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Ich leide schon länger an dieser Phobie (Angst in engen Räumen, S-Bahn etc..) Nehme auch ADs und Opipramol gegen die Ängste. Seit April mache ich eine Expositions-Therapie (man setzt sich der Angst aus). Es ist etwas besser geworden, aber nicht wesentlich. Bin jetzt dabei, die Angst-Medis ganz langsam runterzufahren. Meine Ärztin meinte nun: Wenn nach einem 1/2 Jahr die Ängste nicht wesentlich besser geworden sind, solle ich andere Medis nehmen. Eine andere Ärztin sagte aber das 'Üben' kann sehr lange dauern.
Was habt ihr für Erfahrungen. Lohnt es sich länger zu übern, oder Medikamente?

09.01.2009 14:32 • 23.02.2009 #1


8 Antworten ↓


Hallo Biggi05,
am Beginn der Beschwerden habe ich ein Medikament genommen, später ging es auch mit Medikament nicht mehr und ich habe eine Verhaltenstherapie begonnen. Im Rahmen dieser Therapie war es mir möglich, dass Medikament gänzlich abzusetzen. Diese Verhaltenstherapie bringt eine Änderung der Denk- und Verhaltensweisen mit sich. Ich würde sie dir sehr empfehlen.
Konfrontieren ist eines der wichtigsten Bestandteile der Therapie. Und ich kann dir aus eigener leidvoller Erfahrung sagen, dass es sehr sehr lange dauert.
Andererseits, wie lange hat es gedauert, bis wir unsere Krankheit selbst erkannt und selbst akzeptiert haben?
Wichtig ist, dass wir unsere Krankheit akzeptieren und uns mit ihr auseinander setzen.

Liebe Grüße
engelchen106

A


Expositions-Therapie bei Klaustrophobie

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Hallo liebe Mitleidenden,

ich bin neu in diesem Forum, aber lange kein neuer Klaustrophobiker, denn das bin ich schon seit meiner Kindheit. Ich habe mich nun entschieden, aktiv gegen die Krankheit zu arbeiten (bis her habe ich eher die bedrohlichen Situationen gemieden). Ich habe mir das Buch Ängste verstehen und überwinden und ein Buch über autogenes Training bestellt und werde Euch über meine Erfahrungen berichten, wenn ich welche gesammelt habe. Medikamente habe ich bisher nicht genommen.

Ein paar Daten, die Euch vielleicht interessieren könnten: meine Mutter leidet ebenfalls an Klaustrophobie, die mit den Jahren immer schlimmer geworden ist. Sie ist 65 und kann nicht mal Geld am Geldautomat holen, wenn der Automat sich in der Bank hinter Glasschiebetüren befindet (wo man die EC-Karte von außen einschieben muss, damit die Türen aufgehen). Sie kann weder Bus noch Bahn fahren und natürlich auch nicht fliegen, sie kann nicht mal Auto fahren, wenn es Tunnel gibt. Sie kann kaum noch was unternehmen.
Ob Klaustrophobie vererbt werden kann?
Bei mir ist es nicht so schlimm, aber von alleine wird's bestimmt nicht besser. Mein aktuelles, akutes Problem: ich muss täglich mit der S-Bahn fahren, die leider mehrere Kilometer unterirdisch fährt. Die Panik kommt, wenn die S-Bahn im Tunnel stehenbleibt oder wenn sie sehr voll ist. Was dann kommt, kennt Ihr bestimmt sehr gut (Puls rast, Hände zittern, Schweißausbrüche, Atmung beschleunigt sich, das intensive Bedürfnis, egal wie raus zu gehen, setzt sich ein). Ich habe die Angst kaum unter Kontrolle und bin sicher, dass wenn eines Tages beide Bedingungen zusammen kommen (S-Bahn ist voll und bleibt im Tunnel stehen), ich ganz und gar ausflippen werde. Was bei mir bisher ein bisschen geholfen hat:
- Ich trage immer eine Taschenlampe mit und denke, dass mir im schlimmsten Fall immer noch die Möglichkeit bleibt, die Tür mit der Noteinrichtung aufzumachen, um durch den Tunnel und mit meiner Taschenlampe einen Notausgang zu suchen. Was für ein Bild, da würden die Mitreisenden aber groß gucken Wenn das nicht zum Weinen wäre, könnte man darüber lachen.
- Wenn die S-Bahn voll wird bleibe ich direkt an der Tür und steige in jeder Station aus, um die anderen raus- und reinzulassen und wieder direkt an der Tür zu bleiben (ist das umständlich...)

Trotzdem gibt es Momente, wo ich einfach raus muss und auf die nächste (hoffentlich leerere) S-Bahn warten muss. Die Zeit, wo die S-Bahn-Fahrer gestreikt haben war für mich die reinste Hölle, das könnt Ihr mir glauben.

