Fashion_Angel
ich bin gerade in ambulanter Kurzzeittherapie, die nun in eine Langzeit umgewandelt wird - wegen PTBS, psychosomatischen Beschwerden und Panikstörung auf Grund von Häuslicher Gewalt, Stalking inkl Mordversuch, sexuellem Missbrauch in der Kindheit/Jugend. Also einiges, was da zu bearbeiten ist.
Vieles wird mir nun erst nach und nach klar, was da in meiner Vergangenheit abgelaufen ist. Meine Abwehrmechanismen waren über Jahrzehnte sehr aktiv (verdrängen, schön reden, abspalten von Erinnerungen, die nun wiederkommen etc) und genau mit denen habe ich nun zunehmend zu kämpfen.
Meine Therapeutin ist klasse, ich fühle mich sehr wohl und sehr gut unterstützt, könnte mir alles mit ihr in der Therapie vorstellen bzw weiß, sie würde mich nicht fallen lassen. An ihr liegt es also nicht.
Bisher kratzen wir immer nur an den Oberflächen. Ich habe noch nie Details o.ä. von einem traumatischen Erlebnis erzählt. Das waren immer nur sehr allgemeine Aussagen, z.B. dass ich regelmäßig Todesangst hatte und es immer nur ein schmaler Grat zwischen Leben und Tod war. Das ist für mich ein Kratzen an Oberflächen, aber es reicht aus, um mich komplett aus der Bahn zu werfen.
Ich habe vermehrt Flashbacks, auch Körpererinnerungen und extreme körperliche Reaktionen (Zittern, Übelkeit, Erbrechen, Herzrasen usw.), wenn die Erinnerung bzw Gefühle zu stark werden. Das macht mir Angst. Was wird dann passieren, wenn ich wirklich mal ein traumatisches Erlebnis anspreche?
Ihr ist das auch schon aufgefallen, dass es mir nach solchen Oberflächen deutlich schlechter geht.
Sie legt mir regelmäßig einen Klinikaufenthalt nahe über den ich nun auch schon nachdenke, also zumindest Tagesklinik. Doch ich habe ihr einige Erklärungen geliefert warum so was für mich (jedenfalls momentan) nicht in Frage kommt und sie konnte einsehen und hat verstanden, dass eine Klinik nicht die Lösung ist.
Ein Grund ist z.B., dass es mich komplett überfordern würde mich den ganzen Tag, wochenlang mit meinen Themen zu beschäftigen, denn aktuell hab ich 2x/Woche bei ihr Therapie und auch das ist schon kaum erträglich für mich, strengt mich an und überfordert mich komplett, so dass meine Seele momentan sogar nach Therapieabbruch schreit. Ich will vergessen, aufhören, meine Ruhe!
Dass das nicht realistisch ist und die Verarbeitung auch in 2 Jahren oder 5 Jahren genauso wehtun würde, ist mir klar. Weglaufen bringt nichts und ein Abbruch wird ohnehin nicht passieren. Auch das sieht sie, denn ich hab mein Ziel gesund zu werden klar vor Augen.
Ich mache neben der Therapie noch eine ganze Menge anderer Dinge zur Unterstützung, z.B. Körpertherapie, Physiotherapie, Austausch mit anderen, Yoga, Meditation, Sport, kreatives Arbeiten usw. Mehr würde in einer Klinik auch nicht passieren.
Für Außenstehende sieht es daher so aus als wüsste ich ganz genau was ich tue und warum (ja, das weiß ich in der Tat), als hätte ich meinen Weg klar vor Augen. Doch tatsächlich sieht es gerade anders aus.
Ich weiß zwar mit welchem Ziel ich all diese Dinge tue, ABER ich sehe nicht inwiefern mir das alles helfen soll. Wisst ihr was ich meine? Ob nun Klinik oder ambulante Therapie, ich sehe einfach nicht wie mir diese Gespräche und Aktivitäten helfen sollen das Erlebte zu verarbeiten.
Nur weil ich über die Traumata etc. spreche, soll es mir besser gehen? Die verschwinden dadurch doch nicht, sondern werden immer bleiben. Nur, weil ich einmal in der Therapie davon erzähle, soll es helfen?
Man sagt ja immer, was raus ist raus. Klar. Aber ich kann es mir gerade einfach nicht vorstellen, dass sich irgendwas dann ändert. Das wirft mich gerade ziemlich aus der Bahn, weil ich Angst habe, dass ich das alles mache und tue, aber es mir gar nichts bringt und ich es trotz all dem nicht schaffe - denn ich sehe es einfach nicht mehr wieso und inwiefern mir irgendwas dabei helfen kann/soll.
Habt ihr ähnliche Gedanken gehabt oder Erfahrungen gemacht in der Therapie? Wie seid ihr damit umgangen?
Ich weiß auch gerade nicht mehr, ob ich langsam und Stück für Stück meine Schutzmechanismen abbauen, heißt mich langsam an die traumatischen Erlebnisse herantasten sollte oder, ob die Holzhammermethode, also direkt einfach so von einem Trauma zu erzählen, besser wäre?
Ich sehe halt wie schlecht es mir schon beim Kratzen an den Oberflächen geht, das macht mir extreme Angst. Gleichzeitig habe ich das Gefühl, dass ich total feige, ein Weichei, Totalversager bin und mich komplett empfindlich und komisch anstelle, weil ich so heftig auf die Oberflächen reagiere und mich entsprechend davor sträube direkt von den Traumata zu berichten.
Ist denn das normal bei Traumatisierten bzw in der Therapie?
Ich hab halt über Jahrzehnte diese Abwehrmechanismen aufgebaut, um das überhaupt alles zu überleben... Ich komme mir so dumm und schwach vor, kämpfe gerade mit oder gegen mich selbst und weiß überhaupt nicht mehr wo das alles hinführen soll oder wie das weitergehen kann/soll.
Ich bin gerade in einem Tunnel, sehe irgendwie kein Licht am Ende und weiß auch nicht wie ich das Licht wieder einschalten soll. Ich hab zwar eine Menge Werkzeuge (Therapie etc.), aber ich weiß nicht mehr wie die mir dabei helfen sollen, was mir die bringen und wie ich mit meinen Abwehrmechanismen umgehen soll.
Bin gerade völlig am Ende...
Viele Grüße
22.11.2018 17:23 • • 27.11.2018 #1