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Hallo,

ich weiß nicht was derzeit mit mir los ist. Seitdem mein Opa starb vor einem Monat will ich in der Therapie nicht mehr wirklich über das reden was mich beschäftigt. Bzw es passiert unbewusst. Ein Tag vor der Therapie geht es mir plötzlich gut und am Tag der Therapie weiß ich dann gar nicht mehr warum ich überhaupt in Therapie bin wenn es mir doch so gut geht. Ich rede über oberflächliches und mache Witze usw. Eigentlich versuche ich gerade alles auszublenden was mit Emotionen zu tun hat. Es existiert für mich quasi gerade nicht und es geht einigermaßen okay damit. Ich muss ja funktionieren fürs Studium. Kennt ihr das? Warum mache ich das und warum spricht es mein Therapeut nicht an? Eigentlich bin ich kurz davor meinen Termin nächste Woche abzusagen. Ich fühle mich gerade so als würde ich mit niemandem über das was passiert ist mehr reden wollen und das es von alleine weggeht. Die neuen Medikamente scheinen meine Depression wegzumachen und sobald ich funktioniere brauche ich ja auch nicht mehr. Versteht jemand was ich meine? Soll ich ihm das mitteilen?

Lg

28.10.2020 21:32 • 14.11.2020 #1


11 Antworten ↓


Zitat von AndromedaGalaxy:
Warum mache ich das und warum spricht es mein Therapeut nicht an?

Therapie besteht nicht nur aus ernsten Themen, man darf auch mal lachen, Witze machen, über andere Dinge sprechen als nur Problemthemen. Vielleicht weiß dein Therapeut vom Problem und lässt dir den Raum den du brauchst? Es wäre denkbar.

Zitat von AndromedaGalaxy:
Soll ich ihm das mitteilen?

Ich denke, du solltest deinem Therapeuten genau das mitteilen was du hier geschrieben hast oder es ausdrucken und ihm zum Lesen geben wenn du darüber nicht sprechen willst. So hast du die Möglichkeit in der Therapie weiter zu kommen.

A


In Therapie nicht mehr über wichtiges reden können

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Hallo,

Zitat von FeuerWasser:
Therapie besteht nicht nur aus ernsten Themen, man darf auch mal lachen, Witze machen, über andere Dinge sprechen als nur Problemthemen. Vielleicht weiß dein Therapeut vom Problem und lässt dir den Raum den du brauchst? Es wäre denkbar.


Das geht jetzt schon die letzten 3 Wochen so und ich verstehe mich nicht. Es ist so als würde ich es unbewusst vermeiden. Kaum sitze ich aber zuhause am Tag nach der Therapie geht es mir wieder mies.

Lg

Zitat von AndromedaGalaxy:
Es ist so als würde ich es unbewusst vermeiden

Ich würde sagen, du vermeidest sehr bewusst . Du realisierst ganz genau, was abläuft, du möchtest es nur gerade nicht verändern.

Solange du so handelst, musst du die Trauer nicht zulassen. Das ist erst mal normal nach einem Verlust, aber irgendwann wirst du dich dem stellen müssen.

Die Situation beim Therapeuten ansprechen ist eine gute Idee. Dann könnt ihr gemeinsam drauf gucken, was dir jetzt gut tut.

Das hört sich sehr nach iener Schutzstrategie an, die zeitweilig auch isnnvoll sien kann. Nicht zu jeder Zeit kann und will man sich mit belastenden Dingen ausienadersetzen, vorübergehend muss man einfach mal funktionieren. Das darf nur kein Dauerzustand werden, wie ich es über 20 Jahre gemacht habe. Der Vorschlag, dem Therapeuten das zu sagen oder zum Lesen vorzulegen klingt gut. Ich kann mir auch gut vorstellen, er gint dir den Raum den du gerade brauchst oder zumindest denkt dass du ihn geradeb rauchst. Denn vorwegend gibt immer noch der Patient das Tmepo und die themen vor, die Therapeuten geben nur Anstöße

Ich sehe das zwischenzeitlich so: Wenn ich nicht reden kann oder will, mir klar bin, warum das jetzt so ist, dann darf das auch ok sein. Nur, darunter leiden geht nicht.

