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Hallo ihr lieben. Ich hoffe ihr könnt mir aufgrund eurer Erfahrungen helfen, vielleicht geht's dem einen oder anderen auch so!?

In 2 Wochen habe ich Aufnahme in einer psychosomatischen Klinik aufgrund Schlafstörungen, Ängste und sozialer Phobie. Habe eigentlich schon alles ausprobiert was meinen Zustand verbessern könnte. Ein stationärer Aufenthalt ist wohl jetzt die letzte Möglichkeit das irgendwie in den Griff zu kriegen. Jahrelang habe ich versucht diesen Schritt zu umgehen. Innerlich wehre ich mich total dagegen und will eigentlich gar nicht dorthin. Wochenlang weg von zu Hause, die ganzen Tag fremden Menschen um mich herum (bin eher der Einzelgänger) und das schlimmste für mich: Stuhlkreise und Gruppentherapien! Ich erstarre wenn ich vor anderen Leuten reden muss und dann noch über mein intimstes Seelenleben. Für mich ist das Stress pur und ich möchte das eigentlich nicht und habe jetzt noch mehr Angst- und Panikzustände als so schon.

Geht bzw. ging euch das genauso? Ich würde am liebsten den Termin absagen.

Ganz lieben Dank schon mal an alle!

02.02.2025 12:42 • 05.03.2025 #1


47 Antworten ↓


Hallo Stephi,

ich war zwar noch in keiner psychosomatischer Klinik, habe aber ähnliche Programme in Psychiatrien und Tageskliniken erlebt. Ich kann deine Angst voll und ganz verstehen. Sag den Termin trotzdem auf keinen Fall ab! Es ist eine Chance für dich. Ich mag auch keine Gruppentherapien und bin eher der Einzelgänger, doch in der Klinik sind sie auch auf solche Fälle vorbereitet. Sag denen ruhig, wie du tickst, damit sie sich darauf einstellen können. Du brauchst deswegen keine Sorgen zu haben. Vielleicht hast du auch Glück und bekommst ein Einzelzimmer. Das war immer meine größte Sorge, wie ist mein/sind meine Zimmernachbarn. Aber selbst, wenn du mit jemandem im Zimmer liegst, kann das ganz gut werden, ansonsten steht das Personal rund um die Uhr für dich und deine Sorgen zur Verfügung.

Liebe Grüße
Rick

A


Extreme Angst vor psychosomatischer Klinik

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Lieben Dank Rick für deine netten und aufmunternden Worte Es ist echt schwer für mich diesen Gedanken, dass ich bald in diese Klinik muss, auszuhalten ohne noch durchzudrehen!
Ja du hast recht, ich bin wahrscheinlich nicht die einzige von diesem Schlag Mensch aber ich hab soooo Angst in diesen Runden angeschaut und bewertet zu werden. Und das noch von so vielen Leuten. Es hat schon ewig gedauert dass ich mich in der Einzeltherapie fallen lassen und frei reden konnte. Wie soll das erst dort werden wenn der Tag eigentlich nur aus Gruppen besteht:( Ich würde am liebsten flüchten... gar nicht erst in die Situation rein müssen. Aber ich muss irgendwie an deine Worte und positiv denken.
Ein Einzelzimmer habe ich gott sei Dank. Wenigstens dann am Abend möchte man sich doch zurückziehen und etwas Privatsphäre haben...

Lieben Dank dir

Hi Stephi,
ich war bisher 2 mal in der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie wegen Depression und Soziale Phobien und Reizdarm.

Erstmal ist es wahnsinnig bewundernswert, wie viel Mut du für die Entscheidung eines stationären Aufenthalts aufbringst.

