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Hat jemand Erfahrungen mit Ergotherapie bei psychischen Krankheiten gemacht? Bei mir liegt der Fokus auf Ängsten.

Ich bin in ambulanter Psychotherapie und warte auf einen stationären Therapieplatz. Da mir die ambulante Therapie momentan nicht ausreicht und ich gerne mehr an meinen Themen arbeiten möchte, stieß ich im Internet auf die Möglichkeit mit Ergotherapie zusätzlich neue Impulse zu bekommen.

Ich weiß nicht, ob das wirklich in meinem Fall geeignet ist und was dann konkret dort gemacht werden würde. Hat jemand bereits Erfahrungen gemacht?

26.10.2021 11:49 • 16.11.2021 #1


13 Antworten ↓


Hallo,

ja, ich habe mehrmals psychisch-funktionelle Ergotherapie gemacht und kann es auf jeden Fall empfehlen. Ich würde es immer wieder machen.

Ich habe viel gemalt und Collagen angefertigt. Es wurde immer ein Thema festgelegt und im Anschluss das Werk gemeinsam angeschaut und interpretiert. Ich konnte aber mit meiner Ergotherapeutin auch akute Situationen besprechen, manchmal haben wir auch Körperübungen oder eine Traumreise mit eingebaut, eben alles je nach Bedürfnis und Lebenslage.

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Ergotherapie psychisch-funktionelle Behandlung

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Hallo,
An was konkret würdest du denn gerne arbeiten wollen?

Ich bin einerseits Ergotherapeutin und andererseits betroffen von einer Panikstörung mit Agoraphobie.

Wie @Perle oben beschrieb kann man z.B. gestalterisch arbeiten. Das nennt sich dann ausdruckszentrierte Methode, um z.B. an seinen Emotionen zu arbeiten oder Ausdruck zu verleihen.
Auch Entspannungsmaßnahmen sind möglich oder das Bearbeiten und Übungen wegen verspannter Muskulatur.
Es gibt aber auch die Möglichkeit z.B. Alltagstraining zu machen, heisst z.B. bei gemeinsam Einkaufen zu gehen, sich eine Tagesstruktur erarbeiten etc..

Es kann sehr individuell gehandhabt werden. In einem Erstgespräch mit dem Therapeuten würden z.B. auch die Patientenziele und die ergotherapeutischen Ziele festgehalten werden.

Was wäre denn dein Wunsch, was in der Ergotherapie passieren soll?


Kann ich dir bei

Danke, nach euren Beschreibung sind da definitiv Dinge dabei, die mir helfen würden.

Gefühle in Bildern ausdrücken, aber auch Entspannungsmethoden wären vermutlich genau passend für mich und meine momentane Situation (PTBS). In der ambulanten Psychotherapie ist einfach viel zu wenig Zeit dafür da. Verspannte Muskeln habe ich auch extremst, aber dafür bekomme ich Physio.

Sind die Psychotherapeuten prinzipiell eher pro oder kontra Ergo-Therapieverordnungen? Ich habe keinen Psychiater, deshalb müsste es über den Psychotherapeuten lassen.

Ergotherapie ist eine ärztlich verordnete Heilmethode, wie Physiotherapie oder Logopädie. Will heißen, sprich mal deinen Hausarzt an, wenn du keinen Psychiater hast. Kann jedoch sein, dass die mit ihren Verordnungen, gerade im psychisch-funktionellen Bereich eher zurückhalten sind.

Meist werden 10 Einheiten mit einer Frequenz von1-2× Woche verschrieben. Eine psychisch-funktionelle Einheit dauert 60 Minuten.

Ein Psychologe kann das das nicht verordnen.

Wenn du eine PTBS und Angststörung hast würde ich mich aber bei den in Frage kommenden Praxen informieren, wie gut sie dafür aufgestellt sind. Das Behandlungsspektrum ist in den Praxen breit gefächert. Schwerpunkte sind oft Pädiatrie, also Kinderheilkunde und Neurologie. Bei psychischen Beschwerden, gerade bei einer Traumafolgestörung, würde ich mich erkundigen, wie es da bez. Erfahrung aussieht. Behandelt werden sie aber bestimmt ind wenn mehrere Ergos on einer Praxis sind gibt es eigentlich immer jmd. der sein Herz an den seelisch betroffen Patienten hängen hat.

