Ich habe noch was vergessen:
Vagusnerv-Stimulation wäre auch eine Möglichkeit, die für Dich vielleicht in Frage kommt. Das kann man natürlich mit irgendwelchen Übungen machen.
Aber man kann es auch mit Geräten über der Haut machen. Das verlangt dann keinen Eingriff. Und man kann es operativ machen. Das ist keine schlimme Geschichte. Ein paar Risiken gibt es da natürlich auch. Aber das müsste man einfach mal alles abchecken, ob das für Dich hilfreich sein könnte. Die Neurochirurgien kennen sich aus.
Probiere mal, ob Du mit dem, was ich Dir geschrieben habe, weiterkommst. Und falls nicht, dann kannst Du hier im Forum nochmal schreiben. Falls die mich bis dahin nicht gesperrt haben, weil ich das schreibe, was ich für richtig halte und nicht das, was irgendwer hören will, dann bin ich noch da und es kann gut sein, dass ich doch immer mal noch eine Idee habe oder was Neues weiß.
Ich weiß von einer Menge Menschen, die auch so übel dran sind. Und da hat bisher keiner EKT gemacht. Aber sie haben von anderen Behandlungen profitiert. Außerdem kommt so viel Neues in der Traumatherapie. Alles Mögliche wird nun miteinander kombiniert und teilweise weiß man noch gar nicht, mit welchen Therapiemodulen man am besten was ansteuert. Ich würde - wenn ich an Deiner Stelle wäre - auf das EKT noch verzichten und damit langsam machen. Das rennt nicht weg.
Und ich glaube, die Verfassung, auch bei jemandem wie Dir, hängt sehr daran, ob man Hoffnung haben kann. Und ich kann Dir sagen, es gibt berechtigten Grund zur Hoffnung. Und ich weiß von DIS-Patientinnen aus dem Kult, dass ihnen z.B. das Neurofeedback geholfen hat.
Was natürlich wichtig ist, ist, dass man jemanden hat. Eine gute therapeutische Anbindung ist eben sehr wichtig. Wir haben heute sehr viele sehr gute Traumatherapeuten und über kurz oder lang müsste es erreichbar sein, bei solchen Leuten unterzukommen. Jetzt hast Du schon so viel ausgehalten, dann hast Du auch die Kraft und den Mut, noch länger durchzuhalten und was zu versuchen, was Fortschritte ermöglichen kann.
Gib' nicht auf und wichtiger wie alle Elektronik und Verfahren ist, dass man wieder an diese Menschheit glauben lernt. Man hat nie verstanden, warum all so ein Wahnsinn in der Welt tobt und wozu Menschen fähig sind. Der Horror macht Angst ohne Ende. Das Hirn kapiert es nicht. Aber es ist einfach so: Der Mensch kommt doch relativ schnell an seine Belastungsgrenze. Dann hat er Angst. Und wenn das passiert, dann kommt er in uralte Instinkte, tut alles, damit er mit dem Leben davon kommt. Menschen rasten unter Druck schnell aus. Das ist nicht ihre wahre Natur.
Die Menschen sind in Wahrheit nicht so schlimm, wie sie sich manchmal aufführen. Und wenn man eben solche Wellen der Gewalt und Grausamkeiten erlebt hat, dann kann man das nicht vergessen. Das Gehirn warnt einen immer wieder, lässt nicht locker, kann es nicht glauben, dass Menschen doch nett sein können.
Sie sind netter als man denkt, man muss nur lernen, mit ihnen so umzugehen, dass sie ihre nette Seite zeigen werden. Sowas wie Kriege sind Ausnahmesituationen, da verwandeln sich Menschen in Engel oder Monster. Es bleibt eben eine extreme Stresssituation für alle, dementsprechend neigen die Leute zu Ausrastern und schlimmsten Auswüchsen.
Mein Tipp für Dich, glaub' einfach dran, was ich Dir hier aufgeschrieben habe. Der Glaube an das Gute im Menschen, das Vertrauen in Deine eigenen guten Gaben wird Dich am schnellsten aus der inneren Hölle tragen. Je mehr Vertrauen Du zulässt, desto besser wird es Dir gehen.
Die beste Waffe gegen Traumata ist Vertrauen. Vertrauen, das bleibt, auch wenn es ruckelt. Vertrauen, das kurz mal nachlässt, aber wieder aufsteht und sich stabil hinstellt und stehen bleibt. Das ist ein wichtiger Schritt nach vorne.
Die ganzen Ausraster, die Gewalt und Gemeinheit, die von Menschen ausgeht, ist nichts im Vergleich dazu, was sie an Liebe und Hilfsbereitschaft in sich tragen. Sei nett zu anderen, geh' auf sie zu, überfordere sie nicht, lass' sie langsam Dich kennenlernen und Du wirst sehen, dass die Menschheit dann ihr wahres Gesicht zeigen wird. Und sie wird Dich anlächeln.
Glaub's mir. Ich bin lange genug in Sachen Trauma unterwegs. Es ist alles viel leichter als man denken würde. Wenn man erst mal gelernt hat, mit allem umzugehen, es zu beherrschen, anstatt sich beherrschen zu lassen, dann geht es aufwärts. Das Neurofeedback und Tiertherapie sind für Dich gute Ansätze. Das ist nicht stressig, sondern macht Spaß.
Ich bin sicher, dass bei Dir noch längst nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft sind. Dass das lange dauert, bis es besser wird, ist so. Aber Schritt für Schritt wird es besser werden. Und wenn nicht, dann muss man eben nachhelfen.
Heute Nacht drehst Du Dich mal einfach auf die Seite und schläfst ruhig ein und durch. Das hilft auch was. Ich mag nich so viel öffentlich schreiben, aber ich weiß, was in der Traumatherapie alles im Anmarsch ist und dass es viele neue Möglichkeiten in der Zukunft gibt. Man darf sich nicht so viele Sorgen machen. In dieser Welt arbeiten viele Kräfte im Verborgenen. Wenn man denkt, die Welt geht unter, es gibt nix mehr, geht irgendwo eine Tür auf und es kommt einer rein und nimmt einen an der Hand und sagt: Ich hol' Dich jetzt hier raus!. Das ist natürlich nur ein Bild, aber so ähnlich ist das schon. Alles Gute erst mal!
Kosmos
16.02.2023 17:56 •
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