Mein Aufenthalt war für die ersten Tage natürlich wahnsinnig anstrengend. Aber die Leute dort wissen ja, warum man in so eine Klinik kommt und begegnen dich mit sehr viel Verständnis und Rücksicht. Es ist okay, wenn du erstmal alleine Zeit für dich brauchst und einfach nur deine Termine vor Ort wahrnimmst. Es ist auch okay, einen Termin vorzeitig zu verlassen, wenn es zu extrem wird. Mir hat es geholfen, nach den Terminen raus zu gehen und Sport zu machen. Oder im Wald Spazieren. Gönn dir deine Pausen alleine auf dem Zimmer (oder wo du dich wohl fühlst).
Du wirst eines Tages den Mut finden, dich ein wenig unter Menschen zu begeben und je früher dir das gelingt, desto mehr kann die Klinik zu deinem neuen Zuhause werden. Sicher gibt es da sowas wie einen Gemeinschaftsbereich. Schnapp dir eine Beschäftigung (Puzzle, Malen, Zauberwürfel, Rätsel, Buch) und setz dich einfach dazu. Du musst nicht reden. Du darfst jederzeit gehen. Es ist am Anfang verdammt schwer, aber mit der Zeit taut man auf Am Ende des Klinikaufenthalts war ich sehr gerne da.
Stuhlkreis und Gruppentherapie ist natürlich anstrengend. Aber für den Anfang ist es völlig okay, einfach nur dabei zu sitzen und nichts zu sagen. Du wirst nicht verurteilt oder bewertet! Nimm dir Zeit und gehe es in kleinen Schritten an.

Wegen Mitpatienten auf dem Zimmer:
Bei meinem letzten Aufenthalt hatte ich jemanden, der eine mentale und politische Einstellung hatte, die ich gar nicht willkommen heiße. Darüber hinaus hatte er sehr anstrengende Verhaltensweisen. Und? Ich habe es 8 Wochen mit ihm ausgehalten. Wenn dich etwas stört oder du Ruhe möchtest, sag das ruhig. Ich denke, die Meisten Patienten können Rücksicht darauf nehmen. Falls nicht, hilft dir sicher das Pflegepersonal oder das therapeutische Team weiter. Ich habe diesen Mitpatienten als Chance gesehen, das Aussprechen meiner Bedürfnisse zu üben. Aber auch da, du muss nicht reden. Höchstens mal Guten Morgen oder Ist das Bad frei?.

In schwierigen Situationen habe ich mich dann motiviert, indem ich die Klinik als sicheres Umfeld zum Probieren und Üben genutzt habe. Wichtig waren aber danach auch die Pausen, um die Erfahrungen zu verarbeiten. Wenn es schief läuft, können das therapeutische Team oder Ärzte oder sogar Mitpatienten direkt helfen. Es braucht Mut, aber dieses Gefühl, an einem sicheren Ort zu sein, hat mich weitergebracht.

Ich erinnere mich gerne an meine Zeiten in der Klinik zurück und vermisse schon manchmal den Aufenthalt dort. Ich würde jederzeit wieder hingehen, wenn es mir schlecht gehen sollte.

Ich wünsche dir in jedem Fall eine gute Zeit dort. Du packst das

Hallo Cyborg193.

Liiiiiieben Dank für deine aufbauenden Worte und deine Erfahrungen in der Klinik.
Das beruhigt mich natürlich etwas dass ich, ich sein darf, auch mal nein sagen kann und jederzeit aus der Situation raus kann wenns mir zu viel wird.
Grade weil ich ja diese soziale Phobie habe, empfinde ich das was da alles auf mich zukommt als Endgegner.
Ich wünschte, ich könnte einfach losreden, alles ausblenden...einfach dass mir das alles nichts ausmacht. Aber nein Wenn ich mit vielen Menschen im Raum bin, bin ich nervös, habe Herzrasen, schwitzige Hände, mein Hals zieht sich zu, mir wird schwindelig, will am liebsten flüchten. Und wenn ich dann noch reden muss...

Ich hoffe einfach dass die Therapeuten und das Pflegepersonal Rücksicht auf meine Ängste nehmen...

