Pfingströschen
Ich hatte mich vor einiger Zeit hier angemeldet, aber da momentan nichts voran geht möchte ich einen Neuanfang starten. Ich würde mich sehr freuen, wenn sich einer die Zeit nimmt den langen Text zu lesen und mir etwas Helfen kann.
Falls ihr keine Zeit/Lust habt auf eine lange Geschichte, würde ich mich auch freuen, wenn ihr trotzdem meine expliziten Fragen beantworten könntet.
Kurz zu meiner Geschichte:
Seit 10 Jahren (bin jetzt 23) leide ich an Angst- und Panikstörung. Angefangen hat es in der Schule, wo ich anfing panisch zu werden in großen Räumen mit hoher Decke. Ich wandte mich an einen Psychiater der mir Venlafaxin 75mg verschrieb, die ich bis heute noch nehme. Gleichzeitig startete ich eine Verhaltenstherapie, die mir nicht wirklich viel brachte. Irgendwie schaffte ich 2012 mein Abi gut zu machen, denn die Angst hielt sich da noch im Zaum. Ich hatte eine neue tiefenpsychologisch fundierte Therapie angefangen, da mir die Verhaltenstherapie aufgrund eines schlechten Verhältnisses zum Therapeuten nichts brachte. Zu dieser Zeit kam ich auch mit meinem Freund zusammen (so alt wie ich). Ich begann ein Studium, brach es jedoch ab, da ich furchtbare Panikattacken auf dem Weg dort hin bekam. Das gleiche mit einer anschließenden Ausbildung, bei der ich nur am ersten Tag erschien. Die Panik wurde immer mehr und trat in verschiedenen weiteren Situationen auf. Damals wohnte ich noch zuhause. 2013 bin ich mit meinem Freund (auf Anraten meiner Psychotherapeutin) in unsere gemeinsame Wohnung gezogen. Da fing es erst so richtig an. Von heute auf Morgen bekam ich die Angst wenn ich auch nur das Haus verlies. Meine Therapeutin lies mich fallen, da ich den Weg zu ihr nicht mehr schaffte. Sie riet mir in eine Klinik zu gehen. Danach war es schlimm für mich. Ich konnte fast keinen Schritt mehr nach draußen gehen. Ich suchte mir eine neue Psychiaterin (Beginn 2014) in meiner Nähe und eine neue Therapeutin, diesmal eine liebe Frau mit der ich gut klar kam, die ich jedoch, weil sie ihre Ausbildung nach dem Heilpraktikergesetz gemacht hatte, alleine bezahlen musste. Es ging wieder etwas aufwärts, 2015 konnte ich wieder in den nächsten Supermarkt gehen oder mal mit meinem Freund den Park besuchen. Dann wurde meine Therapeutin krank, und ich hatte eine Lücke von 4 Monaten in der ich auf mich allein gestellt war. Es wurde alles wieder schlimmer, und auch nachdem meine Thera wieder einsatzbereit war, konnte ich nicht mehr hin. Denn ich kam nicht mehr aus dem Haus.
Seit letztem Jahr im Herbst bin ich wieder auf mich gestellt. Ich habe meine Venlafaxin vorrübergehend von meinem Hausarzt verschrieben bekommen (der arbeitet 2 Häuser neben mir). Komme ja nicht zur Psychiaterin. Der will mir aber keine mehr verschreiben weil er sich nicht über den Tisch ziehen lassen möchte. Was auch immer das bedeutet.
Die Kassenärztliche Vereinigung rät mir den Bereitschaftsdienst zu mir nachhause zu bestellen wenn ich keine Tabletten mehr bekomme und ein Rezept brauche. Habe ich zum glück noch nicht in Anspruch nehmen müssen, aber es scheint nur eine Frage der Zeit. Morgen habe ich ein telefonisches Beratungsgespräch erst mit meiner Psychiaterin, dann mit dem psychiatrischen Dienst.
Es wird wohl oder übel auf einen Klinikaufenthalt hinaus laufen.
Hier kommt jedoch das Problem: Mein Freund hat einen neuen Job und wird bis Dezember eingearbeitet, ist nur am Wochenende zuhause und wir haben 2 Katzen, wovon die eine Herzkrank ist und eine Lebenserwartung von 3-6 Monaten hat.
Außerdem habe ich furchtbare, furchtbare, Angst davor. Ich kriege Panik wenn ich nur daran denke.
Zu meiner Krankheit:
- In der 1. Verhaltenstherapie wurde nur gegen die Symptomatik gearbeitet.
