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Ich möchte heute gern mal ein „Wünsch-Dir-Was“-Thema aufmachen. Irgendwie bin ich gerade wieder etwas gefrustet, was das Behandlungsangebot in dem angeblich besten medizinischen Behandlungssystem der Welt angeht.

Im letzten Jahr sind zwei Kolleginnen aus meiner Abteilung an Krebs erkrankt, einmal Darm, einmal Brust, beides Zufallsbefunde im Frühstadium und noch gut behandelbar (zum Glück!). Was ich zm Behandlungsablauf mitbekommen habe, war folgendes:

- Beide wurden sofort stationär aufgenommen und innerhalb von einer Woche operiert.
- Beiden wurde sofort gesagt, dass sie sich jetzt komplett auf ihre Genesung konzentrieren müssen und dafür mind. 1 Jahr einplanen sollen. Die AU erfolgt in dieser Zeit automatisch und ohne weitere Rückfrage.
- Beide wurden sofort automatisch vom Psycho-Onkologischen Dienst besucht und bekamen das Angebot, während dieser Zeit unterstützende, psychologische Gespräche wahrzunehmen.
- Beide bekamen Kontaktdaten für einen Service, der sich um finanzielle Fragen rund ums Thema Krankengeld kümmert.
- Während der Chemo- bzw. Strahlenbehandlung gab es immer und zu jeder Zeit eine Stelle, an die sie sich bzgl. auftretender Nebenwirkungen wenden konnten und sofort entsprechende Medikamente etc. bekamen.
- Der Transfer zu den ambulanten Behandlungen erfolgte automatisch per Taxi – beide mussten sich nie um eine Fahrmöglichkeit kümmern, wenn es ihnen nicht gut genug ging, um selbst zu fahren.
- Die Kollegin mit dem Darmkrebs bekam eine Ernährungsberaterin zur Seite gestellt, die sie beim Thema Ernährungsumstellung unterstützt hat.
- Die Kollegin mit dem Brustkrebs bekommt seit Monaten umfangreiche Physiotherapie, Lymphdrainage und Mass. und Rehasport.
- Bei beiden wurde sofort und automatisch eine stationäre Reha-Anschlussbehandlung in einer Rehaklinik eingeleitet.

Jetzt bitte nicht falsch verstehen – ich finde das SUPER, und genau so sollte es laufen. Man ist schwer erkrankt und kann sich komplett auf die Genesung konzentrieren, weil es ein unterstützendes Gerüst gibt, das einen auffängt.

Dann bin ich mal in mich gegangen und habe das mit den Behandlungsangeboten verglichen, die man bekommt, wenn man an einer psychischen Erkrankung erkrankt. Ich habe mich da auf meine eigenen Erfahrungen bezogen plus das, was ich hier so im Forum lese. Und ganz ehrlich – auf so ganz viel bin ich da nicht gekommen. Vielleicht hat hier ja auch jemand gute Erfahrungen gemacht, dann wäre es klasse, wenn er/sie das hier mal schreiben würde.

Ich fühle mich eigentlich seit Beginn meiner Erkrankung im Jahr 2019 ziemlich allein gelassen. Von meiner Hausärztin und verschiedenen Psychiatern bekam ich kaum Unterstützung, vom Zugang zu Psychotherapie wollen wir mal gar nicht reden und alles, was mir irgendwie weitergeholfen hat, waren Dinge, die ich privat bezahlt habe. Ich finde, dass psychische Erkrankungen in unserem Gesundheitssystem immer noch nicht ernst genug genommen werden und das Ausmaß des Leids, dass man ertragen muss, immer noch unterschätzt wird. Es ist immer noch nicht in den Köpfen angekommen, dass viele Suizide verhindert werden könnten. Oder dass eine unbehandelte Angsterkrankung die Lebenszeit um bis zu 10 Jahre verkürzen kann. Dass nur ein Bruchteil der psychisch erkrankten Personen sich überhaupt Hilfe sucht. Dass man sich immer noch für eine psychische Erkrankung rechtfertigen muss.

Daher habe ich mir heute Nacht, als ich nicht schlafen konnte, mal überlegt, wie so mein Wunschtraum für einen Behandlungskonzept für psychisch Erkrankte im Idealfall aussehen könnte.