Die Gruppentherapie ist bei Ängsten, Depressionen und sozialer Phobie der besondere Sinn der Behandlung. Davor zu flüchten, bedeutet, die Symptome zu verschlimmern. Deshalb stationäre Behandlung, da kann nichts der schlimmen Befürchtungen eintreten, es wird im Fall einer Eskalation sofort eingegriffen und es stehen alle medizinischen Mittel zum Schutz bereit. Das ist der Zweck von stationärer Behandlung, da sind Therapien ohne Probleme möglich, als es im ambulanten Bereich der Fall ist. Wenn alles ambulant und in Selbsthilfe ausprobiert wurde ohne nennenswerte Verbesserung, ist die stationäre Therapie eine Chance. Natürlich ist die Überwindung schwer, das ist Teil der Behandlung um Erfolg zu haben. Bei Ängsten ist nach wie vor die Konfrontation die beste Methode um gesund zu werden und bei sozialer Phobie sind es nun mal die Menschen. In der Gruppentherapie lernt man sich kennen und es sind bald keine fremden Menschen mehr, es können Freunde werden. Das Schlechteste, was Du für Deine Entwicklung tun kannst, ist kneifen, denn Du weißt es, Vermeiden ist das Schlechteste. Lieber einen kleinen Versuch wagen als gar nichts und sich verkriechen. Also, sei mutig, bis hierher hast Du es auch geschafft, dann schaffst Du den letzten Schritt auch noch und beginnst die stationäre Therapie.

Ich hatte die Diagnose generalisierte Angsterkrankung, war stationär in einer beruflichen REHA, da konnte man mir kaum helfen, es war keine psychosomatische Einrichtung mit Gruppentherapie, erst anschließend im SPZ konnte ich mich positiv entwickeln.
Bin heute nicht frei von Ängsten, aber sie beeinträchtigen mich im Alltag nur selten.

@STEPHI1988
Ich kenne das mit Gruppentherapien nur zu gut – für mich war das anfangs auch der Horror. Aber oft ist es so, dass man gar nicht sofort gezwungen wird, etwas zu sagen. Viele Kliniken lassen die Patienten sich erstmal an die Situation gewöhnen, und wenn du lieber nur zuhörst oder dich langsam rantasten willst, ist das oft möglich. Falls das für dich gar nicht geht, gibt es manchmal auch die Möglichkeit, das individuell anzupassen. Vielleicht kannst du ja einfach mal ausprobieren, wie es sich anfühlt, bevor du dich komplett dagegen entscheidest?

Anhand deiner jetzigen Ängste davor zeigt es dir klar und deutlich wie dringend du den Aufenthalt brauchst! Seh es als Chance, denn das ist es!

Alles Gute!

@CaroSeidel

Lieben Dank für deine Antwort.
Ja werde bei der Aufnahme von meinen Ängsten bzw. Bedenken erzählen. Ich bin auch jemand der sich erst an Dinge gewöhnen muss, Situationen beobachtet usw. Mich selbst einzubringen macht mir recht wenig aus (da hab ich ja die Kontrolle). Was ich eben nicht mag, auf Knopfdruck vor versammelter Mannschaft über äußerst intime Probleme und Themen zu sprechen. Also wenn ich gezwungen werde....

@Greta__

Lieben Dank für deinen Beitrag Ja du hast recht.... Ich weiss das ja ganz genau dass das eine Chance sein kann. Nur meine Ängste lassen mich gedanklich irgendwie total erstarren... Und in so einer Klinik treffen leider auch einige meiner Ängste geballt aufeinander

Zitat von STEPHI1988:
@Greta__ Lieben Dank für deinen Beitrag Ja du hast recht.... Ich weiss das ja ganz genau dass das eine Chance sein kann. Nur meine Ängste ...

Umso besser das da alles hoch kommt! Sicheres Umfeld, kompetentes Personal. Was besseres kann dir nicht passieren.

Nutze die Zeit dort, nehm alles mit was dir helfen kann.

Ich bin zu 100% überzeugt das es dir im Anschluss richtig gut gehen wird.

