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@silverleaf
Danke dir! Das ist wirklich sehr lieb
Bin natürlich schon aufgeregt und habe etwas Bammel

Guten Morgen Muqq,

Zitat von Muqq:

Danke dir! Das ist wirklich sehr lieb
Bin natürlich schon aufgeregt und habe etwas Bammel

Sehr gerne !

Dass Du aufgeregt bist und etwas Angst hast, ist total normal . Das gehört irgendwie dazu, glaube ich .

Ich wünsche Dir wirklich von Herzen alles Gute für Deinen Aufenthalt !

Falls Du noch irgendwelche Fragen hast in Bezug auf DBT-Stationen: einfach immer raus damit!

Alles Liebe
LG Silver

A


Angst in die Psychiatrie zu müssen

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Zitat von silverleaf:
Guten Morgen Muqq, Sehr gerne ! Dass Du aufgeregt bist und etwas Angst hast, ist total normal . Das gehört irgendwie dazu, ...

Guten Morgen/Mittag

Ich denke auch, man weiß halt nicht, was auf einen zukommt.
Ich hoffe, es ist möglich ein Einzelzimmer zu bekommen, dass wäre mir sehr wichtig

Was genau macht man denn bei der DBT-Behandlung? Lernt man dort auch so genannte Skills?
Vielen Dank für Deine Hilfe

Hallo Muqq,

Zitat von Muqq:
Vielen Dank für Deine Hilfe

Sehr gerne !

Zitat von Muqq:
Was genau macht man denn bei der DBT-Behandlung? Lernt man dort auch so genannte Skills?


Vorweg: Ja, Skills sind ein ganz wesentlicher Teil.

Im Prinzip fußt die Behandlung therapeutisch auf 3 Säulen (ganz kurz umrissen):
- Stresstoleranz (Skill-Training, manchmal auch Fertigkeiten-Training genannt; innere Anspannung beobachten und einschätzen lernen, um diese dann regulieren zu können (und gar nicht erst so hochschießen lassen, unter Anspannung werden überschießende emotionale Reaktionen schlimmer); verschiedene Skills für verschiedene Anspannungbereiche finden, Skill-Ketten aufbauen, dysfunktionales Verhalten jedweder Art durch einen Skill ersetzen), und hierzu gehört auch Achtsamkeits-Training, also lernen, sich selbst zu beobachten, präsenter im Hier und jetzt zu sein, nicht zu bewerten, sondern einfach nur spüren, was gerade da ist.
- Emotionsregulation (Gefühle verstehen lernen: Warum reagiere ich in bestimmten Situationen so, wie ich es tue; warum sind die Emotionen manchmal so heftig, auch wenn der Anlass eigentlich gar nicht so groß war, wurde vielleicht etwas aus der Vergangenheit getriggert (also quasi ein altes Gefühl aktiviert); liegt unter dem Gefühl vielleicht ein anderes Gefühl (reagiere ich z.B. wütend, wenn ich eigentlich traurig bin), emotional schwierige Situationen analysieren lernen (wenn ich zu stark reagiert habe: wie kam es dazu? Anfälligkeitsfaktoren dafür identifizieren und reduzieren lernen (hatte ich Stress, schlecht geschlafen, nicht ausreichend gegessen/getrunken, vorher Streit mit jemand anderem.....)
- Interaktionstraining (Wie rede ich zielführend mit anderen Menschen, ohne mich in Probleme zu bringen, wie sieht gute/eindeutige Kommunikation aus (z.B. Bedürfnisse klar kommunizieren, persönliche Grenzen kommunizieren/Abgrenzung lernen, Nein sagen lernen, eine Position zielführend und fest vertreten können, ohne dabei unhöflich oder unterwürfig zu werden,...)

Dazu kommt dann noch ein sehr spezifisches Therapeuten-Verhalten, klare Regeln und Strukturen, Konsequenzen bei Nichtbeachtung dieser Regeln, aber auch Unterstützung beim Aufbau von positivem Alternativ-Verhalten
und eine sehr genaue Eigenbeobachtung (man führt recht viele Protokolle, Listen und Tabellen).
Zum Teil wirkt es wie eine durchaus strenge Therapieform, aber dabei muss man den Ursprung dieser Therapieform verstehen:
Trigger

Sie wurde ursprünglich entwickelt, um sehr suizidale und sich stark selbstverletzende Patienten aus dem Schlimmsten herauszuholen.


Dazu gehört dann z.B. auch, dass es Konsequenzen für dysfunktionales Verhalten gibt.
Trigger

Kliniken regeln das unterschiedlich, aber es ist z.B. nicht ungewöhnlich, dass einem Patienten, der sich selbst verletzt, die nächste Therapiestunde gestrichen wird.


Es geht darum, das dysfunktionale Verhalten erstmal zu stoppen, um dann ein positiveres, also langfristig nicht schädliches Alternativ-Verhalten aufzubauen.

Es gehört noch sehr viel mehr dazu, aber so ganz grob sind das die wesentlichen Dinge, die mir einfallen.

Ich hoffe, dass diese kurze Zusammenfassung halbwegs verständlich war und Dir einen ersten Eindruck vermitteln konnte.

LG Silver

P.S.:

Die konkrete Umsetzung sieht in jeder Klinik natürlich unterschiedlich aus. Jede Klinik setzt unterschiedliche Schwerpunkte und ist unterschiedlich streng.

Die oben genannten 3 Bereiche kommen daher, dass die DBT ursprünglich ja für die emotional-instabile Persönlichkeitsstörung Typ Borderline entwickelt wurde.
Und da diese im Kern eine Emotionsregulations- und Interaktionsstörung ist, legt die DBT da einen besonderen Fokus drauf.
Aber die DBT hilft auch bei allen möglichen anderen Diagnosen.
(Inzwischen gibt es auch eine speziell für Trauma-Patienten entwickelte Variante, die aber noch nicht so verbreitet ist.)