- Konsequente, verpflichtende Weiterbildung der Hausärzte bei den Themen psychische Erkrankungen, Nährstoffe, Vitamine und Hormone.
- Erweiterung der kassenzugelassenen Therapieverfahren um körperorientierte Ansätze sowie Ansätze zur Behandlung von Traumata.
- Konsequente Aufstockung der Kassensitze für Psychotherapeuten.
- Aufhebung der Beschränkungen in der Psychotherapie – keine Beschränkungen der Stunden, die ich maximal in Anspruch nehmen darf, keine Wartezeiten nach Beendigung einer Therapie, bis ich eine neue beginnen darf.
- Bei Verdacht auf eine psychische Erkrankung Erstkontakt über den Hausarzt. Dieser macht UNAUFGEFORDERT einen kompletten körperlichen Check inkl. Schilddrüse, Vitamine, Nährstoffe und Hormone und erstellt einen ersten medizinischen Behandlungsplan zum Auffüllen eventueller Defizite.
- Überweisung des Patienten innerhalb von 4 Wochen an eine Art Coach, der auf psychische Erkrankungen spezialisiert ist und der einen umfassenden Einblick in folgende Themen gibt: welche Psychotherapieverfahren gibt es, welche sind wofür geeignet, welchen Einfluss hat Sport und Ernährung, welche Entspannungsverfahren können helfen, was kann ich selbst dazu beitragen, dass es mir besser geht, Schlafhygiene etc.
- Vermittlung des Patienten innerhalb von 4 Wochen durch eine zentrale Stelle an ein Erstgespräch bei einem Psychotherapeuten, um auszuloten, ob eine psychotherapeutische Behandlung sinnvoll ist und wenn ja, welche Therapierichtung. Anschließend erfolgt aufgrund dieser Empfehlung eine Vermittlung durch die zentrale Stelle an einen festen Therapeuten.
-Automatische Weitervermittlung an einen Kurs zum Erlernen von Entspannungstechniken sowie an Sportgruppen, um den Patienten „in Bewegung“ zu halten.
- Check-up und Behandlung bei einem Physiotherapeuten, um ggf. muskuläre Verspannungen, Verklebungen etc. zu behandeln, die oft Missempfindungen verursachen, die als Herzinfarkt, Schlaganfall oder ähnliches interpretiert werden.
- Unterstützung durch eine Ernährungsberatung, um den Prozess durch eine gesunde Ernährung zu begleiten.
- Durch die Krankenkasse vermitteltes Beratungsgespräch bei einem Psychiater – was können Medikamente leisten, welche gibt es, umfassende Risiko-Nutzen-Anlyse. Und natürlich eine entsprechende Weiterbehandlung, sollte sich der Patient pro Medikament entscheiden. Dieser Schritt sollte in meinen Augen allerdings wirklich als letztes erfolgen, wenn alle anderen Schritte schon eingeleitet wurden. Ich denke, dass mit den anderen Maßnahmen schon viel abgefangen werden könnte, so dass die Anzahl an Medikamentenverschreibungen von Psychopharmaka enorm reduziert werden könnte.
- Bei längerer Krankschreibung ebenfalls Unterstützung durch eine Stelle, die den Patienten bei Fragen rund um das Krankengeld, finanziellen Engp#ssen etc. berät
- Und als letzter Schritt – falls die vorherigen nicht ausreichen: Unterstützung durch eine zentrale Stelle bei der Vermittlung eines Klinikplatzes – stationär oder Tagesklinik.

Ergänzt doch mal, welche Ideen Ihr noch habt. Es wird zwar nichts ändern – aber ich finde, man darf auch mal träumen

10.03.2024 10:21 • 12.03.2024 x 3 #1


21 Antworten ↓


Ich persönlich bin da bei einigen Deiner Wünsche durchaus bei Dir, wie wohl die Meisten. Aber realistisch betrachtet muss auch daran gedacht werden, wie das finanziert werden soll. Vieles von dem Du es wünschst ist bereits möglich, nur es wird nicht „unaufgefordert“ angeboten. Wie sollte das denn funktionieren? Wie früher beim Metzger „darfs ein bissel mehr sein“ oder wie heutzutage an der Supermarktkasse, wo unaufgefordert nach x Karten oder sonstwas gefragt wird?