- Bei der tiefenpsychologisch fundierten Therapie haben wir haarklein durchgekaut was meine Angst verursacht, wie sie entsteht und was mich belastet. Es wurde festgestellt, dass ich aufgrund von Misshandlungen in der Kindheit eine ptbs habe, und jegliche Ursachen wurden aufgedeckt
- Bei meiner lezten Verhaltenstherapie haben wir nocheinmal alles durchgekaut, diagnose: ängstlich vermeidende Persönlichkeitsstörung, wir haben versucht gegen die Symptome anzugehen...
Ich habe auch ehrlich fast keinerlei Angst wegen den körperlichen Paniksymptomen. Was mich so ängstlich macht sind die Gedanken die ich dabei habe. Du wirst verrückt (Mein Opa war shizophren und ich bilde mir ein, dass er mir seine Verrücktheit vererbt hat, meine Mutter ist depressiv und hat sich nicht ausreichend um mich gekümmert als ich klein war) Du drehst hier gleich durch und machst irgendwas komisches, dann wirst du eingewiesen, Was mach ich, wenn ich es nicht mehr klar nachhause schaffe und vorher durchdrehe?, Du wirst durchdrehen wie Opa und Mama... etc. etc. ....
Da komme ich einfach nicht weiter. Nicht allein.
Mit meinem Freund gehe ich 2 mal am Tag raus. Vormittags fahren wir Auto (Im näheren Umfeld,) und versuchen immer etwas weiter zu fahren. Nachmittags gehen wir spazieren, immer so 10 Minuten.
ABER: Fährt man mal einen einzigen Tag nicht, oder hat man einen schlechten Tag und nichts klappt, wirft mich das immer wieder auf Anfang.
Außerdem ist er ab Oktober für 2-3 Monate ja nur noch am Wochenende da....
Morgen bespreche ich mit meiner Psychiaterin, was ich außer Klinik noch tun kann. Wir wollen darüber sprechen (am Telefon natürlich), ob ich eine soziale Pflegekraft bereit gestellt bekomme, die 2-3 mal die Woche zu mir kommt und weiter übt.
Aber ich weiß, das Wort Klinik wird wieder fallen. Ich werde wohl in die Brandenburgklinik (Haus Barnim) gehen.
Da ich aber so fürchterliche, fürchterliche Angst davor habe, würde ich mich ungeheuer freuen, wenn ihr mir ein paar Fragen beantworten könnt:
Meine Fragen zu einem Klinikaufenthalt:
- Zur Klinik fährt man von mir 15 Minuten. So eine weite Strecke werde ich nicht ohne furchtbare Panik schaffen. Es wird wohl ein Fahrdienst kommen der mich abholen wird. Ist dann ein Arzt dabei, der einen irgendwie beruhigt? Oder wie schafft man es überhaupt erst dort hin zu kommen als Panikler? Hat da einer von euch Erfahrungen? Ich reagiere sogar mit Beruhigungsmitteln mit einer Panikreaktion.
- Wenn man als Panikler angekommen ist, und es irgendwie geschafft hat in das Gebäude zu kommen, kann man dann auch gleich auf sein Zimmer um sich runter zu fahren? Kann man dort die Besprechung und das Check-In machen?
- Wenn man am ersten Tag so viel Angst hat und sich nicht aus seinem Zimmer traut, was macht das Personal dann? Bekommt man Essen ins Zimmer? Brechen dann die Ärzte die Behandlung ab und schicken einen wieder Nachhause?
- Wie sind Vorgehensweisen wenn man sich gar nichts traut? Ich habe keine Sozialphobie und bin sehr gern mit Menschen zusammen, ich bin auch sehr offen, aber ich habe solche Angst mich nicht mehr runter fahren zu können, dass ich sehr wahrscheinlich am Anfang nicht viel mit machen können werde...
- Ich bin im 5. Semester eines Pädagogikstudiengangs an einer Fernuniversität. Kann ich in der Klinik weiter an meinen Hausarbeiten usw. arbeiten? Oder ist es verboten Arbeit mit in die Klinik zu nehmen?
Allgemein würde ich mich über jeden Hinweis, jede Erfahrung oder jeden Tipp freuen. Ob Ihr die Klinikfragen beantworten könnt, ob ihr mir was aus eurem Leben erzählen könnt, oder einfach ein Nettes Wort für mich übrig habt, ich freue mich über absolut alles!
Liebe Grüße und tausend Dank für eure Hilfe und Unterstützung
Pfingströschen
19.09.2016 15:56 • • 21.09.2016 x 1 #1