Hallo liebe Mitleidenden,
ich bin neu in diesem Forum, aber lange kein neuer Klaustrophobiker, denn das bin ich schon seit meiner Kindheit. Ich habe mich nun entschieden, aktiv gegen die Krankheit zu arbeiten (bis her habe ich eher die bedrohlichen Situationen gemieden). Ich habe mir das Buch Ängste verstehen und überwinden und ein Buch über autogenes Training bestellt und werde Euch über meine Erfahrungen berichten, wenn ich welche gesammelt habe. Medikamente habe ich bisher nicht genommen.
Ein paar Daten, die Euch vielleicht interessieren könnten: meine Mutter leidet ebenfalls an Klaustrophobie, die mit den Jahren immer schlimmer geworden ist. Sie ist 65 und kann nicht mal Geld am Geldautomat holen, wenn der Automat sich in der Bank hinter Glasschiebetüren befindet (wo man die EC-Karte von außen einschieben muss, damit die Türen aufgehen). Sie kann weder Bus noch Bahn fahren und natürlich auch nicht fliegen, sie kann nicht mal Auto fahren, wenn es Tunnel gibt. Sie kann kaum noch was unternehmen.
Ob Klaustrophobie vererbt werden kann?
Bei mir ist es nicht so schlimm, aber von alleine wird's bestimmt nicht besser. Mein aktuelles, akutes Problem: ich muss täglich mit der S-Bahn fahren, die leider mehrere Kilometer unterirdisch fährt. Die Panik kommt, wenn die S-Bahn im Tunnel stehenbleibt oder wenn sie sehr voll ist. Was dann kommt, kennt Ihr bestimmt sehr gut (Puls rast, Hände zittern, Schweißausbrüche, Atmung beschleunigt sich, das intensive Bedürfnis, egal wie raus zu gehen, setzt sich ein). Ich habe die Angst kaum unter Kontrolle und bin sicher, dass wenn eines Tages beide Bedingungen zusammen kommen (S-Bahn ist voll und bleibt im Tunnel stehen), ich ganz und gar ausflippen werde. Was bei mir bisher ein bisschen geholfen hat:
- Ich trage immer eine Taschenlampe mit und denke, dass mir im schlimmsten Fall immer noch die Möglichkeit bleibt, die Tür mit der Noteinrichtung aufzumachen, um durch den Tunnel und mit meiner Taschenlampe einen Notausgang zu suchen. Was für ein Bild, da würden die Mitreisenden aber groß gucken Wenn das nicht zum Weinen wäre, könnte man darüber lachen.
- Wenn die S-Bahn voll wird bleibe ich direkt an der Tür und steige in jeder Station aus, um die anderen raus- und reinzulassen und wieder direkt an der Tür zu bleiben (ist das umständlich...)
Trotzdem gibt es Momente, wo ich einfach raus muss und auf die nächste (hoffentlich leerere) S-Bahn warten muss. Die Zeit, wo die S-Bahn-Fahrer gestreikt haben war für mich die reinste Hölle, das könnt Ihr mir glauben.
Nun ist das so, dass mein Sohn in Sommer die Schule wechselt und mit mir fahren muss, so spätestens dann muss ich meine Angst einigermaßen unter Kontrolle haben, denn ich möchte auf gar keinen Fall, dass er unter meiner Angst leiden muss (und eventuell sogar übernimmt!). Ich kann und will meinem Kleinen das nicht antun. Wenn ich lese, dass es so lange dauert, mache ich mir aber Sorgen.
Für Ideen, Tipps oder einfach weitere Erfahrungen wäre ich auf jeden Fall dankbar!
20.02.2009 17:43 •
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