So ein bissel ist jeder auch selbst in der Verantwortung, gezielt nach Möglichkeiten zu fragen und dann, aber auch tatsächlich nur dann, müsste eine Antwort konkrete Möglichkeiten aufzeigen und dürften nicht vorenthalten werden. Letzteres geschieht allerdings schon, ob durch Unkenntnis oder absichtlich, lass ich mal dahingestellt.

Leider googeln viele lieber Symptome, anstatt nach Sozialverbänden, Kassenärztlichen- oder Psychotherapeutischen-Vereinigungen, Sozialpsychiatrischen-Diensten oder caritativen Einrichtungen die Beratungen durchzuführen um einem zu helfen. Und natürlich tun sie das aber nur, nach „Aufforderung“ durch mich. Woher sollten sie denn auch von mir erfahren?
Wenn ich meiner Hausärztin alle meine gesundheitlichen Probleme schildere, werde ich selbstverständlich mit entsprechenden Überweisungen versorgt, denn wieviel Zeit soll Sie denn für mich haben, um alles selbst abzuklären. Mal von Laborkapazitäten und natürlich auch Fachkenntnissen abgesehen, denn sonst gäbe es ja keine Fachärzte. Außerdem bin ich ja nicht Ihr einziger Patient.

Das es zu wenig Kassensitze für Therapeuten gibt, ist leider traurige Wirklichkeit und auch die Kontingente sind für Sitzungen sind sicher mal zu überdenken. Aber solange Dies nicht verwirklicht werden kann, wäre es ja erstrecht nicht möglich eine von Anfang an unaufgeforderte vollumfängliche Leistung anzubieten.

Und zu guter letzt muss ich ja persönlich auch gewillt sein, mich auf das Angebotene ebenso vollumfänglich einzulassen und da brauche ich nur hier im Forum zu lesen, um festzustellen, was einige alles nicht wollen und bitte nicht falsch verstehen, jeder soll ja auch nur tun, was er oder sie will und eben lassen, was nicht gewollt ist.

Das es von Allem zu wenig für Alle gibt, ist traurig aber so ist es nunmal. Letztlich ist jegliche Hilfe nur Hilfe zur Selbsthilfe. Selbst bei körperlichen Beschwerden muss der Körper sich selbst heilen und das er dazu eine Chance hat, ist der modernen Medizin zu verdanken, die Behandlungen ermöglicht, die es früher mal nicht gab und Kenntnissen über Vorsorge.

Wären alle Menschen altruistisch, ginge es nicht um Geld. So ist aber nicht und nur das gute Gefühl, jemandem geholfen zu haben mach am Ende des Tages nicht satt, sondern das Essen, das für Geld gekauft wurde.

A


Behandlung körperliche Krankheiten vs psychische Erkrankung

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@Disturbed Dass das alles erst mal nicht finanzierbar und daher auch nicht umsetzbar ist, ist mir schon klar. Darum geht es mir in diesem Beitrag auch gar nicht. Es geht mir darum, einfach mal ein Bild aufzuzeichnen, wie eine optimale Versorgung psychisch erkrankter Menschen aussehen könnte. Welche Ansätze wären sinnvoll? Welche weniger?

Und dass nicht alle das komplette Rundumpaket wollen ist auch klar - muss ja auch keiner. Und es wird auch immer welche geben, die selbst bei bestem Angebot und Versorgung hinten rüberfallen.

Und zum Thema nicht finanzierbar - bei Krebspatienten geht es ja scheinbar auch. Wieso sollten da nicht Änderungen für psychisch Erkrankte möglich sein? Diese Gruppe wird in Zukunft den größten Teil der Erkrankten in Deutschland stellen wenn es so weitergeht in unserer Gesellschaft. Von daher wird sich in Zukunft da was ändern müssen, ansonsten wird ein signifikanter Teil der Gesellschaft nicht mehr oder nur eingeschränkt dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen.

Zitat von Kruemel_68:
Und zum Thema nicht finanzierbar - bei Krebspatienten geht es ja scheinbar auch

Ich persönlich finde es immer schwierig solche Vergleiche heranzuziehen, wenn es um die finanziellen Aspekte geht. Abgesehen davon sind es eben unterschiedliche Erkrankungen und gerade bei Krebs, bekommt auch nicht jeder jegliche Behandlung, die möglich wäre, aber horrende Kosten verursacht.

