Hi Stephi,
ich war bisher 2 mal in der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie wegen Depression und Soziale Phobien und Reizdarm.
Erstmal ist es wahnsinnig bewundernswert, wie viel Mut du für die Entscheidung eines stationären Aufenthalts aufbringst.
Mein Aufenthalt war für die ersten Tage natürlich wahnsinnig anstrengend. Aber die Leute dort wissen ja, warum man in so eine Klinik kommt und begegnen dich mit sehr viel Verständnis und Rücksicht. Es ist okay, wenn du erstmal alleine Zeit für dich brauchst und einfach nur deine Termine vor Ort wahrnimmst. Es ist auch okay, einen Termin vorzeitig zu verlassen, wenn es zu extrem wird. Mir hat es geholfen, nach den Terminen raus zu gehen und Sport zu machen. Oder im Wald Spazieren. Gönn dir deine Pausen alleine auf dem Zimmer (oder wo du dich wohl fühlst).
Du wirst eines Tages den Mut finden, dich ein wenig unter Menschen zu begeben und je früher dir das gelingt, desto mehr kann die Klinik zu deinem neuen Zuhause werden. Sicher gibt es da sowas wie einen Gemeinschaftsbereich. Schnapp dir eine Beschäftigung (Puzzle, Malen, Zauberwürfel, Rätsel, Buch) und setz dich einfach dazu. Du musst nicht reden. Du darfst jederzeit gehen. Es ist am Anfang verdammt schwer, aber mit der Zeit taut man auf Am Ende des Klinikaufenthalts war ich sehr gerne da.
Stuhlkreis und Gruppentherapie ist natürlich anstrengend. Aber für den Anfang ist es völlig okay, einfach nur dabei zu sitzen und nichts zu sagen. Du wirst nicht verurteilt oder bewertet! Nimm dir Zeit und gehe es in kleinen Schritten an.
Wegen Mitpatienten auf dem Zimmer:
Bei meinem letzten Aufenthalt hatte ich jemanden, der eine mentale und politische Einstellung hatte, die ich gar nicht willkommen heiße. Darüber hinaus hatte er sehr anstrengende Verhaltensweisen. Und? Ich habe es 8 Wochen mit ihm ausgehalten. Wenn dich etwas stört oder du Ruhe möchtest, sag das ruhig. Ich denke, die Meisten Patienten können Rücksicht darauf nehmen. Falls nicht, hilft dir sicher das Pflegepersonal oder das therapeutische Team weiter. Ich habe diesen Mitpatienten als Chance gesehen, das Aussprechen meiner Bedürfnisse zu üben. Aber auch da, du muss nicht reden. Höchstens mal Guten Morgen oder Ist das Bad frei?.
In schwierigen Situationen habe ich mich dann motiviert, indem ich die Klinik als sicheres Umfeld zum Probieren und Üben genutzt habe. Wichtig waren aber danach auch die Pausen, um die Erfahrungen zu verarbeiten. Wenn es schief läuft, können das therapeutische Team oder Ärzte oder sogar Mitpatienten direkt helfen. Es braucht Mut, aber dieses Gefühl, an einem sicheren Ort zu sein, hat mich weitergebracht.
Ich erinnere mich gerne an meine Zeiten in der Klinik zurück und vermisse schon manchmal den Aufenthalt dort. Ich würde jederzeit wieder hingehen, wenn es mir schlecht gehen sollte.
Ich wünsche dir in jedem Fall eine gute Zeit dort. Du packst das