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Hi ihr lieben,

wie bereits erwähnt bin ich in einer schlechten Phase und habe ganz starke Zwänge gegen mich selber. Kennt ihr das? Sie fühlen sich so real an. Kriege von meinen liebsten nur Bestätigungen das es zu 100% nur Zwangsgedanken sind und ich mir nichts antue. Dabei bin ich so ein lebensfroher Mensch. Aber dieser Gedanke ist sowas von real. Ist jemand in der gleichen Lage und möchte sich aufbauen?

04.07.2022 17:06 • 05.07.2022 #1


9 Antworten ↓


@Alina2245 : Zwangsgedanken, die gegen sich selbst gerichtet sind, kenne ich leider zu genüge, aber jeder Mensch ist anders, dadurch sind auch die Zwänge sehr unterschiedlich. Ich leide darunter schon eine lange Zeit, aber hauptsächlich in der Art, dass ich mich bestrafen muss, wenn ich z. B. ein glücklichen Moment erlebt habe oder weil ich vom Herzen lachen musste, dieses gönnt mir der Zwang nicht, ich muss dadurch eine Zwangsdepression erleiden, wonach ich längere Zeit nur noch am Heulen bin, weil ich z. B. durch meine Fantasie mir vorstelle, dass ich gestorben bin und Gott ausgeliefert wurde, er hasst mich so sehr, dass er mich leiden sehen will, er bringt mich jedes Mal aufs Neue noch grausamer um und erweckt mich immer wieder zum Leben. Die Leiden, die ich dabei spüre, fühle ich auch in der Tatsächlichkeit, sie sind so schmerzhaft wie der größte Schmerz, den ich wirklich erlebt habe. Ich gebe mir an allem Bösen, dass auf der Welt passiert, schuld, egal wann und wo es geschehen ist. Auch wenn meine Intelligenz sagt, du kannst nichts dafür, dass es die Verbrechen z. B. im 2. Weltkrieg gab, fühle ich mich dafür verantwortlich usw. Ich fühle mich halt allgemein unwohl, überhaupt geboren worden zu sein und noch hinzu als Mensch.

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Zwangsgedanken gegen sich selber?

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@Theophanus das hört sich ja ich schrecklich an! Bist du in Therapie?

Warum denkst du du bist schuld? Ist dir mal etwas passiert woran du schuld hattest und es bis heute nicht verarbeitet hast?

@Alina2245 :Ja, obwohl im herkömmlichen Sinn es nicht der Fall ist.

Beim ersten Fall geht es um meine Mutter, ihr ging es an ihrem Todestag körperlich nicht so gut. Ich hatte für den nächsten Tag eine Reissuppe mit Hackklößen angefertigt, es war schon spät und die trockene Wäsche wollte ich noch vom Dachboden runterholen. Ich bat meine Mutter, auf das Essen zu achten, sie gab ihr Einverständnis und ich ging hoch. Als ich runterkam, lag sie Tod in der Küche, weil sie unglücklicherweise mit ihrem Kopf gegen das Heizungsrohr fiel. Ich gebe mir für ihren Tod die Schuld, warum hat unsereins nicht einfach den Herd ausgestellt oder man hätte die Wäsche ruhig auch am nächsten Tag holen können.

Beim zweiten Fall geht es um eine junge Frau, die sich damals in der Jugendpsychiatrie in mich verliebt hat, weil unsereins aber in jemand anders sich verliebte, gab ich ihr ein schonendes Nein für ein Beziehungsstart. Wir verstanden uns trotzdem sehr gut und erzählten uns alle Sorgen. 5 Jahre später wollte sie mich treffen, sie wusste nur die Stadt, wo ich wohne und fand mein zu Haus trotzdem. Sie traf mein Vater an, ich war in dieser Zeit wieder in teilstationäre Behandlung, deswegen hatte mein Vater mich bei ihr verleugnet, weil er befürchtete, diese Begegnung würde mir nicht guttun. Er sagte zu ihr, dass ich längere Zeit in einer Klinik sei, obwohl unsereins jeden Wochentag am späten Nachmittag und am Wochenende sowieso zu Hause war. Beide trafen sich in kürzester Zeit wieder und zwar im Krankenhaus. Er erfuhr von ihr, dass sie sich erfolglos das Leben nehmen wollte, am nächsten Tag wollte er noch mal mit ihr sprechen, eine Krankenschwester sagte ihm daraufhin, dass sie in der Nacht sich leider erfolgreich ihr eigenes Dasein genommen hat. Als mein Vater viele Jahre später im Sterbebett lag, erzählte er mir alles, weil es ihm selbst wohl zur Last wurde, und jetzt ist es meine. Ich weiß nicht, ob ich sie hätte retten können, aber so wurde mir der Versuch genommen, weil man mich schützen wollte.