Nun ist das so, dass mein Sohn in Sommer die Schule wechselt und mit mir fahren muss, so spätestens dann muss ich meine Angst einigermaßen unter Kontrolle haben, denn ich möchte auf gar keinen Fall, dass er unter meiner Angst leiden muss (und eventuell sogar übernimmt!). Ich kann und will meinem Kleinen das nicht antun. Wenn ich lese, dass es so lange dauert, mache ich mir aber Sorgen.

Für Ideen, Tipps oder einfach weitere Erfahrungen wäre ich auf jeden Fall dankbar!

hey jfp

super deine schilderung mit der s- bahn. leide auch des längeren schon unter klaustrophobie aber diese als krankheit anzusehen tu ich nicht. ich sehe das einfach als eine laune die wieder verschwindet. dass lässt sich somit einfacher ertragen.

zug fahren hatte ich noch nie probleme gehabt, aber mit der zeit ist es unerträglich geworden. wenn ich in so ein ding einsteig und die türen schließen sich automatisch kurz vor der abfahrt, ist es bei mir ganz vorbei schon der gedanke daran lässt mich zittern und natürlich hindert er mich daran in so ein ding auch nur einzusteigen. also was tut man in diesem fall?? die typische vermeidungsstrategie...hilft immer....aber besser wirds dadurch natürlich nicht....

aber konfrontieren kommt für mich nicht infrage (hilfe!!!)

wünsch dir trotzdem alles liebe und berichte weiter über deine zugfahrten (ist interessant zu lesen)

lg gine

Hallo gine,
schade das konfrontation für dich nicht in frage kommt. aber das ist dann auch das was an die kinder weiter gegeben wird. wie gehe ich mit problemen um, ich vermeide sie und versuche nicht sie zu bekämpfen. das ist es was kidner von ihren eltern übernehmen. wenn man eine andere strategie fährt und sich hilfe sucht, therapie macht, sich konfrontiert, dann lernen kinder eben auch, es gibt kein problem was man nicht lösen kann, wenn man es angeht.

Hallo noch mal,

ich kann mich an eine bestimmte Panikattacke meiner Kindheit erinnern. Damals hatten die Kinder meiner Schule eine bekloppte Angewohnheit: immer wenn einer hingefallen ist, haben sich alle anderen auf ihn geschmissen und dabei mehr Wäsche auf den Wäschehaufen! geschrien, was natürlich mehr Kinder angelockt hat. Niedlich, nicht wahr? Als sie das mit mir gemacht haben und ich mich unter dem Gewicht der Kinder gar nicht bewegen konnte, ging natürlich meine Klaustrophobie los und ich schrie solange, bis die Kinder von mir runter gingen. Trotzdem glaube ich nicht, dass diese Episode der Auslöser meiner Klaustrophobie ist. Ich denke eher, dass ich die Phobie damals schon hatte. Was der wirkliche Auslöser gewesen ist, das wüsste ich zu gern.

Eine Sache, die wir Phobiker anscheinend gemeinsam haben, ist dass die Phobie sich entwickelt, oder besser gesagt, sich verbreitet. Sachen, die bisher kein Problem waren, können durchaus irgendwann ein echtes Problem werden, wie bei meiner Mutter oder bei Gina. Und wenn man unter einer bestimmten Situation eine Panikattacke bekommen hat, dann ist der Wiederholungsmuster garantiert. Deswegen glaube ich nicht, dass das Problem von alleine verschwindet (wie eine Laune), und das wir aktiv etwas unternehmen müssen. Was genau Konfrontation bedeutet, weiß ich nicht, aber ich kann es mir irgendwie schon denken. Ich glaube, das kann nur mit einer guten Vorbereitung funktionieren. Erst mal muss man die Techniken bzw. Strategien für die Angstbekämpfung kennen und trainieren, bevor man ein Konfrontationsversuch unternimmt, denn wenn nicht, dann kann es ganz schön in die Hose gehen und eine weitere Panikattacke ist ganz bestimmt nicht hilfreich! Ich versuche es erst mal mit Büchern, und wenn ich's alleine nicht packe, dann muss professionelle Hilfe herbei. Ob die Krankenkasse so etwas bezahlt??

Bis demnächst,
jfp

sorry gine, ich habe deinen Namen falsch geschrieben...

kein problem ja die krankenkasse übernimmt die kosten einer therapie

ja die krankenkasse bezahlt die therapien bei angsterkrankungen. das aller wichtigste ist, das man nicht, nur weil man eine panikattacke hatte, die situation in der sie aufgetreten ist, vermeidet. die panik ist nicht schlimm für dich, das ist NUR ein gefühl. und nur die tatsache, dass man die situationen meidet führt dazu, dass die panik in immer anderen situationen auftritt. verliere keine zeit und konfrontiere dich mit den situationen. nimm eine vertrauensperson mit, damit du nicht zurück schreckst. such dir so schnell wie möglich fachlich hilfe von einem therapeuten, je länger du wartest, um so schlimmer wird es.





Prof. Dr. med. Thomas Hillemacher
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