@Xanaxdu ich kann mir vorstellen, dass das früher noch unangenehmer war als jetzt, wenn man wegen psychischen Erkrankungen Hilfe sucht. Vielleicht ist es auch genau da der Knackpunkt.
Ich habe mit meiner Antwort keine Schuldsuche machen wollen, das kam wohl etwas falsch rüber.
Was mir aber so durch den Kopf geht:
Zitat von Xanaxdu: Und wurde von den Kollegen auf Augenhöhe behandelt und habe mich vor allem selber fortgebildet: Alles, was ich nicht wusste, habe ich hinterfragt, entweder alte Schwestern um Rat gebeten oder nachgelesen - damals noch aus Fachbüchern und medizinischen Lexika. Ich rede mit den Ärzten in ihrer Sprache. Und meine Angstkrankheit kenne ich besser als jeder ambulante Psychiater und noch sehr viel besser als ein Hausarzt.
Ich bin selber auch aus der Medizin und auch schon aufgefallen, dass man zum einen Teil eine gewisse Anspruchshaltung gegenüber dem Arzt hat und/oder es durch missverstandene Kommunikation (ich schreib gleich nochmal was dazu) zu diesen Konflikten kommt.
Zitat von Xanaxdu: Aber wenn Du mehr schlechte als gute Ärzte erlebt hast (und es gab sehr gute Ärzte, das kann ich sagen), dann wirst Du auch müde über das Ganze. Der beste Patient ist der brave Patient. Der gehorcht. Dann habe ich wohl Pech und muss gucken, wie ich ohne Hausarzt klarkomme. Und bitte: das, was ich schreibe, ist von Traurigkeit getragen, nicht von Trotz. Glaube mir, ich bin sehr höflich, aber ich kann nicht so tun, als wüsste ich nicht, was ich weiß. Das klappt einfach nicht.
Das kann ich absolut nachempfinden, dass man müde davon wird. Es geht auch nicht darum, dass du der brave Patient sein musst und nur gehorchst - denn das musst du absolut nicht.
Ich schreib dir mal etwas ähnliches von mir, ich hoffe das ist verständlich (ich hab heut Gehirnnebel ohne Ende und falls manche Sätze verwirrend sind, einfach nachfragen):
Ich geh jetzt erstmal darauf ein, wo ich schrieb, dass das so negativ rüber kommt. Manchmal merken wir selber auch nicht, wie genau wir in dem Moment rüberkommen. Mir ist das selber an mir auch aufgefallen, dass ich mich über Ärzte aufrege oder denke ich werde schlecht behandelt aufgrund der vorherigen Erfahrungen. Unterbewusst zeigt sich das dann schon über die Gestik und alles. Dadurch kann es schon dazu kommen, dass sich die Ärzte/Behandler angegriffen fühlen. Und im Gegenzug steigt bei einem dann selber Frust und Traurigkeit, weil einem nicht geholfen wird, so wie man es sich wünscht. Das ist dann ein fortlaufender Teufelskreis.
Also ich kann dich da schon ein Stück nachvollziehen. Und es gibt natürlich auch schlechte Ärzte von Grund auf, keine Frage.
Ich glaube auch ein Problem ist, wenn bekannt ist, dass du Vorwissen hast. Da ist das Verhältnis schon etwas geknickter. Auch das hab ich schon selber erfahren und wird auch vermutlich so weitergehen.
Bei mir war es besonders schlimm, als ich vor knapp 3 Jahren ganz ekelhaften Drehschwindel hatte. Mein Hausarzt hat ohne mit mir zu reden den Psychostempel aufgedrückt. Ich hatte aber vorher einen Vorfall auf der Arbeit, der meine HWS geschädigt hat. Jeder Arzt schickte mich weg, weil es ja nicht davon kommen kann. Dann kamen Herzprobleme dazu. Pulsfrequenzen im Liegen von 110, beim Aufsetzen 140. Das hat mich dann tatsächlich irgendwann panisch gemacht. Ich war dann beim Kardiologen der mich auch mit den Worten Name der Psychiatrie mach die Tore auf, Frau X sucht ein Zimmer aus der Praxis geschmissen hat, weil ich im Wartezimmer solche Herzprobleme und Schwindel bekam, dass ich in Tränen ausgebrochen bin. Wenn man eben 5 Wochen lang dauernd umfällt usw. hätte man das verstehen sollen, dass man auch Angst hat. Ende vom Lied: Rauswurf aus der Praxis, 2 Tage später lag ich im KH auf der Überwachungsstation der Kardiologie. Vorhofflimmern, kurz vorm Herzinfarkt. Und wieso? Weil Wirbel verrutscht sind und die Muskulatur so auf das Herz gedrückt hat. Seitdem bin ich da noch misstrauischer, was Ärzte angeht.
Und genau das ist es eben...tief drin haben wir dann das Misstrauen und negative Denken, was dann beim nächsten Arzt unterbewusst rauskommt und es wieder schlecht läuft. Und das ist von mir kein Vorwurf oder eine Schuldzuweisung. Es ist ja irgendwo verständlich, man muss nur genau drauf achten, wenn man wieder in der Situation ist.
Meine Psychiaterin hatte mich da nämlich mal drauf angesprochen, weil ich völlig unterbewusst immer Grimassen gezogen hab (das war noch vor Corona) und abweisend dran saß. Seitdem mir das selber bewusst ist, laufen Gespräche auch viel besser. Vielleicht hilft dir das ja weiter.
Zitat von Xanaxdu: Aber natürlich will sich allein schon aus Zeitgründen niemand damit auseinandersetzen.
Da gebe ich dir recht. Zwar ist unser Gesundheitssystem im Vergleich zu anderen recht gut aber genau da, wo es wichtig ist, nicht mehr.
Was ich noch fragen wollte: wieso möchte die Ärztin, wo du heute warst, nicht weiterbehandeln?
Dir steht Hilfe zu und da du auf Medikamente angewiesen bist, kann es doch nicht sein, dass du nichtmal die von ihr bekommen hast...das find ich traurig. Wenn man bedenkt, dass es einige Leute gibt, die Ärztehopping machen und gefühlt alles bekommen.