Bei der Psyche ist ja auch nicht unbedingt ein Vergleich der unterschiedlichen Krankheitsbilder möglich. Eine Spinnenphobie ist, wenn sie das einzige Problem ist, ja auch eine psychische Erkrankung. Trotzdem ist sie nicht mit einer Depression oder Schizophrenie zu vergleichen, außer das dies auch psychische Erkrankungen sind. Doch wenn es bei besagter Spinnenphobie (wohlgemerkt ohne etwas weiteres) beispielsweise nach 60 Stunden kognitiver Verhaltenstherapie keinen Erfolg gibt, wie lange soll das denn weitergehen? Leider wird halt nicht diesbezüglich differenziert und das ist tatsächlich das Problem. Ein Trauma benötigt garantiert mehr Behandlungszeit. Allerdings kann die im Einzelfall ja auch bewilligt werden. Es gibt also schon Ausnahmen von der Regel, aber die muss halt auch ausnahmsweise gewünscht sein.

Und ja, wünschen ist immer gut und richtig und vor allem, erlaubt.

Ich hätte noch einen Vorschlag:
Patienten zu verpflichten, es mit Medikamenten zu probieren, ihre Situation zu verbessern. Viele weigern sich ja von vornherein, welche zu nehmen und vergeuden jahrenlang therapeutische Ressourcen, ohne dass es hilft. Patienten, die eine körperliche Erkrankung haben, müssen ja auch in den meisten Fällen Medikamente nehmen.

Zitat von Schlaflose:
Ich hätte noch einen Vorschlag: Patienten zu verpflichten, es mit Medikamenten zu probieren, ihre Situation zu verbessern. Viele weigern sich ja von ...

Ui, heisses Pflaster...

Aber auch bei körperlichen Erkrankungen muss niemand Medikamente nehmen. Die letzte Entscheidung liegt immer beim Patient. Auch wenn ich zB Krebs habe, kann ich mich jederzeit gegen eine Chemo entscheiden.

Ich kann da voll mitgehen.

Es ist extrem bedauernswert,dass man sich als psychisch erkrankter Mensch nicht nur rechtfertigen muss sondern oftmals nicht ernst genommen wird (nichtmal von sogenannten Fachkräften),darüber hinaus auch teilweise sehr abwertend behandelt wird.

Ich finde, der Vergleich zu Krebs hinkt gar nicht. Meine Mutter hat auch Krebs und ist so umfassend in Behandlung, wie ich es mir mit meinen Erkrankungen nur wünschen könnte. Selbst ne schnöde Untersuchung auf einen Vitaminmangel muss ich selber bezahlen. Obwohl dieser eine Ursache für psychische Erkrankungen sein könnte. Aber nein, stattdessen bekommt man Medikamente gegen die psychische Erkrankung und kann dann gucken, ob man nen Therapieplatz bekommt. Meine Mutter kam nach ihrer Diagnose sofort bei einer Therapeutin unter, vom Krankenhaus angeleiert. Unsereins dagegen wartet teils nen Jahr auf ein Erstgespräch.

Zitat von Becky2024:
Meine Mutter kam nach ihrer Diagnose sofort bei einer Therapeutin unter, vom Krankenhaus angeleiert. Unsereins dagegen wartet teils nen Jahr auf ein Erstgespräch.

Hättest Du lieber auch Krebs, damit Du schneller in Behandlung kommst?

@Disturbed Auf solche bewusst provokativen Fragen gehe ich nicht ein.
Eine schwere Depression z.B. ist eine oftmals tödlich verlaufende Erkrankung. Ich unterscheide im Schweregrad nicht zwischen psychischen und körperlichen Erkrankungen.

Zitat von Becky2024:
Auf solche bewusst provokativen Fragen gehe ich nicht ein.

Bist Du doch gerade. Du musst mir aber nichts über eine Depression erklären. Ich hatte Dir nur eine Frage gestellt, auf die Du selbstverständlich nicht antworten musst. Und wie Du den Schweregrad von Krankheiten unterscheidest, ist deine Sache und interessiert mich persönlich jetzt höchstens dann, wenn Du approbierte Ärztin wärst, was ich allerdings nicht glaube.
Was ich aber als selbst seit Jahrzehnten an Depression Erkrankter Mensch so garnicht mag, sind Ichmenschen die anderen offensichtlich etwas nicht gönnen, weil es ihnen selbst nicht vergönnt zu sein scheint, obwohl dadurch ja kein tatsächlicher Nachteil besteht, weil dem anderen auf eine völlig andere Art geholfen wird.

