Hallo Andromeda,
erstmal finde ich es super, dass Du Dir ein Herz gefasst hast und mit Deinem Therapeuten über Dein Problem gesprochen hast. Etwas zu verschweigen ist immer die schlechteste Wahl. Ich finde Deine Entscheidung unter den gegebenen Umständen absolut nachvollziehbar.
Persönlich denke ich, dass es eine Zeit und einen Ort für alles gibt, auch in der Therapie. Darum sind meiner Meinung nach auch alle Rückmeldungen hier völlig richtig, für mich liegt in einer Mischung aus allen Ansätzen der Weg.
Ich kenne persönlich auch ganz verschiedene Therapiephasen:
intensive und harte Auseinandersetzung mit schwierigeren Themen,
zwischendrin auch mal Pausen zum Durchatmen, wo man auch mal in lockerer Atmosphäre über ganz Alltägliches redet,
lebenspraktisch-organisatorische Phasen, in denen man z.B. sinnvolle Tagesstrukturen, Lernpläne etc. erarbeitet,
Phasen, in denen man Übungen zur Hilfe im Umgang mit schwierigen Gefühlen lernt usw. usw....
Ich könnte mir vorstellen, dass gerade der letzte Punkt Dir aktuell vielleicht helfen könnte, also konkret mit Deinem Therapeuten zu erarbeiten, was Du ganz konkret zu Hause machen kannst, wenn die schwierigen Gefühle Dich in die Tiefe reißen und Du das Gefühl bekommst, dass die Gefühle Dich beherrschen und nicht andersherum.
Es gibt da ja ganz viele verschiedene Möglichkeiten und Ansätze, die unter verschiedenen Namen laufen, hauptsächlich skills oder Fertigkeiten, die ganz unterschiedlich aussehen können. Jedem hilft etwas anderes, und das herauszufinden und Dir wirklich auch ganz konkret einen Notfallkoffer (eine Dose/ ein Karton mit hilfreichen, tröstlichen Gegenständen) zu erstellen könnte vielleicht eine hilfreiche Sache sein, bei der Dein Therapeut Dir auch gut helfen kann. Und wenn Du wieder stabiler bist und die äußeren Umstände durch die Uni wieder entspannter sind, kannst Du ja wieder angreifen und wieder in die Konfrontation mit schwierigen Themen einsteigen.
Ich glaube, dass es wichtig ist, immer wieder aufmerksam zu reflektieren, wie man gerade emotional aufgestellt ist und dementsprechend ehrlich und mit Eigeninitiative die Therapie mitzugestalten. Mein Rat wäre: Wenn Du merkst, dass Du in eine ungesunde Vermeidung rutscht, sprich es an und ändere Dein Verhalten. Wenn Du überfordert bist, sprich es an. Wenn Du unterfordert bist, sprich es an.......Also kurz gesagt: Bleibe immer achtsam mit Deiner emotionalen Verfassung und reflektiere ehrlich, ob Du Deine Therapie gerade sinnvoll nutzt, bleibe immer im Gespräch mit Deinem Therapeuten und bespreche immer ganz offen mit ihm, was du gerade brauchst. Er wird gemeinsam mit Dir die Therapie anpassen. Achte immer auch auf Deine Eigeninitiative, überlasse ihm nicht Aufgaben, die in Deine Verantwortung fallen. Wenn Du etwas an Dir bemerkst, sprich es von Dir aus an und warte nicht darauf, dass er es anspricht. Und wenn Du Hilfe bei etwas brauchst, darfst Du diese dann auch von ihm einfordern. Ihr arbeitet ja gemeinsam an dem Projekt Deiner besseren psychischen Verfassung. Deine Aufgabe ist es, mitzudenken und offen und ehrlich alles anzusprechen, was gerade wichtig ist, und seine Aufgabe ist es, die dann passenden therapeutischen Angebote zu machen.
Therapie ist bunt, es gibt so viele verschiedene Dinge, die man sinnvoll machen kann. Ich persönlich finde, dass man einen guten Therapeuten auch daran erkennt, dass er flexibel unterschiedliche Angebote für die jeweils aktuelle Lage anbieten kann und sich an Deinen aktuellen Problemen orientiert, ohne Dir dabei die Eigenverantwortung und -initiative abzunehmen.
Ehrlichkeit, Offenheit und Kommunikation sollten imho die Grundpfeiler sein.
Ich wünsche Dir viel Erfolg und drücke Dir die Daumen!
LG Silver
14.11.2020 02:36 •
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