Hallo Stern,
sechs Wochen ist wirklich nicht viel Zeit, aber bei einer spezifischen Phobie kann man da schon einiges erreichen.
Zitat von star:denn, was ich am meisten befürchte, ist, dass je mehr ich mich mit meiner klaustrophobie beschäftige, desto schlimmer wird sie...
kennt ihr das? selbsterfüllende prophezeiung??
Ja. Aber die selbsterfüllende Prophezeiung kommt nicht dadurch zustande, dass Du Dich mit der Krankheit Klaustrophobie beschäftigst (und deren Entstehungsbedingungen, Erklärungen und Therapiemöglichkeiten), sondern mit der Angst und damit, dass Du die bei nächster Gelegenheit
ganz bestimmt wieder bekommst und ganz sicher nicht aushälst.
Zitat von star:nun aber drängt die zeit! ich muss jetzt handeln!
habe auch all diese bekannten symptome und attacken bei engen räumen und menschenmassen (lift, keller, ubahn, bus, konzerte), ich versuche immer wieder mich dieser angst zu stellen, aber ich habe gemerkt, dass es trotzdem nicht hilft.
Machst Du's denn richtig? Es ist nämlich wichtig, in die gefürchtete Situation reinzugehen,
Angst zu bekommen, diese
auszuhalten, bis sie wieder weg geht, und das Ganze dann zu wiederholen, bis Du entweder keine Angst mehr bekommst oder es Dir egal ist. Wenn die Angst in den Situationen nicht nachlässt, oder Du die Situation aus Angst zu früh verlässt, hilft die Übung nicht oder verschlimmert u.U. die Angst.
Damit die Übungen klappen, solltest Du sie vorbereiten. Dazu musst Du wissen, dass Angst dadurch zustande kommt, dass Du eine Situation oder Deinen körperlichen Zustand in dieser Situation als bedrohlich bewertest - i.d.R. ohne realistische Grundlage für diese Einschätzung. Deshalb hilft es, diese Gedanken herauszufinden, zu hinterfragen und durch realistische Einschätzungen zu ersetzen. Letztere kannst Du Dir dann auf einen Zettel schreiben und im Ernstfall (und auch sonst) durchlesen. Der Einfluss der sog. Kognitionen auf die Gefühle ist
hier erklärt. Und
hier findest Du eine gute Erklärung zur Klaustrophobie, um die subjektiv empfundene Bedrohung zu entschärfen.
Nimm am Anfang jemanden zu den Übungen mit, falls Dir das hilft, und besorg' Dir ein gutes Selbsthilfebuch wie das von Doris Wolf (Ängste verstehen und überwinden). Für eine richtige Therapie wirst Du innerhalb von dieser kurzen Zeit nämlich kaum einen Platz finden.
Das Gefühl der Atemnot ist häufig nicht nur eine unrealistische Befürchtung, sondern entsteht durch sog.
Hyperventilation aus der Angst heraus. Eigentlich ist es überhaupt kein Luftmangel, sondern im Gegenteil, es wurde zuviel und zu schnell eingeatmet. Dadurch verkrampfen sich die Muskeln. Auch dagegen kann man etwas tun, Du solltest m.E. sofort anfangen, die Atemübungen zu machen, zu denen ich unter Hyperventilation verlinkt habe.
Zitat von star:- welche medikamente kommen in frage?
Eigentlich nur Benzodiazepine, also Beruhigungsmittel. Idealerweise vielleicht Tavor Expedit, das wirkt über die Mundschleimhaut innerhalb von 10 Minuten. Aber: Da diese Medikamente relativ schnell abhängig machen können, sind sie nur etwas für den akuten Notfall. Du könntest sie Dir in kleinster Menge verschreiben lassen, einmal ausprobieren (damit Du weißt, wie Du überhaupt darauf reagierst und welche Dosis Du nehmen musst, um beruhigt, aber nicht ausgeknockt zu sein) und dann auf den Flug mitnehmen, um sie bei Bedarf zu nehmen. Falls Du in Erwartung des Fluges schon abdrehst, kämen evtl. Opipramol oder Promethazin in Frage, die beide sedierend wirken und nicht abhängig machen. Es könnte aber sein, dass Du Dich damit im Alltag durch Müdigkeit eingeschränkt fühlst. Die typischen Antidepressiva sind m.E. nicht sinnvoll, weil die mehrere Wochen brauchen, bis sie eine Wirkung entfalten. Bis zu Deinem Flug ist da u.U. noch nicht das richtige Medikament in der richtigen Dosis gefunden.
Liebe Grüße
Christina