Hallo Silke,
es tut mir echt leid, dass es Dir so schlecht geht!
Zitat von SRittscher: wie bist du denn aus dem ganzen Schlamassel wieder rausgekommen?
Na ja, wirklich raus aus dem Schlamassel bin ich nicht wirklich, ich stecke noch mittendrin in der Problemlösung.
Ich mache intensiv ambulante Therapie, gehe in die Klinik, wenn es zuhause nicht mehr geht, und habe ambulant zusätzlich eine ambulante psychiatrische Pflege. Ich nehme an Medikamenten, was möglich ist. Durch die MS und die dazugehörigen Medikamente musste ich meine hochpotenten Neuroleptika absetzen, darum brauche ich regelmäßig fachmännische Augen, die beurteilen können, wann ich zu instabil werde oder psychotisch o.ä. werde. Die Symptome bemerke ich inzwischen meistens in frühen Stadien selber und kann diese dann einordnen, dann finde ich einen Umgang damit, indem ich einfach akzeptiere, dass sie da sind und mein Gehirn mir jetzt gerade einen Streich spielt, wenn ich diesen frühen Zeitpunkt verpasse, kann ich das nicht mehr, dann wird es Zeit für die Klinik, und das lasse ich mir von meinen Behandlern sagen und höre dann auch auf diese.
Ich habe Benzodiazepine als Bedarfsmedikation, nehme inzwischen statt eines SSRIs ein SNDRI.
Auch intensivere Therapiephasen, in denen es um intensivere Traumatherapie geht, mache in in der Klinik.
Es hat also viel mit
Akzeptanz zu tun. Es gibt für mich nur den Weg, meine Problemfelder mit Therapie durchzuarbeiten. Wenn ich ein Medikament umstellen muss, dann mache ich das, Absetzsymptome gehören da leider oft einfach dazu, gehen ja aber auch irgendwann wieder vorbei, also ziehe ich das durch, auch, weil es oftmals keine wirklich gute Alternative gibt. Und es gibt ja auch Medikamente, die diese Phasen erleichtern können. Und im Zweifel kann man das ja auch in der Klinik machen, wenn es gar nicht anders geht.
Quetiapin hatte ich irgendwann auch mal, habe ich auch wieder abgesetzt, weil es ungünstig gewirkt hat.
Und ich habe auch schon miterlebt, wie Mitpatienten wirklich fiese Entzüge (z.B. von einer schweren Tavor-Abhängigkeit) machen mussten, alter Falter, das ist wirklich heftig, aber es geht, auch wenn es alles andere als einfach ist.
Ich versuche, die Phasen, in denen ich ambulant zurechtkomme, möglichst lang zu halten, wenn es aber nicht mehr geht, akzeptiere ich, stationär gehen zu müssen, auch um meinen Mann zu entlasten, damit er schlimmere Phasen nicht allzu lange aushalten muss. Der ambulante Betreuer hilft auch sehr dabei, die ambulanten Phasen verlängern zu können.
Zusammenfassend: Ich akzeptiere, das folgende Komponenten aktuell zu meinem Leben dazugehören:- eine ziemlich schwere Symptomatik, die aktuell nunmal leider da ist, also akzeptiere ich sie
- Therapie (ambulant und stationär)
- Klinik (in (un)regelmäßigen Intervallen)
- ambulante Betreuung
- Medikamente und Medikamentenumstellungen
- ein Therapeut, ein Psychiater und ein Betreuer, die alle ein gewisses Mitspracherecht haben und auch gewisse Entscheidungen für mich treffen dürfen, wenn ich es nicht mehr kann
Die Situation hat sich dadurch de facto eigentlich nicht wirklich verändert, aber
mein Umgang mit der Situation hat sich verändert. Seit ich nicht mehr so dagegen ankämpfe, mit meinen Schicksal hadere und darüber verzweifele,
bin ich ruhiger geworden, die Therapie läuft besser und ich spare Energie, denn die Formel lautet ja:
Leiden ist Schmerz mal Widerstand. Das heißt: Je mehr wir gegen den Schmerz ankämpfen, umso stärker leiden wir darunter.
Den Schmerz kann ich aus der Gleichung nicht entfernen, aber den Widerstand.
Und ich stelle fest, dass es durchaus vorangeht, dass ich Fortschritte mache, wenn auch langsam. Aber das ist ok.
Ich weiß jetzt nicht, ob ich Dir damit weiterhelfen konnte, denn es ist jetzt nicht die schnelle Zauberformel, die den Schlamassel schnell beseitigt. Aber zumindest für mich ist es der einzig gangbare Weg.
Ich wünsche Dir alles Gute!
LG Silver