Zitat von Sterneneule:
Ergotherapie ist eine ärztlich verordnete Heilmethode, wie Physiotherapie oder Logopädie. Will heißen, sprich mal deinen Hausarzt an, wenn du ...

Laut dieser Quelle kann es seit 1 Jahr auch ein psychologischer Psychotherapeut verordnen. Wenn das stimmt.

https://www.kbv.de/html/1150_48649.php

Hausarzt wird sich zurückhalten mit solchen Verordnungen, weil er sich damit definitiv nicht auskennt.

Hallo Lila12345,

ich hatte auch schon psychische/psychiatrische Ergotherapie, mir hat es auch soweit ganz gut gefallen.

Verschrieben hat sie mir der Psychiater.

Die Ergotherapeutin war nett und bemüht, aber man merkte auch, dass ihr die Erfahrung fehlte, mit wirklich schweren psychischen Krankheitsbildern umzugehen.
Wie @Sterneneule es schon schrieb: Ich würde vorher bei der in Frage kommenden Praxis genau nachfragen.
Denn bei mir war es genau so, wie @Sterneneule es beschrieben hat, es war eine normale Praxis für Ergotherapie, die viel mit Kindern und viel an eher neurologisch/körperlichen Problemen gearbeitet hat.
Ich empfand die Ergotherapie als schöne Ergänzung zur Psychotherapie, aber wirklich ernste Themen hätte ich mit ihr nicht besprechen können, Dekompensationen meinerseits hätte sie auch nicht auffangen können. Aber wie gesagt: Sie war trotzdem nett und bemüht.
Wir haben Entspannungsübungen gemacht, Imaginationsübungen, ein bisschen Kunsttherapie, auch körpertherapeutische Elemente waren mit dabei (aber da wurde es schon kritisch). Ich habe die Verordnung damals nicht verlängert, weil ich wirklich das Gefühl hatte, diese noch sehr junge Ergotherapeutin einfach zu überfordern. Ich hätte vermutlich wechseln sollen. Im Nachhinein hätte ich in der Praxis vorher genauer nachfragen sollen, aber es war zu einer Zeit, als ich therapeutisch noch nicht so erfahren war und noch nicht wirklich viel Ahnung hatte, was da genau auf mich zukommt.

Ich habe aber auch von Mitpatienten gehört, dass die durchaus sehr von ihrer Ergotherapie profitieren konnten.
Es ist so ein bisschen wie überall in der Welt der psychischen Behandlungen: Man kann Glück oder Pech mit dem zugewiesenen Behandler haben.
Und wenn man im Vorfeld genauer abklärt, was man benötigt, kann man seine Chancen auf eine/n passenden Therapeuten deutlich erhöhen. Das habe ich damals versäumt.

Aber von den praktischen Problemen abgesehen, war es grundsätzlich eine sinnvolle Maßnahme, die von der Kostenübernahme her auch relativ unproblematisch war. Also meiner Meinung nach als ergänzende Maßnahme ganz gut geeignet.

Zitat von Lila12345:
Sind die Psychotherapeuten prinzipiell eher pro oder kontra Ergo-Therapieverordnungen?

Ich glaube nicht, dass man das verallgemeinern kann. Ich denke, dass Psychotherapeuten abschätzen können, ob es für ihre Patienten im konkreten Einzelfall eine hilfreiche Ergänzung sein kann oder nicht.
Man sollte gute Gründe haben, nach einer solchen Maßnahme zu fragen. Es darf halt keine zusätzliche (quasi parallele) Psychotherapie im engeren Sinne sein, es muss eine Ergänzung sein, in der anders gearbeitet wird als in der Psychotherapie. Und es darf nicht der Vermeidung von Selbsthilfe und Eigenregulierung dienen, denn

was Therapeuten meiner Erfahrung nach nicht mögen:

