@Schlaflose Was heißt, wie Roboter herumliefen? Wie Ferngesteuerte? Oder Emotionslose? Ich will das nicht ins Ironische ziehen, wirklich nicht, aber mir fällt auf, dass im richtigen Leben ja auch sehr viele wie Roboter wirken ...
Man braucht sich nur mal am Bahnhof weinend auf eine Bank setzen. Tausend Leute strömen an dir vorbei, kaum einer nimmt auch nur Notiz von dem, der da sitzt und weint. - Das aber nur am Rande.
Bei mir auf der Station waren auch ein paar Fälle, die zumindest merkwürdig wirkten. Eine Frau, die ständig (also stundenlang) die Gänge auf und ab lief. Ich hätte sie fragen wollen/sollen, was mit ihr ist, warum sie das tut. Eine andere hatte eine leichte Form der Psychose. Sie war im Umgang ansonsten völlig unkompliziert, aber hinterfragte andauernd, ob das, was man zu ihr sagte, auch die Wahrheit sei oder ob man sie nur hereinlegte. Man musste ihr die Dinge dreifach bestätigen. Das war schon krass. Wobei ich von mir auch solche Zweifel kenne, nur nicht so ausgeprägt.
Aber in der Regel kann man ja Distanz halten, zu denen, die einem zu viel werden. Und wenn man mit jemandem gar nicht klarkommt, der vielleicht aufs eigene Zimmer gesetzt wurde, kann man mit dem Klinikpersonal darüber sprechen. Normalerweise wird dann eine Lösung gefunden. Im Extremfall kann man den Aufenthalt dort jederzeit abbrechen. Man wird dort ja nicht eingesperrt. Es sei denn, man ist eine Gefahr für sich selbst und andere.
Und ehrlich gesagt, ich war während des Aufenthalts so sehr mit mir selber beschäftigt, so richtig angefasst haben mich die Storys der Anderen meistens nicht. Das war nicht unbedingt ein Empathiemangel bei mir, ich war einfach zu fertig mit der Welt. Natürlich beschäftigt es einen, mit den Mitpatienten klarzukommen. Die ersten Tage war ich in der Klinik mega-dünnhäutig und hätte wirklich lieber ein Einzelzimmer gehabt. Aber es ging. Ich habe in neun von zehn Fällen nur freundliche Mitpatienten und Pflegerinnen mitbekommen.
03.10.2023 09:27 •
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