Strategien darf man sich auch mal zurecht fummeln, ob die dann richtig waren, was soll's. Wenn nämlich nicht, hat man wieder etwas daraus gelernt. Wenn es mir richtig sch. geht, kann ich nimmer reden. Allerdings rede ich mit mir. Und irgendwann bin ich dann auch in der Lage, mich entsprechend zu verhalten. Entweder mit deutlichen Worten oder anderer Sichtweise.

Ich mache das immer abhängig von meiner Meinung , was mir das jetzt besser bekommen könnte oder ich einfach nicht will oder kann. Und mir egal, wenn's mal schräg läuft. Allerdings nehme ich das dann in Kauf, soviel Selbstkritik habe ich auch.

Ich habe es angesprochen und dann auf Biegen und Brechen versucht zu ändern. Es war wohl wirklich ein Schutz und der war auch notwendig. Jetzt habe ich die Auswirkung gespürt, wenn ich den Schutz durchbreche und trotzdem rede. Mir ging es tagelang richtig mies, ich habe sogar fast die Therapie abgebrochen. Mir fehlt gerade die Kraft, weil es gerade diese Zeit ist, in der ich funktionieren muss. Das hat mich jetzt Tage zurückgeworfen in der Uni und das macht es jetzt noch schlimmer. Nur was soll ich die nächsten 3 Wochen mit ihm besprechen, wenn es keine belastenden Themen sein dürfen? :/

Das mit dem selbst verstehen ist ganz schön kompliziert manchmal.

LG Andromeda

Manchmal ist eben auch jemand der einem nur zuhört, für Smalltalk oder Ablenkung da ist gut... therapie ohne aufgewühlt sein geht wohl kaum, es muss aber eine Dosis sein, die einen nicht völlig aus der Bahn wirft

Zitat von AndromedaGalaxy:
Nur was soll ich die nächsten 3 Wochen mit ihm besprechen, wenn es keine belastenden Themen sein dürfen? :/

Eine Therapie, die einen voranbringen soll, ist kein Spaziergang. Und funktionieren müssen ist kein sinnvoller Grund, auszuweichen, wenn man gesund werden will.

Wenn etwas mühsam ist, finden sich immer gute Gründe, warum man damit nicht weitermachen kann. Unterm Strich ist es trotzdem nur Meideverhalten.

Und wenn du das vorziehst, kannst du die Therapie auch gleich beenden. Spart dir Termine und macht anderen Platz, die bereit dafür sind.

Ich verstehe deinen Ansatz @calima, allerdings sind meine Umstände gerade wirklich unpassend um diese schweren Themen anzusprechen, weil ich 1. nicht stabil bin und in 14 Tagen eine Prüfung habe. Momentan habe ich eine 100 Stunden Woche von Montag bis Sonntag ist alles durchgeplant mit lernen. Ich kann es mir gerade nicht leisten und mein Therapeut weiß jetzt davon und wir versuchen jetzt mich erstmal stabil zu halten. Es bringt nichts in der Therapie draufzuhauen und das Leben komplett aus dem Rhythmus zu bringen, sodass es einen wieder um 6 Monate zurückwirft. Deshalb ist es für mich gerade die richtige Entscheidung.

Ok, zeitweise kann das richtig sein. Auf Dauer wird es aber nie die richtige Zeit geben, belastendes zu bearbeiten. Ein stpck wirft das immer aus der Bahn, und es gibt immer was was erledigt werden muss bzw. Im weh steht.

Hallo Andromeda,

erstmal finde ich es super, dass Du Dir ein Herz gefasst hast und mit Deinem Therapeuten über Dein Problem gesprochen hast. Etwas zu verschweigen ist immer die schlechteste Wahl. Ich finde Deine Entscheidung unter den gegebenen Umständen absolut nachvollziehbar.

Persönlich denke ich, dass es eine Zeit und einen Ort für alles gibt, auch in der Therapie. Darum sind meiner Meinung nach auch alle Rückmeldungen hier völlig richtig, für mich liegt in einer Mischung aus allen Ansätzen der Weg.

