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Es freut mich, dass du bald Bescheid weißt. Wobei ich finde, dass im Prozess der Diagnosestellung man schon viel erfahren kann über die Diagnosestellung selbst, was ich sehr interesant finde, aber auch über sich selbst.

Zitat von Jochanan:
Es freut mich, dass du bald Bescheid weißt. Wobei ich finde, dass im Prozess der Diagnosestellung man schon viel erfahren kann über die Diagnosestellung selbst, was ich sehr interesant finde, aber auch über sich selbst.


Du meinst wie die Diagnostik abläuft?
Ich weiß gar nicht, ob das bei anderen Diagnostiken ebenfalls so ist.
Ich bin ja schon seit einem halben Jahr dabei.
Aber ja, es ist sehr interessant!
Über mich habe ich tatsächlich auch einiges gelernt. Vor allem sorgt es auch dafür, dass ich mich besser verstehe und teilweise auch einschätzen kann. Und dabei habe ich noch nicht mal eine konkrete Diagnose erhalten. Aber schon allein das hilft ein wenig.

A


Autismus Diagnostik - Angst

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Ja, das meine ich.

Es war endlich so weit.
Das Abschlussgespräch.
Ich habe tatsächlich die Diagnose Autismus Spektrum Störung bzw. Asperger Autismus bekommen.

Ich habe es irgendwie immer noch nicht wirklich realisiert. An sich hat sich durch die Diagnose natürlich auch nichts geändert. Ich bin immer noch ich und alles ist gleich. Ich habe lediglich ein Wort dafür und eine Antwort auf sehr viele Fragen.
Und endlich kann ich die geeignete Hilfe bekommen! Und das ist etwas, auf das ich sehr lange gewartet habe.
Endlich werde ich Hilfe bekommen.
Es ist noch so surreal. So unwirklich. So weit weg.

Trotzdem ist da auch die Traurigkeit. Oder Enttäuschung. Sicher bin ich mir nicht. Aber... Jetzt kann ich anfangen zu lernen mich zu akzeptieren als die Person, die ich bin. Mit sowohl meinen Schwächen, als auch meine Stärken.

Ich muss noch lernen meine Grenzen besser zu erkennen. Vor allem durch die Gefühlsblindheit kann ich das nur sehr schlecht und meistens erst zu spät. Das muss sich unbedingt ändern. Das würde meine Lebensqualität ungemein steigern.

Ich habe noch mit niemanden darüber gesprochen. Ich möchte erst den Befundbrief abwarten, um es wirklich schwarz auf weiß zu haben.
Dazu, dass ich darüber reden möchte: Ich möchte, dass meine Familie das weiß. Sie wissen zwar von der Diagnostik, aber ich finde sie haben auch verdient das Ergebnis zu erfahren. Vielleicht wird es auch ein wenig eine Erleichterung sein für meine Eltern? Dass es nicht ihre Schuld ist? Dass sie nichts falsch gemacht haben?
Jetzt mal abgesehen von meinen ganzen Problemen. Für mich hat es auch etwas erleichterndes es endlich zu wissen. Weil ich jetzt verstehen kann. Nachvollziehen kann. Erklären kann.
Was, wieso, weshalb, warum ich wie denke, fühle, handle. Weshalb ich immer das Alien war, die Außenseiterin, die merkwürdige und komisch. Das Etwas.

Natürlich ist es keine Antwort auf alles. Wie sollte es auch?
Letztendlich geht es mir nur darum die geeignete Hilfe in Anspruch nehmen zu können und mich zu akzeptieren, wie ich bin.
Denn wie sie zu mir sagte Wenn Sie immer wieder so weiter machen, wird es Ihnen ganz schlecht gehen. Und das kennen sie auch schon.
Und ja, damit hat sie Recht. Ich kenne das schon.
Ich bin am Ende.
Aber jetzt kann ich Hilfe bekommen und da fängt meine Hoffnung an.

Herzlichen Glückwunsch liebe Mindhead. Mich freut es, dass du die Diagnosephase hinter dir hast und es nun fest steht. Bei dir ist es meiner Ansicht nach offensichtlich. Ich wünsche Dir, dass sich vieles nun im Leben erleichtern wird und du vor allem vieles besser verstehst und weniger Selbstzweifel oder Vorwürfe hast.