Die Gründerin Marsha Linehan war wohl selber auch an Borderline erkrankt (und Psychologin) und hat diese Therapieform gemeinsam mit ihren Studierenden und ihren Patienten entwickelt, sie wurde also wirklich aus der Praxis heraus entwickelt.

Es ist wissenschaftlich gut dokumentiert, dass es sich um eine wirkungsvolle Therapieform handelt.
Nichtsdestotrotz ist auch diese Therapieform nicht perfekt, es gibt auch Aspekte daran, die ich persönlich weniger gut finde/ablehne.

Aber insgesamt konnte ich für mich viele hilfreiche Erkenntnisse gewinnen und zwischenmenschliche Fertigkeiten entwickeln.

P.P.S.:
Was das Einzelzimmer angeht, würde ich direkt in der Klinik anfragen.
Bestimmt gibt es Kliniken, wo das möglich ist.

Ich will Dich nicht beunruhigen, da ich auch nicht weiß, wir Burghof das handhabt, es gibt aber tatsächlich einige DBT-Stationen, die ihre Patienten bewusst in 2er-Zimmern unterbringen, damit diese dadurch ihre zwischenmenschlichen Fähigkeiten trainieren können.
Kann also passieren, ist aber wirklich nicht überall der Fall.
Und falls das in der Klinik grundsätzlich möglich ist, werden sich bestimmt therapeutische / ärztliche Argumente finden lassen.
Das wird dann meist mit den Bezugstherapeuten besprochen (falls es psychologische Gründe sind, medizinische Argumente sind zumeist leichter zu vertreten und können oftmals schon im Vorfeld geklärt werden).

@silverleaf
Vielen lieben Dank für Deine ausführliche Antwort und auch die Zeit, die Du dir dafür genommen hast!

Das hört sich auf jeden Fall sehr interessant an und wäre auch alles neu für mich
Borderline als Diagnose wurde bei mir bislang noch nicht diagnostiziert.
Ich bin gespannt, welche Diagnosen noch so auf mich zukommen
Werden dort ggf auch andere/neue Medikamente gegeben?

LG
muqq

Zitat von Muqq:
Vielen lieben Dank für Deine ausführliche Antwort und auch die Zeit, die Du dir dafür genommen hast!

Sehr gerne !

Zitat von Muqq:
Borderline als Diagnose wurde bei mir bislang noch nicht diagnostiziert.

Das muss auch nicht passieren.
SVV kann auch völlig unabhängig von Borderline auftreten.
Und DBT hilft bei einer Vielzahl von Diagnosen, die Assoziation von DBT und Borderline liegt an der Entstehungsgeschichte dieser Therapieform.
Ja, man hat dort viele Borderliner, aber es sind bei weitem nicht alle. Und es gibt Borderline ohne SVV und SVV ohne Borderline.

Zitat von Muqq:
Ich bin gespannt, welche Diagnosen noch so auf mich zukommen

Ich hoffe für Dich, das vielleicht etwas gefunden wird, das Dir weiterhilft. Eine Diagnose ist ja im weitesten Sinne als Behandlungsplan zu verstehen und nicht als Stempel oder Etikett, wie es ja viele Patienten oftmals empfinden.
Auf vielen DBT-Stationen wird ein Test (ein ausführlicher Fragebogen) auf sämtliche Persönlichkeitsstörungen durchgeführt.
Ergeben sich da auffällige Werte, wird für die entsprechenden Persönlichkeitsstörungen ein diagnostisches Interview geführt, um die Diagnose wirklich abzusichern.
Eine sorgfältige Diagnostik kann einige Zeit in Anspruch nehme, wenn Du gerne eine solche hättest, würde ich das der/dem Bezugstherapeutin/en relativ schnell mitteilen, damit er/sie die Zeit dafür einplanen kann. Eigentlich ist es Standard, gerade beim ersten Aufenthalt (zuerst eine Anamnese, dann eine Diagnostik, dann Beginn der konkreten Behandlung, ist auch oftmals nicht so ganz trennscharf und kann sich zeitlich überlappen), aber es kann nicht schaden, das wirklich explizit zu erwähnen. Einige Therapeuten starten einfach relativ schnell mit einer Stabilisierungsphase und sind dann manchmal überrascht, wenn der Wunsch dann nach einigen Wochen doch aufkommt.

Zitat von Muqq:
Werden dort ggf auch andere/neue Medikamente gegeben?


Ja.
Viele (nicht alle) Kliniken passen die Medikation an. Kliniken sind tendenziell medikamenten-freundlich eingestellt (verschreiben also oftmals Medikamente), mit der Begründung, dass man besser von der Therapie profitieren kann, wenn Medikamente falls nötig zusätzlich unterstützen.
Neben dem Bezugstherapeuten hast Du zumeist auch einen Bezugs-Arzt, der diesen Bereich übernimmt.

Gerade auf DBT-Stationen arbeitet wirklich meistens das ganze Stations-Team am Patienten, die haben sehr oft Team-Besprechungen (fast täglich), in denen alles besprochen wird, mit dem Ziel, dass jeder vom Stations-Team über jeden Patienten informiert ist (auch hier: ist vielleicht nicht in allen Kliniken so, kommt aber oft vor).

LG Silver

Hast du denn mit der Klinik überhaupt schon Kontakt aufgenommen? Meistens gibt es längere Wartezeiten. Und auch die Krankenkasse muss erst zustimmen, die Kosten zu übernehmen.





Prof. Dr. med. Thomas Hillemacher
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