@STEPHI1988 also ich finde es wichtig immer offen aufs Pflegepersonal und Ärzte zuzugehen. Und denen berichten was die Probleme sind.

@tikna
Vielen Dank! Ja da hast du recht. Mit Offenheit kommt man grad in so einer Situation bestimmt weiter. Und das Personal kann besser reagieren.

@greta_
Lieben Dank für deine aufmunternden und positiven Worte

Zitat von STEPHI1988:
@greta_ Lieben Dank für deine aufmunternden und positiven Worte

Sehr gern.

Du wirkst daran wachsen, davon bin ich überzeugt.

Zitat von STEPHI1988:
Stuhlkreise und Gruppentherapien! Ich erstarre wenn ich vor anderen Leuten reden muss und dann noch über mein intimstes Seelenleben.

Also ich war schon bei vielen Gruppentherapien, aber ich musste noch nie etwas sagen und schon gar nicht über mein Seelenleben. Man kann etwas sagen aber es ist keine Pflicht, wenn man nichts zu sagen hat bleibt es halt beim begrüßen und verabschieden.

Ist es nicht ziemlich sinnlos an einer Gruppengesprächstherapie teilzunehmen und außer 'guten Tag' und 'auf Wiedersehen' nichts weiter zu sagen? Es ist doch in allen Gruppen so, wenn man nichts zu sagen hat, gibt es keinen Effekt. Oder hat die Anwesenheit in der Gemeinschaft allein schon einen klärenden und behütenden Aspekt? Sinn der Gruppentherapie ist auf jeden Fall die bewusste Mitteilung der eigenen Problematik. Bei Ängsten ist das relativ einfach, ohne ins Intime gehen zu müssen, bei Schizophrenie und Psychosen ist es wesentlich schwieriger.
Sponsor-Mitgliedschaft

@realo
Bei meinen Gruppentherapien war ich jedes Mal überrascht, wie andere Menschen ähnliche Erfahrungen gemacht haben und sich dann aussprechen. Dann bekommt man meist auch Rat.
Selbst die jenigen, die die ganze Zeit nichts sagen, profitieren davon, was andere Mitglieder erzählen. Das kann einem viel Mut machen und je nach Inhalt auch ganz wichtige Erkenntnisse mitteilen.
Bei mir gab es keine Gruppentherapiesitzung, die mir keinen Nutzen gebracht hat. Selbst, wenn ich sogut wie gar nichts dazu beigetragen habe, habe ich durch den Input der anderen sehr viel für mich reflektieren können.

Zitat von Cyborg193:
@realo Bei meinen Gruppentherapien war ich jedes Mal überrascht, wie andere Menschen ähnliche Erfahrungen gemacht haben und sich dann aussprechen. ...

Ich war 2024 zur Reha, wir hatten 3 x Woche Gruppentherapie und ich kann das nur unterschreiben. Manche haben nichts gesagt und trotzdem viel mitgenommen für sich.

Ich finde Gruppentherapie sehr bereichernd.

Natürlich ist das der Vorteil der Gruppentherapie, dass man sich kennenlernt und feststellt, den Anderen geht es genauso, machen schlechter und manchen besser, so findet man sich selbst eher im Mittelfeld wieder und nicht wie gedacht in einem Extrem. Sich in eine Gruppe einordnen können ist der soziale Vorteil, den gibt es in der Einzelbehandlung nicht. Nur leider beobachte ich, wie das Angebot von Gruppentherapien immer mehr abnimmt, auch in der Akutpsychiatrie. Auch in der beruflichen Reha gab es zwar einmal in der Woche eine Gruppenbesprechung der Wohngruppe mit Therapeut, jedoch das Thema beschränkte sich darauf, ob man abends warm kochen soll oder ob kalte Küche besser ist, darüber wurde in der Gruppe jede Woche aufs Neue diskutiert. Vielleicht war das der therapeutische Gruppeneffekt.

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Prof. Dr. med. Thomas Hillemacher
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