@Disturbed Niemand von uns hat gesagt, dass wir Krebskranken ihre Behandlung nicht gönnen. Ganz im Gegenteil. Natürlich brauchen sie diese Behandlung.

Aber andere anders erkrankte Menschen bräuchten eben auch andere Behandlungsmöglichkeiten. Darum geht es doch hier im Thread und um nichts anderes.

Zitat von Disturbed:
Hättest Du lieber auch Krebs, damit Du schneller in Behandlung kommst?

Sorry, ich schätze Deine Beiträge hier sonst sehr - aber diese Frage ist doch Banane. Darum geht es hier doch gar nicht.

Hallo Krümel. Du schneidest hier ein sehr, sehr intersssantes Thema an.
Meiner Meinung nach, funktioniert Dein ausführlich beschriebener Vergleich aber nicht.

Was ist denn eine psychische Erkrankung.? Wie und wo genau beginnt eine psychische
Erkrankung? Ab wann sollte sie denn behandelt werden? Wie kann ein Mediziner das genau feststellen?

Ist Dir bekannt, dass sehr, sehr viele Menschen an einer psychischen Erkrankung leiden,
dies aber bestreiten.
Ab welchem Stadium ist den eine psychische Erkrankung überhaupt behandlungsbedürftig?

Viele Menschen mit einer psychischen Erkrankung verweigern eine Behandlung, weil sie
nichts selbst erkennen, was behandelt werden sollte.
Viele verweigern eine Behandlung und weigern sich Medikamente eine gewisse Zeit zur
Unterstützung einzunehmen.

Eine psychische Krankheit hat sehr, sehr viel damit zu tun, wie man mit seinen
unterbewussten Ängsten umgeht.
Das ist von Ärzten nicht beweisbar. Ärzte sind deshalb fast ausschließlich auf die Aussagen von
den Betroffenen angewiesen.
Mit welcher Untersuchungsmethode können sie den Schwergrad einer psychischen Erkrankung
messen?
Kommt es dann nicht oft auch zu merkwürdigen Situationen.
Wer viel und lange jammert, der hat gute Chancen behandelt zu werden.
Wer psychisch stark beeinträchtigt ist, dies aber nicht bei Ärzten rüberbringen kann oder will,
der hat möglicherweise weniger gute Chancen.

Zitat von Flame:
Es ist extrem bedauernswert,dass man sich als psychisch erkrankter Mensch nicht nur rechtfertigen muss sondern oftmals nicht ernst genommen wird (nichtmal von sogenannten Fachkräften),darüber hinaus auch teilweise sehr abwertend behandelt wird.


Ich denke schon, dass man als Mensch mit einer psychischen Erkrankung von Ärzten ernst genommen wird.
Aber, es fühlt sich vielleicht manchmal so an, als ob man nicht ernst genommen wird.
Ich vermute ein Grund liegt darin, dass ein Arzt erst einmal versucht zu verstehen, warum ein
psychisch erkrankter Mensch leidet. Also muss er versuchen zu hinterfragen und zu verstehen, warum
ein Mensch unter seinen Ängsten und unter seinen eigenen Gedanken teilweise leidet.

Und das wird sich sicher oft als sich rechtfertigen müssen und als abgewertet werden anfühlen.

@Hotin Danke für Deine ausführliche Antwort.

Zitat von Hotin:
Was ist denn eine psychische Erkrankung.? Wie und wo genau beginnt eine psychische
Erkrankung? Ab wann sollte sie denn behandelt werden? Wie kann ein Mediziner das genau feststellen?


Zitat von Hotin:
Ab welchem Stadium ist den eine psychische Erkrankung überhaupt behandlungsbedürftig?