Könntest du einmal Näheres zu der Gefühlsblindheit sagen? Ich meine, mich zu erinnern, dass du sehr an deinem Bruder hängst und dir einmal Sorgen seinetwegen machtest.

Zitat von Jochanan:
Herzlichen Glückwunsch liebe Mindhead. Mich freut es, dass du die Diagnosephase hinter dir hast und es nun fest steht. Bei dir ist es meiner Ansicht nach offensichtlich. Ich wünsche Dir, dass sich vieles nun im Leben erleichtern wird und du vor allem vieles besser verstehst und weniger Selbstzweifel oder Vorwürfe hast.


Danke! Die Phase war auch sehr anstrengend. Aber das war es mir wert. Das musste sein. Ohne Hilfe schaffe ich es nicht viel länger.
Ich denke jetzt muss erst der Prozess kommen, wo ich das wirklich realisiere und akzeptiere. Und ich denke, dass das erst anfängt, sobald ich es im Brief stehen habe. Weil ich es dann lesen kann und nicht nur immer wieder im Kopf aus dem Gespräch höre.
Sie meinte auch, dass es bei mir offensichtlich sei. Für mich persönlich war es das aber eben nicht. Weil ich mir die ganze Zeit dachte, dass ich ja schon erwachsen bin und es doch schon vorher hätte auffallen müssen.
Aber das tat es. Nur hatte niemand an Autismus gedacht, weil die meisten eher den frühkindlichen Autismus kennen.

@kritisches_auge
Natürlich:)
Mit Gefühlsblindheit ist nicht gemeint, dass man keine Gefühle hat oder nicht empathisch sein kann etc.
Sondern, dass man seine eigene Gefühle nicht richtig erkennen kann bzw. sagen kann, was man fühlt. Das kennt natürlich jeder in gewissen Situationen, Weisen, aber hier ist es eben pathologisch und sehr ausgeprägt der Fall.
Einige Gefühle kann ich gar nicht erkennen. Die, die ich am besten erkennen kann sind Wut und Begeisterung. Fast alles andere muss ich mir irgendwie über Körpersymptome erschließen und naja, da bin ich nur semi-gut drin.
Und ja, mein Bruder und ich stehen und nahe. Er ist für mich der wichtigste Mensch.

Es ist nur ein Eindruck von mir, aber ich finde, wenn du dich bei vielem nicht wieder erkennst, dann ist es wichtig, dass du den Autismus bei dir erst siehst, um es besser zu verstehen. Aber eins nach dem anderen.

Zitat von Jochanan:
Es ist nur ein Eindruck von mir, aber ich finde, wenn du dich bei vielem nicht wieder erkennst, dann ist es wichtig, dass du den Autismus bei dir erst siehst, um es besser zu verstehen. Aber eins nach dem anderen.


Nein, nein. Ich sehe es natürlich schon bei mir und kann mich damit identifizieren.
Aber ich war mir trotzdem nicht sicher. Denn ich bin eben keine Spezialistin und hatte nebenbei auch irgendwie die Hoffnung, dass ich vielleicht doch noch die Person werden könnte, die man haben will. Aber das wird nicht passieren und jetzt kann ich endlich einen Schlussstrich ziehen. Ich kann aufhören jemand sein zu wollen, der ich nicht bin.
Letztendlich werden wir alle immer wir selber bleiben und das ist auch gut so.
Ich muss aber noch lernen, dass das auch für mich gilt

Danke für die Richtigstellung, Mindhead.

Zitat von kritisches_Auge:
Danke für die Richtigstellung, Mindhead.


Der Fachbegriff ist Alexithymie. Man findet recht viel im Internet dazu. Meiner Meinung nach sollte man da aber etwas aufpassen, da es teilweise schon einfach sehr leicht beschrieben wird.
Aber ja, das hat natürlich auch nicht nur mit Autismus zu tun. Gibt es auch ganz unabhängig davon und vermutlich kommt es auch häufiger bei Menschen mit starken Ängsten (vor allem Krankheiten/Hypochondrie) vor, ohne dass diese Menschen das wissen.
Ich wusste das ja bevor mir das gesagt wurde auch nicht, dass das bei mir so ist. Ich meine schon irgendwie, aber ich dachte es wäre normal.