- Wenn Patienten anfangen zu vermeiden, sich bei Problemen zwischen Therapiestunden auch mal selber zu helfen, das Prinzip Therapie ist Hilfe zur Selbsthilfe nicht akzeptieren wollen, Eigenverantwortung abgeben und Eigenregulierung vermeiden, indem sie die Regulierung ihrer Probleme immer mehr in andere Hände legen, sich nicht mehr selber helfen, sondern immer mehr nach Außenregulierung suchen (also die Hilfe anderer Menschen haben wollen), statt selber an sich zu arbeiten
- Wenn Patienten anfangen, neben der eigentlichen Psychotherapie noch eine Art zusätzlicher paralleler Psychotherapie bei einem anderen Therapeuten anfangen, weil sie einfach mehr über ihre Probleme reden wollen und ihnen die Zeit und die Aufmerksamkeit des eigentlichen Psychotherapeuten nicht ausreicht

Das wären meiner Erfahrung nach Gründe, aus denen sich Psychotherapeuten gegen eine ergänzende Ergotherapie (oder andere ergänzende Therapieformen wie z.B. Gruppentherapien) aussprechen. Zumindest sind das so die Argumente, die ich von Mitpatienten in Gruppentherapien gehört habe, wenn sie diese (oder ähnliche) Situation mit ihren Psychotherapeuten hatten. Sobald der Wunsch nach zusätzlichen Therapieangeboten vermuten lässt, dass der Patient die Eigenregulierung vermeidet und vermehrt nach Regulierung und Unterstützung von außen sucht, statt sich zwischen den Therapiestunden in schwierigen emotionalen Zuständen auch mal selber zu helfen, wird das oft kritisch gesehen.

Aber wenn der Psychotherapeut davon überzeugt ist, dass sein/e Patient/in gut an sich arbeitet, das Prinzip Therapie ist Hilfe zur Selbsthilfe gut verinnerlicht hat, bereit ist, bei Problemsituationen zwischen Therapiestunden auch Eigenregulierung zu trainieren und nicht immer nach Regulierung durch andere Menschen zu suchen
und
dieses ergänzende Therapieangebot nicht mit der eigentlichen Psychotherapie in Konflikt gerät (also keine Paralleltherapie ist),
unterstützen die meisten Therapeuten meiner Erfahrung nach solche ergänzenden Therapien oftmals.


LG Silver

Zitat von Lila12345:
Laut dieser Quelle kann es seit 1 Jahr auch ein psychologischer Psychotherapeut verordnen. Wenn das stimmt.


Ach guck mal, das wusste ich nicht. Ich bin erst seit kurzem in einer Praxis, ich habe vorher 20 Jahre im gerontopsychiatrischen und geriatrischen Bereich gearbeitet. Und Heilmittelverordnungen für psychisch-funktionelle Ergo für Erwachsene kommen vom Psychiater oder Hausarzt.

Find ich gut, dass Psychotherapeuten das nun auch begleitend verordnen können.

Meine Therapeutin ist bereit mir Ergotherapie zu verordnen. Sie findet die Idee super.

Ich finde es nur irgendwie schade, dass mir bisher niemand von dieser Möglichkeit erzählt hat und ich es nur durch Zufall gefunden habe. Besonders vom sozialpsychiatrische Dienst hätte ich sowas erwartet, ich habe explizit nach weiteren Möglichkeiten neben der momentanen Psychotherapie gefragt. Da kam aber gar nix.

Bei uns im näheren Umfeld gibt es keine Ergo-Praxis, die darauf spezialisiert ist. Aber in der nächsten großen Stadt habe ich spontan mehr als 10 Praxen gefunden, die laut Homepage auch einen Schwerpunkt auf psychisch-funktionellen Behandlungen legen. Zwei Praxen bezeichnen sich auch als Ergotherapie- Fachpraxis für Psychiatrie. Da werde ich zuerst nachfragen.

Gibt es bei der Auswahl der passenden Ergotherapie noch irgendwas zu beachten neben
- Erfahrung mit Krankheitsbild
- angewendete Methoden
- kurze Wartezeiten?

