstützungen wieder verfügbar sind, gilt es schon zu überlegen, gefährde ich diesen Job oder gibts nicht doch weniger einschneidende Möglichkeiten als ein stationärer Aufenthalt über Wochen, wenn nicht Monate. Denn eben mal zwei Wochen in einer Klinik zu sein, müssen auch nicht unbedingt reichen, für komplexere Probleme.

So sehe ich das auch.

Hier gibt es viele Aspekte, die mit berücksichtigt werden sollten, denn die Situation ist komplex.

Grundsätzlich gebe ich Dir völlig recht, @Lonesom-er, Gesundheit geht vor Job, und das habe ich deswegen in meinem Beitrag ja auch sehr deutlich so geschrieben. Aber, wie gesagt, hier muss man sich die Situation genau ansehen und sich überlegen, was langfristig für die TE sinnvoll ist und wie man ihr kurzfristig in der aktuellen Problemlage helfen kann, da sie (so wie es sich liest) einerseits die ambulanten Hilfsmöglichkeiten nicht alle kennt und auch noch gar nicht ausgeschöpft hat und sie andererseits keine konkretere Kenntnis vom zeitlich/organisatorischen Ablauf bestimmter vollstationärer spezieller Therapieformen (gerade auch im Gegensatz zu Notfallbehandlungen) hat.

Die TE ist noch sehr jung, fängt jetzt gerade an zu arbeiten und ist einer akuten Überforderungssituation, weil gerade die Therapeutin für ein paar Wochen nicht da ist. Es geht aktuell um eine zeitlich begrenzte Phase, die es zu überbrücken gilt.

Und sie ist sich offenbar vieler ambulanter Hilfsmöglichkeiten nicht bewusst.

Und die Therapeutin ist nicht mehr allzu lange weg.

Und ja, Gesundheit geht vor Job, selbstverständlich, aber man sollte einer jungen Frau, die gerade in Betracht zieht, eventuell sehr weitreichende Entscheidungen zu treffen, die sich langfristig für sie negativ auswirken können und somit auch wieder ihre psychische Gesundheit gefährden können, über bestimmte Aspekte informieren, die sie vielleicht nicht bedacht oder eventuell schlicht und ergreifend nicht gewusst hat.

Ich denke durchaus, dass es viele ambulante Hilfsmöglichkeiten gibt, die habe ich ja auch beschrieben.
Und ich sehe es durchaus auch als Option, wenn es gar nicht anders geht, kurzfristig die Hilfe einer Psychiatrie in Anspruch zu nehmen, da reden wir ja vermutlich von einer oder zwei Wochen, bis sich die aktuelle Krise wieder ent-aktualisiert hat und die TE wieder stabil ist, das hätte vermutlich kaum/nur wenig Auswirkungen auf den Traumjob (da dies zeitlich sehr begrenzt wäre und in einem für jeden Arbeitgeber vollkommen normalen Rahmen läge).
Das ist etwas völlig anderes, als über eine mehrwöchige/mehrmonatige Traumatherapie als Überbrückungsmaßnahme nachzudenken, denn das lässt sich so in dieser Form einfach nicht realisieren.

Natürlich ist es wichtig, ein Trauma zu behandeln, und ich bin grundsätzlich selber absolut pro Klinik / pro vollstationäre Behandlung eingestellt, ich habe selber diverse Klinikaufenthalte hinter mir, leide selber (u.a.) an einer komplexen PTBS, habe Erfahrung mit ambulanter, teilstationärer und vollstationärer Therapie, gerade Traumatherapie.

Und ich habe auch Erfahrung mit jungen, verzweifelten Menschen in ähnlichen Notlagen, davon habe ich über die letzten Jahre sehr viele kennengelernt und früher auch mit diesen gearbeitet.

Wir haben hier, so wie es sich liest, eine junge Frau, die gerade sich gerade aktuell verzweifelt und alleine fühlt, die gerade das erste Mal in ihren Leben so richtig selbstverantwortlich auf eigenen Füßen stehen muss, sich offenbar aktuell in einer Überforderungs-Situation befindet, deren Therapeutin für ein paar wenige Wochen im Urlaub ist (welcher auch in absehbarer Zeit wieder endet),

die aber auch grundsätzlich eigentlich glücklich mit ihrem Traumjob ist, und das kann auch, wie @Disturbed es sehr treffend beschrieben hat, ein ganz wichtiger stabilisierender Faktor sein, der sich langfristig positiv auf ihre psychische Verfassung auswirken kann.

Den zu gefährden sollte gut überlegt sein. Klar, wie gesagt, Gesundheit geht vor Job, das sehe ich auch so, @Lonesom-er, aber nicht immer gefährdet der Job die Gesundheit, manchmal ist ein Traumjob auch ein positiver, stabilisierender Faktor, den man nicht leichtfertig gefährden sollte, wenn das Problem die zeitliche Überbrückung eines absehbaren Zeitraums betrifft.

Und hier sehe ich, wie bereits beschrieben, noch sehr viele Handlungsmöglichkeiten, die sich gut mit dem Job verbinden lassen und diesen nicht gefährden.

Für mich gibt es hier 2 Themen, die unabhängig voneinander betrachtet werden können/sollten:

- 1) die Überbrückung der Urlaubszeit der Therapeutin
- 2) die vollstationäre Traumatherapie

Aktuell geht es mMn erstmal darum, das 1. Problem zu lösen, und ich sehe eine vollstationäre Traumatherapie nicht als Lösung des aktuell vorliegenden Problems. Denn das lässt sich schon aus rein organisatorischen Gründen gar nicht realisieren.
Für mich passen da andere Lösungen aktuell besser.

Die vollstationäre Traumatherapie läuft ihr ja nicht weg, die kann sie immer noch machen. Aber das kann sie in Ruhe mit ihrer Therapeutin besprechen, sobald diese wieder da is, und das kann dann in Ruhe geplant werden für einen Zeitpunkt, in dem die TE dann vielleicht auch etwas fester im Sattel ihres Traumjobs sitzt und sie eine solche (oftmals ja mehrmonatige) stationäre Traumatherapie ganz anders einplanen kann. Als kurzfristige Lösung für ihre aktuelle Problemlage ist diese, wie gesagt, mMn nicht geeignet, da gibt es andere Hilfsmöglichkeiten, die sie noch ausschöpfen kann.


LG Silver





Prof. Dr. med. Thomas Hillemacher
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