Irreführend finde ich eben, dass man unwillkürlich denken könnte, der Betreffende
wäre unfähig dazu, Gefühle bei anderen zu erkennen.

Ich weiß nicht wie gut ich meine Gefühle erkennen kann, Wut und Begeisterung auf jeden Fall, auch Verlassenheit.

Zitat von kritisches_Auge:
Irreführend finde ich eben, dass man unwillkürlich denken könnte, der Betreffende wäre unfähig dazu, Gefühle bei anderen zu erkennen.Ich weiß nicht wie gut ich meine Gefühle erkennen kann, Wut und Begeisterung auf jeden Fall, auch Verlassenheit.


Ja genau. Ich habe auch erstmal nachfragen müssen, was das denn ist.
Also wegen dem Autismus kann ich auch nicht gut Gefühle etc. bei anderen erkennen. Aber das hat nichts mit Gefühlsblindheit zu tun. Aber ja, der Begriff Gefühlsblindheit ist wirklich irreführend. Deswegen wollte ich nochmal den Fachbegriff aufschreiben

Liebe Mindhead, ich finde, dass du eine sehr feinfühlige Person bist. Auf jeden Fall deutlich besser als die meisten, die ich kenne.

Zitat von Jochanan:
Liebe Mindhead, ich finde, dass du eine sehr feinfühlige Person bist. Auf jeden Fall deutlich besser als die meisten, die ich kenne.


Ich danke dir Ich versuche mein Bestes! Schriftlich ist es ja auch viel einfacher. Da habe ich die Wörter und kann es lesen

ich habe mal gehört, es sei ein Irrtum, dass Menschen mit Autismus keine Empathie empfinden. Sie drücken es nur anders aus oder empfinden es anders.

Zitat von Meteora:
ich habe mal gehört, es sei ein Irrtum, dass Menschen mit Autismus keine Empathie empfinden. Sie drücken es nur anders aus oder empfinden es anders.


Natürlich können Menschen mit Autismus Empathie empfinden Wir sind ja keine Psychopathen.
Aber ja, manche denken das immer noch.
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Nicht alle Autisten sind gleich. Die einen empfinden Empathie, die anderen nicht. Manche sind sehr gewalttätig, andere nicht. Manche sind extravertiert andere ruhig. Manche haben Spezialinteressen andere nicht, manche lügen, stehlen, manipulieren andere halten sich strikt an Regel und so weiter und so fort.... Ich erkenne bei mir selbst auch oft Unterschiede zu anderen mit AS und komme mit nicht-Autisten oftmals sogar besser zurecht. Nur weil man die Diagnose hat wird man deswegen nicht heilig gesprochen. Man ist damit nicht der kleine Trottel der nichts versteht und nicht bis 10 zählen kann. Der Begriff autistische Psychopathie den schon Hans Asperger prägte und selbst in meinem Gutachten so verwendet wurde, kommt nicht von nichts.

Ich sage auch nicht, dass wir alle gleich sind.
Trotzdem muss die wirkliche Psychopathie erstmal von Autismus getrennt werden.
Und hier ging es vornehmlich um die Gefühlsblindheit.

Natürlich gibt es Autisten, die so erstmal nicht empathisch sind. Ich bin auch nicht gerade der empathischte Mensch.
Aber das bedeutet nicht, dass man nicht fähig dazu ist.
Klar wird es auch Menschen mit Autismus geben die eine Antisoziale PS entwickeln. Kann ja sein.
Die autistische Psychopathie finde ich sehr interessant, aber sollte man auch kritisch betrachten. Ich weiß noch nicht, was alles in meinem Befundbrief steht. Den bekomme ich noch.

Ich wollte damit auch nur sagen, dass Psychopathie und Autismus zwei unterschiedliche Sachen sind.

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Prof. Dr. med. Thomas Hillemacher
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