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Hallo liebe Experten,
ich wende mich heute an Euch, da ich irgendwie auf der Stelle trete. Vorweg meine Krankengeschichte. Durch den Tod meiner Eltern vor 10 Jahren habe ich eine diagnostizierte Depression/Anpassungsstörung. Ich hab zweimal eine Verhaltenstherapie gemacht, die letzte war dann ganz erfolgreich. Durch verschiedene Ängste (Katastrophenphantasien) und chronischen Kopfschmerzen, die in stressigen Zeiten durch meine Psyche auftreten bin ich seit einem Jahr bei einem Psychoanalytiker und mache eine Analyse. Jetzt merke ich, dass ich nicht weiterkomme und immer öfter denke, dass das nicht die richtige Therapie ist. Auch kann ich mit ihm (männlicher Therapeut) nicht über sexuelle Probleme reden (Vergewaltigungspanik), da er ein Mann ist und mich das hemmt und beunruhigt. Ich kann mit ihm nicht darüber reden und merke immer mehr, dass ich das nicht will. Vielleicht ist eine Therapeutin besser geeignet? Mich stresst auch, dass ich mehrmals die Woche hin muss und meinen Alltag dadurch nicht schaffe. Ich bin auf der Jobsuche und kann dann eventuell die Termine so nicht mehr wahrnehmen. Er meinte daraufhin, ich muss meinem Arbeitgeber klarmachen, dass ich die Therapie brauche und die Termine so nun mal sind. Ich will nachher mit ihm gar nicht drüber reden, da ich auch Auseinandersetzungen vermeiden möchte.

Mir ist nicht klar, ob ich eher die Auseinandersetzung mit ihm vermeiden will (Druck, dass endlich an das Eingemachte gehen muss) und deswegen den Wechsel zu einer Therapeutin will? Oder ob ich wirklich nicht mit ihm reden kann, da er ein Mann ist. Aber ich habe so ein Bauchgefühl, dass das mit ihm nicht geht. Und ich mich immer öfter genötigt fühle, nun endlich über Sexualität zu reden. Aber mich widert das an. Ich weiß nicht, wie ich handeln soll. Komisch ist, mir ist noch nie was schlimmes diesbezüglich geschehen, reagiere aber oft wie ein Opfer von sexuellen Übergriffen. Komisch finde ich auch, dass ich andauernd darüber nachdenken soll, wie es mir bei ihm auf der Couch geht und wie ich die Beziehung zu ihm einschätze und wie ich mich bei ihm fühle usw. Warum soll ich über meinen Therapeuten so oft nachdenken? Oder ob ich Angst habe, dass die Beziehung zu ihm so tief sein könnte usw. Mich stört das.

Sollte ich mir eine Therapeutin suchen oder ist die Art der Therapie falsch? Ich hatte ja schon eine Verhaltenstherapie, vielleicht wieder eine?

Ich weiß, dass ich mit ihm reden muss. Aber ich habe Schuldgefühle. Eigentlich ist er ja sympathisch, aber über diese Problematik reden, dass kann ich mit ihm nicht und werde es auch nicht. Aber das ist wichtig, da bei diesem Problem viele Ängste sitzen, die behandelt werden müssen.
Ja, ich werde nachher mit ihm reden, ich muss ja. Da die Hälfte der Analyse fast rum ist.

Liebe Experten, ich bitte um eine Einschätzung der Lage, unabhängig davon, was heute bei dem Gespräch sein wird. Soll ich zu einer Therapeutin wechseln? Ist eine Analyse die richtige Therapie für mich?

Vielen Dank für die Hilfe. Dies ist sehr wichtig für mich, da ich eine Fremdmeinung benötige.

LG
Hellfire

18.01.2011 15:20 • 19.01.2011 #1


1 Antwort ↓

Hallo hellfire,

ich verstehe Deinen Wunsch, von uns eine Entscheidungshilfe zu bekommen. Es wäre allerdings unprofessionell und nicht verantwortbar, dadurch in eine laufende Therapie einzugreifen, da ich Dich und Deine Probleme dazu viel zu wenig kenne. ich bitte Dich da um Verständnis.

Ich möchte deshalb auch nur zwei allgemeine Anmerkungen machen:
1. Es ist wirklich wichtig, offen mit deinem Therapeuten über die geschilderten Probleme zu sprechen. Ich denke, das ist schon ein therapeutischer Schritt, wenn Du so für Dich und Deine Bedürfnisse eintrittst.
2. Für eine Therapie ist es wichtig, dass Du über alles reden kannst und das vertrauen hast, dies auch in der therapeutischen Beziehung geschützt zu tun. Wenn Du den ehrlichen und geprüften Eindruck gewinnst, nicht einfach nur zu vermeiden oder zu fliehen, sondern dieses Vertrauen und diesen geschützten Raum in der derzeitigen Therapie nicht zu finden, dann ist es Dein Recht - ohne Schuldgefühl haben zu müssen - eine Veränderung herbei zu führen. Die Alternative wäre nämlich, nur aus Rücksicht auf einen Therapeuten, der ein professioneller Helfer ist und sein Geld mit seiner Arbeit verdient - also nicht Dein guter Freund sein kann und darf - in einer Therapie zu bleiben, von der Du spürst, dass sie Dir nicht wirklich weiter hilft. Und genau das solltest Du klären und dann DEINE Entscheidung treffen. Ob dies dann die richtige Entscheidung ist bzw. war, kannst Du erst später beurteilen.

Alles Gute für Dich

Bernd Remelius





Prof. Dr. med. Thomas Hillemacher
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