Hallo Meteora,
ich würde Dir ja wirklich gerne weiterhelfen, aber Dein Beitrag irritiert mich ein kleines bisschen, daher weiß ich nicht, was Du gerade wirklich brauchst. Du bist hier schon so lange Mitglied, daher wirst Du vermutlich wissen (wie Du auch selber schreibst), dass Deine Horror-Vorstellungen von Kliniken nichts mit der Realität zu tun haben. Du wirst auch wissen, dass man dort nicht eingesperrt ist. Es geht hier doch offensichtlich nicht um die Einweisung auf eine geschlossene Station, die würde anders ablaufen, wir reden also vermutlich von offener Psychiatrie oder, noch sehr viel wahrscheinlicher, einer psychosomatischen Klinik, da kannst Du jederzeit gehen. Klar werden da abends die Außentüren abgeschlossen, aber das hat nichts mit eingesperrt sein zu tun, man wird ja auf Wunsch jederzeit rausgelassen, wenn man gehen möchte, es ist ja immer jemand da vom Personal. Und es geht ja auch nur um die Außentüren, innerhalb des Hauses ist ja meistens alles offen. In all den vielen Monaten, die ich in solchen Kliniken verbracht habe, habe ich nur eine einzige Personengruppe kennengelernt, die sich tatsächlich an der nächtlich verschlossenen Außentür gestört hat, und dass waren die Raucher, die gerne auch nachts eine rauchen wollten. Alle anderen, darunter auch wirklich schwer betroffene Angst- und Traumapatienten, hatten kein ehrlich ernsthaftes Problem damit, da man sein Zimmer ja jederzeit verlassen kann und durch die Klinik laufen kann (zumindest zu den Nachtschwestern hin). Und man kommt von dort genauso schnell weg wie von jedem anderen Ort auch. Tagsüber ist eh alles auf, und nachts ist es ein Gang zu den Nachtschwestern und gut ist. Ich habe mit wirklich vielen Mitpatienten viele Gespräche geführt im Laufe der Zeit, klar hatten alle ihre Problem und Triggerpunkte, aber eine de facto nicht wirklich undurchdringliche Außentür gehörte nicht dazu. Wenn jemand das mal zum Problem gemacht hat (was auch schonmal vorkam), stellte sich dann meistens heraus, dass das Problem eher ganz woanders lag und derjenige einfach Aufmerksamkeit brauchte, um ein anderes Problem zu lösen. Was auch passieren darf, auch das darf in einer Klinik vorkommen und wird dann therapeutisch adressiert.
Daher meine Frage: Was möchtest Du bzw. was hilft Dir gerade? Möchtest Du einfach etwas Mut zugesprochen bekommen, weil es ein schwerer Schritt ist (das mache ich gerne, und es ist ja auch nicht leicht, sich dazu durchzuringen)?
Oder möchtest Du ehrlich gemeint echte Tipps haben?
Zu Variante 1: Es ist eine gute Entscheidung, so ein Aufenthalt wir Dir guttun. Solche Kliniken sind meiner Erfahrung nach sehr angenehme Orte und total harmlos, da laufen keine gefährlichen Mitpatienten rum, das sind alles normale Menschen mit Problemen, keine Psychopathen (und ich kenne auch die schwierigen Stationen von innen). Du bist dort freiwillig und kannst jederzeit gehen, falls Dir das Behandlungskonzept doch nicht zusagt. Die intensive Therapie, die man alleine schon von der Menge der Therapietermine pro Tag in einer Klinik hat, ist sehr hilfreich, gerade dann, wenn sich Muster schon sehr eingefahren haben. Gegen schnarchende Mitpatienten helfen Ohrstöpsel, und außerdem schnarchen lange nicht alle Mitpatienten. Auch ist man durch die viele Therapie echt erschöpft (wie anstrengend stationäre Therapie sein kann, unterschätzen ganz viele Patienten) und schläft dadurch oftmals besser als zuhause, auf Wunsch kriegt man auch Medikamente, und wenn es mal gar nicht klappt mit einer Zimmernachbarin, kann man das mit der Klinik besprechen und oftmals wird dann eine Lösung gefunden, wenn sich das mit dem Konzept der Station vereinbaren lässt. Ganz viele Patienten profitieren sehr vom Kontakt mit den Mitpatienten, vielen fällt es in einer Klinik leichter, sich auf andere Menschen einzulassen und mit diesen ins Gespräch zu kommen, weil dort alle Probleme haben und quasi alle in einem Boot sitzen, da ist ein Kontakt irgendwie ungefährlicher als in der normalen Welt außerhalb der Klinik. Man fühlt sich verstanden und findet Gleichgesinnte. Viele beschreiben das Klinik-Gefühl wie das einer schützenden Käseglocke, erleben also die Klinik als schützenden Raum, nicht als Gefängnis.
Zu Variante 2: Hier bin ich mir unsicher, ob Du tatsächlich Tipps haben möchtest (Du schriebst ja, dass Du Sorge hättest, sozial unten durch zu sein, weil Du Deine Symptome als so schlimm erlebst). Ich kann, wenn Du möchtest, aus meiner Erfahrung heraus etwas dazu schreiben, warte aber erstmal ab, wie und ob Du mir antwortest. Ich möchte Dir keine ungewollten Sachen schreiben, die dann vielleicht falsch rüberkommen.
Ich wünsche Dir erstmal viel Erfolg für Dein Gespräch mit dem Psychiater und drücke die Daumen, dass alles in Deinem Sinne klappt!
LG Silver
30.06.2021 03:31 •
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