Ich stamme leider nicht nur von meiner Mutter ab, diese Linie stammt vor langer Zeit ursprünglich von Frankreich. Meine Vorfahren waren vom Glauben Protestanten (Hugenotten) und flohen aus ihrem Land wegen mehreren Pogromen. Deswegen waren einige aus unserer Familie schon immer sehr eng verbunden mit anderen Menschen, die Ähnliches erlebten. So war es auch bei Martha und Gerda, ihre Ehemänner gehörten dem jüdischen Glauben an. Sie sind meine Heldinnen, weil sie sich nicht getrennt haben von ihren Männern, wie leider es so viele andere taten, sie flohen aus diesem Land am Ende der Dreißigerjahre des letzten Jahrhunderts, ein Paar lebte daraufhin in den USA und das andere Paar in Australien. Aber ich habe auch die Linie des Vaters, ich bin so froh, meinen leiblichen Großvater nie gesehen zu haben, weil er glücklicherweise gefallen ist. Dieser Unmensch wollte sogar seinen eigenen Bruder ins Konzentrationslager bringen, weil dieser von dem Regime nichts gehalten hat. Nur weil seine Mutter um das Leben des Bruders gebettelt hat, blieb er am Leben. Mehr möchte ich über dieses Ungeheuer nicht sagen, weil er es nicht verdient, das man überhaupt von ihm spricht. Anstatt ihn habe ich den besten Opa bekommen, der mir beibrachte, dass Geschichte alles ist. Ich habe immer wieder das Gefühl, das ich kein Recht habe, am Leben zu sein durch meines Vaters Vater.

@Theophanus das ist alles sehr hart was da passiert ist!

Du ich kenne dich nicht aber wenn ich mir das alles anhöre kann ich dir zu 100% sagen das du an all dem nicht schuld bist. In keiner Art und Weise mein Vater nahm sich das Leben. Ich hatte sehr schlimme Schuldgefühle. Aber was ich sagen kann ist ich habe damit nichts zu tun er war schwer krank und hat sich nicht helfen lassen. Obwohl wir ihm alle helfen wollten. Und so war es auch mit deiner Bekannten. Dafür kannst du 0,0 das versichere ich dir. Das mit deiner Mama tut mir unendlich leid aber auch dafür kannst du nichts! Und sie würde auch niemals wollen das du dir die Schule gibst. Es war ein Unfall und daran warst du nicht beteiligt.

Und erst recht bist du nicht schuld an der Sache mit deinem Opa!

@Alina2245 : Ein Teil von mir sagt auch, dass ich dafür nichts kann, aber Gefühle wird man leider nicht einfach los. Ich fühle mich für das alles verantwortlich, vielleicht liegt es mit daran, dass ich schon immer anders war wie Mitmenschen in meinem Umfeld. Als Beispiel ich las lieber im Kindergarten, als mit anderen herumzutoben. Ich liebte die Literatur, Musik, Tanz oder Kunst, aber es musste ein gewisses Alter haben, andere hassten z. B. Faust zu lesen, ich habe es gerne verschlungen. Viele Menschen haben kein Verantwortungsbewusstsein und ich habe wahrscheinlich ein übertriebenen.

@Theophanus es ist nicht schlimm wie die anderen zu sein. Fühle mich auch immer ein bisschen anders die anderen gehen gerne feiern in Clubs ich habe dann lieber die Abende wo Bierpong gespielt wird und viel geredet wird. Mit Musik und allem bin ich auch immer ganz anders als die anderen. Das ist aber nicht schlimm!

Weißt du ich muss immer auf den Boden schauen weil ich mich sonst verantwortlich fühle diese kleinen Ameisen zu zertreten. Ich würde gerne jedes Lebewesen auf dieser Welt retten. Das kann ich aber nicht aber deswegen bin ich noch lange nicht verantwortlich dafür. Du bist ein sehr emphatischer Mensch und das ist auch gut so aber du kannst für all diese Sachen nichts! Redest du viel mit jemanden darüber

@Alina2245 : Eigentlich konnte ich nur mit meiner Mutter darüber sprechen, ansonsten waren es zig Therapeutinnen und Studenten, weil ich oft als Fallbeispiel für die heranwachsende zukünftige Generation von Psychologen und Psychiater zur Verfügung stehe und jenes auch gerne tue, damit ich für etwas zunutze bin.

@Theophanus Denk mal nicht an sowas, denk mal an dich! Du musst für dich ein Therapeut oder eine Therapeutin finden der du dich anvertrauen kannst. Oder einem guten Freund. Mache es nicht für andere sondern wirklich nur für dich. Ich denke das wird dir um einiges weiter helfen damit du ein Gefühl dafür bekommst ich habe das verdient.

@Alina2245 : Es tut mir sehr leid, ich habe mich wohl verkehrt ausgedrückt. Bei den Therapeutinnen handelt es sich um meine Behandelnden, bloß in den Jahren waren es schon einige, nur für die Studenten bin ich ein Fallbeispiel.

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Prof. Dr. Borwin Bandelow
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