Warum muss das definiert werden? In meiner Vision geht es eben genau darum, die Menschen nicht in Schubladen zu stecken. Behandlungsbedürftig wird es immer dann, wenn ein Mensch merkt: Etwas stimmt nicht. Ich kann meine Leben nicht mehr leben wie bisher. Ich habe Probleme auf der Arbeit. Ich habe keine Energie mehr. Ich kann die Dinge des täglichen Lebens nicht mehr leisten. Mein Lebensradius schränkt sich immer mehr ein. Und dann wird erst mal von medizinischer Seite und von psychischer Seite eine Bestandsaufnahme gemacht und geschaut - kann mann das vielleicht im Anfangsstadium noch mit wenig invasiven Maßnahmen wie Sport, Ernährung und Coaching in den Griff bekommen? Gibt es einen Nährstoffmangel, der dafür verantwortlich sein könnte? Reicht dem Menschen vielleicht schon, wenn er ein paar Stunden jemandem zum Reden hat?

Zitat von Hotin:
Ist Dir bekannt, dass sehr, sehr viele Menschen an einer psychischen Erkrankung leiden,
dies aber bestreiten.

Natürlich weiß ich das. Es wird immer Menschen geben, die sich nicht mit sich selbst auseinandersetzen wollen. Und es wird immer welche geben, die hintenrüber fallen. Aber auch um die geht es mir nicht. Sondern um die, die gern Hilfe hätten, die aber hinten rüber fallen, weil die Hürden aktuell zu hoch sind, Die nirgendwo zeitnah einen Termin bekommen und in der Zwischenzeit komplett allein gelassen werden. Mir geht es in meiner Visiion um ein niedrigschwelliges Angebot, dass vielleicht schon einiges abfangen kann, bevor das Kind komplett in den Brunnen gefallen ist.

Zitat von Hotin:
Viele Menschen mit einer psychischen Erkrankung verweigern eine Behandlung, weil sie
nichts selbst erkennen, was behandelt werden sollte.

Auch hier - das wird immer so sein. Es wird immer Menschen geben, die Hilfe verweigern. Das kann jeder selber entscheiden. Aber wer gern Hilfe haben möchte, sollte sie auch zeitnah bekommen.

Zitat von Hotin:
Das ist von Ärzten nicht beweisbar.


Zitat von Hotin:
Mit welcher Untersuchungsmethode können sie den Schwergrad einer psychischen Erkrankung
messen?

Warum muss die Erkrankung von Ärzten bewiesen werden? Das geht doch heute auch nicht. Der entscheidende Punkt ist, dass ein Mensch aktuell nicht mehr klar kommt und Unterstützung braucht. Damit ist vielen wahrscheinlich schon geholfen. Für die, die es richtig schwer erwischt hat, wird es dann sein wie jetzt auch schon - ein Psychiater erstellt eine Diagnose, die dann auch für benötigte AUs, Medikamentierung etc. benötigt wird.

Zitat von Hotin:
Wer viel und lange jammert, der hat gute Chancen behandelt zu werden.

Genau das soll es in meiner Vision ncht mehr geben - jeder hat Zugang zu einem niedrigschwelligen Angebot und hat nicht mehr das Gefühl, allein gelassen zu werden. Da braucht es dann kein lautes Gejammer mehr, um als Erstes an die Reihe zu kommen.

Wie gesagt, es geht mir hier in diesem Faden nicht um Realitäten. Sondern um Visionen, wie eine optimale Versorgung von Menschen mit psychischen Problemen aussehen könnte. Und da niemand von uns da ein Mitspracherecht hat, ist das Motto: Think big and out of the box.

Hallo Krümel,

Zitat von Kruemel_68:
In meiner Vision geht es eben genau darum, die Menschen nicht in Schubladen zu stecken. Behandlungsbedürftig wird es immer dann, wenn ein Mensch merkt: Etwas stimmt nicht. Ich kann meine Leben nicht mehr leben wie bisher. Ich habe Probleme auf der Arbeit. Ich habe keine Energie mehr. Ich kann die Dinge des täglichen Lebens nicht mehr leisten. Mein Lebensradius schränkt sich immer mehr ein.


Deine Vision ist meiner Ansicht nach eine sehr schöne Vision.
Nur wird sie leider nicht funktionieren können.

Zitat von Kruemel_68:
Warum muss das definiert werden?