Das freut mich für dich.

Wartezeiten können in Praxen lang sein. Aber das kommt bestimmt auch auf die Region an. Und es gibt bestimmt auch soetwas, wie eine Dringlichkeitsliste. Bei uns warten Kinder bis zu einem Jahr auf einen Therapieplatz aber Handpatienten oder Patienten mit frischem Schlaganfall müssen akut behandelt werden können. Da gibt es bestimmt auch in anderen Praxen irgendwelche Notfall Kapazitäten. Ich würde durchaus erwähnen, dass du auf stationäre Aufnahme wartest und die PTBS/ Ängste gerade akut sind.

Ich würde einfach mal bei den Fachpraxen nachfragen, was sie anders machen als die durchschnittliche Ergotherapiepraxis oder welche Behandlungsmethoden sie speziell anbieten. Ob die Ergos sich im Bereich Psychiatrie z.B. zusätzlich fortgebildet haben. Vielleicht auch im Bereich Entspannungsmaßnahmen, Klangtherapie etc..
Oder ob sich jemand in der Praxis mit Traumatherapiearbeit auskennt.

Ich habe eine Ergopraxis gefunden. Wartezeit auf den Termin nur 3 Wochen.

Es ist eine Ergotherapie Fachpraxis für Psychiatrie. Das bedeutet, sie behandeln nur psychisch kranke Patienten.

Meine zuständige Ergotherapeutin hat früher jahrelang im BKH gearbeitet und kennt sich mit Entspannung und Kreativangeboten sehr gut aus, was ich ja gerne machen möchte. Die Praxis-Chefin hat eine Traumafortbildung, aber leider keine freien Termine. Bei Bedarf sind einzelne Gespräche aber möglich.

Ich hoffe, es stimmt genauso wie sie mir das jetzt erzählt haben. Es klingt fast schon zu perfekt. Einziges Manko: Es ist eine größere Entfernung (1,5 Std einfach mit ÖPNV).

Kann ich mich irgendwie auf den Ersttermin vorbereiten?

Hallo,

Ich habe auch Ergotherapie. Für meine Ängste, Depressionen und ptbs. Schon länger, aber immer mit Unterbrechungen. Also zwischendurch brauchte ich mal keine. Jetzt ging es mir schlechter nun hab ich wieder welche.

Ich habe da schon künstlerisch was gemacht. Also kreativ. Passend zu meinen Ängsten. Das nicht alles perfekt sein muss. Zum Beispiel. Oder mit Ton mal. Was ganz anderes ausprobieren. Sich das trauen. Aber auch körperlich. Da mutig sein dürfen. Oder laut sein dürfen.

Jetzt gerade machen wir viel mit dem Körper. Und haben so ein großes Yoga Tuch. An der Decke hängen. Da fühle ich mich geborgen. Ist so Ariel Yoga oder wie das heißt nur wir machen da kein Yoga drin sondern legen uns rein ( jeder in sein eigenes natürlich) oder setzten uns. Ich musste erst einmal dem Tuch vertrauen. Das ist schon geschehen. Jetzt fühle ich mich da drin sogar geborgen. Letztens war es ein Gefühl von geschützt. Schön.

Wir schauen immer was gerade dran ist. Was passt.

Beim Erstgespräch haben wir uns erst einmal nur unterhalten. Sie hat mir die Praxis gezeigt. Was möglich ist erklärt. Wir haben uns geeinigt was wir als erstes machen dann. Ich habe nur gute Erfahrungen dort gemacht. Weil es auch so Praktisch ist und nicht nur sitzen wie in der Therapie meistens oder so. Und trotzdem geredet wird. Und es hat mich weiter gebracht in einigen Dingen.

Mit ganz lieben Grüßen von
Delphie

Kann mir jemand sagen, wie hoch ungefähr die Zuzahlung ausfallen wird? Ich habe jetzt ein Ergotherapie-Rezept mit 10 Einheiten bekommen.

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Prof. Dr. med. Thomas Hillemacher
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