Hallo Filli,
ich war mal an einem ganz ähnlichen Punkt wie Du jetzt. Ich habe damals mit TPT angefangen, fand das gar nicht so schlecht, war auch meine erste Therapie damals. Aber nach einiger Zeit (ca. 2 Jahre) bemerkte ich bei mir ähnliche Empfindungen, wie Du sie beschrieben hast, habe die TPT aber erstmal weiter durchgezogen.
Es kam bei mir dann durch äußere Umstände zu einem vollständigen Crash, der mich in die Klinik gebracht hat. In der Klinik wurde nach VT gearbeitet, ich fand es zu dem Zeitpunkt für mich passender und habe im Anschluss an den Klinikaufenthalt auch ambulant zu einem VT-Therapeuten gewechselt.
Ich finde, es ist eine Frage des Zeitpunkts (bzw. des Punktes, an dem man gerade therapeutisch steht), wann welche Therapieform sinnvoll angezeigt ist. Ich denke tatsächlich, dass es sinnvoll ist, beide zu machen. Beide haben ihre Vorzüge und ihre Nachteile, ergänzen sich aber imho gut und sind ohne die andere Therapieform unvollständig. (Frei nach dem Motto: There is a time and place for everything.)
Ich habe viele Patienten kennengelernt, denen es wir Dir und mir ging, die in der TPT auf Dauer etwas zu wenig Praxis-/Alltagsbezug gesehen haben. Etwas überspitzt formuliert: Schön, dass wir drüber geredet haben, und was nun? So hat mir gegenüber mal ein Verhaltenstherapeut explizit seine Vorbehalte gegen die TPT erläutert (sind also nicht meine Worte).
Andersherum habe ich auch viele Patienten kennengelernt, die direkt mit VT angefangen haben und dann darunter gelitten haben, dass man die biographischen Hintergründe nicht intensiv genug beleuchtet und berücksichtigt hat.
Ich war mit dem Wechsel zufrieden. Auf Grundlage der intensiven biographischen Arbeit war ich dann in der Lage, die verhaltenstherapeutischen Ansätze ganz gut aufnehmen und umsetzen zu können.
Inzwischen bin ich jetzt an einem Punkt, wo ich mich von der Alltags-Schiene wieder etwas entferne und trauma-therapeutisch im Rahmen der VT arbeite (an dieser Stelle verzahnen und überlappen sich die beiden Therapieformen auch etwas).
Ich schätze Therapeuten, die flexibel beide Formen miteinander kombinieren (auch wenn natürlich aus abrechnungstechnischen Gründen ein Etikett draufgeklebt werden muss).
Ich würde Dir raten, flexibel zu bleiben und auf Dein Bauchgefühl zu hören. Jede Therapie kommt irgendwann an ihre Grenzen, und wenn der Zeitpunkt erreicht ist, sollte man offen sein und den Therapeuten und die Therapieform wechseln. Oftmals können einem auch Therapeuten direkt einen Kollegen aus der anderen Therapieform nennen und einen sogar dahinempfehlen, ich würde da ganz offen das Gespräch suchen, Therapeuten kennen das Problem und sind meistens aufgeschlossen.
Das klingt jetzt vielleicht sehr leicht dahingesagt, mir persönlich ist es immer sehr schwergefallen, mich von vertrauten Therapeuten zu lösen.
Aber die Therapie hat insgesamt von den verschieden Einflüssen und Richtungen profitiert.
LG Silver
03.05.2021 20:40 •
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