Ganz eindeutig deswegen, weil wer Hilfe einfordert, der setzt einen Prozess in Gang der
Geld kostet.
Und ich befürchte, diese Vision lässt sich nicht annähernd bezahlen.
Sponsor-Mitgliedschaft

Zitat von Hotin:
Ich denke schon, dass man als Mensch mit einer psychischen Erkrankung von Ärzten ernst genommen wird. Aber, es fühlt sich vielleicht manchmal so an, als ob man nicht ernst genommen wird. Ich vermute ein Grund liegt darin, dass ein Arzt erst einmal versucht zu verstehen, warum ein psychisch erkrankter Mensch leidet. ...

Meine Erfahrung ist hier auch eine andere. Ich hatte bei keinem meiner Ärzte den Eindruck, dass sie sich die Mühe machen, zu verstehen was bei mri passiert. Im Gegenteil. Ich habe immer nur gehört: Das kann gar nicht sein. Sowas habe ich noch nie gehört. Da verrennen Sie sich aber in was.

Das gipfelte darin, dass ich 2019 in einer schweren, akuten Krise einen Notfalltermin bei einem Psychiater hatte (der mich nicht kannte, also Ersttermin), der in 10 Minuten die Diagnose Wiederkehrende mittelgradige Depression stellte (obwohl ich vorher noch nie psychische Probleme hatte und mein Hauptsymptom Panik und Ängste waren) und mich lapidar mit dem Kommentar abspeiste: Tja, in einer akuten depressiven Episode kann ich Ihnen jetzt auch nicht helfen. Wenn sie abgeklungen ist, können Sie ja mal über eine Medikation nachdenken.

Kannst Du Dir vorstellen, wie ich mich in dieser Situation gefühlt habe? Dass ich mich da nicht vor den Zug geschmissen habe, ist nur meinem Mann zu verdanken, der sich für Wochen ins Homeoffice zurückgezogen hat (das war noch vor Corona, da war Homeoffice gerade für Führungspositionen noch schwierig) und 24/7 auf mich aufgepasst hat, dass ich keine Dummheiten mache. Und in diese Nicht-Behandlung waren noch weitere Ärzte involviert.

Es gibt ganz bestimmt auch gute Psychiater und auch Hausärzte, die psychische Erkrankungen ernst nehmen - meine gehörten leider nicht dazu.

Zitat von Hotin:
Hallo Krümel, Deine Vision ist meiner Ansicht nach eine sehr schöne Vision. Nur wird sie leider nicht funktionieren können. Ganz eindeutig deswegen, weil wer Hilfe einfordert, der setzt einen Prozess in Gang der Geld kostet. Und ich befürchte, diese Vision lässt sich nicht annähernd bezahlen.

Das weiß ich auch! Aber darum geht es mir doch gar nicht. Realität haben wir alle genug und jeden Tag. Ich möchte einfach mal rumspinnen und Visionen entwickeln - wie könnte eine Behandlung von psychisch Erkrankten im Idealfall aussehen? Aber das scheint irgendwie schwierig zu sein...

Wenn ich Star Trek schaue, weiß ich auch, dass das keine Realität ist. Trotzdem gefällt mir der Film und ich denke nach, wie die Zukunft der Menschheit vielleicht aussehen könnte.

Ich möchte einfach mal träumen und hatte gehofft, es würde vielleicht der ein oder andere mit mir träumen.

Zitat von Kruemel_68:
Kannst Du Dir vorstellen, wie ich mich in dieser Situation gefühlt habe?


Das kann ich. Ich weiß doch, dass Du mit vielem Recht hast.

Das ist auch einer der Gründe, warum ich hier im Forum seit etwa 10 Jahren schreibe.
Ich habe meine eigenen Hilfsansätze erarbeitet. Und schon vielen Menschen damit geholfen.
Kostenlos und mit enormem Zeitaufwand.
Falls es Dich interessiert, wer ich bin und was ich denke. Hier mal die Adresse meiner
Internetseite.

Nur, wenn Du gegen diese Ärzte redest, läufst Du gegen eine Wand.


Zitat von Kruemel_68:
Es gibt ganz bestimmt auch gute Psychiater und auch Hausärzte, die psychische Erkrankungen ernst nehmen - meine gehörten leider nicht dazu.

Da hast Du Recht. Leider gibt es in jedem Berufszweig gut und unfähige Personen.

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Prof. Dr. med. Thomas Hillemacher
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