Ich kenne persönlich auch ganz verschiedene Therapiephasen:
intensive und harte Auseinandersetzung mit schwierigeren Themen,
zwischendrin auch mal Pausen zum Durchatmen, wo man auch mal in lockerer Atmosphäre über ganz Alltägliches redet,
lebenspraktisch-organisatorische Phasen, in denen man z.B. sinnvolle Tagesstrukturen, Lernpläne etc. erarbeitet,
Phasen, in denen man Übungen zur Hilfe im Umgang mit schwierigen Gefühlen lernt usw. usw....

Ich könnte mir vorstellen, dass gerade der letzte Punkt Dir aktuell vielleicht helfen könnte, also konkret mit Deinem Therapeuten zu erarbeiten, was Du ganz konkret zu Hause machen kannst, wenn die schwierigen Gefühle Dich in die Tiefe reißen und Du das Gefühl bekommst, dass die Gefühle Dich beherrschen und nicht andersherum.
Es gibt da ja ganz viele verschiedene Möglichkeiten und Ansätze, die unter verschiedenen Namen laufen, hauptsächlich skills oder Fertigkeiten, die ganz unterschiedlich aussehen können. Jedem hilft etwas anderes, und das herauszufinden und Dir wirklich auch ganz konkret einen Notfallkoffer (eine Dose/ ein Karton mit hilfreichen, tröstlichen Gegenständen) zu erstellen könnte vielleicht eine hilfreiche Sache sein, bei der Dein Therapeut Dir auch gut helfen kann. Und wenn Du wieder stabiler bist und die äußeren Umstände durch die Uni wieder entspannter sind, kannst Du ja wieder angreifen und wieder in die Konfrontation mit schwierigen Themen einsteigen.

Ich glaube, dass es wichtig ist, immer wieder aufmerksam zu reflektieren, wie man gerade emotional aufgestellt ist und dementsprechend ehrlich und mit Eigeninitiative die Therapie mitzugestalten. Mein Rat wäre: Wenn Du merkst, dass Du in eine ungesunde Vermeidung rutscht, sprich es an und ändere Dein Verhalten. Wenn Du überfordert bist, sprich es an. Wenn Du unterfordert bist, sprich es an.......Also kurz gesagt: Bleibe immer achtsam mit Deiner emotionalen Verfassung und reflektiere ehrlich, ob Du Deine Therapie gerade sinnvoll nutzt, bleibe immer im Gespräch mit Deinem Therapeuten und bespreche immer ganz offen mit ihm, was du gerade brauchst. Er wird gemeinsam mit Dir die Therapie anpassen. Achte immer auch auf Deine Eigeninitiative, überlasse ihm nicht Aufgaben, die in Deine Verantwortung fallen. Wenn Du etwas an Dir bemerkst, sprich es von Dir aus an und warte nicht darauf, dass er es anspricht. Und wenn Du Hilfe bei etwas brauchst, darfst Du diese dann auch von ihm einfordern. Ihr arbeitet ja gemeinsam an dem Projekt Deiner besseren psychischen Verfassung. Deine Aufgabe ist es, mitzudenken und offen und ehrlich alles anzusprechen, was gerade wichtig ist, und seine Aufgabe ist es, die dann passenden therapeutischen Angebote zu machen.

Therapie ist bunt, es gibt so viele verschiedene Dinge, die man sinnvoll machen kann. Ich persönlich finde, dass man einen guten Therapeuten auch daran erkennt, dass er flexibel unterschiedliche Angebote für die jeweils aktuelle Lage anbieten kann und sich an Deinen aktuellen Problemen orientiert, ohne Dir dabei die Eigenverantwortung und -initiative abzunehmen.
Ehrlichkeit, Offenheit und Kommunikation sollten imho die Grundpfeiler sein.


Ich wünsche Dir viel Erfolg und drücke Dir die Daumen!
LG Silver

A


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Prof. Dr. med. Thomas Hillemacher
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